Martin Luther, Der Film - Filmkritik

vom 03.04.2011, 09:35 Uhr

„Dicit ei Iesus ego sum via et veritas et vita nemo venit ad Patrem nisi per me“. Wenn sie in der Schule nicht das große Glück gehabt haben, Lateinunterricht genießen zu dürfen, dann ist dieser Satz für sie höchstwahrscheinlich komplett unverständlich. Wenn sie Lateinunterricht hatten, dann stellen sie sich vor, dass es für ihren sozialen Stand kaum eine Chance gibt sich die lateinische Sprache an zu eignen. Sie verstehen also leider auch nichts. Dabei ist dieser Satz eins der berühmten Worte Jesu aus dem Johannesevangelium: „Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh. 14,6). Nur wegen eines Mannes können wir diese Worte in Deutsch lesen und verstehen, Martin Luther.

Der junge Mönch Martin lebt in einem Kloster in Erfurt. Auf einer Reise nach Rom fallen ihm die Missstände in der „heiligen Stadt“ auf. Die Kirche verkauft für viel Geld Ablassbriefe, an jeder Straßenecke werden Heiligen-Souvenirs verkauft und es gibt Bordelle eigens für den Klerus. Als er wieder zurück in Erfurt ist wird er, um sein Theologiestudium zu vollenden, nach Wittenberg geschickt. Auch dort missfällt ihm die Art wie die Kirche mit den Menschen umgeht und der Ablasshandel. Als Luther zum Doktor gekürt wird, fängt er an in seinen Vorlesungen gegen den Ablass zu argumentieren und auch in seinen Predigten erzählt von einem liebenden, nicht von einem strafenden Gott. Zu dieser Zeit veröffentlicht er auch die 95 Thesen. Während die katholische Kirche noch versucht Luther zu verhaften und zu töten, ist die Reformation im Volk nicht mehr auf zu halten. Im Film wird der Werdegang Luthers eindrucksvoll geschildert. Eine beeindruckende Kulisse und eine ganze Palette großartiger Schauspieler vervollständigen das Gesamtbild. So spielt zum Beispiel Sir Peter Ustinov, als seine letzte Filmrolle bevor er verstarb, Friedrich den Weisen.

Historisch gesehen ist der Film nicht immer korrekt. So sind beispielsweise die Begegnungen zwischen Luther und Hanna, die Brennholz verkauft um ihre behinderte Tochter zu ernähren und Otto, dem Handwerker dessen Sohn sich erhängt, genauso fiktiv wie die Freundschaft zu dem Augustiner-Mönch Ulrich und die Liebesbeziehung zu seiner Frau Katharina von Bora, diese Ehe hat es zwar gegeben, sie war aber wie üblich für diese Zeit eine Nutzgemeinschaft und hatte nichts mit Liebe zu tun. Auch die Begegnung zwischen Martin Luther und Friedrich dem Weisen hat historisch nie stattgefunden, allerdings hat Friedrich der Weise Luther als klugen Kopf sehr geschätzt.

Wenn man den detaillierten, historischen Blick allerdings etwas außen vor lässt und auch ein wenig auf die Unterhaltungswerte achtet, dann ist ‚Luther‘ ein wunderbar gelungener Spielfilm für alle, die sich einen kleinen Einblick in das spannende Leben dieses großen Mannes gönnen wollen. Der Film weckt Interesse sich einmal näher mit dem Thema Reformation zu beschäftigen und regt zum Weiterdenken über Luthers Ideen und Ideale an. Wer anspruchsvolle und unterhaltsame Filmkost sucht, ist bei diesem Film genau richtig.

» Monella » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 21.06.2011, 16:46, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich habe mir den Film angesehen, als ich mich letztes Jahr etwas näher mit Martin Luther befasst habe. Seine Biographie hatte ich auch gelesen und wollte es etwas lebendiger, also sah ich mir auch den Film an. Mir hat er sehr gut gefallen, auch wenn historisch nicht alles korrekt war. Nur kann man in einem Film nicht immer nur auf die historischen Ereignisse eingehen, denn ein Film soll auch der Unterhaltung dienen, was man nur mit Fakten nicht erreichen kann. Ich fand ihn dennoch gut umgesetzt und würde ihn mir auch ein zweites Mal ansehen, denn er zeigt doch anschaulich das Leben des Martin Luther, wenn auch mit ein paar Abstrichen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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