Kündigung wegen religiöser Grußformel
Das Thema Kündigung ist immer ein sehr heikles, denn die Meinungen über Recht und Unrecht gehen in den meisten Fällen dort sehr weit auseinander. Bekannt ist, dass es in letzter Zeit eine Reihe von kuriosen Anlässen zur Kündigung gab.
Dies ging dabei vom " Mitgehenlassen " eines Rabattcoupons im Wert von wenigen Cent bis zu der Kündigung, welche aufgrund des unangemessenen Verhaltens eines Mitarbeiters in einem Callcenter. Besagter Mann hat es für nötig empfunden jedem seiner Kunden zum Abschluss des Gespräches mitzuteilen, dass Jesus ihn/sie lieb habe. Der Mann sagte daraufhin aus, dass er nicht an eine Störung der Kunden glaube, dies sei zumindest durch die nicht negativen Reaktionen begründet.
Das Gericht entschied gegen den Mann. Ich persönlich glaube, dass dies rechtens war, denn wenn der Mann mir untergekommen wäre, so hätte ich meinen Einkauf wirklich noch einmal überdacht. Hinsichtlich der Kulturen Debatte, welche nicht zu verschwinden scheint, ist dieses Verhalten für mich einfach eingebildet und unangebracht.
Ich denke auf Vertraglicher Ebene sollte kein Diskussionsbedarf bestehen, da er nach geltendem Recht verurteilt wurde, aber wie steht ihr generell dazu, dass die Religion aus der Arbeit heraus gehalten werden soll? Eventuell gibt es Leute unter euch, die genau wie bei dem Fall des " verschwundenen " Rabattcoupons, hier nach mehr Arbeitnehmerfreizügigkeit fordern würde. In dem Falle würde mich eure Position sehr interessieren. Also, was sagt ihr dazu?
Also die Entscheidung ist zwar erst mal wirksam aber es besteht immer noch die Möglichkeit für den Mitarbeiter zum Bundesarbeitsgericht zu, gehen oder sich danach auf eine Verfassungsbeschwerde zu stützen. Von daher würde ich erst mal noch abwarten, ob die Kündigung überhaupt okay war. War das eine so schwer wiegende Verletzung, dass er fristlos gekündigt werden musste?.
Normalerweise gibt es erst eine Abmahnung bei Verstößen gegen den Arbeitsvertrag aber in diesem Fall scheint es ja fast so als hätte der Arbeitgeber von diesem Verhalten nur kurzfristig erfahren und danach die Kündigung ausgesprochen?!?. Inwieweit das aber eine Kündigung rechtfertigt, ist fraglich. Meiner Meinung bedarf es dafür eines schweren Verstoßes gegen die gegenseitigen Pflichten.
Wenn man im Callcenter arbeitet dann gibt es meines Wissens ganz klare Dienstanweisungen, was die Hotlinemitarbeiter den Kunden wie und wann sagen dürfen und müssen. Die Mitarbeiter werden in guten Hotlinefirmen regelmäßig dafür geschult, weil angeblich der Erfolg auch von der richtigen Sprechweise abhängen soll, die sich irgendwelche Marktstrategen ausgedacht haben. Die Mitarbeiter verpflichten sich dann vertraglich, genau diese Formulierungen zu verwenden, wie der Arbeitgeber das vorschreibt. Das hört sich erst mal ziemlich komisch an, ist aber einfach nachvollziehbar.
Von einem Bekannten, der im Callcenter arbeitet weiß ich, dass die dort zum Beispiel verpflichtet sind, bei jedem Gespräch am Ende noch mal abzusichern, ob alle Anliegen des Kunden geklärt sind, der bei dieser Firma anruft. Dabei ist es denen verboten den Kunden zu fragen, ob nun alle Probleme gelöst sind. Das soll vermeiden, dass die Kunden sich verarscht fühlen und dann zum Beispiel sagen, dass die Beziehungsprobleme mit der Freundin noch zu klären wären, was ja nicht Aufgabe der Mitarbeiter im Callcenter ist. Die genaue Formulierung die in diesem Callcenter vorgeschrieben ist habe ich mir nicht gemerkt, allerdings wirkte sie sehr gekünstelt. Die Mitarbeiter sollten in etwa folgendes Fragen: "Herr / Frau Y haben wir nun alle ihre Anliegen bezüglich ihres Anrufs angesprochen? " Wenn der Hotlinemitarbeiter sich nicht an diese und andere vorgeschriebene Formulierungen und Ablaufpläne hält, dann kann es vom Chef richtig Ärger geben, eben weil der Hotlinemitarbeiter sich verpflichtet hat, diese Anweisungen auch einzuhalten.
Jeder der schon mal in einem Callcenter angerufen hat weiß, dass da normalerweise immer das Sprüchlein kommt, dass der Anruf zu Schulungszwecken auf Speichermedien aufgezeichnet wird und dass man dem widersprechen könne. In diesen Firmen gibt es extra Abteilungen die mehr oder weniger häufig solche getätigten Anrufe zur Mitarbeiterkontrolle abhören und auswerten. Die Hotlinemitarbeiter wissen das natürlich auch. Hier als Mitarbeiter anzunehmen, dass es schon niemand merken wird, wenn man sich nicht an die Sprachregeln gehalten hat, ist ziemlich naiv.
Man kann sich schon darüber streiten, ob es gerechtfertigt ist, den Mitarbeiter deswegen zu kündigen. Da wäre es schon interessant zu wissen, wo der Mitarbeiter gearbeitet hat und wie oft er diesen Verstoß begangen hat. Sicherlich würde für den Anfang eine Abmahnung ausreichen und nur deshalb einem Mitarbeiter zu kündigen halte ich auch für übertrieben. Man kann sich auch durchaus über die Arbeitsbedingungen in Callcentern streiten, die nicht immer rosig sind. Natürlich zählt irgendwo auch die Religionsfreiheit. Aber wenn man im Dienst ist, dann muss man seine Religion ja nicht ausüben. Ich kann mir schon vorstellen, dass es je nach Firma, die diese Hotline beauftragt hat komisch klingt, wenn man die Kunden mit einem religiösen Spruch verabschiedet. Wenn man beispielsweise gerade eine telefonische Bestellung bei einem Erotikversand abgegeben hat, ist es schon befremdlich, wenn man dann so verabschiedet würde. Da könnte ich schon nachvollziehen, dass der Arbeitgeber da schädliches Verhalten sieht.
Natürlich darf jeder der Religion frönen, die er am passendsten für sich empfindet, aber ich finde, im Geschäftsleben hat das nichts zu suchen. Wenn ich mir vorstelle, zum Ende eines Gesprächs verabschiedet sich ein Callcenter - Mitarbeiter mit den Grußworten "Jesus liebt Dich" würde ich befürchten, einer Sekte anheim gefallen zu sein ohne es zu merken. Man möchte beim Geschäft irgendwie keine Religion haben.
Die Präsenz von Religion in der Öffentlichkeit wird heutzutage (im Mittelalter standen die Prediger mitten auf dem Marktplatz und teilten sich der Menge mit) schon oft als schiere Belästigung empfunden. Das fängt schon mit den Zeugen Jehovas an, die an der Straßenecke stehen und ihre Hefte zeigen. Man geht schnell vorbei und oft schaut man in die andere Richtung, weil man bloß nicht angesprochen werden und in eine religiöse Diskussion verwickelt werden will, die kein Ende findet.
Mir geht es ebenso. Ich schätze mal, daß das daran liegt, daß Religionsgruppen, die öffentlich in Erscheinung treten, schnell einen Sektencharakter annehmen, zumindest hat man das Gefühl Das haben sich Gruppierungen wie Scientology auf die Fahnen zu schreiben. Sagt am Telefon einer "Jesus liebt Dich" denkt doch der Gesprächspartner am anderen Ende: "der ist irre".
Natürlich soll jeder in seiner Freizeit tun, was er diesbezüglich für richtig hält, und wenn er 5 Mal am Tag nach Mekka beten will, soll er das tun, aber wie alle Teile des Privatlebens hat auch der der Religionsausübung im Berufsleben nichts zu suchen.
Also ich muss sagen, dass ich es schon sehr wichtig finde, dass man seinen Glauben und die Arbeit trennt. Die Arbeit ist eben die Arbeit und man muss einfach damit rechnen, dass man an seiner Arbeitsstätte mit Menschen zu tun hat, die nicht den gleichen Glauben verflogen, wie man selbst. Und es sich sicher, dass eben diese Menschen nicht mit solchen Grüßen wie ''Gott sei mit dir'' oder ''Jesus liebt dich'' behelligt werden wollen. Ich muss sagen, dass es mir schon schrecklich auf den Geist geht, wenn älter Menschen das zu mir sagen, wobei man es bei ihnen noch halbwegs verstehen kann, denn sie sind einfach enger mit der Religion verbunden aufgewachsen, als die Menschen heute und für viele dieser Menschen ist diese Grußformel normal und verbirgt keine Hintergedanken der Bekehrung oder sowas.
Aber wenn es um den Beruf geht, dann sollte man sich meiner Meinung nach schon definitiv zusammen reißen und sich beherrschen und der Beruf, egal ob im Callcenter, im Verkauf oder sonst wo, sollte nicht dazu genutzt werden anderen Menschen derart heuchlerisch seinen Glauben vorzuleben und ihnen den glauben geradezu aufzuwingen. Das ist unsinnig und ich würde es nur unterstützen, wenn diese Menschen dann gefeuert werden, ich würde mir das als Kunde nicht gefallen lassen oder hätte mit abwertenden Kommentaren geantwortet.
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