Gesponsorte Blogger

vom 21.03.2011, 03:24 Uhr

Immer häufiger liest man in diversen Internetforen oder sogar auf manchen Blogs, dass immer mehr Blogger für ihre Produktvorstellungen und -empfehlungen bezahlt werden oder zumindest das jeweilige Produkt geschenkt bekommen um darüber zu berichten. Solch ein Produkt, welches auf einem bekannten Blog vorgestellt wird, erregt natürlich viel (positive) Aufmerksamkeit für den Hersteller.

Kaum ein Blogger, welcher zu Testzwecken ein Produkt zugeschickt bekommt, bemängelt dieses wirklich. Natürlich werden neben diversen Positiven Aspekten auch schon mal kleine negative Punkte aufgeführt, diese überwiegen meiner Meinung nach aber meist nicht.

Neulich erst, hat ein mir sehr sympathischer Blogger über mehrere Tage hinweg ein neues technisches Produkt beworben. Eigentlich hat er es viel mehr vorgestellt und viele Vorzüge aufgezählt und dabei andere Produkte eher schlecht geredet. Am Ende dieser Artikelserie hat dieser Blogger dann auch kurz, in kleiner Schrift, unter dem eigentlich Text erwähnt, dass dieses Produkt gesponsert ist, deine Berichte darüber aber seiner persönlichen Meinung entsprechen. Natürlich möchte ich diesem Blogger glauben schenken, aber wirklich auf diesen Testbericht vertrauen tue ich nicht. Da schaue ich mir lieber Erfahrungsberichte bei den bekannten Plattformen hierfür an. Den Blog habe ich wegen dieser Serie von Texten nicht mehr besucht.

Wenn solche indirekte Werbung auf einem Blog immer mehr zunimmt, besucht ihr diesen nicht mehr, weil ihr das Vertrauen in die Ehrlichkeit dessen verloren habt? Findet ihr es sogar gut von neuen Produkten und Erfahrungsberichten als Erster zu erfahren? Ist diese Werbung eurer Meinung nach schon moralisch falsch?

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn solche Produkte dann einfach nur schöngeredet werden, dann kann man davon ausgehen, das die Meinung nichts wert ist. Sicherlich fühlen Firmen sich da geschmeichelt, aber mit journalistischer Arbeit, die glaubhaft ist, hat das nichts zu tun.

Wir hatten erst neulich in einem Journalistenforum die Frage, wie man sich bei Geschenken verhalten sollte. Denn dorte hatte eine Autorin ein Produkt beschrieben und danach von der herstellenden Firma genau dieses Produkt als Geschenk angeboten bekommen. Viele Kollegen waren entsetzt, das sie es angenommen hat, weil es halt gegen journalistische Grundsätze verstoßen würde.

Andere meinten, das man es ruhig annehmen kann, da es erst nach Erscheinen des Artikels angeboten wurde und man daher objektiv berichtet hat. Wenn man allerdings die Produkte im Vorfeld bekommt, um sie eventuell zu testen, dann verschleiert dies bei vielen den Blick, weil man es sich mit dem Sponsor nicht verscherzen möchte.

Wenn man dabei, wie du beschreibst, die Produkte von anderen Herstellern schlecht macht, dann zeigt es doch deutlich das man gekauft wurde. Mach einfach mal den Test bei Autoverkäufern. Ein gut geschulter Verkäufer wird dir die Konkurenzprodukte nie schlecht reden, sondern nur die Vorzüge der eigenen Fahrzeuge verdeutlichen. Und genauso sollten sich auch gute Journalisten verhalten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Moralisch falsch ist es sicher nicht, aber auch als Blogger sollte man seine eigene Meinung zu einem Produkt bewahren. Man bekommt vielleicht ein Produkt geschenkt, welches man testen soll, aber man darf meines Erachtens seine eigene Meinung nicht untergraben lassen.

Ich habe auch einige Produkte hier liegen, die bei mir absolut schlecht abgeschnitten habe, wo ich mir noch massiv überlegen muss, ob ich überhaupt etwas darüber schreiben soll. Jedoch sehe ich es von der Seite, ich lege als Blogger meine subjektive Meinung dar, und wenn ein Leser ein Produkt wirklich bewerten will, muss er es sich selbst kaufen und ausprobieren.

Man sollte es sich mit Sponsoren nicht verscherzen, aber ich denke jedoch auch, dass wenn ein Produkt verbesserungsfähig ist, dass man das ruhig auch sagen soll. Ich hatte mal ein elektronisches Gerät zum Testen und habe nach einem zweiwöchigen Test eine zweiseitige Negativliste an die Firma gesandt. Einige Zeit später bekam ich das verbesserte Gerät und sie haben wirklich einige Vorschläge umgesetzt. Negative Wertungen sind also auch ein Ansporn für den Produzenten etwas zu verbessern.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Eines wurde von euch noch nicht "lobend" erwähnt. Nämlich die Tatsache, dass dieser Blogger wenigstens überhaupt erwähnt hatte, dass das Produkt gesponsort sei. Das ist aber auch alles, was ich daran gutheißen kann.

Im Grunde ist das ganze für mich nichts weiter, als unlautere Werbung. Ein objektiver Bericht ist nicht mehr zu erwarten, wenn jemand ein Produkt oder eine Dienstleistung beurteilen soll und dieses Produkt oder die Leistung gesponsort bekommt. Sie kann objektiv sein, aber das hilft nicht weiter, denn der Zweifel ist ja prinzipiell gesät. Im konkreten Fall wurde das ja sogar als permanentes Werben beschrieben und das noch, während gleichzeitig der Wettbewerber schlechtgeredet wurde. Gleichzeitig wird tagelang vorenthalten, dass es sich um einen bezahlten Bericht handelt. Kein Unternehmen dürfte so etwas machen.

So ist es für mich auch nur eine Frage der Zeit, bis gegen so ein Verhalten der Fimen vorgegangen wird. Es ist mindestens zu verlangen, dass bei mehrteiligen Berichten die Tatsache der Bezahlung in jedem Teilbericht deutlich genannt wird (anaolg der Nennung von "Anzeige" in Zeitschriften) und dass der Berichterstatter Ross und Reiter nennt. Dazu gehört auch die Offenlegung seiner Person, schließlich ist er i. w. S. gewerblich tätig. Ich sehe das als eine Art Zwischenstadium, denn auf Dauer wird sich so ein relativ hinterhältiges Vorgehen nicht durchsetzen lassen.

Zum Glück berichten solche Leute so auffällig idiotisch, dass man den geschäftsmäßigen Charakter dahinter i. d. R. sofort erkennt. Schuld daran dürften die Vorgaben des Auftraggebers sein. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand von vornherein offenlegt, dass er von Firma XYZ das Produkt zur Verfügung gestellt bekommen hat und nun gegen Bezahlung testet. Dann kann ich das bewerten, aber so wie oben, das disqualifiziert den Blogger und dauch das dahinter stehende Unternehmen in meinen Augen, wie man nur disqualifiziert werden kann.

Wir werden dieses Vorgehen auch in Blogs wie hier, aber auch in Blogs, in denen es mehr um politische Einstellungen und um Meinungsbildung geht, verstärkt erleben. Entsprechende Software zur Erstellung "virtueller Truppen" ist bereits in Vorbereitung und mindestens Regierungsinstitutionen der USA und das US-Militär interessiert sich dafür. Bekannt sind auch die Tätigkeiten einer israelischen "PR-Truppe" (Hasbara), die versucht, im Netz die Meinung Pro-Israel zu beeinflussen. Diese Truppe arbeitet im Auftrag des israelischen Außenministerums. Vor ca. 2-3 Jahren hatte das Ministerium angefangen, eine "army of bloggers" für diesen Job zu suchen und ist vor allem in den USA und Deutschland tätig. Hier in Foren, Blogs, Facebook, Twitter oder auf Nachrichtenseiten. Hasbara gibt es allerdings schon länger, nur die Aktivität im Netz läuft so erst seit ca. 2 Jahren. Es gibt auch eine Aktivistengruppe, die sich damit beschäftigt, Einfluss auf Wikipedia zu nehmen, der Spiegel berichtete im letzten Jahr.

Manches ist freiwillig und manches ist irgendwie ein Gebräu zwischen Dichtung und Wahrheit, jedenfalls muss man viel mehr als noch vor 5 Jahren darauf achten, dass man nicht von mehr oder weniger professioneller Seite veräppelt, bzw. beeinflusst wird.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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