''Ey Papst, verpiss dich'' - ein Ausflug nach Rom
Letzte Woche war ich für einige Tage in Rom. An sich war alles schön und gut, das Wetter war wirklich hervorragend, wenn die Stadt meiner Meinung nach auch ziemlich zugemüllt ist und mir bei weitem nicht so gut gefällt wie etwa Paris, aber die Sehenswürdigkeiten waren natürlich trotzdem sehr interessant und schön. Das erste, was ich mir in Rom anschauen durfte, waren die Katakomben. Da ich Katakomben generell sehr inspirierend finde, war ich auch bei einer deutschen Führung dabei, um mehr über die Geschichte dieser zu erfahren. An sich konnte man sich nicht beschweren, da der Führer recht informativ war und gut Deutsch konnte (da habe ich schon andere Sachen erlebt), was mich aber gestört hat, war das man scheinbar heute versucht, geschichtliche Fakten so unterhaltsam wie nur möglich rüber zu bringen, damit auch die kleinen Teenies daran Spaß haben. Das hat auch geklappt, denn die kleinen haben dann auch alle paar Minuten gegröllt, als etwa erklärt wurde, dass die Römer zur Zeiten der Verfolgung in den Katakomben ''gechillt'' hätten oder das wir ihm schnell folgen sollten, da wir sonst im Labyrinth dem ''Saw- Monster'' zu Opfer fallen würden. Die Mosaike und Bilder waren von den alten Römern ''gepinselt'' worden und die Gebeine der vermeintlichem Märtyrer wurden von Grabräubern ''gemopst''
Im Ganzen fand ich die Führung bei dieser Wortwahl weit nicht mehr so amüsant, wie ich sie mir eigentlich vorgestellt hatte. Ich verstehe zwar, dass einige Menschen es nicht interessant finden, etwas über Geschichte zu erfahren, aber das man heute schon bei derart Führungen soweit geht die Geschichte bunt und in Umgangssprache die Teenies verwenden auszumalen, finde ich irgendwie schon armselig. Wenn man das nicht interessant findet, dann soll man eben nicht rein gehen, das war meine Meinung zu dem Thema, als nach knapp einer halben Stunde die ersten Teenies zu nörgeln anfingen, als der Führer doch noch einige geschichtliche Fakten vorbrachte.
Am letzten Tag dann war ich auch im Petersdom. Dort war ich bei keiner Führung dabei, bin aber der einen oder anderen Gruppe über den Weg gelaufen, als ich mit den Dom angesehen habe. Zu meiner Verwunderung war das aber auch hier nicht anders, auch wenn einige der Gruppen durchaus auch aus älteren Menschen bestanden. Bei einer der Gemälde erklärte der Führer den Anlass zu dem das Gemälde gemalt wurde mit ''dann sagte XY, ey Papst, verpiss dich, wir wollen einen neuen''. Dies sagte der Reiseführer mit einer vollkommen neutralen Stimme, so wie die Sprecher bei einer Dokumentation auf N24, als wären seine Worte völlig normal und gut gewählt. Ich fand das allerdings nicht. Ich bin sicher, dass es einigen Menschen schwer fällt, antike und altertümliche Dinge und Sehenswürdigkeiten als interessant zu empfinden, wenn ihnen einfach der Zugang zu dieser alten Zeit fehlt, aber meiner Meinung nach ist es auch keine Lösung, dass ganze dann in Teenie-Sprache zu erklären, scheinbar mit der Hoffnung, dass Publikum damit amüsieren zu können und ihnen den Zugang zu erleichtern. Ich finde das abwertend und hat weder die Mona Lisa für den Leonardo ''gepost'', noch haben irgendwelche Römer sich im Kolosseum ''gekloppt''.
Habt ihr selbst schon mal Führungen im Urlaub erlebt, bei dem die Reiseführer sich so ausgedrückt haben? Wie habt ihr das empfunden, fandet ihr das witzig und angenehmer, als wenn sie ''normal'' geredet haben? Ich selbst finde es natürlich auch nicht gut, wenn ein Reiseführer in monotoner und gelangweilter Sprache die gleichen Daten und Fakten immer und immer wieder wiederholt und man ihm einfach ansieht, das es ihn nicht mehr interessiert und er keinen Spaß mehr daran hat, aber ich finde, es gibt durchaus Reiseführer, die das auch so gut rüberbringen können, ohne gleich die ''Asi-Sprache'' verwenden zu müssen.
So etwas habe ich bisher zum Glück nicht erlebt und ich bin auch nicht daran interessiert, solche Erfahrungen zu machen. Im Allgemeinen erkunde ich vieles lieber auf eigene Faust, aber ich habe auch nichts gegen eine gute Führung, solange der Führer gut ist, viel Sinnvolles zu erzählen hat und nicht einfach stumpf irgendwelche Fakten herunterleiert, die man besser in einem Buch nachlesen kann. Wenn ich an einer Führung teilnehme, will ich also in erster Linie etwas erfahren, das nicht zum Allgemeinwissen gehört oder einem an jeder Ecke erzählt wird. Wichtig ist dabei natürlich auch, dass die Führung auch gut aufgebaut ist und dass der Führer in der Lage ist, das Thema spannend zu vermitteln. Monotone Erzähler sind dabei natürlich öde.
Es ist allerdings der falsche Weg, davon auszugehen, dass man eine Führung dadurch interessant gestalten kann, dass man so eine Gossensprache verwendet. Es ist mir schon klar, dass die Leute damit versuchen wollen, die Führungen auch für Jugendliche und andere junge Leute interessant zu machen. Allerdings ist das meiner Meinung nach der falsche Weg. Zum einen orientiert man sich damit nach unten - also nicht an der Normalität, sondern an etwas, was weit unter einem normalen Level liegt. Ich bin der Meinung, dass man sich eben nicht an diese Asi-Sprache annähern sollte, da man dieser damit einen Stellenwert einräumt, den sie einfach nicht verdient. Abgesehen davon könnte ich mir auch gut vorstellen, dass die Prollos, für die solche Ausdrucksweisen normal sind, ohnehin nicht an Kultur interessiert sind und es bei solchen Führungen nur wenige Leute gibt, deren Geschmack man damit trifft. Wenn es sich nicht gerade um Schulklassen handelt, die quasi "gezwungenermaßen" an der Führung teilnehmen, sind die Leute doch freiwillig da - und die meisten, die an diesen Führungen teilnehmen, ticken eben auch ein bisschen anders als irgendwelche Proleten-Kiddies.
Mich würde das nun nicht ansprechen und ich käme mir auch veralbert vor, wenn im Rahmen einer scheinbar seriösen Führung jemand so spricht, als hätte er gerade noch zusammen mit den anderen Versagern auf dem Bahnhofsvorplatz ein Dosenbier nach dem anderen vernichtet. Wenn ich an einer Führung teilnehme, erwarte ich einfach etwas anderes - und vor allem auch einen Hauch von Niveau. Man kann etwas trockenere Inhalte auch auf andere Weise spannend vermitteln. Das erlebe ich in der Uni auch immer wieder - es gibt Professoren, die selbst trockene Themen richtig spannend rüberbringen können, ohne sich dabei an dieses Prollo-Sprachniveau anzunähern. Das sollte man von einem Führer bei einer solchen Erkundungstour doch auch verlangen können.
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