Spielkonsole für Schulanfänger, eine sinnvolle Lernhilfe?

vom 03.04.2011, 17:30 Uhr

Unsere Tochter ist im vergangenen Sommer eingeschult worden. Sie geht gerne in die Schule und hat dort auch keine Probleme mit Lehrern oder Mitschülern. Lediglich beim Lesen und Schreiben hängt sie etwas hinter dem Wissenstand der anderen hinterher. Wenn sie sich nicht deutlich bessert besteht die Gefahr, dass sie das erste Schuljahr wiederholen muss, sagten die Lehrer. Wir üben schon jeden Tag mit ihr, wollen sie aber nicht überfordern.

Nun haben wir im Internet eine Spielekonsole speziell für Schulanfänger gesehen, zu der es gute Lernspiele aus dem Bereich Lesen, Schreiben und Rechnen gibt. Wäre eine solche Spielkonsole eine effektive und sinnvolle Lernhilfe bei der unsere Tochter spielerisch zum Lernen animiert wird? Hat jemand von Euch Erfahrungen mit derartigen Lern- und Spielekonsolen sammeln können? Wir wären sehr glücklich über die eine oder andere Meinung von anderen Eltern.

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» tessa » Beiträge: 78 » Talkpoints: 46,00 »



Ich habe zwar keine Kinder, aber mein Bruder hat durch Spielekonsolen das lesen leichter gelernt als andere in seinem Alter. Er hat sogar etwas Englisch dadurch gelernt! Es kommt, glaube ich, auf die Spiele an. Aber wenn du schon ein für Schüler in ihrem Alter entwickeltes Spiel gefunden hast, umso besser!

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» ausdemhorn » Beiträge: 58 » Talkpoints: 0,02 »


Ich denke nicht, dass es nun unbedingt nötig wird, deiner Tochter diese "spezielle" Spielkonsole zu kaufen. Wenn sie nicht so gut Lesen und Schreiben kann, dann wäre meine erste Idee, dass sie einfach mehr Übung braucht. Und das auf lange Sicht, vielleicht liegt auch eine Rechtschreib-/Leseschwäche vor.

Spielkonsolen würde ich maximal als Ergänzung zum täglichen Lernen sehen, denn "spielend lernen" funktioniert zwar, aber niemals so gut, dass man sich vollends darauf verlassen könnte. Ich persönlich lerne nicht gerne an Konsole und PC - dabei ist nur selten wirklich etwas produktives dabei herumgekommen.

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Von welcher Konsole sprichst du denn? Ich denke, man kann die nicht alle über einen Kamm scheren und generelle Empfehlungen geben. Auch wenn die Konsolen und Spiele von irgendwelchen Leuten empfohlen werden, heißt das noch lange nicht, dass es auch wirklich sinnvoll ist, diese einzusetzen. Was spricht denn dagegen, das Produkt hier beim Namen zu nennen, dann könnte man konkrete Erfahrungen beisteuern und keine allgemeinen Aussagen.

Diese speziellen Kinderlerncomputer haben oft eine grottenschlechte Grafik, so dass es auch für einen geübten Leser sehr schwierig ist, z. B. ein B von einem E zu unterscheiden. Das ist wenig produktiv. Man sollte sich das Gerät also vor dem Kauf genau ansehen, ob die Grafik gut genug ist. Andere Spielkonsolen zum Beispiel das Nintendo DS bietet neben Lernprogrammen auch hauptsächlich Spiele an. Früher oder später würde das Kind dann nach Spielesoftware quengeln.

Da Du hier auf Talkteria mitschreibst, gehe ich davon aus, dass ihr einen PC auch zu Hause stehen habt. Ich würde euch auch empfehlen, mal nach klassischen Lernprogrammen für den PC Ausschau zu halten. Davon gibt es eine große Auswahl. Möglicherweise gibt es auch vom Hersteller des Schulbuchs eures Kindes ein ergänzendes Lernprogramm. Der Lehrer eures Kindes kann euch da Auskunft geben.

Außerdem würde ich mich nicht auf elektronische Geräte alleine verlassen. Gemeinsame Lesestunden, eine anregende Leseumgebung, gemeinsame Besuche in der örtlichen Bibliothek können da auch schon Wunder wirken. In guten Bibliotheken beraten die Bibliothekare auch Eltern und Kinder sehr fachkundig, welche Publikationen zum gegenwärtigen Lernstand für euer Kind empfehlenswert sind und nicht überfordern. Außerdem gibt es in vielen Bibliotheken auch schon Lernsoftware für Kinder zum Entleihen, so dass ihr euch beim Kauf nicht gleich für ein Produkt entscheiden müsst, sondern erst mal den Praxistest machen könnt. Nicht zuletzt sollte euer Kind euch als Eltern auch als Leser erleben. Das Vorbild durch euch wirkt mehr, als stundenlange Appelle. Vielleicht ist es auch eine gute Idee für euch, für euer Kind eine schöne Zeitschrift zu abonnieren und gemeinsam zu lesen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Solche speziellen Konsolen sind aus meiner Sicht recht sinnfrei. Denn es besteht kaum eine Gestaltungsmöglichkeit in den Spielen und sie laufen daher immer gleich ab. Die Kinder lernen nicht wirklich, sondern kennen noch mehrmaliger Verwendung den Ablauf auswendig, was ja nicht Sinn der Sache ist.

Daher würde ich eher dazu raten eine normale Konsole zu kaufen mit altersgerechten Spielen, wo ja auch kleinere Anleitungen zu lesen sind. Zumindest sehe ich das bei meinen Töchtern, welche in die zweite Klasse gehen, das es doch mehr bringt, als starres üben.

Wobei man bei deiner Tochter die Probleme in Lesen und Schreiben mal von einer anderen Seite betrachten sollte. Denn es leiden erstaunlich viele Kinder an einer Lese-Rechtschreibschwäche. Bei meinen Töchtern in der Klasse sind es fast 50% der Kinder. Wobei vier Kinder davon, auch eine von meinen Mädels, ab nächstem Schuljahr in eine speziell geförderte LRS-Klasse gehen werden.

Nur leider wird diese ganze Problematik bisher nur in Sachsen ausreichend ernst genommen und in anderen Bundesländern müssen sich die Eltern halt selbst um eine entsprechende Überprüfung kümmern. Und wenn deine Tochter wirklich davon betroffen ist, dann helfen auch Spielekonsolen nicht, egal welche man davon kauft.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Eine Spielkonsole kann natürlich keine gute LRS- Diagnostik und Therapie ersetzen. Auch kann sie bei solchen Kindern keine Wunderheilungen bewirken. So viel ist klar. Allerdings schadet es auch keinem LRS-Kind, wenn es Spaß daran hat, mit einem wie auch immer gearteten Datenverarbeitungsgerät eine gute Lernsoftware zu benutzen. Ich wollte damit sagen, dass LRS kein Ausschlussgrund ist so etwas zu kaufen, man sollte aber keine übersteigerten Erwartungen in den Erfolg hegen. Allerdings gibt es auch für LRS-Kinder mittlerweile hilfreiche Software. Die Einzelheiten zum Einsatz sollte man aber besser mit Fachpersonal individuell auf das einzelne Kind abstimmen und nicht in einem Forum per Ferndiagnose erhoffen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wenn ein Kind bereits in der ersten Klasse nachhängt, dass ist ehrlich gesagt schon sehr hart wie ich finde, zumal in der ersten Klasse wirklich noch alles auf unterstem Niveau ist, so dass mir bisher kein Schüler untergekommen ist, der die erste Klasse wiederholen musste. Ich denke daher, dass es sich hierbei um ernstzunehmende Lern- oder speziell Leseschwäche handeln dürfte und diese wirst du mit großer Sicherheit nicht durch eine olle Spielkonsole beheben können, sondern lediglich durch eine ordentliche und erfolgreiche Therapie. Was für Möglichkeiten es da gibt, da sollte dich eigentlich die Grundschullehrerin beraten können, da würde ich durchaus mal nachfragen.

Was die Konsole aber nun angeht, so finde ich nicht, dass man damit wirklich einen Lernerfolg erzielen kann. Ich habe selbst bereits einige dieser Spiele gesehen, zumal ich zwei Cousins in diesem Alter habe, für deren Betreuung ich häufig zuständig bin. Auf den ersten Blick sehen diese Spiele zunächst noch recht viel versprechend aus, aber wenn man sich das mal etwas genauer ansieht, dann merkt man schnell, dass diese Spiele total einseitig sind und das man das gelernte gar nicht wirklich anwenden kann und es sich letztendlich doch nur um ein Spiel handelt, welches unter dem Vorwand, dem Kind lesen und rechen näher zu bringen, verkauft wird.

Kaufst du deiner Tochter diese Konsole, wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit früher oder später auch eine Art Abhängigkeit davon entwickeln, so dass sie in der zweiten und dritten und vierten Klasse auch mit dem Ding lernen will, weil es doch so viel Spaß macht. Nur leider gibt es keine Spiele mit mathematischen Textaufgaben oder ähnlichem, zumindest keine sinnvollen und daher wird sich deine Tochter bei der Lernweise vermeintlich nicht mehr an den Schreibtisch gewöhnen wollen und warte erstmal, bis sie entdeckt, dass es auch noch andere Spiele als Lernspiele für diese Konsole gibt. Einen Lernerfolg wirst du damit ganz sicher nicht erlangen, dass ist einfach nur Spielerei, die dir unter einem guten Vorwand verkauft wird. Ich würde mich an deiner Stelle ernsthafterer mit dem Lernproblem deiner Tochter auseinandersetzen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es gibt durchaus auch Schüler, die die erste Klasse schon wiederholen müssen. Es gibt auch Kinder, die später in der Schule gut mit kommen, aber am Anfang der ersten Klasse einige Anlaufschwierigkeiten haben. Es fällt eben nicht jedem Kind mit jedem Charakter und jeder Erziehung sofort leicht, sich an feste Regeln und klare Arbeitsanweisungen zu halten. Das muss aber nicht gleich heißen, dass das Kind deshalb irgendwelche Lernschwierigkeiten haben muss. Außerdem werden je nach Bundesland Kinder heute oft schon mit 5,5 Jahren eingeschult und die Kann-Kinder sind teilweise noch jünger. Da kann der Einstieg ins Schulleben schon schwieriger werden als zu unserer Kinderzeit, weil die Kinder oft noch verspielter sind. Natürlich sollte man da nicht tatenlos abwarten, bis sich von selbst eine Besserung wie ein Wunder einstellt. Ich finde es durchaus lobenswert, dass sich Tessa Gedanken macht, wie man ihre Tochter fördern kann. Auf jeden Fall wollte ich Tessa davor warnen, sich hier im Forum eine Diagnose aufschwatzen zu lassen. Es ist definitiv nicht möglich, so zu einer treffenden Lernstandanalyse zu kommen. Dafür ist eben die Lehrkraft deines Kindes oder andere Fachstellen zuständig. Auch ein Gang zum Kinderarzt kann hier Klarheit bringen.

Sicher, es gibt solche und solche Lernspiele. Deshalb würde ich eben so vorgehen, dass ich mir das bestmögliche Lernprogramm für mein Kind heraus suche. Dazu benötigt man aber eine detaillierte Einschätzung über die Defizite des einzelnen Kindes. Wenn man dann eine passende Software gefunden hat, kann man gegebenenfalls auch die passende Konsole dazu kaufen. Selbst wenn das nur für einige wenige Lernspiele taugt, kann man die Konsole ja wieder verkaufen, wenn sie ausgedient hat.

Ich glaube auch nicht, dass ein Kind zwangsläufig eine Abhängigkeit von einer Lernspielkonsole oder einem Computer entwickeln muss. Wenn die Eltern das Gerät verantwortungsvoll als Ergänzung einsetzen und die Nutzungszeit auch begrenzen, dann lernt das Kind auch einen sinnvollen und verantwortungsvollen Einsatz. Aber wie ich schon schrieb, man sollte sich eben nicht als einziges Standbein auf die Lernsoftware verlassen. Bei Kindern in der ersten Klasse haben Eltern noch genug Einfluss, um solche Fehlentwicklungen zu verhindern.

Auch das Argument, dass sich das Kind nicht mehr an den Schreibtisch gewöhnen kann, halte ich für wenig stichhaltig. Erstens gibt es genügend Lerntheorien, dass es nicht unbedingt notwendig ist, sitzend am Schreibtisch zu lernen. Wenn das Kind eher ein motorischer Lerntyp ist, ist es sogar kontraproduktiv, das Kind zum Sitzen an einem bestimmten Ort zu zwingen. Außerdem wird das Lernen der Zukunft sowieso kaum je wieder klassisch nur mit Heft und Lehrbuch am Schreibtisch stattfinden. Wenn ich meine Nachhilfeschüler so ansehe, dann gehört für viele das Arbeiten am PC einfach zum Schulalltag dazu. Der Schreibtisch ist eben schon längst nicht mehr das allein selig machende.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich würde an deiner Stelle erst einmal mit deiner Tochter darüber reden. Wenn sie sagt, dass sie diese Konsole auch wirklich benutzen wird und damit weiterhin lernen will, dann kannst du die ruhig für sie kaufen (vielleicht zum Geburtstag oder zu Weihnachten?). Damit könntest du sie fördern, aber wenn sie sie nicht benutzt und die Konsole nur in der Ecke herumsteht, dann kannst du das Geld auch für was anderes ausgeben. Daher rede mal vorher mit deiner Tochter.

Ich bin auch der Meinung, dass deine Tochter auch ohne so eine Konsole lernen kann. Es gibt sehr viele Kartenspiele die diese Tätigkeiten näher bringen und mit denen man auch spielerisch lernen kann. Jedoch macht es an einer Konsole oftmals mehr Spaß, da alles lustiger und besser gestaltet wird.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich halte Konsolen für keine so schlechte Idee, wenn es sich nur um Lernspiele handelt. Auch die Serien im Fernsehen die Kindern schon früh Englischkenntnisse vermitteln sind recht sinnvoll. Aber die Kinder dürfen auch nicht überfordert werden wenn die Lerninhalte zu schwer sein sollten. Wenn es nicht zu teuer wird und die Kinder nicht vergessen wie man ohne Konsole lernt halte ich es für eine sehr gute Idee.

» Jurze1992 » Beiträge: 180 » Talkpoints: 14,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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