Mineralwasser-Import oder Wasser aus dem Wasserhahn?

vom 15.04.2011, 01:00 Uhr

35 Prozent der Bewohner der Fidschi-Inseln haben kein sauberes Trinkwasser. Das in Plastikflaschen abgefüllte saubere Trinkwasser der Fidschi-Inseln trinken die Einwohner Londons. Besser wäre es dafür zu sorgen, dass alle Insulaner mit sauberem Wasser versorgt würden.

Jeder weiß, dass viele Menschen weltweit kein sauberes Trinkwasser haben. Trotzdem ist es sowohl in den USA als auch in Europa selbstverständlich geworden, Mineralwasser aus Flaschen zu trinken, obwohl das eigene Leitungswasser eine hochwertige Qualität hat.

Mit dem Mineralwasser wird ein gigantisches Geschäft gemacht. Obwohl sie jetzt schon Milliarden verdient, erwartet die Branche für die kommenden Jahre einen enormen Zuwachs. Wir haben die Wahl zwischen hunderten Sorten Wasser. Wir haben im Gegensatz zu anderen Menschen weltweit unser gutes Leitungswasser schon im Haus. Also müssten wir nicht importieren und kaufen, aber wir ignorieren die Tatsache, dass wir das importieren, was in vielen Regionen dringend benötigt wird: "Trinkwasser".

Durch den Transport des abgefüllten Wassers zum Verbraucher entstehen jährlich allein mehrere hunderttausend Tonnen von Kohlendioxid. 1,5 Millarden Barrel Rohöl werden zusätzlich für die Produktion der Plastikflaschen benötigt. Nur 25 Prozent der Plastikflaschen wird wieder recycelt. 75 Prozent belasten für Jahrhunderte Böden und Gewässer.

Wie können wir das rechtfertigen? Rechtfertigen vor den Menschen, die im Gegensatz zu uns nicht das besitzen, was wir im Überfluß haben, und von dem wir ihnen durch den Import noch den Rest wegnehmen. Wie seht ihr diese Handlung? Kann sich jemand vorstellen wie es ist, kein sauberes Trinkwasser zu haben?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Zuerst mal zu meinem Trinkwasserverbrauch einige Worte. Ich trinke nur Wasser mit Kohlensäure, weil ich dieses viel lieber mag. Aus diesem Grund kaufe ich auch Wasser in Plastikflaschen. Allerdings wird bei uns ja immer die Quelle angegeben. Wenn man darauf achtet, weiß man, dass das Wasser auch von hier kommt.

Ich gebe Dir natürlich vollkommen Recht, wenn Du nach dem Sinn fragst, warum Wasser von wasserarmen Regionen in Länder transportiert wird, wo genügend Wasser vorhanden ist. Die Kosten für die Umwelt sollten wir uns wirklich sparen, denn wir schaden der Umwelt schon genug. Auch stimme ich Dir vollkommen zu, dass es verwerflich ist, wenn wegen uns andere Menschen kein sauberes Wasser haben.

Wie wir das rechtfertigen ist eine gute Frage. Die Antwort darauf ist recht einfach: gar nicht. Denn man kann es nicht rechtfertigen. Das Problem dabei ist, dass die meisten Menschen es gar nicht wissen. Erfährt man es doch von der Presse, dann werden vielleicht erst einmal weniger Leute dieses Wasser kaufen, aber mit der Zeit wird es wieder vergessen. Sicherlich wird es Leute geben, die das Wasser nie wieder kaufen, aber der wirtschaftliche Schaden hält sich in Grenzen und so macht das Unternehmen eben weiter.

Genau an dieser Stelle sieht man sehr deutlich, wie stark die Wirtschaft die Politik beeinflusst. Viele Produkte oder Rohstoffe werden Tausende von Kilometern transportiert, obwohl man es sich sparen könnte. Für die Wirtschaft zählen nur die Gesamtkosten. Solange man mit den Kosten für Rohstoffe, Arbeitslohn und Transport immer noch weniger bezahlt als für Rohstoff und Arbeitslohn in unserem Land, wird sich das System auch nicht ändern.

Auch andere Lebensmittel werden sinnlos durch die Welt gefahren. Erdbeeren kann man fast das ganze Jahr kaufen, denn irgendwo auf der Welt sind immer gerade die Erdbeeren reif. Die Frage ist nur, ob jeder von uns das unterstützt. Wenn man Erdbeeren nur zur eigentlichen Erdbeerzeit bei uns kauft, bekommen die Händler zu anderen Zeiten die Erdbeeren nicht los und werden sie dann auch nicht mehr einkaufen. Folglich werden sie nicht mehr transportiert und wir schonen die Umwelt.

Allerdings sollte man den Transport auch kritisch sehen. Gerade bei Äpfeln kostet es viel Energie, wenn man diese bei uns 1 Jahr lang lagert. So kann es sein, dass der Energieverbrauch von Äpfeln, welche im Frühjahr in Argentinien geerntet werden und zu uns transportiert werden geringer ist als der Verbrauch für die Lagerung bei uns.

Was können wir also nun dagegen tun? Erst einmal kann man die Öffentlichkeit aufklären und ihren das Problem bewusst machen. Es wird sicherlich Menschen geben, denen das egal ist, aber letztlich zählt der Preis. Wenn man also eine Art Umweltsteuer einführt, welche man in Abhängigkeit des Energieverbrauches für ein produkt zahlen muss, wird ein Apfel mit hohen Energieverbauch mehr kosten als einer mit geringerem. Folglich kauft der Kund unbewusst den preiswerteren. Allerdings wird auch hier der Handel versuchen, die Preise für den energetisch teureren zu drücken, damit er ihn verkaufen kann. Wenn aber jeder sehen kann, wie hoch der Verbrauch des Apfels ist, den er gerade isst, dann kann jeder einzelne von uns etwas für unsere Umwelt tun. Dann sparen wir jede Menge Energie und können auf das eine oder andere Kraftwerk verzichten.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe gegen Wasser aus dem Wasserhahn überhaupt nichts einzuwenden. Außer vielleicht, das es keinen Sprudel enthält. Vom Geschmack her, sind aber beide gleich. Man sagt ja auch, das Leitungswasser strenger kontrolliert wird als Mineralwasser. Der Import von Mineralwasser ist meiner Meinung nach Schwachsinn. Wir haben in Deutschland genug Quellen, aus denen wir trinkbares Wasser entnehmen können. Wieso machen wir es nicht einfach?

» generalming » Beiträge: 212 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich habe nichts gegen unser Rostocker Leitungswasser einzuwenden, es ist schön sauber, schmeckt gut und sehr günstig. Ich kenne eigentlich keine Orte in Deutschland, wo das Leitungswasser nicht gut schmeckt. Ich halte es auch so für sinnlos, Mineralwasser ohne Kohlensäure zu kaufen, das schadet nur der Umwelt und dem Geldbeutel. Wenn man es dann auch noch aus dem Ausland importiert, das ist dann wohl der Höhepunkt. Wir habe selbst in Deutschland genügend Quellen, warum soll man die Umeelt verpesten, nur weil italienisches "San Pellegrino" bekannter ist, als das gute Gut und Günstig-Mineralwasser von Edeka.

Mineralwasser kaufe ich nur mit Kohlensäure, denn das bekommt man nicht ob e weiteres aus dem Wasserhahn. Daher muss ich zugeben, dass ich damit auch etwas der Umwelt schade, aber manchmal muss es halt einfach sein.

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» delpiero224 » Beiträge: 1378 » Talkpoints: 4,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du liegst ja vollkommen richtig mit deiner Anklage, natürlich ist das alles ein gutes Stück Irrsinn. Gerade was Lebensmittel angeht, hat man durchaus die Möglichkeit, darauf zu achten, dass man möglichst viele Produkte aus der Region und zur Jahreszeit passend konsumiert.

Gegenüber den betroffenen Menschen in/auf Fiji ist unser Problem, ob wir nun Mineralwasser aus Flaschen oder Wasser aus dem Kran trinken, sicherlich ein absolutes Luxusproblem. Man kann eben nur versuchen, solche Produkte dann möglichst nicht zu kaufen.

Andererseits - und diese Rechnung wird das Unternehmen Fiji aufmachen - ist diese Company einer der bedeutendsten Arbeitgeber auf Fiji und das Wasser der Exportschlager schlechthin. Das bedeutet Einkommen für hunderte von Familien. Wenn man dann noch die ganze supply chain mit berücksichtigt, hängen da auch tausende von Familien dran. Auch der Effekt auf das Image des Archipels und auf den Tourismus ist sicher nicht zu verachten. Fiji Water sieht sich sehr engagiert in Sachen Umwelt und Unterstützung der Menschen in Bezug auf Ausbildung und medizinische Versorgung. Was daran stimmt oder nicht stimmt, kann ich nicht beurteilen, kann mir auf die Schnelle auch nur deren bunte Werbewelt anschauen. Aber es gibt eben immer zwei Seiten einer Medaille.

Grundsätzlich bedeutet Globalisierung, dass wir in der reichen westlichen Welt immer wieder Produkte kaufen, die unter Ausnutzung der armen Welt produziert wurden. Das fängt doch spätestens dann an, wenn du dir am Morgen die Unterwäsche überstreifst und kurz darauf deinen Kaffee schlürfst. Und das Wasser ist da eben auch nur ein Beispiel. Man will den ganzen Tag schreien, wenn man darüber erst nachdenkt, letztlich klebt Blut an uns allen, aber wir können es kaum noch vermeiden, weil wir das Unglück eben meist nicht zu Gesicht bekommen und der Rest durch hübsches Marketing irgendwelcher Tchibo-Welten übertüncht wird.

Eine verdammt verzwickte Lage, man weiß nicht, wo das endet.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Luxus-Importwässerchen, deren Transport nach Deutschland Unmengen an Sprit verbraucht und die Umwelt verschmutzt, halte ich auch für wirklich unnötig. Ebenso ist es nicht das Wahre, wenn man das Wasser aus einigen Gebieten der Erde hierher importiert, und damit vor Ort einen Wassermangel bei den Einheimischen auslöst.

Allerdings muss man ja nicht gleich in Extremen denken. Schließlich gibt es nicht nur Import-Wasser, welches einmal um die halbe Welt geflogen wurde, und als Alternative nur den eigenen Wasserhahn. Man kann ja auch günstige Wässer aus der eigenen Region im Supermarkt kaufen. Das Wasser in den Berliner Supermärkten stammt oftmals von einer Quelle nahe Potsdam. Da liegen also wirklich nur kurze Transportwege vor. Und trotzdem ist das Wasser von dort qualitativ besser, als das, was hier aus dem Hahn kommt. Ich weiß nicht, woran das liegt. Möglicherweise filtert man das Wasser dort bei der Brunnenanlage einfach gut? Ich finde jedenfalls, dass gegen den Kauf regionaler Wässer gar nichts spricht.

Ich selber trinke beispielsweise sehr ungern Wasser aus dem Wasserhahn. Ich weiß nicht, ob es hier am Boden liegt, oder an den Leitungen, aber der Geschmack ist nicht unbedingt angenehm, und schon gar nicht neutral. Gerade bei Häusern mit älteren Leitungen kann es sein, dass die Leitungen schon in so einem schlechten Zustand sind, dass sich das auch auf das Trinkwasser auswirkt. Abgesehen davon ist der Boden unter Berlin meines Wissens extrem kalkhaltig. Tatsächlich ist das Wasser aus dem Wasserhahn hier ziemlich hart und beim Blumengießen bildet sich teilweise nach einiger Zeit sogar eine richtige Kalkkruste auf der Blumenerde. Das irritiert mich schon ziemlich. Und beim Trinken hatte ich oft das Gefühl, dass die Kehle einfach eklig trocken von diesem Wasser wird.

Übrigens genieße ich es dann aber auch besonders, wenn ich mal eine Weile in einer Region bin, wo das Wasser nicht so ekelhaft verkalkt ist. In Bayern und Hessen beispielsweise kam auf meinen Reisen bisher immer so ein schönes weiches Wasser aus den Hähnen! Das war richtig toll. Das Wasser schmeckte tatsächlich gut und auch beim Haarewaschen hat man bemerkt, dass es besser ist, als das Berliner Kalkwasser. Also wenn ich dauerhaft in diesen Regionen leben würde, dann würde ich vermutlich auch kein Wasser mehr im Supermarkt kaufen, sondern einfach das Leitungswasser trinken. Hier in der Gegend aber werde ich das nicht tun, beziehungsweise kann ich das leider einfach nicht tun, so eklig, wie das Wasser hier ist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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