Was tun, wenn Kleinkind Mutter auf Balkon aussperrt?

vom 22.03.2011, 19:56 Uhr

Heute habe ich mich wieder mit zwei Freundinnen und ihren Kindern getroffen, die so wie mein Sohn auch etwa zwei Jahre alt sind. Die eine Freundin wohnt in einem Haus wobei der Wohnbereich im ersten Stock ist. Dort gibt es auch einen Balkon der in Richtung Innenhof ausgerichtet ist.

Zum Balkon gibt es eine große Glasfront mit einer großen und schweren Schiebetür. Meine Freundin hat auf dem Balkon kurz etwas zu tun gehabt. Sie wollte nur kurz ein kleines Tuch vom Staub befreien. Die zweijährige Tochter hat sich gerade im Wohnzimmer gespielt. Als sie das Tuch ausgeschüttelt hat, hat sie nur noch einen Ruck gehört und gesehen, wie die Kleine es zum ersten Mal geschafft hat, die Tür zu verschließen.

Das Problem ist, dass es eben eine schwere Schiebetür von etwa 500 Kilogramm hat und deswegen rastet die Tür beim Schließen irgendwie ein. Um die Tür wieder zu öffnen braucht man ein wenig Kraft und das ist auch nur von Innen möglich. Die Kleine konnte das natürlich in keinster Weise machen.

So stand meine Freundin nun alleine am Balkon, die Kleine war alleine im Wohnzimmer. Im Nachbarhaus wohnen die Schwiegereltern, aber da wusste sie, dass sie nicht zu Hause waren und sie auch erst am Abend zurück kommen würden. Der Balkon geht eben zum Innenhof und weit und breit wäre sonst niemand in Rufweite gewesen, selbst wenn sie laut um Hilfe geschrien hätte. Ihr Mann kam natürlich auch erst am Abend nach Hause, und die Kleine konnte man natürlich nicht über mehrere Stunden alleine in der Wohnung lassen. Natürlich hat die in der Zwischenzeit auch schon zum Weinen begonnen.

Kurz und gut, es war wirklich mehr als nur eine dumme Situation. Unter dem Balkon war eigentlich nur Beton, weil der Rasen zu weit weg gewesen wäre um dort zu landen. Handy war natürlich auch keines dabei. Des weiteren kam auch noch hinzu, dass das Treppenschutzgitter offen war, so gesehen hätte die Kleine auch jederzeit hinunter gehen können. Die Stufen kann sie zwar schon im Großen und Ganzen alleine gehen, aber sie hätte eben durchaus auch aus der Haustür gehen können, die direkt an einer stark befahrenen Straße liegt. Also auch dieser Punkt hätte durchaus auch gefährlich werden können.

Im Endeffekt hat sich meine Freundin in ihrer Verzweiflung dazu entschlossen, über das Geländer vom Balkon zu steigen, sich da so gut es eben ging abzuseilen. Dann hing sie eben mehr oder weniger mit den Händen am unteren Teil des Geländers bis sie keine Kraft mehr hatte und ist dann eben hinuntergesprungen beziehungsweise gefallen. Dabei hat sie sich dann natürlich gleich beide Knöchel verstaucht. Zunächst hat sie gar nicht so recht aufstehen können, aber als sie die Kleine dann weinen gehört hat, ist sie irgendwie ins Haus gehumpelt um dort dann per Telefon um Hilfe zu rufen.

Wir haben heute Nachmittag noch recht lang darüber diskutiert, was man in so einer Situation am besten gemacht hätte, aber uns wäre auch nicht wirklich eine Lösung eingefallen. Was macht man nun in so einer Situation? Wart ihr schon einmal in einer ähnlichen Situation und was habt ihr dann gemacht?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde, dass deine Freundin richtig gehandelt hat. So wie ich die Situation jetzt verstanden habe und aufgenommen habe, hätte auch ich keinen anderen Ausweg gesehen und hätte wahrscheinlich das Gleiche getan. Es ist doch gut, dass eigentlich fast nichts passiert ist.

Auch wenn die Kleinen es vorher noch nie gemacht haben, sollte man immer aufpassen, dass sie einen nicht aussperren und dann drinnen alleine sind. Du hast es zwar auch schon gesagt, aber in der Zeit hätte wirklich sonst was passieren können. Sie hätte auch am Herd rumspielen können und das wäre glaube ich nicht so schön ausgegangen.

Eine andere Möglichkeit, die mir noch eingefallen wäre, wäre, dass deine Freundin die Tür, sofern sie aus Glas ist und deine Freundin die Kraft dazu hat, einschlägt. Dann wäre zwar die Tür kaputt, aber ein größeres Unglück mit der Kleinen hätte vermieden werden können. Im Notfall wäre das auch gegangen.

In welchem Stock wohnt diese Freundin eigentlich, wenn sie sich "nur" die Knöchel verstaucht hat, aber schon einen Balkon besitzt? Und wie ist die Freundin eigentlich von draußen durch die Haustür reingekommen?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Also wenn mir soetwas passieren würde wäre ich wahrscheinlich erstmal ziemlich erschrocken und würde dann, je nach dem in welchem Alter das Kind ist versuchen, ihm klar zu machen, wie es die Tür wieder öffnen kann. Das wäre bei uns in der Wohnung von der Tür her auch funktionieren, aber wenn der Griff zu hoch ist ist das natürlich ein Problem.

Als nächste Möglichkeit kämen dann halt die Nachbarn, die es bei uns zum Glück auch gäbe, aber ohne irgendjemanden in der Nähe würde ich wahrscheinlich erstmal warten und hoffen, dass doch noch jemand vorbeikommt. Erst dann würde ich mir über irgendwelche Kletteraktionen Gedanken machen, da die ja meistens auch nicht ganz ohne Risiko sind. Falls man sich nicht wie deine Freundin relativ weit unten, sondern vielleicht im dritten Stock befindet würde ich es ganz lassen, da bei einem Unfall auch absolut niemandem geholfen wäre. Bereits im ersten Stock weiß ich nicht, ob ich es gewagt hätte.

Bevor man sich nämlich ernsthaft verletzt würde ich wahrscheinlich eher abwarten oder, falls es drinnen mit dem Kind zu einem sichtbaren Notfall kommt mit irgendeinem Gegenstand das Glas einschlagen. Dann hat man natürlich die Kosten, aber lieber das als ein schwer krankes Kind.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass die Situation ziemlich verzwickt ist und ich hoffe, dass mir soetwas erspart bleibt. An Stelle deiner Freundin würde ich wahrscheinlich in Zukunft wirklich darauf achten, dass Balkontür nicht zufallen kann oder unabsichtlich geschlossen wird oder ein Mobiltelefon mit mir herumtragen. Meistens haben die ja eine Reichweite, die bis zum Balkon langt.

» Tauglanz » Beiträge: 340 » Talkpoints: 8,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mich verwundert es allerdings auch, dass ein zweijähriges Kind die Kraft hat, eine Balkontür zuzuschieben, so dass sie sich nicht von außen öffnen läßt. Nun gut, du sagst, dass die Tür sehr leicht zuzuschieben ist.

Du fragst, was man in solch einer Situation machen kann. Da es schnell gehen muß, weil man ja nie wissen kann, was ein Kleinkind alles anstellt, wenn keiner in der Wohnung ist, gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Erstens so schnell wie eben möglich über den Balkon zur Erde springen. Das hat deine Freundin richtig erfaßt. Nur ist mir überhaupt nicht klar, warum sie gewartet hat, bis sie die Kräfte verließen. Da hier Schnelligkeit geboten war und es um das Kind ging, frage ich mich, warum sie so lange am Balkongitter hängen blieb. Ich hätte nicht erst lange gezögert, abzuspringen. Das Kind wäre mir wichtiger gewesen, als ein verstauchter Knöchel.

Zweite Möglichkeit wäre gewesen, dass ich die Balkontür eingeschlagen hätte, auch wenn eine neue Scheibe einiges an Geld kosten würde.

Ich meine mal gehört zu haben, dass es möglich ist, für das Kind eine spezielle Telefonnummer zu programmieren, wo es dann nur den Hörer abnehmen und die entsprechende Taste drücken muß. Im Notfall ist das für ein Kind eine gute Sache für die Zukunft.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ehrlich gesagt klingt es etwas abenteuerlich, das ein Kleinkind eine solch schwere Tür bewegen konnte. Zudem bin ich selbst auch schon von Bäumen gesprungen und wenn man dies gezielt macht, sollte man sich nicht großartig verletzen. Daher kann ich es nicht verstehen, das man ewig am Balkon hängt, bis man sich nicht mehr halten kann.

Zumal ja auch für die Sicherheit des Kindes gesorgt werden musste. Da heisst es schnell handeln und eben auch direkt springen. Eine Mutter bringt doch normal ungeheuerliche Kräfte auf, wenn es um ihr Kind geht. Wobei man hier auch nicht einfach die Scheibe einschlagen kann. Die Gefahr, das dem Kind etwas passiert, ist doch sehr groß, da es auch kaum durch gute Worte aus der Gefahrenzone gehen wird. Denn der Blickontakt zur Mutter ist da für ein Kind wichtig.

Damit sowas in Zukunft nicht mehr passieren kann, sollte man die Balkontür immer so umbauen lassen, das man sie auch von Außen öffnen kann bzw. das man sie eben von innen nicht schliessen kann, wenn man das gezielt einstellt. Aber wem es doch einmal passiert und dann noch soweit unten wohnt, den kann man nur einen beherzten Sprung empfehlen, um weitere Gefahren vom Kind abzuwenden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Das ist natürlich eine blöde Situation und eigentlich kann man da gar nicht richtig handeln. Es war eigentlich die richtige Entscheidung von deiner Freundin über das Geländer zu steigen und sich dann fallen zu lassen. Dass sie sich dabei nun etwas verstaucht hat, ist natürlich blöd, aber besser als wenn dem Kind etwas passiert wäre, würde ich sagen.

Eine andere Möglichkeit wäre es noch gewesen, dass man versucht mit dem Kind zu kommunizieren und es eben an der Tür zu halten. Solange das Kind vor der Balkontür sitzt und mit seiner Mama über Gestik und Mimik oder vielleicht sogar sprachlich ( je nachdem wie gut man sich durch die Scheibe hört )Kontakt haben kann, hätte ich eigentlich keinen großartigen Handlungsbedarf gesehen und abgewartet bis mein Mann nach Hause gekommen wäre.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Glastüre einschlagen ist glaube ich nicht ganz so toll, zumindest wäre es in diesem Fall nicht so toll gewesen, da es sich zusätzlich nicht um eine normal große Balkontür gehandelt hat, sondern es ist eben so eine riesengroße Schiebetür, die sicher dreimal so breit ist wie eine normale Balkontür. Ich nehme einmal an, dass die deswegen auch sicher ein verstärktes Glas hat. Außerdem wollte die Kleine ja zur Mama und ist so immer hinter der Glasscheibe gestanden. Dass sie von dort weggehen soll hätte sie glaube ich nicht wirklich verstanden.

Die Idee mit der Notruftaste beim Telefon ist denke ich generell nicht so schlecht. Ich denke schon, dass das Kind bald einmal heraus haben wird, welche Taste es drücken muss. Wenn das Telefon aber eben immer gut griffbereit liegt, eben für solche Fälle, denke ich dass das Kind die Taste durchaus noch oft missbrauchen würde. Und selbst wenn es in diesem Fall gepasst hätte, hätte sie ja auch noch nicht ins Telefon sagen können was passiert ist. Nicht einmal das Wort Hilfe oder dergleichen ist ihr bekannt.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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