Fremden Gästezimmer anbieten?

vom 01.04.2011, 10:32 Uhr

In dem Haus in dem ich jetzt wohne, gab es früher mal eine Zimmervermietung. Daher steht in manchen alten Telefonbüchern bzw. anderen Übersichten immer noch, dass unter der Adresse Zimmer vermietet werden. Sogar manche Navis haben die Adresse noch gelistet. So stand vor zwei Wochen ein Mann vor meiner Tür und suchte eben nach der Pension. Laut Kennzeichen kam er aus Tschechisch und war scheinbar zum arbeiten hier. Zumindest war er in Arbeitsklamotten und fuhr auch einen entsprechenden Transporter. Ich habe ihm dann gesagt, dass die Pension schon seit mehreren Jahren nicht mehr existiert und er wusste dann natürlich nicht so richtig, wo er nun hin soll. Es war auch schon Abend. Kurzzeitig kam mir daher der Gedanke, ihm mein Gästezimmer - zumindest für eine Nacht - anbieten soll. Er sah einfach nett aus und das Zimmer ist ja sowieso leer. Ein Problem mir meine Wohnung eine Nacht mit einem Fremden zu teilen hätte ich wohl nicht gehabt. Im Endeffekt habe ich im das Zimmer nicht angeboten, aber beim nächsten Mal würde ich vielleicht anders reagieren.

Wie würdet ihr euch verhalten? Würdet ihr einen Fremden einen Schlafplatz anbieten, wenn ersichtlich ist, dass dieser nicht weiß wohin? Ich hab ja auch schon manchmal Leute von Konzerten einfach mitgenommen und bei mir schlafen lassen, weil sie nicht mehr nach Hause kamen aus irgend welchen Gründen. Anhalter nehme ich auch öfter mit. Ich habe zwar auch ein gesundes Misstrauen Fremden gegenüber, aber eben auch eine gute Portion Hilfsbereitschaft und irgendwo gehe ich immer vom Guten im Menschen aus. Seid ihr auch so oder eher vorsichtiger? Oder auch einfach nur ängstlich wenn es um Fremde geht?

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



ChaosXXX hat geschrieben:Wie würdet ihr euch verhalten? Würdet ihr einen Fremden einen Schlafplatz anbieten, wenn ersichtlich ist, dass dieser nicht weiß wohin? Ich hab ja auch schon manchmal Leute von Konzerten einfach mitgenommen und bei mir schlafen lassen, weil sie nicht mehr nach Hause kamen aus irgend welchen Gründen. Anhalter nehme ich auch öfter mit. Ich habe zwar auch ein gesundes Misstrauen Fremden gegenüber, aber eben auch eine gute Portion Hilfsbereitschaft und irgendwo gehe ich immer vom Guten im Menschen aus. Seid ihr auch so oder eher vorsichtiger? Oder auch einfach nur ängstlich wenn es um Fremde geht?

Wo leitest du es von ab, dass es ersichtlich ist, dass dieser fremde Mensch nicht weiß wohin? Es kann sich schnell rumsprechen, dass es bei dir leicht und schnell eine Übernachtungsmöglichkeit gibt und deswegen wäre ich mehr als vorsichtig. Ich versuche zwar auch immer an das Gute im Menschen zu glaube, aber ich denke, dass man doch nicht jedem fremden Menschen eine Übernachtungsmöglichkeit geben sollte.

Dass, was du hast ist kein gesundes Misstrauen. Es kann sogar sehr gefährlich werden. Schon das Mitnehmen von Anhaltern ist gefährlich und man kann einem Menschen nicht ansehen, was er vor hat und ob er was vorhat. Ich denke nicht, dass man Hilfsbereitschaft vor wirklich gesundem Misstrauen stellen sollte. Man kann Bekannte übernachten lassen, die man wirklich kennt und es kann was passieren. Aber fremde Leute würde ich nicht beherbergen. Wenn da was passieren solle, wenn du zum Beispiel ausgeraubt wirst, wir nicht mal eine Versicherung bezahlen.

Man muss auch bedenken, dass es das geringste Übel wäre, wenn dieser Mensch dich ausrauben würde. Es kann weitaus mehr passieren und gerade in der heutigen Zeit wäre ich mehr als skeptisch. Aus den Nachrichten sieht man, dass Verbrecher kein Verbrechergesicht haben und das man Vergewaltigern und Mördern nicht ansieht, was sie machen oder gemacht haben.

Es muss jeder für sich entscheiden, was er macht und jeder ist für sich selber verantwortlich. Aber ich denke, dass man schon überlegen sollte, was gesundes Misstrauen ist. Gesundes Misstrauen hat man, wenn man völlig fremde Leute nicht einfach in die Wohnung lässt. Verwechsel Hilfsbereitschaft nicht mit einem Helfersyndrom, was dir zum Verhängnis werden kann.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:[Man kann Bekannte übernachten lassen, die man wirklich kennt und es kann was passieren.


Eben, es kann immer und überall etwas passieren. Muss es aber nicht. Ich denke einfach immer daran wie ich mich in der Situation des Fremden fühlen würde. Ich habe mal nachts um zwei einen Kerl aufgesammelt und mitgenommen, der als Anhalter unterwegs war. Der war groß und breit und im Zweifelsfall hätte ich mich nicht wehren können. Aber es war kalt, er war nur im T-Shirt und ich dachte mir nur "An seiner Stelle wäre ich total froh wenn jemand anhält". Im Endeffekt hat er drei Dörfer weiter gewohnt, ich musste sowieso durch den Ort und wir haben uns gut unterhalten. Es gab aber auch genug Leute, die ich nicht mitgenommen habe. Das ist einfach Bauchgefühl ob ich anhalte oder nicht. Genauso ist es dann bei Leuten, denen ich ein Bett anbiete bzw. anbieten würde.

Ich denke auch, wenn man immer erst die Gefahr sieht, dann passiert einem auch irgendwann etwas. Ein Bekannter von mir ist bei seinem Auto immer total besorgt gewesen, dass es geklaut wird. Dementsprechend gut hat er es immer gesichert. Ich hatte mein Auto schon öfter mal unabgeschlossen (aus Versehen) oder sogar mit offenem Fenster Nachts auf der Straße stehen. Auch im Ausland habe ich nie noch zusätzliche Sicherungen genutzt. Meinem Auto ist noch nie etwas passiert, meinem Bekannten wurde seines im letzten Urlaub tatsächlich gestohlen.

Es ist ja auch nicht so, dass ich ständig fremde Leute aufsammele, aber manchmal ergibt sich so eine Situation einfach. Mal ist es ein 16jähriges Mädel dass nach dem Konzert nicht mehr nach Hause kommt weil seine Freunde schon gefahren sind, mal eben etwas anderes. Wirklich schlechte Erfahrungen habe ich noch nie gemacht. Dafür aber eben gute und die hätte ich nie gemacht, wenn ich den Situationen aus dem Weg gegangen wäre.

Eine einzige Erfahrung war mal eher seltsam, da habe ich mal eine Anhalterin mitgenommen. Die hatte aber wohl von irgendwelchen Drogen etwas zu viel und ich war doch froh, als ich sie wieder absetzen konnte. Die wäre mir körperlich unterlegen gewesen, trotzdem waren mir alle Männer zusammen die ich bisher mitgenommen habe lieber als diese Frau.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als gesundes Misstrauen würde ich es nun auch nicht bezeichnen, dass Du selbst schreibst, dass Du des Öfteren Anhalter mitnimmst und auch kein Problem damit hast, Fremde bei Dir übernachten zu lassen, weil Du an das Gute im Menschen glaubst. Das widerspricht sich meiner Meinung nach grundlegend.

Ich selbst habe in meiner Wohnung zwei ungenutzte Räume, von denen ich das größere zum Gästezimmer für Freunde und Familienmitglieder eingerichtet habe, die mich immer mal wieder besuchen kommen. Ich käme aber nicht wirklich auf die Idee, einem Fremden Unterschlupf zu gewähren, und das liegt sicher nicht nur daran, dass zwei Häuser weiter eine große Pension zur Verfügung steht, sondern daran, dass ich tatsächlich nicht jedem soweit vertraue, dass ich ihn gleich in meiner Wohnung schlafen lassen wollen würde, obwohl ich mich sogar als teilweise zu gutgläubig bezeichnen würde. Das ginge mir aber doch wesentlich zu weit und ich sehe im von Dir geschilderten Fall auch keine Notsituation, sodass ich vielleicht situationsbezogen anders entschieden hätte.

Natürlich kann man weiterhelfen und ich finde Hilfsbereitschaft auch gut und richtig. Aber ich denke, dass dem Mann genug geholfen gewesen wäre, wenn Du ihm den Weg zu einer Pension beschrieben oder vielleicht sogar dorthin vorausgefahren wärst. Möglicherweise hätte ich ihm auch einen Kaffee angeboten, je nachdem, wie viel Mitleid und Sympathie ich empfunden hätte, aber ich hätte ihn dafür nicht zu mir rein gebeten.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe ja auch nur kurz daran gedacht ihm das Zimmer anzubieten und es dann doch nicht getan. Ich habe auch nur mit ihm in seinem Navi geschaut, was es denn noch an Alternativen Pensionen bei uns gibt. Im Dorf sind das aber natürlich nicht sehr viele. Und ich nehme wie gesagt auch nicht jeden Anhalter mit, sondern entscheide dass immer je nach Situation. Es gibt also durchaus Leute, denen ich nicht soweit vertrauen würde, dass ich sie mitnehmen würde.

Es kommt eben auch drauf an wo es ist, wie alt derjenige ist usw. usf. Ich kann kein 16jähriges Mädel stehen lassen die nicht weiß wo sie die Nacht verbringen soll. Ich kann auch niemanden in dunklen Sachen nachts weiter an einer viel befahrenen Straße laufen lassen, weil es einfach nur wahnsinnig gefährlich ist. In letzterer Situation hat der Mann nicht mal versucht Autos anzuhalten, aber ich habe eben trotzdem angehalten. Da hatte ich allerdings auch noch meinen Bruder im Auto. Es stellte sich heraus, dass er Streit mit seiner Freundin hatte und nach Hause wollte. Was aber 10km entfernt war.

Am Ende hat er mir sogar noch Benzingeld gegeben. Hätte ich ihn nicht mitgenommen und das nächste Auto hätte ihn um gefahren, dann hätte ich mir totale Vorwürfe gemacht. Als andererseits mal jemand nachts versucht hat mich anzuhalten in dem er sich mitten auf die Straße stellte, bin ich ohne zu zögern weiter gefahren. Dass war mir z.B. auch nicht geheuer. Aber es ist schon komisch, einerseits sagt man, man soll nicht trampen weil es zu gefährlich ist und andererseits soll man keine Tramper mit nehmen, weil diese zu gefährlich sind. Das ist schon ein bisschen paradox. Sicher gibt es immer solche und solche Leute, aber die gibt es ja immer und überall.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde keinen fremden Menschen bei mir übernachten lassen. Selbst von Bekannten lasse ich nur sehr wenige bei mir übernachten, denn ich finde einfach, dass es etwas besonderes ist, bei jemandem zu übernachten und ich muss nicht irgendwelche Leute bei mir in der Wohnung haben, die wer weiß was in sich pumpen. Das finde ich doch schon sehr gefährlich und da ich allgemein eher ängstlich bin, würde ich den Mann einfach wieder wegschicken. Vielleicht würde ich ihm noch eine Tasse Kaffee zum Auto bringen, aber damit hätte es sich auch.

Ich mache oftmals nicht einmal die Tür auf, wenn ich keinen Besuch erwarte und es schon spät ist. Ich habe ein Handy und jeder der mich kennt, hat meine Nummer und kann sich darüber bemerkbar machen, wenn er etwas will. Aber meine Wohnung ist mein privat Bereich und da haben fremde Leute einfach nichts drin zu suchen. Vor allem bin ich sehr misstrauisch und hätte wohl die ganze Nacht Angst, so dass ich nichts dabei gewonnen hätte.

Ich würde aber auch niemanden mit dem Auto mitnehmen, wenn ich alleine wäre. Dafür bin ich einfach zu vorsichtig und ich möchte nicht, dass mir später mal etwas passiert, nur weil ich einer fremden Person vertraut habe. Denn der super sympathische alte Mann kann sich später zu einem Triebtäter entwickeln.

Sicherlich ist es blöd für den Mann, da er sich wohl auf die Pension verlassen hat, aber notfalls kann er ja immer noch im Auto schlafen und das würde ich an seiner Situation auch tun, bevor ich bei fremden Leuten übernachte. Man weiß ja nie, wie diese so drauf sind und daher bin ich da eher vorsichtig, auch wenn das vielleicht ein wenig übertrieben ist.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mir scheint es eher so zu sein, dass du an Stelle eines gesunden Misstrauens eher gar keins hast. Ich würde nie einem Fremden mein Gästezimmer anbieten. Menschen können noch so nett und sympathisch wirken und sind in Wirklichkeit gefährlich. Man sieht einem Verbrecher ja nicht gleich an, dass er einer ist. Ich finde es richtig, dass du den Mann nicht aufgenommen hast und wenn es auch nur für eine Nacht gewesen wäre. Du bist immer noch Hilfsbereit, wenn du ihm erklärst, wo die nächste Pension oder das nächste Hotel ist.

Ich hatte gerade gestern wieder die Situation, dass ein Mann an der Straße stand und per Anhalter fahren wollte. Aber ich halte dabei als Frau generell nie an. Ich habe einfach zu viel Angst, dass etwas passieren könnte. Gerade in der heutigen Zeit, sollte man eher misstrauisch sein. Wenn ich mir auch vorstelle, dass ein Fremder unter meinem Dach schlafen würde, würde ich kein Auge zu tun. Es wäre da schon etwas anderes, wenn mich eine Freundin bitten würde, einen Verwandten von ihr oder eine andere Freundin von ihr aufzunehmen. Wenn ich dann weiß, dass meine Freundin diese Person gut kennt und weiß, dass nichts passieren wird. Aber ansonsten käme es für mich nie in Frage, jemand Fremden mein Gästezimmer anzubieten. Es ist so schnell etwas passiert und dann ist man noch selbst daran Schuld.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Aber ist das Risiko, dass etwas passiert wirklich so hoch? Ist das nicht eher verschwindend gering? In jeder großen Fußgängerzone ist es doch wahrscheinlicher dass ich bestohlen oder überfallen werde größer, als beim mitnehmen eines Anhalters. Zumal der Anhalter mir ja auch irgendwo Vertrauen muss. Wenn ich gar kein Misstrauen hätte, würde ich ja nicht manche Leute stehen lassen. Ich denke ich lebe viel ruhiger und entspannter als Leute, die immer vor allen möglichen Situationen Angst haben.

Natürlich würde ich auch nciht allein Nachts in bestimmte Gegenden gehen und entsprechende Situationen vermeide ich eben auch. Aber andererseits denke ich mir eben, "wer stellt sich schon Stundenlang an die Straße nur um jemand zu überfallen?". Da finde ich andere Dinge viel gefährlicher.

Was macht ihr denn z.B. mit dem 16jährigen Mädchen, dass nicht mehr nach Hause kommt? Entweder ich fahre sie, oder ich nehme sie mit. Ist doch ganz klar. Wer weiß was ihr sonst vielleicht passieren könnte.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde einem Fremden, der einfach so vor meiner Tür auftaucht, definitiv kein Gästezimmer anbieten. Wer weiß, was das für eine Person ist. Außerdem ist es nicht dein Fehler, dass die Adresse noch als Unterkunft gelistet ist.

Wenn nun jemand vor deiner Tür steht und offensichtlich nicht weiß, wo er sonst hinkönnte, kannst du ihm ja eine andere Unterkunft in der Nähe empfehlen. So musst du auch kein schlechtes Gewissen haben (wenn du denn sonst eines haben solltest).

Davon abgesehen müssen Leute, die vorher kein Zimmer gebucht haben, IMMER damit rechnen, nicht die erste Unterkunft zu bekommen und sollten immer mehrere Adressen parat haben oder sich darauf einstellen, weiter zu suchen. Wer sicher gehen will, bucht doch vorher schon ein Zimmer.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich glaube, wenn er mich nach einer Übernachtungsmöglichkeit (bei mir) gefragt hätte, hätte ich sofort abgelehnt. Wenn, dann hätte ich das Angebot von mir aus gemacht. Andersherum wäre ich auch zu misstrauisch muss ich sagen. Das ist für mich etwas völlig anderes. So war es eigentlich auch immer, wenn ich jemand mehr oder weniger fremden bei mir übernachten lassen habe, bzw. es zumindest angeboten habe. Das Angebot ging immer von mir aus und ich hatte nie das Gefühl, dass jemand eine Situation sucht, die er vielleicht ausnutzen könnte.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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