Soziale Kontakte im Internet pflegen
Hallo zusammen,
jeder von euch kennt das. Man meldet sich in einem Internetforum oder einer sozialen Plattform an und wird dort aktiv. Man lern Menschen kennen, die unterschiedlicher nicht sein können und dann muss es ja auch mal passieren, dass man mit Usern Freundschaft schließt und eventuell auch in ICQ oder ähnlichen Chatprogrammen als Freund hinzufügt. All das ist eigentlich selbstverständlich geworden und sollte jedem von euch schon einmal wiederfahren sein.
Meine Frage an euch da draußen ist Folgende. Ist es nötig diese Kontakte zu pflegen? Ich meine, eigentlich spricht und schreibt man ja gerne mit diesen Leuten, weil sie einem persönlich ja sehr sympathisch und auch ans Herz gewachsen sind. Aber wenn man mal überhaupt keine Lust hat den PC an zu machen und zu chatten, grenzt man sich ja auch gewissermaßen von den Freunden ab, die man über das Internet kennt. Im wahren Leben spricht man ja auch mit seinen Freunden. Man pflegt seine Kontakte. Sollte man das im virtuellen Leben auch machen?
Gegenfrage. Triffst du dich real denn auch täglich mit deinen Freunden? Da mein direktes Umfeld, so wie ich auch, zu arbeitenden Bevölkerung gehört und viele davon auch Schichten arbeiten, ist ein tägliches Treffen gar nicht drin. Also muss man auch mit reinen Onlinefreunden nicht täglich chatten.
Ich habe zum Beispiel einen lieben Freund in Berlin. Sie wir sehen zwar, das wir beide online sind, aber es gibt nicht täglich was zu erzählen. Damit kommen wir beide bestens klar, das wir uns nicht täglich kontaktieren. Ein anderer Freund wohnt nur etwa 50 Meter von mir weg. Und da haben wir eher den Onlinekontakt, da wir zu unterschiedliche Arbeitszeiten haben. Seit wir uns kennen haben wir uns nur selten real gesehen.
Ich schätze, da muss man einfach ein bisschen unterscheiden, denn virtuelle Freunde sind definitiv nicht das gleiche, wie Freunde in der realen Welt. Mit realen Freunden ist man einfach mehr verbunden, denn sie kennen einen persönlich, sie kennen die Macken und Fehler, die man als Mensch hat und sie können für einen da sein, nicht nur mit Wort, sondern auch mit Tat. Ich finde an sich, dass man nur das auch als Freundschaft bezeichnen kann, Menschen die man im Internet kennengelernt hat, sind für mich eher einfach nur ''Bekanntschaften'' und keine Freunde. Diese Menschen kennen einen nicht, sie wissen nicht wie man wirklich ist, sondern kennen nur die Person, als die man sich gibt oder nicht?
Aus dem Grund würde ich virtuelle Bekanntschaften nicht als so wichtig ansehen, dass ich mich darum bemühen würde, diese Bekanntschaft zu pflegen und mich regelmäßig mit diesen Menschen in Kontakt zu setzen. Oft genug passiert es mir, dass ich auch überhaupt keine Lust habe, mich mit jemandem zu unterhalten und selbst wenn ich bei ICQ on bin, dann unterhalte ich mich manchmal nur mit einer Person und ignoriere alle anderen und selbst wenn ich schon wochenlang mit einer solchen Bekanntschaft nicht mehr geredet habe, liegt mir meistens nicht viel daran, mich regelmäßig mit diesen Menschen zu unterhalten. Manchmal mache ich das einfach aus Spaß, weil ich darauf Lust habe, aber dann fallen häufig schon Sätze wie ''Lange nichts gehört'' und dafür entschuldige ich mich auch nicht. Ich pflege Bekanntschaften und Freundschaften in der Regel nur mit Personen, die ich wirklich in der realen Welt kenne, an diesen Menschen liegt mir auch wirklich was und nicht an den Personen, mit denen ich lediglich ein bisschen bei ICQ quatsche.
Anders ist das natürlich mit Internet Bekanntschaften, die man persönlich kennengelernt hat oder umgekehrt Menschen, die man kennt, mit denen man aber aus welchen Gründen auch immer nur noch Kontakt über das Internet hat. Das ist was anderes und da bemühe ich mich auch häufig, dass ich da rechtzeitig auf Emails antworte und zum verabredeten Zeitpunkt im Chat on bin, wobei ich allerdings das Telefonieren dem Schreiben über das Internet vorziehe, aber das mag wohl Geschmackssache sein. Hier kennt man aber die Personen, mit denen man sich unterhält und daher ist das einfach was anderes und ich brauche mir keine Gedanken darüber zu machen, das besagte Person vielleicht doch ein anderes Geschlecht und Alter hat und mir nur was vorspielt, um zu versuchen bei mir zu landen oder so.
Ich denke da gibt es große Unterschiede. Meinen besten Freund habe ich im Internet kennengelernt. Da er in hannover wohnt und ich im Saarland konnten wir uns erst zweimal einige Tage treffen. Aber er hat meine Telefonnummer und ich seine und wir telefonieren halt ab und an dann, vorallem, weil er oft nichtmehr dazu kommt, online zu kommen.
Dann wiederum kenne ich Leute aus dem Internet, denen würde ich nie meine Nummer etc. geben. Aber ganz ehrlich bezeichne ich diese auch nicht als meine Freunde. Wenn ich Freunde habe, dann kann ich mich mit denen auch ohne das Internet verständigen, ansonsten würde ich sie nicht als Freunde sonder eher Bekannte bezeichnen. Aber jeder handhabt sowas ja auch anders.
Ich denke, dass man auch virtuelle "Freundschaften" pflegen kann und sollte. Denn auch diese Leute können sehr wichtig sein. Dabei würde ich aber unterscheiden in wirklich flüchtige Bekanntschaften oder Leute, die man getroffen hat oder treffen möchte. Leute, die einem sympathisch sind und mit denen man sich auch eine reale Freundschaft vorstellen könnte oder Leute, die man einfach nur durch Beiträge in Foren kennt.
Ich tu mich immer sehr schwer einen Menschen gleich auf meine "Freundesliste" zu stellen. Freundschaften bedeuten für mich mehr als nur ein paar belanglose Chatsätze. Da muss schon mehr bei rumkommen und diese Freundschaften pflege ich auch. Manche realen Freundschaften pflege ich sogar hauptsächlich über das Internet, weil ich zu weit weg wohne. Das ist schon alleine deswegen, weil ich meine alte Heimat vor 10 Jahren verlassen habe.
Also ich denke, das es da auch noch kleine und feine Unterschiede gibt, denn manche von den Online Freunden trifft man ja auch ab und an mal real. Grade wenn man Freunde irgendwo weiter weg wohnen hat, dann hält man mit denen ja auch übers Internet Kontakt, weil man halt nicht immer die Möglichkeit hat, sich zu sehen. Da denke ich, das man diese Freundschaften online auch genauso pflegen sollte, wie man reale Freundschaften pflegt, weil es ja auch sozusagen reale Freunde sind.
Bei den flüchtigen Bekanntschaften, die man nur durchs Internet kennt und auch gar nicht real trifft, finde ich es nicht so wichtig, wenn man sich da mal nicht so regelmässig meldet, bzw. man sich einfach nur ab und an mal mit ihnen unterhält, also praktisch nach Lust und Laune. Das solll natürlich nicht heissen, das man diese Freundschaften komplett schleifen lassen soll und sich nur einmal oder zweimal im Jahr mit denen unterhält, denn dafür bräuchte man sie ja nicht als Freund aufnehmen.
Ich denke auch, das man mit seinen realen Freunden einfach viel mehr verbunden ist, weil man ja auch einen Teil seiner Freizeit mit denen gemeinsam verbringt und für mich sind reale Freundschaften somit auch wichtiger, als solche flüchtigen online Freundschaften. Es gibt zwar auch da ausnahmen, aber die sind eher selten.
Wenn ich mich allerdings sehr gut mit einem Online Freund verstehe, dann schreibe ich auch sehr gerne mit ihm, bzw. ihr und halte da auch regelmässigen Kontakt zu, aber ansonsten mache ich es nur, wenn ich mal Lust und Zeit zum schreiben habe. Mein MSN ist auch nicht immer an, daher kann ich ja auch selber entscheiden, wann ich schreiben möchte und wann nicht.
Es gibt momentan nur eine Person, die ich nur übers Internet und nicht im wirklichen Leben kenne. Alle anderen reinen Online-Bekanntschaften habe ich in mein „Real Life“ integriert und treffe sie auch häufiger, allerdings ist das bei dieser einzelnen Person tatsächlich anders. Und diesen sozialen Kontakt pflege ich auch nicht so wie meine Freundschaften, stelle ich fest, allerdings glaube ich, dass das tatsächlich auch gerade einen besonderen Teil, wenn nicht sogar den Hauptteil dieser Bekanntschaft ausmacht.
Dieser eine Mensch ist mir bisher nur im Internet über den Weg gelaufen, allerdings haben wir auch zweimal innerhalb etwa eines Jahres miteinander telefoniert. Wir verstehen uns sehr gut und sprechen auch „dieselbe Sprache“, haben irgendwie einen guten Zugang zueinander. Allerdings haben wir uns kennengelernt als diese Person sich in einer schwierigen Phase befunden hat. Sie hatte gerade eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses erhalten und brauchte etwas mentale Unterstützung, die ich gern geleistet habe, weil ich das damals als selbstverständlich empfand.
Nun hat sich aber wohl gerade aus diesem Zuspruch, der von diesem Menschen als angenehm empfunden wurde, ein wirklich nettes Verhältnis ergeben, das ich auch durchaus als Vertrauensverhältnis bezeichnen würde. Es ist allerdings das einzige Vertrauensverhältnis, das ich ganz gezielt nicht zu einem „Real-Life-Verhältnis“ machen möchte, weil seine Besonderheit meinem Empfinden nach eben in dieser Anonymität begründet liegt.
Diese Person genießt mein Vertrauen und ich ihres, aber möglicherweise gilt das eben nur, solange wir uns nicht wirklich persönlich kennen. Vielleicht, jedenfalls kommt es mir tatsächlich oft so vor, ist dieses Vertrauensverhältnis ein besonders schönes und auch irgendwie wertvolles, weil wir uns eigentlich gar nicht wirklich kennen und auch nicht kennenlernen wollen. Ich denke, das gilt für beide Seiten. Das bedeutet so aber doch auch, dass wir gar nichts verändern dürfen, also diesen Kontakt auch nicht weiter pflegen dürfen, wenn wir ihn nicht verändern wollen.
Wir wissen natürlich einiges übereinander, aber eben längst nicht so viel wie man seinen Freunden erzählt. Zwischen uns besteht einerseits mehr Distanz als zwischen Freunden und andererseits mehr geistige Nähe. Keiner kann vom anderen auch nur ansatzweise einfordern, dass dieser sich engagiert, denn es gibt zwischen uns nichts als eben die Tatsache, dass wir uns kennen.
Diese absolute Freiwilligkeit ohne Verpflichtung ist vermutlich das Besondere an dieser Form von Beziehung. Und sie wird auch nicht weiter ausgebaut, weil das keiner von uns will – jedenfalls anscheinend, darüber gesprochen haben wir noch nicht und ich hoffe auch, dass das so bleibt, denn ich will hier gar keine Veränderung.
Es wäre in diesem Fall falsch, diesen sozialen Kontakt mehr zu pflegen und somit zu verändern, weil er gerade so wie er ist, so „verwildert“, ganz besonders ist. Wenn man es romantisch ausdrücken wollte, könnte man hier vielleicht von einem besonders reizvollen Rohdiamanten sprechen, der unbeschliffen einfach unverwechselbar und einzigartig ist, beschliffen, also sozial gepflegt, einer von vielen wäre, der nichts richtig Besonderes, nichts Einzigartiges mehr besitzt.
Ich würde deshalb nicht verallgemeinern wollen, dass man jeden Online-Kontakt zwingend pflegen muss, wie man das im wahren Leben auch tut. Es kommt wohl eher auf die Frage danach an, was für eine Art von Online-Kontakt das genau ist und ob man diesen in irgendeiner Richtung verändern will.
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