Lernschwäche bei Kindern erkennen, wer hat Tipps?
Meine Tochter geht in die 3.Klasse und ich bemerke, dass sie in dem Fach Deutsch starke Probleme hat. Diese zeigen sich vor allem darin, dass sie eigenlich bekannte Worte immer noch falsch schreibt. Es sind keine schweren sondern alltägliche Worte wie z.B. rund, Welt, kann und so in der Art.
Eigentlich ist sie ja eine Leseratte und verschlingt auch Bücher ohne Ende. Wir lernen auch regelmäßig mit ihr, aber ihre Konzentration fällt immer mehr ab. Kann es sein, dass sie an einer Lernschwäche leidet und wenn ja wie können wir diese erkennen. Habt ihr gleichartige Erfahrungen bei euren Kindern gemacht und hat jemand einen guten Tipp für uns?
Eine liebe Bekannte von mir leidet unter einer schwach ausgeprägten Lese- und Rechtschreibschwäche. Erkannt wurde es bei ihr weil ihre Eltern sich wunderten, warum sie alltägliche Begriffe falsch schreibt – also die gleichen Symptome wie bei Deinem Töchterchen. Irgendwann haben Sie meine Bekannte testen lassen (wo genau weiß ich leider nicht) und besagte Legasthenie festgestellt. Meine Bekannte hatte Schwierigkeiten die Laute herauszuhören und musste regelrecht Vokabeln lernen um einigermaßen fehlerfrei schreiben zu lernen. Allerdings macht sie heute noch Fehler, bei denen sich jeder, der die Hintergründe nicht kennt, an den Kopf greift und an ihrer Intelligenz zweifelt.
Geholfen hat wohl unter anderem ein Logopäde, der mit ihr geübt hat an der Aussprache zu erkennen ob ein Wort mit „e“ oder „ä“, mit oder ohne „h“, mit „l“ oder „ll“ geschrieben wird usw. Dieser Lernprozess war – wie sie mir sagte – allerdings auch sehr langwierig weil sie mit arger Konzentrationsschwäche zu kämpfen hatte. Noch heute, mit 25 Jahren auf dem Buckel, macht sie „Schnuddelfehler“, hat manchmal Probleme zwei Zahlen zusammen zu zählen (10 + 2 sind bei ihr zum Beispiel manchmal 16).
Ob Deine Tochter nun auch eine solche Lernschwäche hat, lässt sich natürlich nur herausfinden, wenn Du einen Fachmann aufsuchst. Bei einem solchen Verdacht würde ich allerdings nicht mehr viel Zeit verstreichen lassen um gegebenenfalls schnellstmöglich eine Behandlung beginnen zu können.
Anhand der Symptome die du bei deiner Tochter beschrieben hast, würde auch ich auf eine Lese- und Rechtschreibschwäche tippen. Ich habe zwar keine Leute in meinem Freundeskreis die unter dieser "Krankheit" leiden, aber früher hatten ein paar meiner Klassenkameraden auch sehr damit zu kämpfen.
Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, dann würde ich an euerer Stelle einen Test machen. Meiner Meinung nach würde es reichen, wenn ihr zu einem Kinderarzt geht. Dieser kann euch dann eine Empfehlung oder eine Überweisung zu einem Facharzt schreiben. So könnt ihr lange Wartezeiten und so weiter umgehen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wenn du deine Tochter austesten lassen möchtest. Normalerweise gibt es in jeder Schule einen Schulpsychologen, zumindest ist das in Österreich so. Viele Eltern wenden sich zunächst einmal an diese Person. Je nachdem welche Ausbildung dieser Schulpsychologe hat, kann er dann eine Austestung machen oder eben zumindest schon einmal ein erster Ansprechpartner sein.
Ich bin schon seit mehreren Jahren Legasthenietherapeutin und muss aber sagen, dass ich bisher nicht allzu gute Erfahrung mit Schulpsychologen gemacht habe. Ich möchte aber nicht alle in einen Topf werfen. Vielleicht gibt es da einfach nur in meinem Umfeld nicht so tolle. Meiner Meinung nach machen sie es oft zu oberflächlich und teilweise habe ich mir schon Austestungen von ihnen angesehen, dass mir dabei nur schlecht wurde. Aber als erster und vor allem kostenloser Anhaltspunkt ist es sicher in Ordnung.
Ich würde dir allerdings auch raten zu einem Kinderarzt oder auch zu deinem normalen Hausarzt zu gehen und dir eine Überweisung zu einem klinischen Gesundheitspsychologen zu holen. Ob dein Kind nun eine Lernschwäche oder eine Legasthenie hat, kann dir hier im Forum niemand sagen, zumindest nicht zuverlässig. Zu einer ordentlichen Austestung benötigt man nämlich zum einen einen Lese- und Rechtschreibtest, zum anderen aber auch einen Intelligenztest.
Das klingt nun aber schlimmer als es ist. Ein Kind welches Legasthenie hat ist in keinster Weise dumm, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Selbst Einstein war übrigens Legastheniker. Ob nun eben eine Lernschwäche oder eine Legasthenie vorliegt, kann man eben nur dann feststellen, wenn beide Tests gemacht werden.
Ich bin Legasthenietherapeutin und könnte rein theoretisch auch solche Lese- und Rechtschreibtests durchführen. Da ich jedoch keine klinische Gesundheitspsychologin bin, kann ich auch keine IQ-Tests durchführen. Ich arbeite aber mit so einer Psychologin zusammen und ich schicke die Eltern mit den Kindern als erstes zu ihr um eine ordentliche Austestung zu machen. Viele Legasthenietherapeuten bieten dir auch eine Austestung an, aber da wäre ich wie gesagt etwas vorsichtig, weil es ohne IQ-Test eben kein aussagekräftiges Ergebnis gibt. Da gibt es leider viele, die einfach nur durch Tests etwas dazu verdienen wollen.
Außerdem ist es so, dass ich die Eltern mit den Kindern auch deswegen zur klinischen Gesundheitspsychologin zur Austestung schicke, weil die die Austestung dort auf Krankenkassekosten machen können. Zumindest ist das eben in Österreich so. Ich selber könnte die Austestung nicht kostenlos anbieten und die Legasthenietherapie und ebenfalls die Therapie bei Lernschwächen ist wie oben schon beschrieben wurde eine eher langwierige Sache. Das kostet die Eltern sowieso genug und da ist es ja schon einmal toll, wenn man sich wenigstens bei der Austestung einiges ersparen kann.
Außerdem halte ich es auch für sinnvoller, wenn die gesamte Austestung eine Person macht. Natürlich werden eben die Fehler beobachtet, aber das ist eben bei weitem nicht alles. Es wird auch beobachtet, wie leicht sich das Kind ablenken lässt, wie die Konzentration ist und so weiter.
Das ist meiner Meinung nach die effizienteste Art eine Austestung zu machen. Ich muss dazu sagen, dass das aber auch nicht immer ganz zuverlässig ist. Ich habe derzeit zum Beispiel auch eine Schülerin, die als Diagnose bekommen hat, dass sie erhebliche Probleme beim Lesen hat. Im Endeffekt ist es gar nicht so dramatisch. Das Kind ist einfach sehr schüchtern und irgendwie hat die Chemie zwischen dem Kind und der Gesundheitspsychologin nicht ganz gepasst und so war das Kind dort einfach zu nervös und hat dadurch sehr schlecht gelesen. Das kann natürlich auch immer wieder passieren.
Eine meiner Töchter hat eine leichte Lese-Rechtschreibschwäche und ich vermute auch, das deine Tochter darunter leidet. Wobei ich den Vorteil habe, das bei uns in Sachsen seit einigen Jahren alle Zweitklässler auf LRS getestet werden und in jeder Stadt eine Grundschule auch spezielle LRS-Klassen hat.
Nur leider gibt es das in anderen Bundesländern nicht und du bist nun als Mutter in der Verantwortung, dein Kind dahingehend testen zu lassen. Sprich also das Problem beim Klassenlehrer an und dort wird man dir auch sagen, wo du dich hinwenden kannst, um deine Tochte auf LRS testen zu lassen.
Wenn sich der Verdacht bestätigt, wird man dir Hinweise geben können, welche Förderungen für deine Tochter angebracht sind. Denn zumindest eine leichte LRS kann bei entsprechender Förderung überwunden werden.
Ich würde mich an deiner Stelle erst mal informieren, ob es in dem Bundesland in dem ihr wohnt einen Legasthenieerlass gibt. Wenn es einen gibt, dann bedeutet das für dein Kind, dass die Rechtschreibleistung nicht in die Schulnoten einfließt. Außerdem bekommen anerkannt lese- rechtschreibschwache Kinder auch andere Vergünstigungen, beispielsweise eine verlängerte Bearbeitungszeit für die Aufgaben, Allerdings gibt es in vielen Bundesländern so etwa noch nicht. Wenn ihr zu den glücklichen gehört, die in so einem Gebiet leben, dann ist der oben erklärte Weg der beste und erspart eurem Kind vermutlich am meisten.
Wenn es so etwas bei euch nicht gibt, dann bringt die Diagnose zwar die die Sicherheit, wo die Ursache liegt, deinem Kind hilft die Diagnose nur recht wenig. Wenn es bei euch im Bundesland keinen Legasthenieerlass gibt, dann würde ich Dir eher dazu raten, dein Kind mal in einem guten Nachhilfeinstitut anzumelden, wo die Lehrkräfte auch mit Lese- Rechtschreibschwäche umgehen können. Dort würde ich erst mal versuchen, dass das Kind gezielte Nachhilfe bekommt und vielleicht durch Regellernen die meisten Fehler überwinden kann. Oft bringt individueller Unterricht sehr viel. Wenn auch das scheitert, kann man das Kind immer noch diagnostizieren lassen. Je nachdem wie es deinem Kind psychisch geht, zahlen manchmal die Krankenkassen oder die Jugendämter einen Zuschuss zu speziellen Lerntherapien, wenn die Eltern das nicht selbst finanzieren können. Dafür benötigt man diese Diagnose.
Jetzt fragst Du dich vermutlich, warum ich Dir im Falle, dass es keinen Legasthenieerlass gibt von einer überstürzten Diagnose abrate. Ich habe als Nachhilfelehrer die Erfahrung gemacht, dass sich einige Kinder hinter so einer Diagnose verstecken. Ich weiß natürlich nicht, wie dein Kind so ist. Allerdings finde ich es schade, dass so eine gut gemeinte Ursachenfindung durch die Eltern bei Kindern gelegentlich dazu führt, dass sie ihren ganzen Ehrgeiz abgeben und dann sagen, sie könnten das gar nicht, da sie ja eine Krankheit hätten. Wenn man aus irgendwelchen Gründen die Diagnose Lese- Rechtschreibschwäche erhält ist es ganz wichtig, dass die Eltern das Kind trotzdem auffordern mit allen Kräften das Beste aus der Behinderung zu machen. Sonst verbaut man dem Kind ganz schnell den Anreiz, gegen die Krankheit anzukämpfen.
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