Containerdurchsuche auf Bahnsteigen

Die Atmosphäre auf einem Bahnsteig ist eine besondere. Schon in der Bahnhofshalle fiel mir heute Morgen ein gut gekleideter Mann auf, der einen Rucksack trug. Er ging suchend durch die Bahnhofshalle. Wonach er suchte, war nicht ersichtlich. Plötzlich war er verschwunden.

Dann sah ich ihn wieder auf dem Bahnsteig, wo mein Zug von Gleis vier abfuhr. Dort stehen in kurzen Abständen Abfallcontainer, die besondere Öffnungen haben: für Papier, Restmüll, Plastik und Glas. Er ging jeden Container ab, sah in jede Öffnung und griff teilweise auch rein. Einmal holte er etwas raus, das wie eine kleine Flasche aussah, nahm seinen Rucksack ab und packte sie rein. Aus einem anderen Behälter holte er eine Dose und auch eine Zeitung steckte er sich ein. Dann fuhr mein Zug ein und ich konnte ihn nicht weiter beobachten. Ich nehme an, dass er so alle Bahnsteige/Gleise abklapperte.

Manchmal sieht man in der Stadt Menschen, die in Mülleimern wühlen, aber die sind ärmlicher gekleidet. Aber dieser rucksacktragende Mensch am Bahnhof sah nicht danach aus, dass er es nötig hatte, den Müll zu durchwühlen. Anscheinend hat das immer teurer werdende Leben alle - oder viele - erfaßt. Würdet ihr euch komisch vorkommen, wenn ihr Dosen und Flaschen aus Müllcontainern holen würdet? Käme das für euch überhaupt in Frage?

Wir haben, um die speziell gedruckten T-Shirts unserer Abschlussklasse zu finanzieren, Wochenlang Pfandflaschen und Dosen gesammelt und so konnte dann wirklich jeder umsonst ein T-Shirt bekommen. Man glaubt gar nicht, wie viel Pfandgut einfach so weggeworfen wird, da kann man am Tag schon problemlos fünf bis zehn Euro sammeln. Das hat doch auch nichts mit Armut zu tun, es ist doch sozusagen Geld, das auf der Straße liegt - warum sollte man es nicht mitnehmen?

Ich würde zwar nicht direkt in eine Mülltonne klettern, um Dinge herauszufischen, häufig liegen aber schon genug Dinge gleich oben im Mülleimer, die man mit einem einfachen Griff einsammeln kann. Die sind auch im Normalfall nicht wirklich dreckig, alt oder ekelig, sodass ich nicht nachvollziehen kann, warum es als so abstoßend empfunden wird, sie mitzunehmen. Man muss sich ja auch nicht direkt hinterher die Finger in den Mund stecken.

Bei uns an der Schule und auch im Umkreis gab es immer wieder Leute, die die Mülleimer und auch die Umgebung nach Pfandflaschen absuchen. In der Schule gab es wirklich sehr viele Leute, die Pfandflaschen einfach weggeworfen haben. Irgendwie konnte ich es aber auch manchmal verstehen, denn es war total nervig am Schulkiosk fast die ganze Pause an zustehen, nur um das Geld für seine Pfandflasche zu bekommen. Diese dann mit nach Hause zu nehmen, war für viele einfach nervig und manchmal hat es auch einfach nicht in die Tasche gepasst.

Ich habe auch schon einmal Pfandflaschen gesammelt, allerdings war ich da noch jünger. Meine Freundin und ich hatten vor von dem Geld einmal richtig groß Eis essen zu gehen in einer Haegen Dasz Filiale. Da das Eis dort eben sehr teuer ist, wollten wir nicht unser "normales" Geld zum Fenster hinaus werfen, sondern uns eben extra etwas für diesen Luxus verdienen. Dazu haben wir dann eine Woche lang jeden Tag mehrere Stunden Flaschen gesammelt, da haben wir gleich den Hund mitgenommen und dieser hat sich über die riesige Feldrunde auch gefreut. Am Ende der Woche hatten wir dann dadurch ungefähr 26 Euro, hätten wir aber sinnvoller an Bahnhöfen und so weiter gesucht, hätten wir sicherlich noch mehr heraus bekommen.

Bisher habe ich auch nur bemerkt dass ärmlich gekleidete Leute diese Mülltonnen oder Container durchwühlen. Es scheint aber auch noch eine geringe Prozentzahl an Personen die sich durch ihr äußeres Erscheinungsbild davon unterscheiden wollen obwohl sie von der Sache her auch nichts anderes machen, nämlich im Müll herum wühlen.

Zum ersten Mal hab ich das am Weißenhäuser Strand in der dortigen Ferienanlage bemerkt. Dort kam jeden Tag zur gleichen Zeit ein gut gekleideter Mann um mit einem langen Greifarm die Pfandflaschen und die Büchsen aus den Gitterboxen zu angeln. Ich habe das bemerkt weil ich auch überlegt habe wie ich an die Büchsen komme. Auf jeden Fall hat dieser Flaschensammler aus jeder Gitterbox mindestens 30 Büchsen oder Pfandflaschen geholt. Ich weiß nicht wie viele dieser Boxen auf dem Gelände verstreut aufgestellt wurden, aber das Areal ist doch schon richtig groß und es muss sich richtig lohnen das professionell und steuerfrei zu betreiben. Ich denke der kam auf einen guten Stundenlohn.

Persönlich würde ich aber nicht unbedingt im Müll herum kramen, da ist die Hemmschwelle doch zu groß. Obwohl ich aber auch schon öfters mal abgestellte Flaschen mitnehme um sie später abzugeben ist es aber nicht so dass ich gezielt jeden Tag meine Runden drehen würde um die Container zu durchsuchen.

@hooker, das ist ja ein richtig gutes Geschäft mit den Dosen am Weißenhäuser Strand. Ich glaube, ich muß auch mal wieder zur Ostsee fahren. Dass die Menschen nicht überlegen, wieviel Geld sie mit den Dosen und Flaschen wegschmeissen. Aber wahrscheinlich ist es ihnen zu umständlich, die Dinge wieder mit zurückzunehmen.

Ja, wenn irgendwo eine leere Pfandflasche rumsteht, zum Beispiel im Bus-Wartehäuschen, dann kann man die mitnehmen, aber im Müll rumwühlen, da käme ich mir doch komisch vor.