Aggressives Fahrverhalten am Morgen

Hallo zusammen,

ich weiß nicht ob ich der einzige bin dem es so geht, aber ich habe sehr oft Frühschicht um fahre daher meist schon gegen 5-6 Uhr Morgens zur Arbeit. Oft werde ich da Zeuge von unglaublich aggressiven Fahrverhalten der Menschen um mich rum. Angefangen von viel zu dichten Auffahren regelrechtes an der Stoßstange kleben, bis hin zur Überholung auf der falschen Spur, aufblinken und diverser anderer Verkehrsdelikte. In solchen Momenten wünsche ich mir dann eigentlich immer sehr gerne eine Uniform und passende Kelle damit ich denjenigen Zu Recht weisen kann.

Geht euch das auch oft so? Was meint ihr woran das liegt, ich habe ja die Vermutung das die meisten Menschen die so früh unterwegs sind einfach total gefrustet sind das es jetzt schon zur Arbeit geht und das sie in den meisten Fällen noch viel lieber im Bett liegen würden als sich jetzt über die Straßen zur Arbeit zu schlagen. Was meint ihr?

Ich glaube, das liegt in erster Linie daran, dass viele Menschen die Zeit viel zu knapp bemessen. Bei einem 30 minütigen Weg zur Arbeit fahren die dann erst 30 Minuten vor Arbeitsbeginn los und werden nach der ersten roten Ampel panisch, weil sie zu spät dran sind.

Ich arbeite aus familiären Gründen nur in der Frühschicht und bin daher ab ca. 6:30 Uhr am Morgen unterwegs. Mir ist durchaus aufgefallen, dass am Morgen anders gefahren wird, aber nicht wirklich aggressiver. Meist sind die Verkehrsteilnehmer schneller unterwegs und es wird auch schon mal noch das rot in erdbeergrün umgetauft, weil das ja das schlechte Gewissen beim Überfahren einer roten Ampel mindert. Aber wirklich aggressives Verhalten wie im Eingangsbeitrag beschrieben, habe ich noch nicht beobachten können oder müssen.

Das hat meines Erachtens wenig mit Frust zu tun. Da könnte man dann genauso am Mittag gefrustet sein, weil andere ihren Arbeitstag schon fast wieder hinter sich zu haben oder am Abend, weil andere jetzt Feierabend haben. Viel mehr ist es meiner Erfahrung nach so, dass sich die meisten doch etwas zu knapp auf den Weg zur Arbeit gemacht haben und auf dem Weg dann noch etwas Zeit gut machen wollen. Und da am Morgen eher weniger Polizeistreifen unterwegs sind, kann man dann vielleicht auch nicht verstehen, warum andere diese Abwesenheit nicht auch ausnutzen.

Ich habe so ein Verhalten auch schon beobachten können. Zwar bin ich in der Regel zu früh unterwegs, wenn ich Frühschicht habe, also zu einer Zeit, zu der noch kaum jemand auf den Straßen ist, aber gerade die Zeit zwischen 5 und 7 Uhr ist mir auch schon aufgefallen.

Da sind Drängler und Raser auch keine Seltenheit. Ich denke aber nicht, dass die Leute so aggressiv fahren, weil sie keine Lust auf die Arbeit haben und lieber im Bett liegen würden (das wird zwar in den meisten Fällen so sein, aber dass sich das auf das Fahrverhalten auswirkt, glaube ich nicht unbedingt). Ich glaube auch vielmehr, dass die meisten Leute einfach zu spät losfahren und sich beeilen müssen, um noch pünktlich zu sein.

Klar kann man aufgrund der nicht vorhandenen Polizei Präsenz auch mal etwas mehr Gas geben aber zum einen sollte man dabei nicht sich selbst und erst recht keine dritten gefährden mit seinem Fahrverhalten. Das verstehe ich nicht so ganz und die Sache mit dem das die Zeit zu knapp bemessen ist finde ich auch immer so ne Sache dazu gibt es hier einen schönen Thread über Pünktlichkeit. Das heißt das ist definitiv eine Ausrede die für mich nicht zählt. Ich kann für meinen Part nur hoffen das all diejenigen die sich so im Straßenverkehr verhalten beim nächsten mal ihren Führerschein los sind dann sollen sie mal sehen wie lange es dauern kann zur Arbeit zu kommen.

Ich bin eher ein ruhiger Fahrer, aber am frühen morgen gegen 5.30 fahre ich schon anders als am Nachmittag. Das liegt daran dass durch die Dunkelheit eigentlich ein besseres Fahren möglich ist weil man entgegenkommende Fahrzeuge auch schon vom weiten und auch hinter leichten Kurven sieht und natürlich weil nicht so viele Autos unterwegs sind.

Das heißt nun nicht dass ich vor Kurven ständig überhole, aber es kommt zumindest öfters vor. Bei uns zum Beispiel ist eine Strecke mit einer durchgezogenen Sperrlinie belegt, am hellen Tag würde ich da niemals überholen aber um diese Zeit ist es die einzige Chance die ganzen Kieslaster die mit Schrittgeschwindigkeit den Berg hinauf fahren zu überholen. Die Alternative wäre für die nächsten zehn Kilometer sich hinter ein solches Fahrzeug zu klemmen was auch bei den Abgasen kein Vergnügen ist.

Des weiteren denke ich das etliche der Autofahrer die schon so früh unterwegs sind noch eine sehr weite Strecke vor sich haben. Sie wissen dass es noch etliche rollende Verkehrshindernisse auf ihrem Weg gibt und das sie so schnell wie möglich hinter sich gelassen werden müssen um nicht in Zeitverzug zu kommen wo sie dann vielleicht im dicksten Berufsverkehr sich durch die Straßen quälen müssen .

Vor einigen Jahren musste ich mehr als 100 km pro Strecke pendeln und entsprechend früh losfahren. Die Autobahn, über die ich musste, war für ihre stetigen Staus bekannt. Es gab jedoch immer gewisse Zeiten, an denen man ganz gut durchkam und andere Zeiten, bei denen man unter Garantie in einen Stau geraten ist. Dadurch bin ich am frühen Morgen auch sehr schnell unterwegs gewesen und habe ohne Zweifel teils einen recht aggressiven Fahrstil drauf gehabt. Allerdings war es bei mir schon immer so, dass ich nicht die Grenzen übertrete, sondern mich in einer Grauzone befunden habe. Wirklich toll war das nicht gewesen, aber Zugfahrt und auch ein Umzug in den dortigen Ort waren keine Alternativen gewesen.

Auch die anderen Fahrer auf dieser Autobahn waren recht aggressiv unterwegs gewesen. Nicht selten kam es am Morgen vor, dass der hinter Dir Fahrende schauen wollte, was Du in Deinem Kofferraum umherträgst. Auch das bekannte Lücken hüpfen durfte ich des öfteren beobachten und solche Dinge. Das kann auch abfärben und nicht immer geht so etwas gut aus.

Nun ist es ja so, dass ich sehr früh unterwegs bin und ich um diese Uhrzeit bis auf wenige LKW-Fahrer nahezu allein unterwegs bin. Wenn ich dann mit meiner Tour fertig bin, ist es in der Regel kurz nach 6 Uhr und dann sind auch mehr Menschen in PKWs unterwegs. Bei diesen Fahrern ist es auch so, dass ich ein vermehrt aggressives Fahrverhalten feststelle. Es wird auf Teufel komm rein sehr dicht aufgefahren, auch an unübersichtlichen Stellen überholt und solche Spässchen. Ich denke mir dann auch nur meinen Teil und frage mich, warum man dann nicht eben etwas eher losfährt.

Dieses aggressive Verhalten beim Fahren findet man aber nicht nur zwischen 5 - 6 in der Früh, sondern auch um 7 Uhr noch. Es gibt immer Menschen, die zu spät aufstehen und dann ihren Frust auf der Autostrecke ablassen. Was mir besonders aufgefallen ist, montags wird noch aggressiver gefahren als sonst. Das sind dann wirklich jene, die sehr ungern zur Arbeit gehen und sich ärgern, dass der schöne Sonntag wieder vorbei ist.

Ich konnte bisher noch kein besonders aggressives Fahrverhalten beobachten, als ich zur Frühschicht gefahren bin. Ich war dann immer zwischen vier und fünf Uhr unterwegs und hatte zwar das Gefühl, dass jeder etwas schneller unterwegs ist, aber nicht, dass keine Rücksicht mehr genommen wird. Auch ein besonders dichtes Auffahren habe ich nicht feststellen können. Vielmehr hatte ich sogar das Gefühl, dass viele Autofahrer um die Uhrzeit noch ruhig sind und deswegen auch eher gelassen sind und sie sich eben in Gedanken eben langsam auf die Arbeit konzentrieren. Das schnellere Fahren würde ich jetzt auch nicht unbedingt auf eine Aggressivität schieben, sondern vielmehr damit begründen, dass um diese Zeit einfach kaum Verkehr unterwegs war und man dann auch mit dem Überschreiten der Geschwindigkeitsbegrenzung keine große Gefahr für sich oder die anderen Verkehrsteilnehmer darstellt.

Den Eindruck, dass viele Autofahrer aggressiver unterwegs sind, hatte ich vielmehr nach dem Ende der Frühschicht. Dann hatte ich viel eher das Gefühl, dass die Menschen nur noch nach Hause wollen und dann eben auch keine Rücksicht mehr genommen wird und man nur noch darauf aus ist, dass man selbst schneller vorwärts und damit nach Hause kommt. Hier habe ich es dann auch schon erlebt, dass die Fahrmanöver etwas gewagter werden und auch eher eine Gefahr eingegangen wird, nur um ein paar Minuten früher daheim zu sein.

Ich habe das bislang noch nicht bemerkt und bin mir auch nicht sicher, ob sich Menschen morgens wirklich aggressiver verhalten oder ob dir das ganze vielleicht auch einfach viel mehr auffällt, als sonst, weil du eben Morgens aus der Ruhe gerissen wirst und der Straßenverkehr einen recht krassen Kontrast zu deiner Ruhephase bedeutet, so dass du empfindlicher darauf reagierst und es dir mehr erscheint, als sonst, obwohl kein großer Unterschied besteht. Auch das ist möglich, allerdings ist mir auch durchaus bekannt, dass es Menschen gibt, die morgens aufstehen und mit denen man sich lieber nicht anlegt, weil sie einfach nur dreinschauen, als wollten sie gleich einen Massenmord begehen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass daher einige dieser Menschen morgens auch besonders gestresst und aggressiv beim Fahren sind, allerdings kann man nachmittags genauso gestresst sein, wenn auch aus anderen Gründen, demnach dürfte es morgens nicht viel anders zugehen, als zu anderen Tageszeiten. Bei vielen Menschen ist es aber doch auch so, dass die ihre Ruhe mit aus dem Bett nehmen und dann in Ruhe zum Auto gehen und in Ruhe zur Arbeit fahren, manchmal vielleicht etwas zu ruhig, wenn es nach den anderen Autofahrern geht. Möglicherweise ist es dieser Kontrast, der dir das Verkehrsgeschehen auf den morgendlichen Straßen aggressiv vorkommen lässt.