Wieso promovieren?
Hallo!
Ich habe neulich einen sehr interessanten Bericht im Fernsehen gesehen oder in einer Zeitschrift gelesen. Im Jahr promovieren in Deutschland 23.000 bis 25.000 Menschen im Jahr. Somit haben 1,8 Prozent der deutschen Bevölkerung über 25 Lebensjahren einen Doktortitel. In den OECD Staaten habe gerade einmal ein Prozent der Bürger über 25 promoviert. Deutschland steht also an der Spitze was die Vergabe der Doktortitel angeht.
Aber wofür promovieren so viel Deutsche? Ist es lediglich das höhere Einstiegsgehalt was viele Deutsche dazu bewegt zu promovieren? In vielen Studiengängen gilt der Doktortitel fast als Pflicht. Bei den Medizinern dauert das Erlangen einer Doktortitel auch nicht sehr lange. Sie können ihn schon nach 0,7 Jahren erlangen, während Doktortitelanwärter bei Wirtschaftswissenschaften oder bei Rechtswissenschaften viele Jahre in Kauf nehmen müssen.
Aber gehört der Doktortitel nicht vielleicht auch zu einem bestimmten Teil zur Imagepflege? In manchen Kreisen muss man einfach eine gewisse Bildungsebene erreicht haben um in bestimmten Gesellschaftsschichten akzeptiert zu werden. Viele Ärzte die ihre Praxis führen haben auch gar keinen Doktortitel und werden von den Patienten trotzdem mit Doktor angesprochen. Was meint ihr? Wieso legen so viele Deutsche viel Wert auf einen Doktortitel?
Ich denke zu einem guten Teil ist es einfach die allgemeine Wahrnehmung der Bevölkerung, die einfach gar keine wirklich Ahnung von einer Promotion hat und dem Doktortitel damit einen höheren Stellenwert zuweist, als er in vielen Bereichen hat. Und auch die Gehälter unterscheiden sich ja oftmals gar nicht, das wissen aber eben nicht alle Leute.
Bei Medizinern kommt es oftmals auf die Arbeitsstelle an. Es gibt Kliniken, da wird eine Promotion verlangt, gerade an großen Häuser und Unikliniken, da werden die Verträge befristet und ab einem bestimmten zeitpunkt nicht mehr verlängert, wenn bis dahin die Promotion nicht fertig ist. Und die dauert durchaus auch da mal mehrere Jahre oder scheitert gleich ganz. Ist zwar in Teilen einfacher als in anderen Fachrichtungen, aber dafür forscht man teilweise ja auch mit Menschen und da muss man dann schon mal lange warten, bis man genug zusammen hat, die ins Schema passen.
Ich persönlich finde aber dass dem Doktortitel oftmals viel zu viel Bedeutung beigemessen wird. Ich denke nur wer wirklich in die Forschung geht, braucht den wirklich als Nachweis, dass man wissenschaftlich arbeiten kann. Aber auch da finde ich sagt eine Arbeit allein auch nicht viel aus.
Da gibt es sicherlich viele Gründe. Ich möchte auch nicht jeden Fall abdecken, aber eine Sache, die bei den hohen Promotionen eine Rolle spielt, ist, dass in Deutschland Titel jeder Art noch sehr hoch angesehen sind. Somit ist auch das Verlangen der Bevölkerung wohl auch etwas höher, den Doktortitel zu erlangen, obwohl ich bezweifle, dass er dann auch immer notwendig ist. Man sah es ja an unserem ehemaligen Verteidigungsminister, der ja für seine Arbeit als Politiker kaum einen Doktortitel wirklich benötigt hätte. Stattdessen schien er nur zur Zier zu dienen - und das kann ich mir in Deutschland auch gut vorstellen.
In der Medizin werden die meisten Doktorarbeiten geschrieben. Die Ärzte haben zu achtzig Prozent ihren Doktor. Auch der Rest der Ärzte, die keinen Doktortitel haben, werden - wie ich feststellen konnte - mit Frau oder Herr Doktor angesprochen von ihren Patienten. Der Doktor als Titel des Arztes ist in der ursprünglichen Form die Berufsbezeichnung. Die medizinische Dissertation wird zumeist während des Studiums gemacht. Es ist so als Studienabschlußarbeit zu sehen.
Der Doktorgrad sagt wenig über die Qualifikation aus. In größeren Firmen wird der Doktortitel vorausgesetzt, wenn man eine entsprechende Stelle, zum Beispiel als Laborleiter, bekleiden will. Entsprechende Stellen werden dementsprechend für promovierte ausgeschrieben.
Für Geisteswissenschaftler ist ein Doktortitel ebenfalls karriereförderlich. Eine gewisse Wirkung hat auch bei Anwälten und Bänkern der Doktortitel. In der Medizin sind die Einstiegsgehälter - wie mir bekannt - bei Ärzten mit Doktortitel höher.
Cid hat geschrieben:In der Medizin sind die Einstiegsgehälter - wie mir bekannt - bei Ärzten mit Doktortitel höher.
Soweit mir bekannt hat der Doktortitel in der Medizin nichts mit dem Gehalt zu tun. In aller Regel wird nach Tarifvertrag oder Haustarif gezahlt und darin gibt es keine Berücksichtigung für einen Doktortitel. Da wird nach Ausbildungszeit oder Facharztstatus unterschieden und nicht nach Doktortitel. Er ist nur gerade an größeren Häusern karrierefördernder, wenn man vorher hat zügig Oberarzt oder gar Chefarztstellen zu bekleiden, aber auch das geht mittlerweile ohne Doktortitel.
Ebenfalls hat die medizinische Doktorarbeit nichts mit einer Studienabschlussarbeit zu tun. Den Studienabschluss bringt die Approbation mit sich nach bestandem Examen und die gibt es auch ohne Doktorarbeit und man kann dann damit auch ohne Doktorarbeit arbeiten. Das wäre ja bei einer Arbeit, die den Studienabschluss darstellen soll nicht möglich.
Ich denke auch du wirst einsehen, dass ein Studium ziemlich sinnlose Zeitverschwendung ist, wenn man am Ende nicht auch seine Chance nutzt und promoviert oder? Wenn du das nicht willst, kannst du auch gleich Ausbildung machen. Nein im Ernst, ich finde es gehört einfach dazu, denn wer sich schon jahrelang durch den Studienstoff quält und ackert, der Will nachher auch ein bisschen mehr haben als den gewöhnlichen Abschluss und wieso um Gottes Willen sollte nicht promovieren, wenn es einem doch nur Vorteile bringt? Man hat nicht nur mehr Gehalt, sondern kann eben auch irgendwie zeigen, dass man etwas kann und gelernt hat und darauf sind viele Menschen stolz. Sie können nach all den Jahren des Lernens nun auch etwas vorweisen, wer will das denn nicht? Das ist wie wenn du auf einen Berg kletterst und vor dem Gipfel bleibst du einfach stehen.
In den meisten Berufen braucht man diesen Titel aber eben auch dringend. Ärzte vielleicht nicht gerade, aber in Bereichen wie Chemie hat man heutzutage ohne Promotion eigentlich kaum noch eine Chance, auch das kommt dazu. Ich finde daher nicht, dass es sich hier bei nur um Imagepflege handelt, denn mal ehrlich, die meisten Menschen die einen solchen Titel haben, prallen doch gar nicht damit rum, sondern behalten das für sich. Ich habe erfahren, dass meine Musiklehrerin einen Titel hat, da kannte ich sie schon seit mehr als zehn Jahren und sah sie mehrmals in der Woche. Es geht hier also nicht um Angeberei oder so, wenn der Titel nicht gebraucht wird, so dient er trotzdem einem besseren Gehalt oder auch Selbstbewusstsein.
Ich denke, da gibt es verschiedene Gründe dafür. Sicherlich ist ein höheres Einstiegsgehalt ein Grund, aber wohl nicht der wichtigste. Wenn man lange studiert und die Chance hat, seinen Doktor zu machen, sollte man ihn nutzen. Wenn man wirklich gut ist, dann finde ich das angebracht. Man kann damit sein Wissen deutlich ausbauen und auch nach außen hin entsprechend präsentieren.
Allerdings sehe ich einen anderen Grund als viel wichtiger an: es gibt Berufe, in denen werden gerne Doktoren genommen. Ich sehe es bei uns, dort sind viele Chemiker beschäftigt. Es gibt sehr wenige Chemiker, die keinen Doktortitel haben hier. Für jegliche Positionen, auf denen man einen Chemiker sucht, wird der Doktortitel zusätzlich auch noch bevorzugt, weil der Mitarbeiter dadurch noch mehr Kompetenz mitbringt. Ich kann das in dem Fall schon gut verstehen, gerade wenn es um die Führung eines Betriebes geht oder solche Sachen, bei der man wirklich sehr gute Mitarbeiter braucht, die etwas von ihrem Geschäft verstehen.
Möglicherweise ist es auch eine Prestigefrage, allerdings kann ich mir nicht so gut vorstellen, dass so viele diesen Mehraufwand für den Prestigewert des Titels in Kauf nehmen. Das fände ich persönlich reichlich übertrieben, auch wenn sie ihr Leben lang davon profitieren. Ich denke eher, dass es berufliche Gründe hat und man damit einfach mehr Kompetenz zeigen möchte und auch bessere Einstiegschancen in gewissen Branchen haben will.
Crispin hat geschrieben:Ich denke auch du wirst einsehen, dass ein Studium ziemlich sinnlose Zeitverschwendung ist, wenn man am Ende nicht auch seine Chance nutzt und promoviert oder? Wenn du das nicht willst, kannst du auch gleich Ausbildung machen. Nein im Ernst, ich finde es gehört einfach dazu, denn wer sich schon jahrelang durch den Studienstoff quält und ackert, der Will nachher auch ein bisschen mehr haben als den gewöhnlichen Abschluss und wieso um Gottes Willen sollte nicht promovieren, wenn es einem doch nur Vorteile bringt? Man hat nicht nur mehr Gehalt, sondern kann eben auch irgendwie zeigen, dass man etwas kann und gelernt hat und darauf sind viele Menschen stolz. Sie können nach all den Jahren des Lernens nun auch etwas vorweisen, wer will das denn nicht? Das ist wie wenn du auf einen Berg kletterst und vor dem Gipfel bleibst du einfach stehen.
Kann ich ehrlich gesagt kaum nachvollziehen. Gerade die Anspielung, dass man statt einem Studium ohne Promotion auch gleich eine Ausbildung machen kann ist doch ein schlechter Scherz. Ein Studium schließt man nunmal ganz einfach nicht mit einer Promotion ab, sondern mit einem Staatsexamen oder Diplomarbeiten oder Bachelor-/Masterarbeiten. Die Doktorarbeit ist höchstens eine Zugabe. So wie die besondere Lernleistung beim Abitur. Am Studienabschluss ändert sich doch gar nichts, man hat nur noch etwas in der Hand mit dem man nochmal bei Bewerbungen einen Trumpf ausspielen kann. Aber würdest du ernsthaft behaupten eine Abitur ohne besondere Lernleistung wäre quasi gleichzusetzen mit einem Realschulabschluss?
Auch finde ich es abenteuerlich anhand einer Promotion maßgeblich über die fachliche Qualifikation eines Bewerbers urteilen zu wollen. Wie soll das denn stattfinden? Gerade vom fachlichen her, stellt eine Promotion doch kaum Ansprüche. Alles was man braucht kann man jederzeit immer wieder nachlesen und bei der Ausarbeitung auf alle möglichen Quellen zurückgreifen. Zudem ist eine Promotionsarbeit in der Regel auch vom fachlichen Umfang recht eingeschränkt und geht nur auf einem kleinen Ausschnitt des erworbenen Wissens massiv in die Tiefe. Provokativ gesagt, beweist die Promotion, dass der Kandidat die Fähigkeit hat ein Fachidiot zu werden. Die fachliche Qualifikation, also dass der Chemiker zum Beispiel Ahnung von Chemie hat zeigt doch sein Studienabschluss, also sein Diplom oder Bachelorabschluss.
Die Promotion dagegen zeigt, dass man wissenschaftlich arbeiten kann, dass man auch selbstständig arbeiten kann, man also auch in der Lage ist später im Betrieb zu forschen oder etwas neues zu entwickeln. Ob man aber in der Lage ist einen Betrieb zu führen oder wirklich fachliche Kompetenz mitbringt zeigt der Titel nur sehr bedingt. Ich denke einfach für viele Betriebe zeigt es eher, dass man auch praktisch arbeiten kann und nicht nur ein reiner Theoretiker ist, da die praktische Ausbildung gerade an Universitäten ja doch oft zu kurz kommt der Studienabschluss eher für das theoretische Wissen steht.
Klehmchen hat geschrieben:Kann ich ehrlich gesagt kaum nachvollziehen. Gerade die Anspielung, dass man statt einem Studium ohne Promotion auch gleich eine Ausbildung machen kann ist doch ein schlechter Scherz. Ein Studium schließt man nunmal ganz einfach nicht mit einer Promotion ab, sondern mit einem Staatsexamen oder Diplomarbeiten oder Bachelor-/Masterarbeiten.
Das war in erster Linie auch nur auf mein Beispiel der Berufszweige ausgerichtet, bei denen eine Promotion benötigt wird, weil man ohne nicht weiterkommt und da trifft es meiner Meinung nach schon zu, dass das Studium dann vergeudete Zeit ist, denn was hat man schon davon, wenn man nicht eingestellt wird?
Wenn ein Studium ohne Promotion sinnlos wäre, dann würden ja Jahr für Jahr etliche Studenten ihr Studium sinnlos absolvieren. Das ist ja nun wirklich völliger Quatsch. Wie Klehmchen schon schrieb zeigt eine Promotion "lediglich" dass man auf einem höheren Niveau wissenschaftlich arbeiten kann. Soweit so gut, aber ist das wirklich für jeden Absolventen nötig? Doch eher nicht, weswegen auch nicht jeder Absolvent die Chance dazu bekommt.
Ich denke, eine Promotion ist einfach wichtig, wenn man auch weiterhin wissenschaftlich arbeiten möchte. Das ist aber nicht immer nötig. In meiner aktuellen Firma arbeiten einige Akademiker, von denen aber niemand promoviert hat, weil einfach keiner so sehr wissenschaftlich arbeiten möchte. Trotzdem ist das theoretische Hintergrundwissen gerade auf den mit Akademikern besetzten Stellen eben wichtig, um der Position eben gerecht zu werden.
Sicher ist für einige Personen auch das Ansehen wichtig, dass mit einem Doktortitel erworben wird. Denn es ist wohl richtig, dass dem Doktor auch heute immer noch mehr Respekt entgegen gebracht wird als beispielsweise dem Diplom-Titel, vom eher unbekannten Bachelor oder Master abgesehen.
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