Kind aus nötiger Abtreibung - Sternenkind?

Es hat sich in den letzten Jahren ja eingebürgert, dass man von Kindern, die viel zu früh aus dem Leben scheiden mussten, von Sternenkindern spricht. Wobei es an sich Kinder sind die tot geboren wurden oder kurz nach der Geburt sterben. Meistens halt aus medizinischen Gründen, halt wenn das Kind nicht lebensfähig ist.

Es gibt aber auch Mütter, die durch die vielfältigen Untersuchungen während der Schwangerschaft wissen, dass ihr Kind wahrscheinlich nicht lebensfähig sein wird oder mit einer starken Behinderung geboren wird. Und das Kind dann aus dem Grund abtreiben. Spricht man dann auch von Sternenkindern? Denn an sich ist eine Abtreibung ja kein natürlicher Vorgang.

Warum sollten diese Kinder keine Sternenkinder sein? Weil man sie getötet hat? Weil sie nicht selber entscheiden durften, ob sie um ihr Leben kämpfen oder nicht? Weil über sie entschieden wurde? Ich denke, dass gerade diese Kinder ein Recht auf diese Bezeichnung haben. Auch wenn sie meist sehr klein waren, als man ihnen das Leben genommen hat. Ich denke, dass man genauso an diese Kinder als Sternenkinder glauben und erinnert werden sollte.

Ich finde auch, dass man auch in diesem Fall von Sternenkindern sprechen kann. Nur weil die Eltern diese Entscheidung aus medizinischen Gründen getroffen haben, heißt das doch bitte noch lange nicht, dass diese Kinder in Vergessenheit geraten sollen. Man kann doch genauso um so ein Kind trauern. Die Entscheidung fällt den Eltern alles andere als leicht.

Meine Schwester ist derzeit in so einer Situation und es geht ihr alles andere als gut dabei. Wenn sie egoistisch an sich selber denkt, dann würde sie sich nichts mehr wünschen als ein Baby in der Hand zu halten. Sie hat nun aber die Prognose bekommen, dass ihr Baby schwerst behindert sein wird. Es hat einen schweren Herzfehler. Zahlreiche Operationen die jedes Mal mit dem Tod enden können, sind jetzt schon vorprogrammiert. Hinzu kommen wahrscheinlich auch noch weitere Behinderungen. Welche genau, wird sich erst bei einer weiteren Untersuchung kommenden Dienstag herausstellen.

Das ungeborene Baby ist jetzt schon von der ganzen Familie geliebt. Alle haben sich schon riesig auf den Nachwuchs gefreut. Nur weil das Baby noch im Bauch ist, heißt es doch nicht, dass es dieses Menschenleben noch nicht gibt. Da schlägt schon seit mehreren Wochen ein kleines Herz und kämpft jetzt schon wie wild um das eigene Leben. Meiner Schwester fällte es unheimlich schwer, diesen Kampf zu beenden. Sie will nur das Beste für ihr eigenes Baby und sie will ihrem Baby aber auch ein menschenwürdiges Leben bieten. Deswegen möchte sie das Baby erlösen und es in Würde gehen lassen, auch wenn sie selber da mehr oder weniger die Entscheidung getroffen hat, gemeinsam mit ihrem Freund natürlich.

Vom Herzen her möchte sie dieses Kind gerne in den Armen halten, egal was es hat, aber das Herz sagt auch, dass dieses Kind kaum Möglichkeiten für ein menschenwürdiges oder gar glückliches Leben hat. Es geht hier eben nicht nur um ein Kind mit einem genetischen Defekt sondern um multiple Behinderungen. Sie lässt das Kind dem Kind zuliebe gehen, so sehr das manche auch nicht verstehen mögen.

So gesehen haben auch diese Kinder ein Recht darauf unvergessen zu bleiben und einen Platz im Sternenhimmel zu bekommen. Diese Kinder sind genauso geliebt wie andere Kinder und werden wohl immer in Erinnerung bleiben, auch wenn keiner das Kind außerhalb vom Bauch je gesehen haben wird.