Studiengänge mit schlechten Jobaussichten

vom 26.03.2011, 23:23 Uhr

Ich habe mir einige Websites von verschiedenen Unis angesehen. Außerdem liegt bei mir zuhause noch ein Heft mit der Dicke eines Telefonbuchs mit allen möglichen Studiengängen. Bei einigen habe ich mich gefragt, wozu man das braucht und was man damit später beruflich machen kann. Braucht man heute wirklich noch Leute, die sich mit "griechischer Philologie" beschäftigen?

Leider zählt mein Traumstudiengang auch eher zu den Fächern mit nicht so guten Jobaussichten. Ich finde Anthropologie total interessant. Ich habe auch bereits gelesen, dass es wirklich unterschiedlichste Berufszweige für Anthropologen gibt. Trotz allem kann ich mir nicht wirklich vorstellen, damit so einfach einen Job zu finden. Mein Freund, der sich als angehender Medizinstudend sowieso überlegen fühlt, hat meine Absichten nur belächelt. Das sei doch ein brotloser Beruf, meinte er.

Würdet ihr euch bei eurer Ausbildung oder beim Studium von solchen Faktoren beeinflussen lassen? Habt ihr eher nach eigenen Interessen gewählt oder eher darauf geachtet, dass der Job gefragt ist? Kennt ihr Fälle, wo ein Student als Taxifahrer geendet hat? Ich bin langsam echt besorgt, was meine berufliche Zukunft angeht.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dein Freund wird sich auch noch umgucken. Einen Job wird er bestimmt bekommen, wenn er das will. Aber dann kann er locker seine über 24Std. Dienste schieben, für nicht wirklich viel Geld und dann jammert er Dir wieder die Ohren voll.

Sicher gibt es einige Studiengänge, die sich nicht wirklich lohnen. Man sollte sich da schon genau informieren ob sich das Studium lohnt. Oft ist es auch so, dass einem von Studiengängen abgeraten wird, weil dort schon ein Überschuss herrscht. Keine fünf Jahre später mangelt es an Fachkräften für diesen Berufszweig, weil laut dieser Prognose kaum jemand diesen Zweig studieren wollte.

Informiere dich genau. Studiere nicht etwas, was Dir nicht gefällt, nur weil die Jobaussichten super sind. Du solltest auf alle Fälle etwas studieren was Dir auch spaß macht.

» SubAce » Beiträge: 532 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ganz ehrlich, wenn es doch noch ein anderes Themenfeld gibt, dass dich auch interessiert und das nicht so eine schlechte Job-Prognose bietet, dann würde ich persönlich eher sagen, dass du dich dem zuwenden solltest. Wenn dir jetzt schon so bewusst ist, dass deine Job-Aussichten damit eher schlecht sind, dann macht es in meinen Augen keinen Sinn, das zu studieren. Die Zeiten haben sich einfach sehr geändert und ein Studium bedeutet keinesfalls mehr, dass man einen Job finden wird, der mit dem eigentlich studierten Thema zu tun hat.

Ich spreche da aus Erfahrung, ich habe ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert, habe ein halbes Jahr in meinem gewünschten Berufsfeld Erfahrungen durch ein Praktikum gesammelt und das in Vollzeit ein ganzes Semester lang und doch merke ich wie schwer es ist damit einen Job zu finden, korrigiere: einen bezahlten sozialversicherungspflichtigen Job. Praktika könnte ich ohne Ende bekommen.

Ich bereue mein Studium mittlerweile weil es mich leider nicht dahin gebracht hat, wo ich hin wollte. Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist einfach eine Katastrophe, da es Firmen möglich gemacht wird Absolventen als billige Praktikanten auszunutzen, die sich gegenseitig einarbeiten und dann ablösen. Überlege es dir wirklich ganz genau, bevor du eine Entscheidung triffst. Man hat zwar früher immer gesagt, man solle doch studieren, was eine interessiert aber ich bin der Meinung, dass das nicht mehr die richtige Art und Weise ist, daran zu gehen. Man will ja auch mal die Früchte seiner Arbeit tragen. Viele Studienfächer bringen einen aber unter Umständen nicht soweit, dass man davon sein Leben angemessen bestreiten kann.

Vielleicht willst du ja auch ins Ausland gehen, dann wären deine Chancen eventuell besser. In skandinavischen Ländern lachen sie zum Beispiel über Deutschland und die Art und Weise, wie das Land mit seinen Absolventen umgeht. Zwei meiner damaligen Kommilitonen leben und arbeiten jetzt in Skandinavien, nachdem sie hier nur schlecht bezahlte Praktika angeboten bekamen, eine andere Chance haben sie nicht mehr gesehen. Man will ja nicht bis an sein Lebensende kellnern. Überlege es dir genau und beziehe alle Pro und Contra Argumente mit ein, bevor du dich abschließend entscheidest auch wenn es dann nur die zweite Wahl ist.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sozialwissenschaften scheinen in Deutschland ohnehin verkannt zu sein. Ich habe mich über den Studiengang "Politik-, und Gesellschaftswissenschaften" informiert und habe gesehen, dass wohl 2/3 der Studenten keine Anstellung innerhalb eines Jahres nach dem Ende des Studiums finden. Also keine Alternative für mich, der auch sehr versiert in politischen und wirtschaftlichen Themen ist, aber eigentlich Pharmazie studieren will.

Aus reinem Idealismus, oder nur weil man es gut kann, etwas zu studieren, womit die Berufsaussichten aber eher mager sind, finde ich dumm. Du solltest dir lieber einen aussichtsreicheren Studiengang suchen, auch wenn das mit Wartezeit verbunden ist und du die Jahre bis zu deinem Studium mehr oder weniger unproduktiv nutzt.

Ein Medizinstudium ist mit Sicherheit ein Türöffner. Sicher: Niemand möchte gerne in einem Krankenhaus arbeiten und dort unmögliche Arbeitszeiten in Kauf nehmen, aber unter 2000 Euro Netto geht wohl kaum ein Arzt nach Hause. Und wenn du erstmal Facharzt bist, dann kannst du auch dem Krankenhaus den Rücken kehren und richtig Geld für (verhältnismäßig) wenig Arbeit kassieren. EIn Medizinstudium ist mit Sicherheit etwas, dass sich lohnt, auch wenn du dich 10 Jahre lang quälst, bevor es sich richtig auszahlt.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn man schon ein Studium auf sich nimmt, sollte man auf jeden Fall etwas studieren, wofür man auch Interesse hat und nicht nur weil die Jobchancen angeblich besonders gut sind. Denn wenn man kein Interesse hat, wird man sich womöglich nur durch das Studium quälen und keine besonders guten Noten haben. Die Jobchancen stehen dann auch nicht so gut.

Richtig schlimm ist es dann noch, wenn man auch im Berufsleben später keinen Spaß an der Arbeit hat. Es kann natürlich sein, dass man zwar das Studium langweilig findet, der spätere Job dann aber wirklich interessant ist. Aber wenn dem nicht so ist, muss man unter Umständen die nächsten 40 Jahre einen Beruf ausüben, den man eigentlich überhaupt nicht mag. Wenn man bedenkt, dass man einen sehr großen Anteil seiner Lebenszeit auf der Arbeit verbringt, ist das keine schöne Aussicht.

Dennoch sollte man natürlich darauf achten, welche Chancen man mit seinem Studium auf dem Arbeitmarkt hat. Man sollte sich auf jeden Fall vorher genau informieren, welche Arbeitsgebiete man mit dem Abschluss abdecken kann und welche Firmen oder Institutionen Stellen anbieten. Und wenn es da wirklich schlecht aussieht, sollte man vielleicht doch noch einmal in sich gehen und überlegen, ob man nicht einen anderen Studiengang findet, der zwar auch interessant ist, aber dafür bessere Jobaussichten bietet.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Meine liebe Freundin, die Jura studiert, sagte zu mir: Man studiert für die Seele! Viele, die des Geld und Prestiges wegen studieren werden sicherlich nicht glücklich in ihrem Beruf. Das wiederum fällt dann zum Beispiel negativ auf die Patienten zurück, die eines Tages deinen Freund als Arzt haben werden. Ich studiere auch etwas, dass mir kaum mehr Geld einbringen wird, aber ich tue es für mich selbst, daher macht mir das nicht viel aus.

Grundsätzlich muss man verstehen, dass ein Studium wie du es anstrebst, eher eins ist, wo du dir dein Arbeitsfeld selbst zusammen suchen musst. Du hast keine konkrete Richtung vorgegeben. Du bist qualifiziert für einige Bereiche und musst dann die Sparte/ Nische finden in die du hineinpasst, in der du dich wohl fühlst. Das kann Vorteil und Nachteil zu gleich sein. Denn: wenn man das Ziel nicht kennt, wie soll man dann den Weg finden? Daher tingeln viele dann eher ziellos in der Gegend umher. Du musst dir einfach klar werden was du mit deinem Studium erreichen willst.

Die Arbeitslosenquote steigt bei Akademikern stetig, ist aber auch die geringste von allen. Erwähnenswert zu erwähnen wäre auch, dass niemand das Arbeiten muss bis zur Rente, was er gelernt/ studiert hat. Das ist nun wirklich nicht mehr in. Viele haben einen sehr bunten Lebenslauf und sehr viele Erfahrungen im Laufe ihres Lebens sammeln können bis sie endlich bei dem angekommen sind wo sie jetzt sind und bleiben wollen. Wir leben in einem Zeitalter der Weiterbildung. In dieser Zeit passt man sich stetig an die Gegebenheiten an. Statisch ist so gut wie gar nichts mehr.

Du kannst Anthropologie studieren. Du musst aber nicht bis zur Rente dabei bleiben!

» JeanSmith » Beiträge: 422 » Talkpoints: 4,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Cappuccino hat geschrieben:Würdet ihr euch bei eurer Ausbildung oder beim Studium von solchen Faktoren beeinflussen lassen? Habt ihr eher nach eigenen Interessen gewählt oder eher darauf geachtet, dass der Job gefragt ist? Kennt ihr Fälle, wo ein Student als Taxifahrer geendet hat? Ich bin langsam echt besorgt, was meine berufliche Zukunft angeht.


Zunächst einmal sind die Bücher für die Studienwahl in der Regel nicht so dick wie Telefonbücher, sondern deutlich dicker, meines ist 6cm dick, dass ist ein Brocken, wobei ich natürlich nicht weiß, was für ein Telefonbuch du hast. Naja, aber was den Beruf angeht, so finde ich es extrem wichtig, dass man auch schaut, dass der Job eine Zukunft hat. Ich schätze, dass vielen Studenten gar nicht bewusst ist, dass es an sich nun mal nicht nur darauf ankommt, wie viel Spaß das Studium bereit hält, sondern was man damit am Ende auch anfangen kann. Ich finde sogar, dass die Zukunftssicherheit eines Studiums so ziemlich das Wichtigste ist, denn dafür macht man das doch oder etwa nicht? Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist, aber ich für meinen Teil studiere, weil ich danach einen anständigen Job haben will. Dir scheint das aber irgendwie egal zu sein, auf jeden Fall fragst du da nach und das verwirrt mich irgendwie, denn als angehender Student sollte einem doch bewusst sein, wieso man dieses Studium wählt oder?

Bevor ich irgendwas studiere, würde ich mich auf jeden Fall erstmal über die Chancen in der Zukunft informieren. Und wenn es bei meinem allerliebsten Studiengang heißen würde, den gibt es bald nicht mehr, wird man vielleicht in einigen Jahren auch gar nicht mehr studieren können, Berufe bekommt man nur noch in der Pampa oder so, dann ist es doch klar, dass ich das nicht machen werde. Wofür schufte und zahle ich den jahrelang, dafür dass mir nachher jemand sagt ätschebätsch, deinen Beruf gibt es nicht mehr? Ich will, dass meine Arbeit sich lohnt! Und deswegen steht bei mir die Sicherheit an erster Stelle, erst dann entscheide ich, was mir Spaß machen würde oder nicht. Klar kannst du das umgekehrt machen, aber dann endest du unter Umständen irgendwann als Putzfrau oder Taxifahrer, dass wird dann sicher nicht dein Traum sein.

JeanSmith hat geschrieben:Meine liebe Freundin, die Jura studiert, sagte zu mir: Man studiert für die Seele!


Klar muss Studium auch irgendwo mit Interesse und Spaß verbunden sein, nur dass ist es eben nicht immer, das ist auch Arbeit und Kohle und was hast du von deiner befriedigten Seele, wenn du damit nachher im McDonalds die Tische wischen darfst? Also ich finde schon, dass man sich was aussuchen sollte was nicht nur Spaß macht, sondern auf jeden Fall auch zukunftssicher ist und wenn es auch dafür vielleicht auch ein Fach zweiter Wahl ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich studiere Kulturwissenschaften mit Fachschwerpunkt Geschichte, ein Studiengang der allgemeinhin als brotlose Kunst abgetan wird. Ein Vorposter sagte, dass es dumm sei, seinen Neigungen nachzugehen, zu studieren was einen interessiert in einem Studiengang, in dem man vielleicht vor dem Studium schon Experte war.

Soll man denn wirklich wegen der Aussicht auf etwas mehr Geld einen Studiengang belegen, der einem vielleicht gar nicht liegt und den man höchstwahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei bis drei Semester abbricht? Es gibt doch sowieso schon Abbrecherquoten jenseits von Gut und Böse in vielen Studiengängen, ich bin überzeugt davon, dass die vom Vorposter angesprochene Einstellung einen großen Prozentsatz davon ausmacht.

Wenn man ein Studium wählt, welches einem wirklich liegt und das man liebt, dann wird man auch erfolgreich sein. Zumindest ist das meine feste Überzeugung.

» PhilippSalinger » Beiträge: 6 » Talkpoints: 4,32 »


In Deutschland ist das ganz einfach: Naturwissenschaften, Jura, BWL, VWL (neoliberal) lieb, Sozialwissenschaften, Sprachen, VWL (Keynesianer) böse. In Sachen Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften haben uns das schon die Lehrer der naturwissenschaftlichen Fächer eingetrichtert (meistens mit falschem Dativ und Komparativ :oops:). Wer deshalb nach Karriere studiert, sollte das beachten, weil der Arbeitsmarkt hier in Deutschland auch so tickt. Jedenfalls extremer als im angloamerikanischen Bereich oder in Skandinavien, wo Geisteswissenschaftler sogar ganze Abteilung leiten und ganze Firmen. Vor so einem abwegigen Teufelszeug braucht sich mein ehemaliger Chemielehrer hier in Deutschland gottseidank nicht zu fürchten. :lol:

» Nachtfalter » Beiträge: 23 » Talkpoints: 6,26 »


Seit ein paar Wochen kämpfe ich auch schon mit meinen Gedanken, ob ich nach meiner Ausbildung studieren soll oder ob ich erst noch ein paar Jahre im Büro arbeiten soll und später studiere oder ob ich das studieren sein lassen soll. Seit Kindergartenalter habe ich schon großes Interesse an Mathe und Astronomie. Im Kindergarten konnte ich wohl schon besser rechnen, als die meisten Menschen, die meinen rechnen zu können xD

Da mein Interesse an Astro-Physik momentan in den Himmel schießt und meine Ausbildung Ende des Jahres abgeschlossen ist, quält mich diese Frage. Nur ist die Frage, ob nach dem Studium ein Job in Aussicht ist und ob man wenigstens gleich gut entlohnt wird wie im Büro. Irgendwie möchte ich das All erforschen und der Entstehungsgeschichte erforschen, doch ob das zum Wunsch nach Familie passt, da man in der Studienzeit nichts verdient und als Wissenschaftler die Arbeitszeiten fraglich sind.

Arbeit im Büro macht das Leben mit Frau und Kinder leicht, doch ob ich den Beruf bis 67 Jahren ausüben möchte bezweifel ich, da ich mich nach mehr Herausforderungen sehne.

» XxDanXx » Beiträge: 34 » Talkpoints: 20,69 »


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