Möbel renovieren mit Hartöl

vom 02.04.2011, 18:40 Uhr

Ich möchte eine antike Echtholzkommode "küchenfertig" machen, um sie dort als Lagerfläche zu nutzen und die Oberseite als Arbeitsplatte gebrauchen. Nun habe ich gelesen, dass man dazu Hartöl nehmen kann.

Dazu wird die Oberfläche natürlich abgeschliffen und dann wird das Öl so lange auf die unlackierte Oberfläche aufgetragen, bis sie vollständig gesättigt ist und kein Öl mehr aufnimmt.

Nun meine Frage: Hat das schon mal jemand ausprobiert und mit Hartöl gearbeitet? Wie haltbar wird die Arbeitsfläche dann und ist sie lebensmittelecht? Was gibt es sonst noch zu bedenken und wo schleichen sich leicht Fehler ein?

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In deinem anderen Thread habe ich mich schon zu der Lebensmittelechtheit und der Verarbeitung eines Produktes geäußert. Da du hier noch fragst, was schief gehen kann, möchte ich meine Angaben dahingehend ergänzen.

Natürlich kann es immer schief gehen, dass die Produkteigenschaften, die der Hersteller zusichert nicht tatsächlich zutreffen. Wenn man sich aber zum Beispiel bei der Stiftung Warentest oder Stiftung Ökotest informiert, sollte es leicht sein, einen seriösen Hersteller zu finden. Ansonsten kann man als Privatanwender nie ausschließen, dass man einer unseriösen Firma aufsitzt, da kaum einer von uns zu Hause ein Labor betreibt.

Der Pinsel, den man benutzt, sollte schon etwas hochwertigeres sein. Wenn man einen Pinsel aus dem neunundneunzig Cent Shop nutzt, muss man sich nicht wundern, wenn dieser furchtbar haart. Diese Haare muss man dann aus der jeweils noch frischen Ölschicht wieder absammeln, da sie sonst in die Schutzschicht mit eingesiegelt werden und sehr unschön aussehen. Auch sollte man in einer staubarmen Umgebung streichen, da sonst Staubpartikel auch gerne mit in der Farbe haften bleiben und die Oberfläche dann nicht gleichmäßig glänzt. Gleiches gilt für das Streichen unter freiem Himmel. Wenn es anfängt zu regnen, können Regentropfen und Insekten auch die Oberfläche verunstalten. Das ist bei anderen Beschichtungsmitteln aber ziemlich ähnlich.

Wenn man das Holzöl oder Hartwachsöl mit einem Lappen aufträgt oder Überschüsse mit einem Lappen aufnimmt, muss man darauf achten, dass man diesen Lappen entweder in einem Schraubglas luftgeschützt aufbewahrt oder diesen flach zum Trocknen anhängt. Wenn man ihn verknüllt an der Luft liegen lässt, kann er sich selbst entzünden. Dieses Risiko sollte man kennen.

Wie alle anderen Holzschutzmittel kann auch Holzöl oder Hartwachsöl Flecken verursachen. Man sollte also natürlich auf Arbeitskleidung achten, die auch eine Verunreinigung verträgt. Wenn man den Schrank nicht in einer Werkstatt streicht, sondern in einer Wohnung sollte man darauf achten, dass umliegende Böden und Wände gut abgedeckt werden, so dass die Arbeiten keine Schäden hinterlassen. Außerdem sollte man auch bei Naturfarben auf eine gute Lüftung bei der Verarbeitung achten, damit man die Dämpfe nicht unnötig einatmet.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Super, Dankeschön für die Tipps! Wie sieht es denn mit umliegenden Lackflächen am gleichen Möbelstück aus? Ich wollte die Seiten lackieren, da kann ja schon mal ein Tropfen Hartöl herunter tropfen. Hast du da Erfahrungen, ob das Flecken gibt?

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Küche die ich mit Hartöl behandelt habe, war nicht antik. Deshalb waren die Schränke unter der Arbeitsplatte auch nicht lackiert sondern irgendwie mit so einer dicken harten Schicht bezogen. Diese wurde von dem Produkt das ich verwendet habe nicht angegriffen. Letztlich hilft Dir das aber auch nicht weiter. Du kannst nicht von meiner Küche auf deinen Schrank schließen.

Nehmen wir einfach mal an, der Schrank über den du schreibst ist wirklich nicht nur ein wenig älter sondern tatsächlich antik. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht mit einem High-Tech-Lack lackiert wurde ist dann sehr groß. Damals hat man oft mit Ölfarben lackiert oder aber die Lackoberflächen mit Schelllack versiegelt. Da das alles Naturprodukte sind, besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Öl in deinem Hartwachsöl oder eine darin enthaltene Lösungsmittelkomponente auch nach vielen Jahren mit dem alten Lack eine dauerhafte Verbindung eingeht. Das kann unter Umständen dazu führen, dass der Lack neuen Glanz erhält und ganz toll aussehen. Es kann aber auch bewirken, dass der alte Lack aufgeweicht wird und nie wieder richtig hart durch trocknet.

Es gibt für Dich drei Möglichkeiten: Entweder du beizt das komplette Möbelstück ab und behandelst es komplett mit dem neuen Produkt deiner Wahl. Oder aber du probierst an einer unauffälligen Stelle die ohnehin nicht sichtbar ist die Reaktion des alten Lacks auf einige Spritzer des neuen Produkts einfach aus und entscheidest dann, ob Dir das Resultat gefällt. Mit etwas Glück kann man so sogar den alten Lack auffrischen. Die letzte Möglichkeit ist, einfach auf Nummer sicher zu gehen. Entweder baust Du alle Teile so weit auseinander, dass nur noch die zu lackierenden Teile in der Arbeitsecke liegen oder du verkleidest die Lackflächen großzügig mit Malerklebeband und Malerfolie damit keine Flecke entstehen. Allerdings solltest du auch hier vorher an unauffälliger Stelle ausprobieren, wie der alte Lack auf Klebestreifen reagiert, damit Du keine bösen Überraschungen erlebst. Bei altem Lack ist es durchaus möglich, dass er sich beim Abziehen der Klebestreifen teilweise vom Holz abheben lässt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Du hast meine Frage etwas falsch verstanden: Dass ich das Stück abbeize ist schon beschlossene Sache, da es lange in einer Scheune stand. Insofern ist es irrelevant was für ein Lack bereits darauf war und ich möchte auch eben nicht authentisch restaurieren.

Mich würde eben interessieren, ob Hartöl Flecken auf Lack hinterlässt oder angreift, damit ich entscheiden kann was für einen Möbellack verwende.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das heißt, du willst einen Teil der Kommode mit neuem Lack lackieren und einen Teil der Kommode mit Hartöl behandeln? Auch in diesem Fall würde ich sagen, dass man nichts pauschales sagen kann. Dafür gibt es einfach viel zu viele Produkte im Handel mit viel zu vielen verschiedenen Inhaltsstoffkombinationen. Ich würde dich da an die Berater im Baumarkt oder Farbenhandel verweisen. Die können Dir genauer sagen, wie sich die jeweiligen Produkte deiner Wahl zueinander verhalten würden. Auf jeden Fall darf das Holz, das du lackieren möchtest nicht vorher mit dem Hartöl in Kontakt kommen, da auf öligen Flächen der Lack nicht hält. Er perlt entweder schon beim Lackieren ab oder wird einige Zeit später abblättern. Da reicht auch schon ein Spritzer Hartöl auf dem Holz, um unschöne Ergebnisse zu erzielen.

Wenn ich Du wäre, würde ich die Kommode gar nicht lackieren, denn gelackte Flächen sind bei einer künftigen Renovierung sehr arbeitsintensiv. Man muss alte Lackschichten vor dem Überstreichen mindestens anschleifen, lose Lackteile entfernen usw. Da hat man es viel einfacher, wenn man wenn man nur mal schnell über eine Hartölschicht zum Auffrischen streichen muss. Außerdem sehen die Möbel mit farblosen Hartöl auch aus wie mit Klarlack überzogen. Zudem gibt es Hartöl oft auch gefärbt, so dass man damit sogar einen Farblack problemlos ersetzen könnte. Das hätte auch noch den Vorteil, dass man bessere Chancen hat, Schadstoffe von einer Küchenkommode fern zu halten, da Öl basierte Produkte oft ärmer an Schadstoffen sind als normale Lacke. Die schadstoffarmen Acryllacke sind für den Küchenbereich wenig geeignet, da sie oft nicht so wasserfest sind.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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