Berufsschule in der Ausbildung - Erfahrungen
Ich kann dem auch nur zustimmen, dass man nicht alle in der Berufsschule erlernten Bereiche später mal auch wirklich im Beruf oder auch während der Ausbildung im Betrieb benötigt. Ich habe bisher zwei Ausbildungen gemacht und bei beiden war es genau so der Fall.
Bei meiner Ausbildung zum Mediengestalter habe ich mir sehr viel Wissen über das altmodische und veraltete Druckverfahren aneignen müssen. Man muss auch viele Dinge über die Druckergeräte benutzen, obwohl es sogar den Drucker als eigenen Ausbildungsberuf gibt. Allerdings habe ich das im Betrieb ebenfalls nie benötigt.
Bei meiner jetzigen Ausbildung zum Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung habe ich auch schon sehr vieles über Elektrotechnik gelernt. Dieses Wissen hat mir bisher im Betrieb noch nichts gebracht. Natürlich muss ein Programmierer wissen wie ein Computer funktioniert und seine Einzelteile sind bestimmt auch praktisch zu erkennen. Aber im Grunde braucht man das als Programmierer meiner Meinung nach nicht unbedingt.
Wobei die Systemintegratoren in meiner Klasse ebenfalls Programmieren lernen. Die benötigen das im Betrieb ebenfalls nie. Hin und wieder ist es für die Systemadmins ganz praktisch einige Skripte schreiben zu können um nicht jede einzelne Kleinigkeit an 200 verschiedenen Computer machen zu müssen. Aber wirklich viel PHP oder Java brauchen die im Betrieb nie.
Einerseits nervt es mich sehr oft ab, dass ich viel unnützes lerne. Aber es gehört einfach zu der Ausbildung dazu, dass man vieles von verwandten Berufen mit erlernen muss. Ich bin später auch irgendwann mal froh, wenn ich keine Hilfe mehr brauch um meinen Router neu zustarten.
Ich bin wohl eine Ausnahme, denn bei mir gab es gar keine Berufsschule, jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Wir wurden zwar unterrichtet, aber wir gingen dafür nicht in eine Berufsschule, sondern der Unterricht fand in den einrichtungseigenen Räumlichkeiten statt.
Meine Ausbildung habe ich als Beamtenanwärterin gemacht und zwar als Bibliotheksassistentin an wissenschaftlichen Bibliotheken. Mein Arbeitgeber war eine Landesbibliothek und die Ausbildung dauerte regulär damals nur eineinhalb Jahre. Das wurde mittlerweile reformiert und der Ausbildungsberuf verändert. Er dauert jetzt drei Jahre, allerdings weiß ich nicht, ob es jetzt auch eine entsprechende Verpflichtung gibt, zur Berufsschule zu gehen. In unserem Fall war es jedenfalls so, dass wir täglich in der Bibliothek gearbeitet haben und donnerstags am Vormittag einen theoretischen Unterricht besuchen mussten. Danach mussten wir zwar in der Bibliothek bleiben, hatten aber keine konkreten Arbeiten mehr und konnten unsere Zeit nutzen, um beispielsweise zu lernen.
Gegen Ende der Ausbildung mussten wir dann noch zwei Monate lang in eine andere Landesbibliothek fahren, wo die Auszubildenden der wissenschaftlichen Bibliotheken des gesamten Bundeslandes eine Art Blockunterricht erhielten und es gar keine praktischen Inhalte mehr gab. Erst nach Ablauf dieser zwei Monate mussten wir wieder arbeiten gehen. Dass wir während dieser zwei Monate Unterricht sehr viel Verwertbares gelernt hätten, kann ich nicht wirklich behaupten, weil wir durch die ständige praktische Arbeit schon wirklich gut eingelernt waren. Diese Form von Schule war also eher unsinnig und hat uns auch fürchterlich gelangweilt, da war das Arbeitsleben doch wesentlich abwechslungsreicher.
Da ich gerade in der Berufsschule sitze und diesen Beitrag entdeckt habe, gebe ich mal wieder was wir heute so gemacht haben. Die erste Stunde haben wir einen Java Quellcode von der Tafel abgetippt. Die zweite und dritte Stunde haben wir zwei Seiten über den Arbeitsvertrag vorgelesen. Die dritte und vierte Stunde wieder einen Quellcode abgeschrieben.
Im allgemeinen kann man sagen dass wir nicht wirklich etwas "lernen". Der Lehrer wo uns Java beibringen soll, weiß selbst nichts damit anzufangen, und lässt uns nur Quellcodes abschreiben. Allerdings ist speziell Java ein interessantes Thema und durchaus im späteren Arbeitsleben nützlich. Klar lernt man viel was im Betrieb nicht benötigt wird, aber man weiß nie ob man es villeicht nicht später noch gebrauchen kann.
Ich habe das Gefühl, dass ihr meine Gedanken gelesen und sie hier niedergeschrieben habt. Es ist schon fast erschreckend und doch gleichzeitig auch eine wohltuende Bestätigung, denn ich bin mit meiner Sicht nicht allein.
Mittlerweile besuche ich die Berufsschule, wo ich den theoretischen Teil für meine Ausbildung zur Industriekauffrau lernen soll, seit zwei Monaten. Aber ich habe nicht das Gefühl, wirklich voranzukommen. In einem Fach habe ich seit Beginn der Berufsschule nicht einmal die Hälfte des Unterrichts erhalten und in den nächsten Wochen stellen wir Schüler bloß unsere Unternehmen. Richtiges Wissen wurde uns im Lernfach 2 bisher nicht erteilt. Wie soll das bloß nachher in der Prüfung aussehen, wenn wir den Stoff nicht vermittelt bekommen?
Englisch ist ein angenehmes Fach, denn ich habe das Wissen bereits durch meinen Englisch-Leistungskurs in der Oberstufe auf dem Gymnasium und kann diese Stunden wirklich genießen.
Die wichtigsten Fächer sind aus meiner Sicht gerade Rechnungswesen und Industriebetriebslehre, wo ich wirklich gefordert werde, aber das Glück habe, von den Lehrern gut gefördert zu werden. Ich schätze mal, dass ich Rechnungswesen wirklich nachher in der Praxis brauchen werde.
Ein Unding, dass hier bisher nicht erwähnt wurde, finde ich, ist, dass wir an der Berufsschule am sogenannten Religionsgespräch teilnehmen müssen. In unserer heutigen Zeit finde ich es schlecht, dass man sich davon nicht befreien lassen kann. Man kann aus eigener Entscheidung aus der Kirche austreten, in den meisten allgemeinbildenden Schulen als Alternative zu Religion Philosophie oder Ethik wählen, aber das Religionsgespräch in der Berufsschule ist verpflichtend. Vielleicht denkt ihr, ich übertreibe, aber ich bin vehement anti-religiös.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Berufsschule momentan sehr entspannt ist und ich noch gute Noten schreibe. Aber von einigen Lehrern hätte ich mehr Engagement gewünscht. Fachliches Wissen haben die Pauker aber wirklich bei uns, was mich wirklich überrascht hat. Mehr als die Hälfte hat wirklich praktische Erfahrungen im kaufmännischen Bereich sammeln können. Sehr lobenswert.
Ich musste während meiner Lehre auch eineinhalb Tage pro Woche in die Berufsschule gehen. Gebracht hat mir das überhaupt nichts und auch den meisten anderen Auszubildenden nicht. Fast alle Lehrlinge in unserer Klasse hatten Abitur, so wie ich auch, und der Berufsschulunterricht bewegte sich auf Haupt- oder maximal Realschulniveau. Dort wurden im Grunde genommen die Dinge wiederholt, die jeder schon in der Schule gelernt hat - ganz grundlegende Dinge in Fächern wie Mathematik, Politik, Sozialwissenschaft und ähnlichen Fächern. Dazu gab es zwei berufsspezifische Fächer, die auch nicht besonders anspruchsvoll waren. Die Inhalte, die dort besprochen wurden, hätte sich wohl auch jeder in zwei bis drei Stunden zu hause aneignen können.
Ich bin nicht besonders gerne zur Berufsschule gegangen, weil neben dem langweiligen Unterrichtsstoff auch die Lehrer nicht überzeugend waren. Einige wirkten sehr unmotiviert, es gibt sicher auch interessantere Dinge, als in einer langweiligen Berufsschule zu unterrichten. Normalerweise sollten Lehrer dennoch in der Lage sein, ihren Unterricht ansprechend zu gestalten, aber das war wohl zu viel verlangt. Vielleicht ist das ja auch ein Problem der staatlichen Schulen, mit denen ich während der Ausbildung zum ersten Mal in Kontakt gekommen bin. Das einzige, das mir an der Berufsschule gefallen hat, war die Tatsache, dass wir an unserem längeren Berufsschultag (der aber auch schon mittags endete) direkt nach hause gehen konnten und nicht mehr in den Betrieb mussten.
In meiner Berufsschule hat sich jetzt auch noch herauskristallisiert, dass so ungefähr die Hälfte bereits vor der Ausbildung ihren Schulabschluss auf einem Fachgymnasium für Wirtschaft oder Vergleichbarem absolviert haben. Das heißt, dass sie zumindest den Stoff des ersten Lehrjahres in der Berufsschule nur ihre Zeit absitzen und sich langweilen. Ihre genervte Stimmung trägt nicht gerade nicht unbedingt zu einer besseren Lernatmosphäre bei. Ich gehöre zu der Hälfte, die Wirtschaftsgymnasium besucht und daher auf diesem Gebiet kaum Erfahrungen hat. Ich muss Rechnungswesen und alles noch von der Pieke auf lernen. Manchmal fühle ich mich daher sehr unter Druck gesetzt und ein wenig, als wäre ich blöd, wenn ich länger zum Begreifen brauche. Mal sehen, wie es sich nun weiter entwickelt. Ich werde mich nicht unterkriegen lassen.
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