Statt "großer Liebe" Partner zweiter Wahl nehmen?
Neulich habe ich von jemandem eine mich sehr bewegende Geschichte aus dem eigenen Privatleben gehört. Ich traf eine alte Frau und kam mit ihr auf das Thema Liebe zu sprechen.
Sie sagte zu mir: "In meinem Leben gab es nur 2 Männer. Meinen verstorbenen Ehemann und meine große Liebe." Sie erzählte, dass sie polnisches Flüchtlingskind gewesen sei, aber dennoch gut Fuß in Deutschland fassen konnte. Sie lernte als junges Mädchen einen jungen Mann kennen und dachte nur noch an ihn. Er wollte sie ins Theater einladen und sie erzählte begeistert ihrer Mutter davon.
Zum Treffen kam er nicht. Es kam stattdessen der Vater und sagte ihr, dass sie ihm Leid tue, weil die Mutter jeden Kontakt verboten hätte, da sie ein armes Kind aus Polen sei und die Mutter nicht wollte, dass der deutsche Sohn an so eine gerät. Und sie sah ihre große Liebe nie wieder. Sie fand einen anderen Mann, aber mir sagte sie, dass sie den zwar lieb gehabt hätte, aber ihn nie so lieben konnte wie den Ersten.
Ich habe mich nicht getraut sie zu fragen, aber ich habe mich gefragt: wie hält man das aus, wenn man die große Liebe vorbeiziehen lassen muss? Ist es manchmal vernünftiger jemanden anderes zu nehmen, wenn der Liebe gar zu viele Hindernisse im Wege stehen oder wie seht ihr das - würdet ihr darum kämpfen? Hat das Leben einen Sinn, wenn man die große Liebe nicht nehmen kann und stattdessen sich mit einem Partner/Partnerin zweiter Wahl begnügen muss? Wie kann man überhaupt jemals einen anderen finden, wenn man immer nur an DEN Einen denken muss? Oder denkt ihr, dass das doch irgendwann nachlässt?
Ging es jemandem von euch ähnlich? Könnt ihr euch das vorstellen, sein Leben so umzustrukturieren wie die alte Dame oder glaubt ihr allgemein nicht an die "große Liebe"?
Ich finde, dass es kein Partner zweiter Wahl gewesen ist. Was hätte die Dame denn machen sollen? Hätte sie ein Leben lang der vermeintlich großen Liebe hinterhertrauern sollen und alleine bleiben sollen? Ist in der Kennenlernphase nicht jeder Partner die große Liebe? Und wenn man dann auch noch getrennt wird, dann ist es doch meist so, dass man noch mehr glaubt etwas verpasst zu haben.
Um zu wissen, wie man handeln würde, muss man in die Situation kommen und ich denke, dass man, wenn man von der vermeintlich großen Liebe so getrennt wird, dass man nicht mehr zurück kann, nicht alleine bleiben muss und sich der neue Partner dann als zweite Wahl sehen muss. Zweite Wahl ist für mich ein Mann, der nur herhalten muss, weil man glaubt keinen anderen Mann abzubekommen.
Was ist die große Liebe? Ich denke, dass man das gar nicht richtig definieren kann. Wenn man einen Menschen kennenlernt und sich verliebt ist es immer erst mal die ganz große Liebe. Die erste Liebe ist meist auch noch die größte Liebe, die man sowieso nicht vergisst.
Ich sehe das auch nicht so, dass es ein Partner zweiter Wahl war. Ich habe auch jemanden kennen gelernt, den einfach nie jemand ersetzen konnte. Vor ca 3 Jahren lernte ich auch eine Frau kennen und lieben, ich war aber noch zu jung um zu merken, wie klasse sie ist. Ich habe sie nicht so behandelt wie sie es verdient hätte und dann hat sie mich nach fast einem Jahr verlassen. Ich war zu dem Zeitpunkt fast 16 Jahre alt und dachte mir, dass sie zwar meine erste Partnerin war und deswegen auch was Besonderes bleiben wird, aber ich sowieso bald wen besseres finde.
Jemand besseres fand ich nie. Ich denke auch heute noch sehr viel an diese Frau und bin nun fast 19. Ich kann sie einfach nicht vergessen, ich denke jeden Tag an sie und unsere gemeinsame Zeit. Es ist nicht so, dass ich sie liebe, sie bedeutet mir einfach noch sehr, sehr viel. Ich habe in den 3 Jahren zwar zwei Frauen kennen gelernt, mit denen ich dann auch zusammen kam und das für einmal 13 Monate und nun bin ich seit 15 Monate vergeben, aber ich würde nie sagen, dass diese Frauen nur zweite Wahl sind.
Ich liebe meine jetzige Freundin, wir ziehen auch zum Studium hin zusammen und ich freue mich auf ein gemeinsames Wohnen mit ihr. Sie weiß auch, dass es diese andere Frau gibt und ich oft an sie denke und wir vor einem halben Jahr sogar noch guten Kontakt hatten. Sie stört es nicht. Die alte Dame hat ihren Mann wohl schon sehr geliebt, aber das mit dem anderen Mann war für sie eben was besonderes, was sie nie vergessen wird.
Ich denke im Allgemeinen das es nicht die eine große Liebe im Leben gibt. Jeder Mensch ist ja an mehren Personen interessiert. Je nachdem zu welchem Zeitpunkt in seinem Leben man seinen potentiellen Partner trifft ist ist meiner Meinung nach ausschlaggebend ob man mit dieser Person über eine längere Zeit zusammen bleibt.
Ist man zu diesem Zeitpunkt zufrieden mit seiner Wahl so ist dies auch vollkommen in Ordnung. In diesem Falle war es ja scheinbar zu beginn so, das die genannte Frau diesen Partner wählte weil sie den anderen Menschen nicht haben könnte. Im Nachhinein schien sie aber glücklich mit diesem neuem Partner geworden zu sein.
Ich stimme meinen Vorrednern zu und meine auch, dass zweite Wahl hier nicht bedeutet, dass es ein schlechter „Kauf“ war. Was will man tun, wenn man die Liebe nicht leben kann, die man gern hätte? Sein Leben lang enthaltsam und ohne Beziehung leben? Aus welchem Grund?
Vielleicht hat die alte Dame in Bezug auf ihren Partner nicht die richtige Wahl getroffen oder treffen können und hätte besser jemanden geheiratet, den sie auch liebt. Ich denke nämlich, dass man mehrere Menschen im Laufe seines Lebens lieben kann und ich glaube auch, dass es nicht alleine eine große Liebe gibt, sondern sicher ein paar mehr, was ich auch darin begründet sehe, dass ein Mensch sich im Laufe seines Lebens in Bezug auf so ziemlich alles stark verändert und die große Liebe von einst insofern nicht die große Liebe von sehr viel später sein muss.
Wenn ich das richtig verstanden habe, war sie mit ihrer großen Liebe auch nie wirklich zusammen, sondern einfach nur sehr verliebt? Vielleicht hing sie gerade deshalb all die vielen Jahre lang so sehr an gerade dieser Verliebtheit, weil sie sie nie ausleben durfte und sie ihr quasi gewaltvoll entrissen wurde. Eine Form von Sentimentalität? Möglich, ich weiß es nicht.
Schade für sie, ohne Frage, dass sie nie darüber hinweggekommen ist. Aber schön, dass sie trotzdem nicht allein bleiben musste und ein anderer Mann sie lieben durfte, der seinerseits vielleicht die große Liebe nicht gefunden hätte, wenn sie für den Rest ihres Lebens hätte allein bleiben wollen.
Ich schätze mal, dass die alte Dame das Ganze mit einem Schuß tragischer Romantik in Erinnerung behalten hat. Sie hat den jungen Mann damals einmal gesehen und wollte sich mit ihm treffen. Wäre es zu diesem Treffen gekommen, hätte das Objekt der Begierde sich möglicherweise vom schillernden Märchenprinzen zurück in den Frosch verwandelt. Da sie ihn nie wiedergesehen hat, wird sie das aber nie wissen. Vielleicht wäre auch eine Beziehung zustande gekommen und wieder auseinandergegangen, wie gesagt, das werden wir nie wissen.
Der Mann, den sie schlußendlich geheiratet hat, scheint wohl auch keine Liebe gewesen zu sein, sonst wäre es ja nicht so weit gekommen. Nur der romantische Umstand des Nicht-zusammen-sein-dürfens hat wohl die Erinnerung so wachgehalten. Vielleicht wüßte die Dame heute nicht mal mehr den Namen des ersten Angebeteten. Vielleicht wäre es auch ihr Mann geworden, wer weiß.
Ich würde dieses Intermezzo mit tragischem Ausgang aber nicht als einzige große Liebe bezeichnen. Nur als traurigschöne Geschichte und Erinnerung an ihre Jugend, die durch den Umstand ihrere Herkunft so wachgehalten wurde. Und weil es sie wahrscheinlich damals schwer getroffen hat.
Ich befand mich auch schon in einer solchen Situation. Zwar wurde mir meine große Liebe nicht verboten, sondern wollte schlicht und einfach nichts von mir wissen, aber da ich den Jungen damals wirklich erst einmal vorbeiziehen lassen musste, habe ich wohl ähnlich gefühlt. Es kam dann so, dass ich mich trotz des täglichen Kontakts zu meiner wahren Liebe in einen anderen Jungen verliebte und tatsächlich auch mit diesem zusammenkam. Leider war es aber eine Fernbeziehung, weshalb meine Gefühle für ihn nie so stark wurden wie die, die ich für den Jungen hatte, den ich täglich sehen musste und für den ich in etwa so unbedeutend wie Luft war.
Drei Monate lang hielt ich es mit meinem Partner aus, bis ich es einfach nicht mehr ertragen konnte. Mein offizieller Trennungsgrund war, dass mir die Entfernung zusehr zugesetzt hatte. Und der wahre: Ich habe einen anderen Jungen mehr geliebt! Insgesamt zweieinhalb Jahre lang, eigentlich sogar fast schon drei, konnte ich ihn nicht vergessen, bis schließlich ein wahres Wunder geschah und er meine Gefühle erwiderte! An meinen Ex habe ich keinen einzigen Gedanken mehr verschwendet. Wieso auch? Die Entfernung war ja auch wirklich irgendwie in meine Gründe für die Trennung mit eingeflossen. Und zum Schluss hatte ich ihn sowieso kaum noch geliebt. Letztendlich hatte ich dann zwar auch meinen Kummer, als ich bemerkte, wie er über mich hinwegkam. Aber egoistisch wie ich war konnte ich mich ja immer noch mit den Gefühlen zu diesem anderen Jungen trösten.
Dieser Junge, in den ich so lange verliebt war und dessen Herz ich letztendlich doch eroberte, ist heute immer noch mein Freund. Und wenn ich bedenke, wie lange wir jetzt schon zusammen sind - und wie jung wir sind... ! Aber wie auch immer, nach dieser ganzen Geschichte kann ich sagen, dass es einen innerlich wirklich zerfrisst, wenn man jemanden mehr liebt als seinen eigenen Partner - diesen jemand aber nicht bekommen kann und für den Partner dennoch sehr, sehr viel empfindet! Ich bin jedenfalls froh, dass ich aus so einer Sache raus bin. Die alte Frau aus deiner Geschichte tut mir jedenfalls Leid. Und ich bewundere sie dafür, wie sie das ausgehalten und dass sie sich offenbar nie beschwert hat.
Meiner Meinung nach war der Ehemann auch nicht der Partner zweiter Wahl, denn die Frau konnte damals ja nichts anderes machen, als ihre große Liebe zu vergessen, da die Eltern, bzw. die Mutter des Mannes dagegen war. Früher war es wohl alles etwas anders und da konnte man nicht einfach sagen, wir sind zusammen und lieben uns, denke das man da noch mehr auf die Eltern und die gegebenen Umstände achten, als heute.
Wer sagt denn, das der Mann wirklich ihre große Liebe gewesen ist, denn sie waren ja nicht wirklich richtig zusammen und konnten sich ja auch gar nicht richtig kennenlernen, um beurteilen zu können, ob es die große Liebe gewesen wäre oder nicht. Ich denke eher, das sie sich denkt, es wäre ihre große Liebe gewesen, weil diese Liebe verboten wurde von anderen Personen.
Da sie dann später einen anderen Mann kennengelernt hat und diesen auch geheiratet hat, finde ich von daher absolut nicht schlimm, denn sie hat diesen Mann ja sicherlich auch aus Liebe geheiratet denke ich. Irgendwas wird auch dieser Mann an sich gehabt haben, denn sie hat ja einige Jahre mit ihm verbracht und anscheinend auch glücklich.
Also als Partner zweiter Wahl würde ich es nur bezeichnen, wenn man jemanden anderen wählt, weil man keinen anderen abbekommt oder weil wirklich die grosse Liebe einen nicht möchte und man sich durch einen anderen Partner ablenken möchte und diesem dann falsche Liebe vorspielt. Das würde ich dann als zweite Wahl bezeichnen und das fände ich sehr traurig, wenn man so handeln würde.
Ich möchte niemals als Mann zweiter Wahl enden und wenn ich das rausbekommen würde, dann wäre ich schon sehr enttäuscht, denn dann ist die ganze Liebe nur vorgespielt gewesen und da interessieren mich dann auch die Gründe zu dem warum nicht wirklich. Zudem würde ich die Beziehung sofort beenden, denn ich denke, jeder Mensch ist es wert, ehrlich geliebt zu werden.
Ich kann mir das nicht so Recht vorstellen, da es ja auch schon irgendwie so klingt, als hätten sie und ihre "große" Liebe kaum Zeit miteinander verbracht. Ob man da wirklich so von der wahren großen Liebe sprechen kann, zweifle ich zu mindestens für mich persönlich an.
Ich muss aber sagen, dass es schon ein wenig nach zweite Wahl klingt. Sicherlich nicht im direkten Sinne, aber sie hat ihn ja "nur" genommen, weil sie den anderen nicht haben konnte. Hätte sie den bekommen, den sie eigentlich wollte, wäre sie mit ihrem Mann nicht zusammen gekommen und so ist es doch indirekt schon irgendwo die zweite Wahl.
Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass ich dann glücklich werden würde, wenn ich eigentlich jemand anders im Kopf hätte und nur diesen einen wirklich liebe. Für mich wäre das dann immer so eine Art Zwang und auch eher Trost, aber wirklich glücklich würde ich damit wohl nicht werden. Daher tut sie mir auch sehr Leid, vor allem wenn sie auch noch sagt, dass sie eben nie diese Gefühle für ihren Mann gehabt hat, wie für den ersten.
Meine Meinung dazu ist eigentlich ganz klar: die große Liebe ist nur die ''große Liebe'' geblieben, weil sie ihn niemals bekommen hat. Und so ist das bei den meisten Menschen. Mein Cousin hatte eine Freundin, diese waren frisch verliebt, als bei der Freundin Krebs diagnostiziert wurde und sie starb. Meine eigene Uroma hat ihren Mann kurz vor dem Krieg kennengelernt und geheiratet, dieser ist dann im Krieg gefallen und sie hat sich bis an ihr eigenes Ende immer im positiven an ihn erinnert und von ihm geschwärmt. Eine andere Bekannte von mir schwärmt mir immer von ihrem One-Night Stand aus dem Urlaub vor, in dem sie angeblich ihre große Liebe gefunden haben soll und von dem sie sicher ist, dass sie ihn irgendwo im Leben wieder begegnet und heiraten wird.
Aber all diese Menschen glauben nur, dass ihr Gegenüber die große Liebe ist, weil die Beziehung entweder noch total frisch ist oder weil sie den Menschen noch gar nicht kennen. Die Hormone gewinnen die Oberhand und als verliebter Mensch glaubt man an vieles. Wäre die Freundin meines Cousins nicht gestorben, hätten diese geheiratet und sich nach zehn Jahren Ehe vermutlich aus mürrisches und sich hassendes Pärchen getrennt, meine Großmutter wäre als gelangweilte Hausfrau geendet und meine Bekannte hätte von der Fernbeziehung die Nase voll gehabt. Die Ernüchterung kommt immer nach einer Weile und dann fragt man sich immer, was man an diesem Menschen überhaupt gefunden hat. So ist das meistens und vermutlich hat besagte Frau bei ihrem eigentlichen Ehemann am Anfang auch erst gedacht, er wäre ihre große Liebe und mit den Jahren dann, hat sich das natürlich gelegt und normalisiert und jetzt träumt sie von einem anderen Leben und dem Gefühl des frisch verliebt seins. Vermutlich wäre die Beziehung mit der ''großen Liebe'' aber genauso gelaufen, wie mit ihrer jetzigen Ehe.
Und eben weil ich nicht an die große Liebe glaube, denke ich, dass es sich auch meistens nicht lohnt, dafür zu kämpfen. Ich habe noch von keiner Liebe gehört, die ewig gehalten hat, du etwa? Vielleicht behaupten das einige Menschen, aber auch dies erscheint mir meistens als bloße Fassade, so dass ich an sich der Überzeugung bin, der Partner sollte eine geliebte und liebende Person sein, es sollte keine Vernunftehe aus finanziellen oder ehrenhaften Gründen oder so sein, allerdings sollte es auch nicht unbedingt die Teenieliebe sein, denn diese Emotionen verschwinden schneller, als einem Lieb ist und dann kommt die Ernüchterung.
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