Frutarier - eine "neue" Lebensform?
Seit neuestem schwirrt mir der Begriff "Frutarier" durch diverse Medien. Bei meinen Recherchen bin ich darauf gekommen, dass es sich hierbei um Menschen handeln, die sich ausschliesslich von Obst, Beeren, Nüssen und Samen ernähren. Dabei werden aber die Pflanzen nicht zerstört, so dass nur das gegessen wird, was die Pflanzen abwerfen. Gemüse hingegen ist auch bei Frutarieren umstritten und manche Frutarier lehnen dieses, als auch logischerweise tierische Produkte ab. Dafür ernähren sich einige Frutarier mit pflanzlichen Ölen und Honigen.
Ich für mich könnte es ehrlich gesagt nicht vorstellen, so zu leben. Ich mag Gemüse lieber als Obst und Beeren und allein schon deshalb könnte ich kein Frutarier werden, zumindest nicht dauerhaft. Für ein paar Tage würde ich es sicherlich auch mal schaffen, so zu leben, doch dazu besteht derzeit kein Bedarf und auch kein Interesse von meiner Seite. Ich finde es jedoch spannend, wenn es jemand schafft, so zu leben. Es hat schon etwas von "back to the roots".
Findet Ihr solch eine Lebensart übertrieben, oder findet Ihr diese sogar recht gut? Könntet Ihr Euch selbst vorstellen, so zu leben? Was könnte Sinn und Zweck einer solchen Ernährung sein? Oder seid Ihr sogar selbst Frutarier und könnt von Euren Erfahrungen berichten?
Ich kann mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen, dass man auf Dauer so (über-) leben kann. Vegetarier und Veganer müssen ja schon darauf achten was sie essen und eventuell mit Zusätzen nachhelfen um keine Mangelerscheinungen zu bekommen, wie soll das dann funktionieren wenn man seine Ernährung noch mehr beschneidet? Mal abgesehen davon, dass man nur von Obst und Nüssen doch kaum satt wird, das geht mir jedenfalls so, für mich muss zumindest Gemüse mit dabei sein. Auch wenn ich selbst Fleisch esse kann ich auch noch verstehen wenn andere Menschen ihre Gründe haben darauf zu verzichten, aber wenn einem auch noch Wurzeln und ähnliches zu viel ist kann das doch nicht gesund sein. Ich könnte jedenfalls nie so leben, und solche Extremfälle dann auch nicht mehr verstehen.
Ich habe einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen. Ein Mann berichtete über sein Leben als Fructaner. Wer den Begriff Frutarier nicht kennt, sollte mal unter Fructarier, Frutaner, Fruitaner, Fructaner oder Fruganer schauen. Diese Menschen haben es wirklich schwer sich zu ernähren, weil sie keine Pflanze essen, die durch die Ernte stirbt. Eine Möhre zum Beispiel stirbt, wenn man sie erntet. Die Frucht selber ist nicht mehr da und muss neu gesät werden. Jegliche Art von Wurzelgemüse, demnach auch Kartoffeln sind verboten.
Alles was tierisch ist wird nicht gegessen. Selbst tierische Produkte wie Honig stehen nicht auf der Speisekarte eines Fructaners. Aber das steht auch schon in diesem Thread hier Was dürfen Fructaner alles essen?.
Ich könnte mir niemals vorstellen so zu essen. Es wäre schlimm, wenn ich schon beim Einkaufen überlege, dass ich keinen Fenchel, keine rote Beete oder keine Möhren und Kartoffeln essen kann. Es bleibt ja wirklich nicht viel übrig, was ein Fructaner essen darf und essen will. Den Sinn und Zweck einer solchen Ernährung soll angeblich sein, dass man die Tiere und pflanzen in unserer Umwelt respektiert. Man will weder Tiere noch Pflanzen schädigen und wirklich strenge Fructaner essen auch keine Äpfel, die sie vom Baum pflücken, sondern warten, bis der Baum sie ihnen gibt. Also bis sie hinunterfallen.
Im verlinkten Thread geht es darum, was Frutarier oder eben Fructaner essen können, aber nicht mehr. Ich finde das Drumherum spannend und so ist es interessant, wie jemand sich so ernährt und davon auch satt wird. Denn das würde mich, Adean, auch interessieren. Ich hatte ja gerade auch das Problem, dass ich auf Fleisch und Wurst verzichte und dadurch das Gefühl hatte, nicht satt zu werden. Inzwischen hat sich das Hungergefühl aber glücklicherweise gegeben und ich ersetze vieles mit Milchprodukten.
Diamante, über Honig wird gestritten. Ein Teil sagt, es ist ein tierisches Produkt, andere sagen, es ist ein pflanzliches Produkt. Rein wissenschaftlich gesehen wird er nur mit Hilfe von Bienen, die dafür nun nicht sterben müssen, hergestellt, so dass man sich da rausreden kann.
Ich glaube aber auch nicht, dass Frutarier in einem regulären Supermarkt einkaufen gehen. Sie werden sicherlich eher selbst in der freien Natur schauen, was sie bekommen oder aber es wird ein Bioladen aufgesucht. Vielleicht gibt es dazu ja noch einmal andere Äusserungen von Menschen, die selbst frutarisch gelebt haben oder aber solche kennen.
Ich könnte mir auch nicht vorstellen so zu leben. Zuerst einmal müsste ich mir darüber im Klaren werden, was ich dann eigentlich noch alles essen darf. Viel ist das ja nicht mehr und da komme ich auch schon zu meinem zweiten Punkt. Ich würde wohl ständig hungrig herum laufen, da ich schon Probleme habe, wenn ich mal einen Tag nur Obst oder nur Gemüse esse. Zwischendurch brauche ich etwas festes wie Kartoffeln, eine Scheibe Brot oder mal Nudeln.
Ich frage mich auch, ob man bei einer solchen Ernährung nicht wirklich sehr unter Vitamin- und Nährstoffmangel leidet. Das allein wäre für mich ein Grund, so nicht zu leben. Meiner Meinung nach kann man die Natur und die darin lebenden Tiere auch anders respektieren. Aber man muss doch selbst noch leben können und nicht auf so vieles verzichten um zu existieren.
Ich könnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, so zu leben und bezweifle, daß das überhaupt auf Dauer ohne Schaden bzw. ohne Mangelerscheinungen geht. "Back to the roots" kann man ads eigentlich auch nicht nennen, denn unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler. Der Mensch hat sich also schon immer querbeet ernährt und ist infolgedessen auch auf die Verwertung tierischer Eiweiße etc. angelegt.
Was das nicht schädigen Wollen von Tier- und Pflanzenwelt angeht, ist das natürlich ein guter und absolut unterstützenswerter Gedanke, aber was darf denn ein Mensch überhaupt essen, wenn er sich einer solchen Überzeugung entsprechend korrekt ernähren will? In den Sommermonaten mag das ja noch einigermaßen realisierbar sein, wenn man sich unter den Apfelbaum stellt und wartet, bis was kommt, aber was ist im Winter? Legt man da Vorräte in Form von Nüssen und Beeren an, macht man Obst ein? Ich stelle mir das recht schwierig vor.
Ich kann mir nicht vorstellen, mich so zu ernähren, und ehrlich gesagt möchte ich das auch nicht. Ich schätze meine gelegentlich Pommes oder Bratkartoffeln ebenso wie Nudeln oder Spinat. Wie beugt man bei einer Ernährung, die so vieles verbietet, Mangelerscheinungen und Krankheit vor?
So neu ist das gar nicht, nur leider werden andere Lebensgewohnheiten, die niemandem schaden, aber beim breiten Massenpublikum noch nicht bekannt sind, früher oder später immer ins Rampenlicht gezerrt. Ich habe vor einigen Jahren schon etwas zu diesem Thema gelesen und es für mich persönlich nicht durchführbar abgehakt. Zum Beispiel bin ich gegen Äpfel und viele Nusssorten allergisch. Dazu kommt noch mein persönlicher Egoismus, aus dem heraus ich auf bestimmte Dinge einfach nicht verzichten will. Ich möchte weiterhin Paprika oder Blumenkohl essen, obwohl diese Lebensmittel ja nicht immer einfach vom Baum oder Strauch fallen, sondern gezielt abgerupft beziehungsweise abgeschnitten werden. Mit meinem Gewissen kann ich das recht gut vereinbaren, denn für mich macht es einen riesigen Unterschied, ob man die Frucht einer Pflanze abschneidet, oder ob man ein Tier ermordet. Daher sehe ich es auch nicht als verwerflich an, Schnittlauch abzuschneiden oder Spargel zu stechen. Ich finde es normal, dass man tageweise als "Teilzeit-Frutarier" lebt, denn es kommt doch immer mal vor, dass man einen Tag lang nur Obst isst, aber die Grundeinstellung, dies aufgrund eines damit verbundenen Idealismus bewusst zu praktizieren, fehlt mir.
Für mich hat das auch nicht so viel mit "back to the roots" zu tun. Wer zurück zu den Wurzeln will und möglichst naturnah lebt, ernährt sich nicht unbedingt nur von den Früchten, die gerade vom Baum gefallen sind. Auch die frühen Menschen haben sicher Früchte von Bäumen und Sträuchern genommen, sofern sie sie erreichen konnten. Um in Einklang mit der Natur zu leben, muss man kein Frutarier sein, sondern kann auch als Veganer oder Vegetarier leben und zum Beispiel sein eigenes Gemüse anpflanzen und nicht die Massenproduktion und den damit verbundenen Transport unterstützen.
Was dahinter steht ist doch eindeutig - ein gewisser Idealismus. Warum sollte es einen besonderen Sinn und Zweck geben, außer eben, nach seinen persönlichen Idealvorstellungen zu leben? Das ist doch Sinn und Zweck genug. Ich finde das auch nicht schlimm, denn mir ist jeder Mensch mit Idealismus tausendmal lieber als die breite Masse, die wie im Film "Metropolis" morgens stumpf zum Moloch stapft und das Denken schon vor langer Zeit aufgegeben hat. Ein Frutarier hat das Ziel, seine Umwelt nicht oder nur so wenig wie möglich auszubeuten. Das ist doch an sich sehr schön.
Nein, ich könnte mir das nicht vorstellen. Ich würde davon nicht satt werden, denke ich. Außerdem denke ich, dass ich ziemlich viele Gelüste haben würde und ständig Fressattacken hätte. Man kann ja wirklich kaum mehr in einen normalen Supermarkt gehen, weil man dort außer vom Obst und von den Nüssen nichts mehr kaufen darf.
Sinn und Zweck ist, dass es wohl für die Gesundheit besser sein soll. Je mehr unverarbeitete Lebensmittel und je weniger chemisches Zeug umso besser. Damit soll man verschiedenen Krankheiten vorbeugen können. Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass es sehr ökologisch ist und für jemanden, der im Einklang mit der Umwelt leben will, doch wirklich eine gute Idee ist.
@Diamante: Also dass Frutarier nur Fallobst essen stimmt so nicht. Das kann man so pauschal nicht sagen. Es entscheidet schließlich jeder selber, was er isst und was nicht. Und Frutarier essen schließlich auch Blüten oder generell Blumen und die fallen ja auch nicht irgendwie vom Stängel ab.
adean hat geschrieben:Ich kann mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen, dass man auf Dauer so (über-) leben kann. Vegetarier und Veganer müssen ja schon darauf achten was sie essen und eventuell mit Zusätzen nachhelfen um keine Mangelerscheinungen zu bekommen, wie soll das dann funktionieren wenn man seine Ernährung noch mehr beschneidet?
Das ist doch Schwachsinn. Wenn man sich ausgewogen ernährt, muss man weder als Vegetarier noch als Veganer irgendwelche Zusatzstoffe zu sich nehmen. Man hat sogar den Vorteil, dass man die Antibiotika aus dem Fleisch und der Milch nicht mit isst. Und ein Frutarier muss auch nicht unbedingt mit Zusätzen nachhelfen, wenn er weiß, wie er die entsprechenden Stoffe durch natürliche Dinge zu sich nehmen kann.
So ganz verstehe ich das nicht. Hier wird gesagt, dass die Frutarier nur das essen, was Pflanzen abwerfen. Dann wird berichtet, dass sie nur strenggenommen die Äpfel essen, die vom Baum fallen. Manche Nüsse fallen ja auch vom Baum.
Weiter las ich, dass sie sich auch von Beeren, Samen und Öl ernähren. Wenn sie Öl haben wollen, müssen sie Oliven pflücken und die Früchte auspressen. Das geht also nicht, weil die Oliven ja nicht einfach runterfallen vom Baum. Sollten sie jedoch Sonnenblumen- , Raps- , Nußöl oder eine sonstige Sorte nehmen, geht das ebensowenig. Nüsse müßten gepflückt und verarbeitet werden - also nicht möglich. Bei Sonnenblumen- und Rapsöl würden die Pflanzen beschädigt, geht also auch nicht. Da frage ich mich, welches Öl sie nehmen oder herstellen?
Wenn ich nun Beeren sehe, müssen auch die gepflückt werden, ganz egal, welche Sorte. Auch der Samen liegt nicht auf der Erde rum. Also bleibt für diese Frutarier lediglich Fallobst über: Äpfel, Birnen und wenn sie Glück haben Nüsse.
Nun gehört das Fallobst ja dem Bauern, auf dessen Grundstück die Äpfel liegen. Da müßte jetzt eine Absprache mit den Bauern stattfinden, denn so ohne Absprache kann man nicht einfach die Obstsorten einsammeln, das wäre Diebstahl.
Im Zusammenhang mit diesem Thread gibt es viele Fragen. Zum Beispiel können diese Leute nicht nur im Sommer vom Fallobst leben. Wovon fristen sie ihr Dasein? Sie können auch nicht extra nach Kalifornien fliegen, um etwas Abwechslung in ihr Obst zu bringen. Denn wenn sie es hier kaufen, ist es kein Fallobst, geht also nicht! Was ist mit dem Winter? Außerdem las ich etwas von Blüten und Blumen essen? Wie sieht das nun wirklich aus?
@Cid, wie es in der Realität eines Frutariers aussieht, interessiert mich ja auch. Ich habe nur einen Bericht darüber gelesen und ich dachte, vielleicht gibt es hier ja jemand, der sich damit mal näher beschäftigt hat. Ich stelle es mir nämlich auch schwierig vor, sich dauerhaft so zu ernähren. Wie Du bereits auch schon sagtest, fällt ja nicht immer etwas ab, was dann auch essbar ist.
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