Immer gleich eine Therapie machen?
Was sagt ihr dazu, dass Ärzte immer gleich eine Therapie anbieten? Ist es wirklich immer notwendig? Sollte man wegen jedem Ereignis immer eine Therapie machen um es auf zu arbeiten? Ist es so schlimm, wenn man das eine oder andere Ereignis eher verdrängt? Und wenn verdrängen wirklich so schlimm ist, wann sollte man dann eine Therapie machen?
Ich frage aus einem bestimmten Grund. Ich hatte am 6. April einen Autounfall, der mit 80 Stundenkilometer und mehrere Überschlägen geendet hat. Der Unfall ist mir etwas unerklärlich, da ich nicht unter Zeitdruck stand, keinen Stress hatte, nicht zu schnell war oder sonst was. Es war ein technischer Defekt am Auto. Es war schon schlimm, vor allem da es am 66. Geburtstag meiner Oma war und ich zu diesem unterwegs war, sie an den Unfallort kam und es kurz vor meinem Ziel war.
Medizinisch gesehen geht es mir den Umständen entsprechend, die Wunden müssen halt noch heilen, doch es ist nichts schlimmeres passiert. Ich bin zwar nun im Auto schon ängstlich, bin seitdem auch noch nicht wieder selber gefahren, doch ich wüsste ganz ehrlich nicht, was eine Therapie da bringen soll. Denn ganz ehrlich im Detail vom Unfall und dem Überschlag und den Emotionen und was da einem durch den Kopf ging, will ich auch nicht reden. Ich denke auch, dass das mit dem ängstlich sein im Auto sich legen wird.
Ich muss wieder fahren, ist mein Job. Hatte schon vier Motorrad Unfälle und dies war der dritte mit dem Auto. Ich hatte nie Schuld und würde aber auch heute wieder sofort auf ein Motorrad steigen und das mit dem Auto wird auch die Tage kommen. Kann mich eigentlich wieder bewegen, dass ich es mir auch zutrauen würde. Da ich mit meinem Freund nun eine längere Strecke vor habe, wird es auch so kommen, dass einen Teil er fährt und einen Teil ich. Daher frage ich mich, ob man sich da nicht auch selber therapieren kann?
Hallo,
ich bin bestimmt nicht einer von denen die bei jedem geringem Schmerz direkt zum Arzt rennen oder eine Therapie in Anspruch nehmen würde. In deinem Falle sieht die Sache doch ganz anders aus. Ein Autounfall ist ja recht schwerwiegend und kann je nachdem schwere Psychische Folgen haben. Natürlich will ich nicht sagen das du das jetzt brauchst, aber jeder reagiert ja darauf anders. Manche stecken das schnell weg und können nach ein paar Tagen wieder im Auto sitzen und andere schaffen das vielleicht nie mehr. Da auch ein Arzt nie weiß wie das Individuum mit dieser Belastung umgeht finde ich es richtig das er immerhin eine Therapie anbietet. Ob man diese dann in Anspruch nimmt bleibt ja dann jedem selbst überlassen.
Eine schwierige Frage, da ja wie schon gesagt, jeder Mensch anders reagiert. Vielleicht bist du einer von denen, die das unter "so ist das Schicksal nunmal" verbucht, oder jemand, der das für sich wegsteckt, aber es noch irgendwo im Hinterkopf behält und irgendwann brichts nochmal aus.
Sich selbst zu Therapieren ist schwer, dazu braucht es viel Erfahrung und trotzdem viele intensive Gespräche mit den richtigen Personen aus dem Freundes/Familienkreis. Der menschliche Körper ist schon ein Wunderwerk, solche Unfälle zu überstehen. Die Seele ist noch ein viel größeres Wunderwerk, da sie uns manchmal alles vergessen lässt und wir normal weiterleben können ohne Angst. Ich bin kein Psychologe oder geschulter, der hier Ahnung hat, das sind alles meine persönlichen Eindrücke, also nimm das bitte nicht als Anleitung, allerdings vielleicht etwas als Denkstütze.
Du hattest ja nun schon einige Autounfälle und Motoradunfälle. Erstmal Respekt, dass du trotzdem wieder aufsteigst und dich nicht unterkriegen lässt. Ich glaube du bist für dich selber ein starker Mensch, der sich so leicht nicht unterkriegen lässt. Für mich macht das den Eindruck, dass du gut mit den Situationen umgehen kannst, was wohl auch daran liegt, dass du nie schuld warst. Wäre die Situation andersrum und du wärst Schuld an einem schlimmen Unfall würde dein Unterbewusstsein über die Zeit sicherlich anders reagieren. Meist äußert sich sowas langsam und du weisst noch nichtmal den Grund warum du auf einmal nervös und unruhig bist. Bei solchen Vorfällen wär dann eine Therapie auf jeden fall ratsam.
In deinem Fall seh ich das so: Entscheide das Individuell nach deinen Bedürfnissen und lass auch ein wenig die objektive Meinung von Freunden einfließen. So wie du schreibst, möchtest du momentan keine Therapie und somit wär sie auch total unsinnig, weil du dich nicht voll darauf einlassen würdest. Wenn deine Freunde allerdings merken, dass du dich veränderst oder du selber merkst, dass du mit deinen Gedanken nicht mehr bei der Sache bist, probier es doch einfach. Was soll passieren? Das du nochmal mit dem konfrontiert wirst, was du gefühlt und gedacht hast während des Unfalls? Nunja, das ist wohl Sinn der Sache und dann fängst du ja auch an zu verarbeiten.
Eine Therapie hilft dir dein Leben wieder in gerade Bahnen zu bekommen. Solltest du sie nicht benötigen, weil du mit dir selber im Reinen bist, hast du auch nichts verloren. Vielleicht tauchen auch Bilder oder Situationen auf, die du unbewusst verdrängt hast während des Unfalls. Sei froh, wenn diese bei der Therapie wieder auftauchen und verarbeitet werden können. Ich wünsche dir alles gute, bin aber sehr zuversichtlich, dass du den richtigen Weg für dich gehen wirst.
Therapien werden häufig überschätzt, denn sieh es mal so: Die meisten ''Knacks'' und Persönlichkeitsstörungen entstehen in unserer Kindheit, oftmals durch total banale und unscheinbare Dinge. Mutter bevorzugt Bruder einmal, die Person will ihr Leben lang nichts mehr von Männern wissen, tollwütiges Schaf gesehen, für immer Phobie gegen Schafe, Vater hat sich nicht genug um seine Tochter gekümmert, Tochter will im Erwachsenenalter nur noch alte Männer als Partner haben und so weiter und so fort. Kleine und zunächst normal wirkende Geschehnisse in unserem Leben können ganz große Auswirkungen auf uns und unseren Lebenslauf haben, dass ist uns zunächst gar nicht bewusst. Und wenn wir Sachen immer wieder und wieder verdrängen, dann kommen sie irgendwann einfach hoch und wenn man dann nicht in die Klapsmühle eingewiesen wird, dann kann man auch als Erwachsener manchmal starke Persönlichkeitsstörungen entwickeln, die sich vielleicht erst nach Jahren äußern, hervorgebracht und ebenso unscheinbare Auslöser, die das Verdrängte wieder hervorbringen und dann Phobien, Angstzustände und andere Verhaltensstörungen bewirken können.
Wenn du schon so viele Unfälle hinter dir hast, dann mag es vielleicht sein, dass du damit umgehen kannst und die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sich dieser Schock noch irgendwie in deinem Leben äußert, aber wenn du schon selbst sagst, dass du nicht darüber sprechen möchtest, dann ist das eigentlich schon ein Zeichen dafür, dass du das alles einfach verdrängst und verdrängen in der Art ist zwar für uns lebenswichtig und einfach notwendig, aber bei größeren Ereignissen wie diesen und wenn diese sich gar wiederholen, dann kann es einem schnell schon mal zu viel werden und das wirst du dann merken, wenn es so weit ist. Die menschliche Psyche ist komplex und vielleicht mag dir eine Therapie zunächst unsinnig und total unnötig erscheinen, aber meiner Meinung nach ist eine Therapie, so albern sie zunächst auch erscheinen mag, immer eine bessere Lösung, als dass man es einfach getrost ignoriert, verdrängt und vergisst, bis es auf einmal alles wieder hervor bricht und dann wirst du es vielleicht bereuen, dich nicht therapiert gelassen zu haben.
Ich denke auch, dass man nicht wegen jedem negativem Ereignis, das einem widerfährt, eine Therapie braucht. Wahrscheinlich denken manche Ärzte, dass bei bestimmten Dingen – z.B. etwas schwereren Unfällen – immer eine Therapie indiziert sei und schauen nicht auf den Einzelfall, ob es für den Patienten auch sinnvoll ist. Genauso wie die Unrat, Patienten nach bestimmten Eingriffen automatisch zu einer Kur oder Reha zu schicken, auch wenn diejenigen das gar nicht wollen.
Manchen Menschen bekommt es wesentlich besser, Dinge lieber hinter sich zu lassen und zu vergessen; der Ansatz, dass immer alles tiefgründig verarbeitet werden müsse usw., ist so gesehen nicht auf alle übertragbar. Man bekommt nicht automatisch irgendwann eine psychische Störung, nur weil man Ereignisse verdrängt hat.
Aus so einem Unfall kann man ja auch gestärkt heraus gehen, weil man gelernt hat, dass einem auch dann nicht viel passiert, wenn das Auto über die Straße purzelt und man so selbstsicherer wird als man es vorher war.
Ich kann nicht bestätigen, dass ein Arzt immer gleich eine Therapie vorschlägt. Zumindest die Ärzte hier in unserem Krankenhaus machen dies nicht. In der Regel wird nur in ganz extremen Fällen dazu geraten und dann meistens auch noch stationär, ansonsten steht es jedem Patienten selber frei sich zu überlegen, ob er oder sie eine Therapie haben möchte. Gezwungen wird ja sowieso niemand, aber auch bei Opfern schwererer Unfälle hat noch nie jemand erzählt, dass ihr oder ihm eine Therapie nahegelegt worden ist.
Ich glaube auch nicht, dass man immer gleich eine Therapie braucht. Ich denke, dass man in den meisten Fällen auch ganz gut selber in der Lage sein kann, seine Ängste zu überwinden und dass man auch alleine an sich selbst arbeiten kann. Eine Therapie kann einen auch zusätzlich unter Druck stellen, was natürlich auch nicht unbedingt produktiv ist und deswegen finde ich es immer sinnvoll, wenn man versucht zunächst ohne eine Therapie zurecht zu kommen und sich dann erst im Zweifelsfall dazu entscheidet, sich professionelle Hilfe zu holen.
Natürlich kommt das immer auf die einzelne Person und die Art und Weise ihrer Probleme an - so einfach pauschalisieren kann man eine Antwort auf diese Frage also mit Sicherheit nicht. Trotzdem scheint sich in den letzten Jahren eine gewisse Tendenz zur Therapie abzuzeichnen - jedenfalls kommt mir das so vor und meiner Lebensgefährtin ebenfalls, die sich auch beruflich ein wenig mit diesem Thema als Journalistin beschäftigt. Man kann jedenfalls mit Zahlen eindeutig belegen, das in den letzten zehn Jahren so viele neue Therapien angefangen wurden, wie davor nur nach dem Sturz der Mauer - was auch ein nachvollziehbares Ereignis gewesen ist, von dem es - so meine Meinung - aber in den letzten zehn Jahren keines gegeben hat.
Gerade bei traumatischen Erfahrungen mit oder durch Unfällen, kann es schon sein, dass man selbst dagegen vorgehen kann. So wurde es auch in unserem Bekanntenkreis mit der Hilfe von Freunden gemacht. Wir haben uns wirklich alle die größte Mühe gegeben, dass der, der damals den Unfall hatte, auch irgendwann wieder ins Auto stieg. Diesen Prozess haben wir ganz ohne eine professionelle Hilfe gemeistert und der Mann fährt heute wieder genau so gerne Auto wie vor seinem Unfall, obwohl er sich danach nicht einmal mehr in die Nähe von Straßen getraut hatte. Man kann dort also persönlich auch schon einiges bewirken, wenn man sich die Zeit nimmt, dem Opfer die Zeit lässt und sich gleichermaßen auch noch richtig viel Mühe gibt.
Natürlich gibt es aber dann auch Erfahrungen, die man gar nicht alleine aufarbeiten kann und bei denen auch die Hilfe der Freunde nichts mehr bringt. Dann die Hilfe eines professionellen Beraters in Anspruch zu nehmen, ist der einzige vernünftige und richtige Schritt, den man auch auf jeden Fall gehen sollte, wenn man in der Zukunft noch ein glückliches Leben führen möchte. Dagegen gibt es nicht das Geringste einzuwenden, denn ein Therapeut, der seinen Beruf gelernt hat, ist in den richtigen Situation durchaus Gold wert.
Dann ist es aber natürlich auch so, dass die Menschen in der heutigen Zeit schon wegen den geringsten Problemen in eine Therapie springen, obwohl sie eigentlich gar kein richtiges Problem mit sich herum tragen. Es scheint in manchen Gesellschaftskreisen sogar schon zum Must Do zu gehören, in eine Therapie zu gehen, um dort an sich herumwerkeln zu lassen. Diese Entwicklung kann ich wirklich nicht gutheißen. Es rührt aber wahrscheinlich daher, dass die Menschen heute weniger denn je in der Lage und dazu bereit sind, sich einfach mal intensiv mit sich selbst und der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Teils aus Faulheit, teils aus Angst vor dem, was sie dabei möglicherweise entdecken könnten. Da ist es dann oftmals eben der einfachere Schritt, sich von einem Therapeuten alles aus der Nase saugen zu lassen und dann vielleicht auch noch Rechtfertigungen für etwas zu finden, das seine Ursache vielleicht einfach nur im eigenen Verhalten hat - das dann für irgendwelche Probleme aber nicht verantwortlich gemacht wird, weil man ja irgendwo einen anderen Schuldigen finden kann.
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