Pfandsystem für verschusselte Schulsachen

vom 20.04.2011, 08:00 Uhr

Vor einigen Monaten habe ich im Internet einen Tipp gelesen, dass man eine Art Pfandsystem für verschusselte Schulsachen bei Kindern einrichten soll. Denn welche Mutter oder welcher Vater kennt das nicht, dass man in einem Schuljar nicht nur einen Spitzer oder Radiergummi oder auch Füllfederhalter kaufen muss, weil die Kinder entweder die Sachen verschusseln oder den Radiegummi zerlegen, Stifte ankauen oder zerbrechen. Verbrauchsartikel sind natürlich davon ausgeschlossen.

Man soll mit den Kindern zusammen die Schulsachen kaufen gehen und dann dem Taschengeld angepasst ein Pfandsystem einrichten. Eine Spardose, wo ein Teil des Taschengeldes reinkommt für die Sachen. Sollte ein Teil verschusselt sein, wird anteilmäßig aus dieser Spardose das Taschengeld entnommen (Rest gibt selbstverständlich die Mutter oder der Vater dazu). Taucht das Teil wieder auf, kann man das "Geschäft" auch wieder rückgängig machen und das Geld kommt wieder in die Spardose. Jedesmal, wenn ein neues Teil gekauft wird, wird ein kleiner Teil, der dem Taschengeld angepasst wird in die Spardose getan.

Meine Freundin hat das nun bei ihren beiden Kindern eingeführt. Die beiden sind im zweiten und dritten Schuljahr und sie passen auf einmal auf ihre Schulsachen viel besser auf. Bei der Mäppchenkontrolle sind immer alle Dinge noch vorhanden. Vor der Einführung musste meine Freundin ständig das Mäppchen auffüllen, weil der Radiergummi entweder fehlte oder total kaputt in der Mappe lag.

Vorteil dieses Systems ist auch, dass die Kinder immer ordentliche Schulsachen haben, weil sie wirklich selber darauf achten und am Ende des Schuljahres bekommen sie vor den Sommerferien das Geld aus der Spardose und können sich im Urlaub dann auch etwas gönnen. Die Kinder meiner Freundin protestierten erst lautstark, aber dann fanden sie es gar nicht so schlecht. Denn sie merken auf einmal, wie schön es ist Ordnung im Mäppchen und in der Schultasche zu halten.

Wie findet ihr dieses Ordnungssystem mit Pfandabgabe? Würdet ihr das einführen oder ist euer Kind so ordentlich, dass man es nicht benötigt? Kauft ihr direkt alle kaputt gemachten und verschusselten Sachen wieder neu oder muss das Kind es komplett selber zahlen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo,

ich habe in meiner Schulzeit auch so einiges verschusselt. Oft waren es Bleistifte, Kulis oder Radiergummis. Oft waren es leider aber auch Sportschuhe oder Sporthose. Alles was mehr als 5 Euro gekostet hat musste ich dann selbst neu kaufen. Alles andere kostet ja so wenig das es niemanden schmerzt wenn man es neu kaufen muss. Wir hatten zum Beispiel immer eine riesige Dose mit Bleistiften zu hause, die im Einkauf vielleicht 3 Euro gekostet hat. Ich weiß aber noch das es für mich immer eine große finanzielle Belastung war neue Sportschuhe zu kaufen. Natürlich war ich es auch selber schuld aber es ist halt normal das man was vergisst. Deswegen finde ich es sinnvoller wenn man so tut als ob das Kind die Sachen bezahlen muss. Die Eltern können dann ja heimlich den Betrag langsam wieder in die Spardose einzahlen. So hat man einen Lerneffekt fürs Kind ohne das es ruiniert wird.

» 1337 » Beiträge: 692 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich sehe das nicht ganz so toll, denn es gibt auch genug Sachen, die verloren gehen, wo das eigene Kind nicht unbedingt etwas dafür kann. So wird, gerade in der Grundschule, sich auch mal ein Radierer geborgt und man vergisst es schlichtweg ihn wieder an den Besitzer zu geben. Wenn ich dann mein Kind am Neukauf finanziell beteilige, dann bestrafe ich es ja für das Vergehen von einem anderen Kind.

Zumal eben die Federtaschen während der Schulzeit offen auf dem Tisch liegen, weil man den Klassenraum nicht wechseln muss. Das ausleihende Kind sagt zwar vielleicht, das es sich mal etwas nimmt. Aber es geht eben auch zu oft unter und damit sind eben solche kleinen Sachen auch schnell verschwunden. Genauso, wie man oft genug auch die verschwundenen Sachen in den Tiefen der Schultasche wiederfindet.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich kenne das ganze nur von meiner kleinen Schwester und diese ist jetzt 14. Das ist vielleicht schon ein wenig spät damit anzufangen, aber es wäre bei ihr sicherlich sehr angebracht gewesen, denn sie verliert ständig alles oder verleiht es und verlangt es nicht zurück und ähnliches. Meine Mutter muss das Mäppchen auch ständig auffüllen und trotzdem fehlen immer Dinge. Bei kleineren Sachen ist das vielleicht nicht so schlimm, aber einmal im Monat einen Füller für 20 Euro zu kaufen und mindestens im Vierteljahr komplett ein neues Mäppchen, da das alte so verbraucht aussieht, geht schon ganz schön ins Geld. Daher würde ich es gut finden, wenn man das so regeln würde.

Bei mir ist früher eigentlich nur selten etwas abhanden gekommen. Meistens war es so, dass ich eigentlich nur mein Geodreieck ständig ersetzen musste, was bei einem Preis von 70 Cent noch in Ordnung war und wir haben es auch immer nur in wenigen Phasen gebraucht. Aber es hat einfach nicht in die Mappe rein gepasst und deswegen ist es total oft kaputt gegangen, auch wenn ich gut aufgepasst habe. Sonst hat alles gehalten und meine Buntstifte habe ich von der siebten Klasse bis hin zum Ende meiner Schulkarriere behalten. Meinen Füller habe ich nur ausgewechselt, weil ich Füller total gerne mag und mir deswegen auch welche geschenkt wurden, die ich dann benutzt habe.

Ich fände das aber generell gut. Ich kann mir wirklich vorstellen, dass die Kinder dann besser auf ihre Sachen aufpassen und von der Einstellung weg kommen, dass die Eltern es schon nachfüllen werden, wenn etwas fehlt. Das haben nämlich meiner Erfahrung nach viele Kinder zur Zeit und das finde ich nicht richtig. Deshalb ist das sicherlich eine gute Erziehungsmaßnahme, damit man auch den Wert der eigenen Sachen zu schätzen lernt.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Wie findet ihr dieses Ordnungssystem mit Pfandabgabe? Würdet ihr das einführen oder ist euer Kind so ordentlich, dass man es nicht benötigt? Kauft ihr direkt alle kaputt gemachten und verschusselten Sachen wieder neu oder muss das Kind es komplett selber zahlen?


Ich würde das ehrlich gesagt nicht machen und halte von diesem Konzept auch irgendwie nicht wirklich was von. Radiergummi, Bleistifte und Co, dass ist doch Kleinkram, den man in guter Qualität von Faber Castel oder Herlitz für wenige Euro bekommen kann und deswegen gleich ein solches Theater zu machen, dass halte ich eigentlich für ziemlich unnötig. Mir wäre das einfach zu aufwendig und wenn man Kindern Ordnung beibringen will, dann geht das eigentlich auch noch mit viel effektiveren Methoden als mit einem solchen Pfandsystem. Bei meinem kleinen Bruder und einem jüngeren Cousin auf den ich regelmäßig aufpassen muss, haben wir bislang auch Erfolg damit gehabt, dass diese immer selber loslaufen mussten, wenn ihnen Sachen gefehlt haben, wenn die Mama mal kontrolliert hat und jeden Tag zum Supermarkt zu latschen und sich neue Radiergummis und so weiter zu kaufen, darauf hat man irgendwann auch als Kind keine große Lust mehr. Das hat ganz gut funktioniert und bei meinem Cousin an der Schule werden die Schulsachen der Erst- und Zweitklässler sogar von den Lehrern selbst überprüft.

Auch bei wirklich unordentlichen Kindern, bei denen ständige Kontrolle nicht funktioniert, kann ich mir schlecht vorstellen, dass dieses Pfandsystem funktioniert, zumal viele Kinder in dem Alter in dem diese Unordnung sich ansetzt, als der ersten und zweiten Klasse, noch gar kein richtiges Gespür dafür haben, was Geld überhaupt ist und wie viel es Wert ist. Wenn man als Erstklässler noch nie alleine im Geschäft war um sich etwas für sein Geld zu kaufen, sondern die Münzen nur zum Auffüllen des Sparschweinchens da sind, hat man auch kein Gespür für den Verlust den man erleidet, wenn man sich dafür verlorene Dinge wieder erkaufen muss. Diesem Pfandsystem vorausgehen müsste also auf jeden Fall eine Art kleine Schulung, das Kind müsste regelmäßig Taschengeld bekommen und sich dafür auch schon etwas selbst kaufen können. Und selbst hier gibt es Kinder, die auf die für ein paar Euro selbst gekaufte Schokolade keinen Wert legen und ihr Geld trotzdem nicht zu schätzen wissen und wenn alles Taschengeld weg ist, muss eh Mama wieder her. Hier würde dieses Pfandsystem auf jeden Fall wieder fehl schlagen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mir wäre das Pfandsystem viel zu umständlich und ich sehe darin auch keinen Vorteil. Erst mal müsste ich bei jedem Teil ja ausrechnen, wie viel da anteilig vom Taschengeld abzuziehen wäre. Dann ist es ja so, dass das Geld sofort erst einmal auf Verdacht abgezogen wird. Der Nachwuchs hat das Geld also nie in der Hand und erhält zusätzlich am Jahresende einen Bonus dafür, dass eben ordentlich mit dem Schulmaterial umgegangen wird oder aber nicht. Da kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass der Anreiz groß genug ist, weil gerade bei den jüngeren das Schuljahresende so ewig weit weg ist und bei den älteren durch mehr Taschengeld der Bonus zu klein ist.

Ich selbst habe das Glück, dass meine Kinder da sehr ordentlich sind. Gut, der Kleine schreibt sehr viel mit Bleistift und radiert auch sehr viel wieder aus. Auch Buntstifte brauchen beide viel, da sie gern malen. Aber dabei werden die Materialien ganz normal aufgebraucht und sie überlegen so auch nicht, ob sie schreiben, rechnen oder malen sondern tun das einfach. Da stellt sich mir dann die Frage, ob sie nicht aus lauter Geiz (die sparen dauernd auf etwas) darauf verzichten und so eben auch die spielerischen Übungen fehlen würden. Denn klar kosten solche Materialien nicht die Welt - wenn man selbst verdient und nicht von irgendwelchen Unterstützungen abhängig ist.

Da ich ja nicht wusste, wie ordentlich meine Kinder sind, habe ich mit ihnen vereinbart, dass sie für eindeutig selbst verschusselte Materialien vom Taschengeld Ersatz beschaffen müssen. Die Vorstellung allein schmerzt schon, da sie eben ständig auf irgendetwas sparen und bei Schusseligkeit entsprechend länger sparen müssten. Das hilft beim Kleinen doch sehr. Die Große hat zusätzlich ein Faible für Füllfederhalter, dass sich aber in Grenzen hält, seit sie bei mir wohnt und diese Leidenschaft vom Taschengeld finanzieren muss.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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