Überstunden ausgleichen
Wer kennt das nicht: manchmal dauert es einfach länger, bis man die Arbeit erledigt hat und dann nach Hause kann. In manchen Fällen wird das teilweise auch schon zum Regelfall, so dass sich Unmengen an Überstunden ansammeln.
Ich persönlich kenne jetzt nur drei verschiedene Modelle des Überstundenausgleichs. Dazu muss man sagen, dass ich einer Tätigkeit im Büro nachgehe. Zum einen die Vertrauensarbeitszeit. Man darf kommen wann man will, man darf gehen wann man will. Die andere Möglichkeit ist die Führung eines Zeitkontos, welches über elektronische Stempelkarten geführt wird. Kommt man morgens zur Arbeit, stempelt man sich ein. Geht man abends wieder, stempelt man sich aus. Zu guter Letzt gibt es dann noch die Variante des Überstunden Ausbezahlens.
Mich würde interessieren, welche Art des Überstundenausgleichs ihr bevorzugt, ob ihr noch weitere kennt und welche bei eurer Branche Gang und Gebe sind.
Ich bin Gastronom und stelle dir noch eine dritte Variante des Überstundenausgleichs vor - die Weiterbeschäftigung. Wir schließen in den Wintermonaten, da es in dieser Zeit einfach zu wenig Touristen zu uns zieht. Da ich aber kaum mein Stammpersonal halten könnte, wenn diese sich jedes Jahr für mehrere Monate Arbeitslos melden müssten, werden diese auch während der Betriebspause bei mir weiter beschäftigt.
Im Grund also sammelt meine Angestellten während der Saison haufenweise Überstunden an und müssen dann in den Wintermonaten mehrere Monate nicht zur Arbeit erscheinen - da wir eben schlcihtweg nicht geöffnet haben.
Also bei meiner Arbeitstelle habe ich einen Chip. Ich muss früh immer buchen, wenn ich komme und wenn ich gehe mich wieder ausbuchen. Wenn ich eine Pause mache oder das Haus verlasse, muss ich mich auch ausbuchen uns dann wieder einbuchen. Ich finde das System praktisch, denn so bin ich flexibel und kann einen Tag mal eher gehen und bleibe dafür einen Tag länger.
Bei meinem Modell habe ich auch die Möglichkeit, dass ich Montag bis Donnerstag etwas länger bleibe und dafür am Freitag eher gehe. So kann ich freitags noch fürs Wochenende einkaufen und auch noch was in der Wohnung erledigen und muss das nicht auf Samstag verschieben. Dann hole ich meine Kinder auch eher ab und sie haben dann auch mehr Zeit, um das machen zu können, was ihnen Spaß macht.
Außerdem gibt es auch Phasen, wo ich einfach mehr zu tun habe und dann kann ich in ruhigen Phasen auch eher gehen, ohne dass ich Däumchen drehen muss. Ich finde das ganz praktisch, aber das kommt eben immer darauf an, was man macht.
Naja ich denke das es auf die Firma ankommt. Firmen, welche ihr Hauptarbeitszeit im Sommer haben, lassen eben ihre Angestellten die Überstunden im Winter abbauen. Genauso, wie Firmen, welche Winterdienst mit anbieten, dann in der schneelosen Zeit ihre Angestellten immer mal zu Hause lassen. Das Überstunden bezahlt werden ist natürlich ein Glücksfall, weil es nach meinem Kenntnisstand immer weniger Firmen machen.
Aber auch bei der Bezahlung von Überstunden gibt es Tücken. Da gibt es nämlich auch unterschiedlich hohe Lohnsteuern, welche von der Menge der Überstunden abhängig sind. Es ist also nicht unbedingt immer lukrativ, wenn man die Überstunden bezahlt bekommt.
Überstunden machen, da sagt niemand etwas. Aber wenn man sie abfeiern muß, dann gibt es oft Probleme. Dann kommt immer was dazwischen wie Krankheitsfälle, unvorhergesehenen Urlaub usw. So bleibt nur, die Überstunden stundenweise zu nehmen. Sich Überstunden auszahlen zu lassen, lohnt nicht.
Ich kann noch eine weiter nicht wirklich beliebte Form vorstellen. Es gibt auch Firmen da steht ein Satz im Arbeitsvertrag der sich auf Überstunden bezieht: " Überstunden sind mit dem Gehalt abgegolten.". Das bedeutet einfach wenn man Überstunden macht werden diese gar nicht bezahlt und es gibt auch keinen Ausgleich. Dies ist eher bei Firmen die nicht an einen Tarifvertrag gebunden sind. Ist natürlich auch keine schöne Variante, aber heutzutage ist man froh Arbeit zu haben also unterschreibt man den Arbeitsvertrag und hofft das es nicht zu viele Überstunden werden.
Redhead hat geschrieben:Wer kennt das nicht: manchmal dauert es einfach länger, bis man die Arbeit erledigt hat und dann nach Hause kann. In manchen Fällen wird das teilweise auch schon zum Regelfall, so dass sich Unmengen an Überstunden ansammeln.
Zunächst muss vielleicht gesagt werden, dass echte Überstunden sich nicht "einfach" ansammeln können, sondern vielmehr der Anforderung und Genehmigung durch den disziplinarischen Vorgesetzten bedürfen. Natürlich kann es sein, dass man eine Arbeit nicht einfach aufschieben will oder kann und dann länger als die Regelarbeitszeit am Arbeitsplatz sitzt. Diese Zeit sollte aber am nächsten Tage oder im laufe des Monats auszugleichen sein. Dann ist es keine Überstunde, sondern ein gewöhnliches Gleiten im Rahmen der Gleitzeit.
Wenn es sich nun tatsächlich zuträgt, dass ein Angestellter ohne Anforderung durch den Vorgesetzten und ohne das die Mehrarbeit auf Grund einer betrieblichen Sondersituation signifikant Überstunden aufbaut, sollte dem Grund nachgegangen werden. Dabei kann sich herausstellen, dass der Arbeitgeber unzulässiger Weise dem Angestellten zu viel Arbeit zuschiebt. Es kann aber auch sein, dass der Angestellte zwar viele Zeitstunden aufbaut, aber durch langsames Arbeiten diese Zeiten aufbaut. Oder aber er ist schlicht überfordert und schafft das Pensum einfach nicht.
Redhead hat geschrieben:Ich persönlich kenne jetzt nur drei verschiedene Modelle des Überstundenausgleichs. Dazu muss man sagen, dass ich einer Tätigkeit im Büro nachgehe.
Ich denke, dass das je nach Betrieb geregelt werden kann und man eben unzählige Formen findet, welche zu einem Ausgleich führen können. Wichtig ist nur die Tatsache, dass es eine Regelung gibt. Und wenn diese nur darin besteht, dass im Arbeitsvertrag aufgenommen wurde, dass Mehrarbeit mit dem Gehalt abgegolten ist.
Redhead hat geschrieben:Zum einen die Vertrauensarbeitszeit. Man darf kommen wann man will, man darf gehen wann man will.
Hier ist es aber so, dass gar keine Überstunden abgeglichen werden. Vielmehr ist das ein Modell für leitende Angestellte, welche ein gewisses, messbares Pensum bewältigen müssen. Dabei spielt es dann keine Rolle, wann diese Arbeit erledigt wird. In dem Modell besteht die Gefahr, dass Angestellte sich selbst ausbeuten - schließlich fehlt die objektive Kontroll- und Vergleichsfunktion.
Redhead hat geschrieben:Die andere Möglichkeit ist die Führung eines Zeitkontos, welches über elektronische Stempelkarten geführt wird. Kommt man morgens zur Arbeit, stempelt man sich ein. Geht man abends wieder, stempelt man sich aus.
So ein Zeitkonto ist durchaus auch schriftlich jenseits jeder Elektronik zu führen. Das ist sicher die klassische Form der Arbeit, nach welcher ein Angestellter eine bestimmte Zeit arbeiten muss und man geht davon aus, dass diese Regelarbeitszeit dazu reicht, seiner Arbeit nachzukommen. Entscheidend ist dabei, dass es einen Vergleich zu den Kollegen gibt, die auch eine entsprechende Arbeitsleistung in der gleichen Zeitspanne bringen müssen. Wer hier dann länger braucht, sollte sich erklären können.
Redhead hat geschrieben:Zu guter Letzt gibt es dann noch die Variante des Überstunden Ausbezahlens.
Hierzu ist doch auch erforderlich, dass die Zeiten erfasst werden. Daher verstehe ich nicht, wo Du den Unterschied zur "ersten Variante" siehst. Es ist dabei egal, ob geleistete Mehrarbeit dann durch Freizeit oder Geld ausgeglichen wird.
Redhead hat geschrieben:Mich würde interessieren, welche Art des Überstundenausgleichs ihr bevorzugt, ob ihr noch weitere kennt und welche bei eurer Branche Gang und Gebe sind.
Ich kenne dies, dass es abhängig von der Situation geschieht. Dabei hat man die Wahl, zwischen Ausbezahlen oder Freizeit. Wenn aber die Projektsituation einen Freizeitausgleich nicht erlauben würde oder dies später in sicherer Mehrarbeit münden würde, bekommt man nur die Auszahlung genehmigt.
derpunkt hat geschrieben:Zunächst muss vielleicht gesagt werden, dass echte Überstunden sich nicht "einfach" ansammeln können, sondern vielmehr der Anforderung und Genehmigung durch den disziplinarischen Vorgesetzten bedürfen.
...
Wenn es sich nun tatsächlich zuträgt, dass ein Angestellter ohne Anforderung durch den Vorgesetzten und ohne das die Mehrarbeit auf Grund einer betrieblichen Sondersituation signifikant Überstunden aufbaut, sollte dem Grund nachgegangen werden.
Natürlich ist das der Idealfall. In manchen Fällen fehlt leider dieser benannte "disziplinarische Vorgesetzte". Auf gut deutsch gesagt: den interessiert es schlichtweg nicht, wie das Zeitkonto seiner Angestellten aussieht. Hauptsache, die Arbeit wird erledigt und er selbst steht vor seinem eigenen Vorgesetzten "gut da".
Ich finde es persönlich auch sehr wichtig, dass der Vorgesetzte die Arbeitszeiten seiner Angestellten im Blick hat.
derpunkt hat geschrieben:In dem Modell besteht die Gefahr, dass Angestellte sich selbst ausbeuten - schließlich fehlt die objektive Kontroll- und Vergleichsfunktion.
Richtig. Wobei man sich hier ja in zwei Richtungen selbst betrügen kann
derpunkt hat geschrieben:Es ist dabei egal, ob geleistete Mehrarbeit dann durch Freizeit oder Geld ausgeglichen wird.
Mir persönlich ist dies ein Unterschied wie Tag und Nacht. Freizeit hat für mich einen anderen Wert als Geld.
Ich bin in einer Firma mit 10 Leuten tätig, als eher ein kleines Unternehmen. Überstunden habe ich noch nie gemacht, in den ganzen fast 10 Jahren, die ich dort arbeite. Sagen wir mal so, ich bin eine absoluter Gegner von Überstunden, weil mir meine Freizeit heilig ist. Insofern teile ich mir meine Arbeit auch immer so ein, dass ich nach Prioritäten abarbeite, also das Wichtigste zuerst und was noch Zeit hat, wird eben am nächsten Morgen erledigt. So fahre ich am besten und brauchte auch noch nie länger machen. Aber bei uns ist es so, dass im Falle eines Falles, die Überstunden abgebummelt werden.
Manchmal kommt es vor, dass die Produktion mal etwas länger bleiben muss, um Ware fertig zustellen, aber die können dann, wenn sie mal was vorhaben, die Zeit abbummeln. Aus einer anderen Firma kenne ich es so, dass es ein elektronisches Zeiterfassungssystem gab und ein Stundenkonto geführt wurde. Jede Minute also, die länger gearbeitet wurde, stand automatisch im Plus, was ich auch vollkommen richtig finde, denn selbst wenn man nur täglich 15 Minuten länger bleibt, ist das in 4 Tagen immerhin schon eine ganze Stunde! Und zu verschenken hat man ja heutzutage auch nichts mehr..
Bei uns gibt es die Gleitzeit mit einer vorgegebenen Anwesenheitspflicht. Dieser Zeitrahmen ist aber so großzügig ausgelegt dass eigentlich jeder das für sich Passende heraussuchen kann.
Ich persönlich fange jeden Tag um 6:00 Uhr an und höre um 15.30 Uhr auf die Sekunde genau auf. Damit habe ich eine Überstunde am Tag eingearbeitet. Bei konsequenter Anwendung kommen da im Monat etliche Stunden zusammen, manchmal dehne ich das auch noch auf eine Arbeitszeit von zehn Stunden aus wenn ich gut drauf bin. Da ich auch meine Stunden nicht an Freitagen benutze um eher zu gehen ist mein Zeitkonto immer gut gefüllt. Leider darf das Guthaben die 40 Stunden nicht überschreiten. Ich gönne mir mit dieser Methode ungefähr zwei oder drei freie Tage im Monat die ich dann komplett zu Hause bleibe oder ich verlängere meinen Urlaub damit in dem ich diese Tage dann hinten anhänge.
Im Dezember bis in den Januar hinein bevorzuge ich dann allerdings eine andere Art der Stundenreduzierung. Hier komme ich dann meistens über mehrere Wochen nur von 9:00 bis 15:00 weil mich diese ständige Dunkelheit auf der Straße doch immer extrem stört.
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