Können wir mit regenerativen Energien unseren Bedarf decken?

vom 23.03.2011, 10:43 Uhr

Aufgrund der Katastrophe in Japan, steht die Atomenergie wieder stark in der Kritik. Natürlich ist das begründet. Darum soll es aber mal nicht gehen, denn es gab schon einige Beiträge zu diesem Thema. Ich möchte eher einen anderen Punkt ansprechen.

Wenn wir aus der Atomenergie aussteigen, dann muss ja der Anteil durch andere Energien ersetzt werden. Doch wie kann man das erreichen. Schaut man sich die einzelnen Sektoren der regenerativen Energien mal an, sind manche schon so gut wie ausgereizt.

Nehmen wir zum Beispiel die Wasserkraftnutzung. Viele Flüsse haben kaum noch Potenzial. Erstens gibt es Fließgewässerabschnitte, wo eine Wasserkraftanlage nach der anderen kommt. Da ist kein Platz mehr für eine neue. Dann stellt sich auch noch die Frage nach der Genehmigung. Die Studien, die zeigen, dass noch so viel Potenzial in unseren Flüssen steckt, berücksichtigen gar nicht, dass man eine Genehmigung benötigt und das in vielen Fällen gar nicht mehr möglich ist.

Windenergie hat auch ihre Nachteile. Die großen Anlagen sind in vielerlei Hinsicht gefährlich. Einerseits für die Natur, denn es gibt zahlreiche Opfer bei Vögeln und Fledermäusen. Andererseits gibt es immer wieder Probleme mitd em Radar und Flugzeuge können dagegen prallen. Auch gibt es hier wieder Probleme bei der Genehmigung, denn kaum jemand möchte eine direkt vor der Haustür stehen haben. Hier und da gibt es noch Möglichkeiten, aber sie sind auch begrenzt.

Sonnenenergie ist für die Natur sehr verträglich. Aber auch hier benötigt man Energie für die Produktion. Sicherlich kann man viel mehr Sonnenenergie nutzen und hier stecken die meisten Potenziale. Aber auch nachwachsende Rohstoffe sind geeignet, den Energiebedarf teilweise zu decken. Man kann mit Holz heizen und auf den Ackerflächen Energiepflanzen anbauen. Je mehr Energiepflanzen man aber anbaut, umso weniger Fläche bleibt für den Anbau von Nahrungsmitteln.

Unser Energiebedarf steigt stetig an. Wir pendeln immer mehr hin und her. Produkte werden über große Strecken sinnlos transportiert. Wir haben immer mehr technische Geräte und verbauchen immer mehr Strom. Wie sollen wir das langfristig erzeugen können? Der Verbrauch steigt ja nicht nur bei uns sondern auch in den Entwicklungsländern. Wenn diese erst einmal so viel Energie verbauchen wie wir, dann muss ja noch mehr erzeugt werden. Oder sind wir einfach zu sehr verwöhnt und müssen uns versuchen wieder mehr einzuschränken. Indem wir weniger heizen oder auf technische Geräte verzichten? Wie steht Ihr zu dem Thema?

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Anstatt neue Atomkraftwerke zu planen wäre vielleicht schon ganz gut damit geholfen, wenn der Staat zum Beispiel den Bau von Passivhäusern und ähnlichen Gebäuden, die deutlich weniger Energie verbrauchen als normale Wohnhäuser, viel stärker unterstützen oder sogar fast ganz übernehmen würde. Da regeneratve Energien bei weitem nicht so viel Potential haben, dass sie auf absehbare Zeit unseren gesamten Bedarf decken könnten, müsste man stark in die andere Richtung gehen und überlegen wie man den Verbrauch deutlich verringern kann.

Denn mit den Atomkraftwerken kann es meiner Meinung nach nicht so weitergehen, selbst wenn diese ohne Stör- und Unfälle die sicherste und sauberste Energiequelle sind die wir haben bleibt ja doch das Endlagerproblem mit den radioaktiven Abfällen, und da unsere Politiker dieses Problem anscheinen weder lösen können noch wollen, sollte man sich schon nach anderen Ansätzen umsehen.

Kurzfristig wird es da wohl keine optimale Lösung geben, aber ich denke eben, dass unsere Gesellschaft dringend umdenken muss. Momentan sieht es eher so aus als wären wir der Frosch im langsam heiß werdenden Kochtopf.

» Adean » Beiträge: 176 » Talkpoints: 6,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Passivhäuser und die Dämmung alter Häuser zur Reduktion des Energieverbrauches sind aber auch keine optimale Lösung. Viele gedämmt Gebäude haben Probleme mit Schimmelbildung. Gesund ist das auf die Dauer auch nicht. Natürlich ist es sinnvoll, den Verbauch zu verringern.

Ich stimme Dir vollkommen zu, dass die Atomenergie keine Lösung ist, den Bedarf zu decken, auch nicht anteilig. Sie hat ihre Risiken und die Lagerung des Endmülls ist ebenso ein Problem. Da andere Energiequellen begrenzt sind, ist es nur logisch, dass wir den Verbrauch senken. Das bedeutet aber, dass wir uns hier und da einschränken müssen.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es stimmt schon dass Passivhäuser und Wärmedämmung nicht das optimalste sind, aber irgendwo müssen wir ja mal anfangen. Und bevor sich die Hoffnung erfüllt dass irgendeinem Genie in naher Zukunft die ultimative Lösung für all unsere Probleme einfällt und eine billige, saubere und dauerhafte Energiequelle aufgetan wird müssen wir eben mit dem leben, was wir haben.

Mit dem Einschränken gibt es so das Problem: Wer tut das denn schon? Einmal im Jahr mit allen anderen Menschen für fünf Minuten die Lichter ausmachen, klar das kriegt man noch irgendwie hin. Aber wer möchte sich denn ernsthaft einschränken? Vor allem mit dem Argument dass alle Anderen das ja auch nicht tun. Warum sollte ich schon versuchen Strom zu sparen wenn mein Nachbar drei Kühlschränke hat, den ganzen Tag den Rasensprenger laufen lässt und seinen Müll nichtmal trennt?

Das Beispiel ist jetzt sehr drastisch übertrieben, aber Menschen wollen nunmal nicht hinter Anderen zurückstehen, die ohne Rücksicht auf Verluste Ressourcen verplempern die man als Einzelperson niemals wieder einsparen kann. Da fehlt dann einfach die Motivation, so ein Verhalten ist einfach ein typisch menschliches Problem.

» Adean » Beiträge: 176 » Talkpoints: 6,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Am Einfachsten ist es, erstmal den Energiebedarf zu senken. Wir wohnen nicht in China und unsere Häuser sind daher nicht genauso wärmedurchlässig wie ein Pappkarton. Eine gute Wärmedämmung und energieeffizientere Geräte: Beides wird momentan angestrebt und wird dazu führen, dass der Energiebedarf zumindest schonmal zurückgefahren wird.

Auf der anderen Seite muss man sich potentielle Energiequellen erschließen. In ganz Norddeutschland bis runter zu Köln, sowie im südlichem Bayern ist es möglich Geothermieanlagen zu betreiben. So könnten wir schonmal jede Menge Energie gewinnen. Eine Ausweitung der Solar-, und Windenergie ist auf jeden Fall notwendig und wenn die Effizienz der Solaranlagen durch technischen Fortschritt steigt, wird es irgendwann günstiger sein als es andere Energieformen jetzt schon sind.

Das die Wasserkraft in Deutschland schon ausgenutzt wird, stimmt leider, wobei das hauptsächlich daran liegt, dass die Genehmigungen nicht mehr erteilt werden, weil man größe Flüsse wie den Rhein nicht stauen möchte. Wenn sich eine Energiekrise anbahnt, wird man das aber zwangsläufig tun müssen und damit das große Potential ausschöpfen. Würde man z.B. die Golden Gate Bridge in ein Wasserkraftwerk verwandeln, würde die Energie ausreichen um den heutigen Energieverbrauch von San Francisco zu decken!

Eine Alternative, die man nicht vergessen sollte, ist Kohle. Kohle hält vorraussichtlich noch 200 Jahre. Uran wird nicht mal mehr 50 Jahre mitmachen, ist viel teurer und viel gefährlicher. Ich halte es für fahrlässig, auf Atomenergie zu setzen statt neue Kohlekraftwerke ans Netz zu holen.

Auf der anderen Seite bräuchten wir nicht einmal neue Kraftwerke, wenn wir nur die Atomkraftwerke abschalten. Wir haben soviele Stromreserven, dass es auch ohne Atomkraftwerke noch genug Strom gäbe. Nur exportieren könnten wir nicht mehr und es würde langsam knapp werden. Daher würde ich jetzt ein Atomkraftwerk nach dem Anderen abschalten und dafür massiv in Haushaltstechnologien investieren: Inzwischen gibt es Windkrafträder, die man sich in den Vorgarten stellen kann und eine beachtliche Leistung erzielen! In Kombination mit einem flächendeckendem Programm zur Verbreitung der Solarenergie könnte man sicher unglaubliche Verbesserungen in unserer Energieversorgung erreichen.

Riesige Solaranlagen in Afrika könnten uns Treibstoff für unsere Fahrzeuge - in Form von Wasserstoff (weniger Energieverlust als beim Transport übers Mittelmeer in Form von Strom) - liefern. Allerdings muss mit den Ländern ein Abkommen getroffen werden, dass uns erlaubt unsere Anlagen mit allen Mitteln zu schützen und in dem uns die Regierung zusichert, unsere Anlagen nicht zu stören oder zu besetzen. Politisch also heikel, ökonomisch eine geniale Lösung!

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Adean hat geschrieben:Anstatt neue Atomkraftwerke zu planen wäre vielleicht schon ganz gut damit geholfen, wenn der Staat zum Beispiel den Bau von Passivhäusern und ähnlichen Gebäuden, die deutlich weniger Energie verbrauchen als normale Wohnhäuser, viel stärker unterstützen oder sogar fast ganz übernehmen würde.

Das größte Problem ist aber, wer zahlt das? Ich persönlich kann das jetzt zwar schlecht abschätzen, aber sollte sich das wirklich rentieren, glaube ich, dass hier einige im Lande sprichwörtlich zu blöd wären, um das zu verstehen.

Atomkraft hin oder her. Wer verdreckt schon den eigenen Ort, an dem man lebt? Es ist schon klar, dass Atomkraft "dreckig" ist. Aber gibt es denn kostengünstige Alternativen? Würde man alle Atomkraftwerke abschalten, würden die Stromkosten enorm steigen. Positiver Nebeneffekt wäre in dem Fall, dass die Menschen weniger Strom brauchen, weil diesen sich keiner mehr leisten kann, wodurch wieder rum die Umwelt geschont wird (wenn es um das Geld geht, ziehen ja alle mit - die Wirtschaft geht zwar den Bach runter, aber was soll's.). So oder so wäre es allein schon wegen der "Keiner-machts-also-ich-auch-nicht"-Mentalität der Menschen absurd, ein Projekt wie den Energiespartag realisieren zu wollen. Deshalb gibt es auch meiner Ansicht nach keine andere Möglichkeit, als den harten Weg zu wählen. Oder wenigstens so weit zu gehen, bei der Planung eines Atomkraftwerkes (oder des Besatzungspersonals) mögliche Umweltkatastrophen beziehungsweise sonstige gefährliche, vermeidbare Unfälle ausschließen zu können.

Ja, es gibt Alternativen, die zwar nicht unbedingt kostengünstig sind, aber sich auf lange Zeit lohnen. Und doch, im Endeffekt geht es wieder nur um eins: Geld, Geld, Geld. Sonst hätte man schon längst riesige Solarkraftwerke bauen können, die oben angesprochene Fläche in Afrika wäre dafür perfekt; oder wie wäre es damit, Strom aus Nordwest zu importieren? Wo sonst sollte man noch Kraftwerke, die erneuerbare Energien benutzen, bauen können - immerhin sind ja viele Orte schon genügend ausgereizt.

» dalticous » Beiträge: 172 » Talkpoints: 9,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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