Beziehung = Hauptlebensinhalt. Was tun?

vom 20.03.2011, 09:35 Uhr

Seit fast 3 Jahren bin ich in einer Fernbeziehung. Mein Freund wohnt fast 500 km entfernt und wir sehen und etwa jedes zweite Wochenende. Leider Gottes haben wir oft Streit, das hängt zum einen damit zusammen, das ich sehr temperamentvoll bin und gern auf meinem Recht beharre, zum anderen weil wir sehr verschiedene Ansichten von einer Beziehung haben.

Bisher kamen wir aber immer irgendwie miteinander aus, wobei mir immer mehr auffällt, das sich die Hauptstreitigkeiten darum drehen, das ich schnell "aggressiv" werde, vorallem wenn er von anderen Menschen erzählt. Ich habe dann oft schon eine schlechte Meinung von ihnen, ohne das ich sie kenne und finde ihr Verhalten schon blöd, ohne zu wissen, warum sie so handeln. Mir fällt immer mehr auf, dass das nur bei ihm der Fall ist und wenn ich mal ehrlich darüber nachdenke, dann liegt das daran, das ich eifersüchtig bin. Ich habe immer Angst, diese Menschen könnten sich zu einem so großen Faktor entwickeln, dass sie mir "gefährlich" werden. Das das unserer Beziehung nicht gerade zuträglich ist, ist mir durchaus bewusst, diesen aggressiven Aspekt kann ich jedoch nur sehr selten unterdrücken, was zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der ganzen Beziehung führt.

Momentan ist es sogar so weit, das wir jeden Tag streiten, er zieht sich immer mehr zurück - was ich ihm natürlich nicht verdenken kann - und ich werde immer unglücklicher. Dazu kommt das Problem, das ich ein "ganz oder garnicht Mensch" bin. Will sagen: Für mich ist diese Beziehung alles, mein Lebensinhalt, da ich sonst keine wirklichen Freunde habe (nur gute Bekannte) und er der einzige Mensch ist, mit dem ich regelmäßig rede und mich treffe. Seine Schwester war mal meine beste Freundin, was aber auch dazu geführt hat, das er unser Hauptgesprächsthema war.

Mein Tag besteht entweder daraus, darauf zu warten das ich mit ihm reden kann, oder mit ihm zu reden. Allerdings wird das immer frustrierender, anhand der Situation. Ich klammere tierisch (hat viel mit meinen Verlustängsten zu tun) und wenn er dann mal weggehen will und mit Leuten Spaß haben will, dann fang ich an rumzumeckern und zu jammern (sehr oft unterstützt mit der Drohung "sonst mach ich Schluss"), meist solange bis er zuhause bleibt. Ich will ihm den Spaß nicht verderben aber wenn er weggeht, fühle ich mich, als ob ich der einsamste Mensch der Welt bin. Ich habe Angst, das er mich dann nicht mehr braucht, merkt das ich so wichtig nicht bin. Das führt sogar soweit, das ich nicht schlafen kann, Herzklopfen habe - eben richtige Panik.

Wir streiten weil er seinen Freiraum braucht (was ja normal ist :? ) und ich ihm den nicht geben kann. Wenn er sich mal nen Tag nicht von sich aus meldet oder das nächste Treffen um ne Woche verschieben will, weil was dazwischenkommt, geht für mich die Welt unter. Oft werfe ich ihm vor, das ihm unsere Beziehung egal ist (und das denke ich auch oft wirklich), nur weil er andere Ansichten hat. Im Grunde weiß ich doch, das wir nach wie vor glücklich und zusammen sein könnten, wenn ich nicht so "schwierig" wäre. Nur weil wir uns mal ein Wochenende nicht sehen oder er sich meldet, heißt das ja nicht das er mich nicht liebt. Aber das vergesse ich in solchen Momenten und bin völlig sicher, das ich nur ein Platzhalter bin.

Momentan bin ich verunsichert, hab Angst vor dieser Veränderung, Angst alles zu verlieren. Ich stehe zusätzlich zu der Veränderungsangst unter Druck aber ich bin ja selbst unglücklich, so wie es läuft. Das mag blöd klingen aber für mich existiert kein "Ich hab ein Leben und 'ne Beziehung und ich kann auch alleine Spaß haben." Und genau das will ich lernen. Aber ich weiß nicht wie.

Benutzeravatar

» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Dein Problem kommt mir sehr bekannt vor, inklusive aller Stufen der Verlustängste, dem "sich alleine fühlen" wenn der Partner geht oder der Zorn, wenn dein Partner etwas mit anderen unternimmt. Exakt so war es in meiner Beziehung mit meiner Freundin fast drei Jahre lang. Dabei war sie genauso wie du, wollte immer mehr, respektierte meine Entscheidungen nicht oder dachte, dass ich sie wegen einer bestimmten Handlung nicht lieben würde. Alles zusammen entspricht deine Situation der meinen, mit dem Unterschied, dass wir keine Fernbeziehung führten, sondern nur acht Kilometer voneinander entfernt wohnten.

Du merkst, dass ich in der Vergangenheitsform schreibe. Das hat damit zu tun, dass meine Freundin, weil sie stets so unglücklich war, zum Psychologen ging, weil ihr ganzes Verhalten auch starke psychosomatische Folgen hatte. Der Psychologe attestierte ihr eine mittelschwere Verhaltensstörung, sodass er ihr riet, eine Therapie in einer psychologischen Klinik zu machen - Verhaltenstherapie eben. Ich habe meine Freundin da so gut es geht unterstützt, da ich wusste, dass sonst die Beziehung den nächsten großen Umbruch, der sich bereits ankündigte, nicht überstehen würde.

Letztlich war meine Freundin von insgesamt sechs Wochen Therapie auf einer offenen Station nur drei Wochen da, bevor sie abbrach. Jedoch hat ihr die Therapie extrem geholfen. Ich denke, dieser kurze Zeitraum, über den sie an sich gearbeitet hat (unter Anleitung), war darin begründet, dass sie bereits wusste (so wie du) was das Problem ist - nur die Lösung wusste sie nicht.

Inzwischen ist unsere Beziehung wieder so harmonisch wie sie zu Beginn in der Verliebtheitsphase war. Es fällt mir jetzt auch deutlich leichter, auf meine Freundin einzugehen. Insgesamt haben wir beide sehr davon profitiert. In sechs Tagen sind wir drei Jahre zusammen und ehrlich gesagt ist die Zeit nun die schönste seit langem. Vielleicht überlegst du dir, ob du nicht auch einen solchen Schritt machst - helfen würde es sicherlich der Beziehung und wenn ihr schon drei Jahre trotz dieser "Probleme" zusammen seit, dann wärt ihr ohne diese Probleme wahrscheinlich noch länger glücklich.

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Du weißt nicht wie sehr es mich freut zu hören, das man aus so einer Situation "rauskommen" kann. Es ist eine wahnsinnige Belastung für uns beide, Du kennst das ja augenscheinlich selbst sehr gut. Ich befinde mich auch seit einem Jahr in (Verhaltens-)Therapie, allerdings habe ich den Eindruck, das ich dort zu selten hingehe, als das es wirklich etwas bewirken könnte. Auslöser für diese Therapie waren allerdings andere Gründe, die bei der "Aufarbeitung" und den Sitzungen eine vorrangigere Rolle spielten, als meine Beziehung.

Ich will ja etwas ändern, ich weiß was das Problem ist und ich fühle mich im Moment sehr "ohnmächtig", weil ich sicher bin, dass aus uns etwas noch langfristigeres werden kann, wenn ich an mir arbeite. Mein Freund erträgt meine Launen seit nun fast 3 Jahren und er sagt selbst das er mich immernoch liebt und die Beziehung weiterführen möchte - aber es muss sich was ändern.

Interessant wäre nun auch zu wissen, wie Du Dich in der ganzen Zeit verhalten hast, bzw. auch verhälst um Deine Freundin irgendwie zu unterstützen. Er würde mir ja gerne helfen, leider wissen wir beide nicht wirklich, wie das funktionieren soll, was auch wirklich helfen könnte. Denn vor dem nächsten großen Umbruch habe ich sehr große Angst.

Benutzeravatar

» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, irgendwie kommt mir das bekannt vor. Aber gleich vorweg, wir konnten diese Situation für uns sehr gut lösen. Die Lösung bestand in regelmäßigeren Treffen und irgendwann einem Umzug. Ob das für dich in Frage kommt, vor allem bei dieser doch sehr großen Entfernung weiß ich nicht. Da du aber schreibst, dass du in deinem jetzigen Wohnort kaum Anschluss hast, solltest du vielleicht einmal darüber nachdenken und das Thema auch bei deinem Partner anreißen. Auch wenn ihr anschließend nicht zusammen wohnt, aus welchen Grund auch immer, ist eine Beziehung meist einfacher, wenn man die Möglichkeit hat sich spontan zu sehen und unter Umständen auch Dinge zu klären.

Direkt eine Therapie anzufangen bzw. dir dazu unter Umständen zu raten, finde ich nicht unbedingt richtig. Natürlich kann es hilfreich sein mal ein Gespräch mit einer unbeteiligten Person zu suchen, allerdings reagiert man in so einer Extremsituation, was eine Fernbeziehung nun mal ist, auch sehr impulsiv und viel gefühlvoller.

Hast du dich mal mit deinem Partner darüber unterhalten? Nicht am Telefon, sondern Auge in Auge. Vielleicht wäre es ganz sinnvoll, wenn ihr euren Kontakt ein wenig einschränkt. Alle zwei Tage zu telefonieren wäre zum Beispiel eine Möglichkeit. In dieser Zeit erlebt ihr beide viel mehr und habt euch dementsprechend auch mehr zu erzählen. Du könntest auch etwas wirklich für dich tun, ohne von dem Kontakt richtig abhängig zu sein. Ob du jetzt mehr arbeitest oder dir ein schönes Hobby suchst, musst du natürlich für dich abwägen. Falls dir die Möglichkeiten fehlen, die VHS bietet auch immer ganz nette Kurse, vielleicht siehst du dich dort mal um, um Ablenkung zu haben und dir ein bisschen selber etwas aufzubauen, woran nur du Spaß hast.

Benutzeravatar

» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass du deine Beziehung nur retten kannst, wenn du wirklich an dir arbeitest. Du solltest dir Hilfe in therapeutischer Form suchen und dringend etwas gegen deine Eifersucht und Verlustängste unternehmen. Weißt du denn, woher die Eifersucht und die Verlustängste kommen? Hast du vielleicht schon mal schlechte Erfahrungen gemacht? Das solltest du dann alles auf arbeiten. Ansonsten wird deine Beziehung sicher über kurz oder lang in die Brüche gehen. Es wundert mich, dass dein Freund das Theater schon länger mitmacht. Er scheint dich also wirklich zu lieben.

Du musst dir und ihm helfen, in dem du dir wirklich professionelle Hilfe suchst. Sprich mit deinem Freund darüber und erkundige dich bei der Krankenkasse oder verschiedenen Therapeuten nach einem, der für dich geeignet ist. Du wirst sicher einen Ausweg finden, denn der erste Schritt ist immer der, der Selbsteinsicht.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Punklady1989 hat geschrieben:Ich befinde mich auch seit einem Jahr in (Verhaltens-)Therapie, allerdings habe ich den Eindruck, das ich dort zu selten hingehe, als das es wirklich etwas bewirken könnte. Auslöser für diese Therapie waren allerdings andere Gründe, die bei der "Aufarbeitung" und den Sitzungen eine vorrangigere Rolle spielten, als meine Beziehung.


Ich habe mich wohl vorhin nicht ganz klar ausgedrückt. Meine Freundin war zwar in einer offenen Station in der psychiatrischen Klinik, allerdings war die Behandlung nicht ambulant, d.h. sie war von morgens bis abends in der Klinik und durfte nur am Wochenende nach Hause. Wobei es bei ihr wichtig war, sie aus ihrem Umfeld herauszuholen, weil viele Probleme durch ihre Mutter und ihre beinahe diabolische Schwester ausgelöst oder zumindest unterstützt wurden.

Ich kann dir nicht genau sagen, wie ich meine Freundin unterstützt habe, dass sie sich so schnell und vor allem so gut fassen konnte. Ehrlich gesagt habe ich einfach versucht ein guter Freund zu sein und war fast immer nach der Arbeit bei ihr. An ein paar ausgesuchten Tagen in der Woche war ich dann mal nicht bei ihr in der Klinik und habe anderweitige Sachen gemacht, etwa mich mit Freunden getroffen und so was, eben das, was meine Freundin sonst immer so berührte. Da sie in der Klinik immer stets einen Ansprechpartner hatte, fühlte sie sich wohl nicht mehr so alleine und lernte, andere Meinungen anzuhören und diese auch zu akzeptieren.

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Für mich hört sich das ziemlich krass an, ich kenne das aber in vielen Zügen von meinem Ex Freund. Ich denke, dass es erst einmal am wichtigsten ist, dass du deinem Freund wirklich mitteilst, wie du dich dabei fühlst. Erzähl ihm einfach alles, was in dir vorgeht und dass du eben Angst hast ihn zu verlieren. Da ihr schon so lange zusammen seid, kann ich mir vorstellen, dass ihm auch viel an der Beziehung liegt und dass er da sicher gemeinsam mit dir dran arbeiten möchte. Ihr müsst beide bereit für diese Veränderung sein, denn sonst kann das nicht funktionieren.

Ich würde dir ehrlich gesagt zu einer Therapie raten. Wie oben schon erwähnt, war mein Ex in gewisser Hinsicht auch etwas "krank" und hat ein ähnliches Verhaltensmuster an den Tag gelegt. Er hat zwar immer gesagt, dass er sich ändert, aber das hat er nicht und mich stattdessen immer weiter eingeengt. Es ist einfach viel leichter mit der Hilfe eines erfahrenen Therapeuten aus dieser Sache wieder heraus zu kommen, anstatt selbst zu versuchen sich zu ändern und dabei wahrscheinlich nur die "Symptome" zu unterdrücken, anstatt die Auslöser zu verarbeiten.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mesmerizing hat geschrieben:Für mich hört sich das ziemlich krass an, ich kenne das aber in vielen Zügen von meinem Ex Freund. Ich denke, dass es erst einmal am wichtigsten ist, dass du deinem Freund wirklich mitteilst, wie du dich dabei fühlst. Erzähl ihm einfach alles, was in dir vorgeht und dass du eben Angst hast ihn zu verlieren. Da ihr schon so lange zusammen seid, kann ich mir vorstellen, dass ihm auch viel an der Beziehung liegt und dass er da sicher gemeinsam mit dir dran arbeiten möchte. Ihr müsst beide bereit für diese Veränderung sein, denn sonst kann das nicht funktionieren.


Meiner Meinung nach ist das von Punklady1989 geschilderte Problem eines der wenigen Probleme, in denen Reden mit dem Partner absolut gar nicht hilft. Denn der Partner kann absolut gar nichts an der Situation ändern, außer sich selber zum Wohle des Partners einzuschränken. Also macht er das und geht 10 Schritte in seiner Entwicklung zurück. Ändert das was an der Situation an sich? Meiner Meinung nach nicht.

Wir reden hier - meiner Erfahrung nach - um ein einseitiges Problem, das zweiseitige Folgen hat. Belastet man nun den Partner mit der Situation, wird er sich hilflos fühlen und die Kontrolle abgeben wollen, die aber niemand von beiden haben möchte! Ich sehe keine andere Lösung als eine konzentrierte Verhaltenstherapie, um die Beziehungsstörung, die hier vorliegt, zu beheben, sonst wird der Threaderöffner niemals glücklich in einer Beziehung.

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also ich finde deine momentane Situation schon ziemlich erschreckend und beengend, allerdings habe ich den Eindruck, dass die Einsicht bereits da ist und dir durchaus klar ist, was genau da falsch läuft, auch wenn du noch nicht weißt, wie du das ändern kannst. Und wenn ich ehrlich bin, dann würde ich mal sagen, dass du ganz schön Glück hast, dass du einen solchen Freund hast, wie deinen, denn meiner Erfahrung nach würden die meisten Menschen sich sowas gar nicht gefallen lassen und wären schneller weg als du Schluss machen sagen kannst, wenn jemand so klammert, wie du das machst. Insofern bist du nicht so schlecht dran, wie du glaubst.

Du hast Verlustängste und das weißt du auch selbst sehr genau, trotzdem scheint das kein Thema bei deiner Therapie zu sein. Wobei handelt es sich denn bei der ''Aufarbeitung'', hat dies möglicherweise was mit deinen Verlustängste zu tun? Derartige Verhaltensstörungen wie diese, entstehen nicht mal eben von heute auf Morgen, sondern sind oftmals Folgen und Auswirkungen von in der Kindheit erlebten Dingen und Situationen, die dich so geprägt haben. Dabei kann es sich um die einfachsten Dinge handeln, es muss nicht gleich der Tod oder Trennung eines Elternteils sein, du kannst dich auch einfach im Kaufhaus verirrt oder zu spät vom Kindergarten abgeholt worden sein. Wenn du aber schon in Therapie bist, dann würde ich das durchaus auch nutzen, um über andere Dinge zu reden, wie eben in diesem Fall deine Verlustängste. Immerhin prägen sie dein Leben zu großen Teilen, denn du selbst sagst doch, dass die Beziehung dein Hauptlebensinhalt ist. Also wäre es wohl auch angebracht, deinem Therapeuten gegenüber zu erklären, was genau da vorgeht, wenn er es nicht selbst schon herausgefunden oder sich gedacht hat.

Auch wenn Verhaltensstörungen dieser Art nicht unbedingt ungewöhnlich sind, so finde ich schon, dass sie das Leben eines Menschen ganz schön zerstören können und du selbst sagst doch auch, dass du keine Freunde hast. Vermutlich geht mit der Verlustsangst auch noch eine gewisse Bindungsangst mit sich und da du nun so gesehen nur einen einzigen Vertrauten hast, solltest du dich langsam mal daran machen, dein Leben selbst in die Hände zu nehmen und am morgen nicht daran zu denken, wann du mit deinem Freund sprechen oder ihn sehen wirst, denn das ist doch nun wirklich kein Leben oder? Ich kenne Menschen die stehen um 4 Uhr auf, weil sie an nichts anderes denken können, als weiter zu malen, weiter zu komponieren, schrieben oder zu lesen, aber es sich zum Lebensinhalt zu machen, eine Beziehung zu führen, dass ist nun wirklich kein besonders lebenswertes Dasein oder?

Großartige Tipps kann ich dir in der Hinsicht eigentlich kaum geben, denn jeder Mensch muss anders therapiert werden, da gibt es kein allgemeines Heilmittel. Tatsache ist aber, dass du eine Therapie nötig hast und ich an deiner Stelle würde das deinem Freund auch einfach sagen. Du gehst in Therapie und wirst dein Verhalten ändern und er soll dich dabei unterstützen, wenn ihr bei der Therapie nicht auch die eine oder andere Gemeinschaftssitzung macht. Du musst auf jeden Fall aufhören, deinen Freund als deinen Lebensinhalt zusehen, er sollte alleine weggehen dürfen wann und so oft er will und du solltest dein Leben auch anderen Dingen widmen, als deinen Gesprächen mit deinem Freund. Vielleicht kannst du das eine oder andere Hobby gebrauchen, was nebenbei möglicherweise auch noch dein Selbstbewusstsein etwas hebt, möglicherweise Sport oder so und das machst du dann auch ohne deinen Freund. Auf jeden Fall musst du aufhören, so zu klammern, denn damit bewirkst du genau das Gegenteil, von dem, was du willst.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das meine Verlustängste mehr zerstören als zu verbessern ist mir durchaus bewusst und sie sind unter anderem auch Teil meiner Therapiesitzungen. Leider muss man sich aber erstmal zum Grund der Ursache vorschaufeln, bevor man sich dem eigentlichen Problem widmen kann: Den Folgen. Denn ohne die Ursache zu beheben hat alles andere leider auch wenig Sinn.

In meinen Sitzungen geht es um mehrere Dinge gleichzeitig, ich verarbeite die Dinge, die mich akut belasten und ich versuche die Dinge aufzuarbeiten die in der Vergangenheit belastend waren. Auslöser für meine Verlustängste ist sowohl die Trennung meiner Eltern als auch mehrere negative Erfahrungen mit Freunden bzw. auch meinem Ex-Freund (der auch mein erster Freund war). Zeitgleich versuchen wir aber auch die Ursache für mein gestörtes Selbstbild und somit fehlendes Selbstbewusstsein zu finden und zu therapieren. All diese Dinge spielen bei meinen Verlustängsten nämlich auch eine verdammt große Rolle.

Ich kann Dir (Crispin) nur zustimmen, ich kann froh sein einen Partner wie den meine zu haben, der versucht mich zu unterstützen, egal wie ich mich verhalte und ihn einenge. Ich weiß das es für ihn stellenweise sehr schwer sein muss und das es so nicht weitergehen kann, vorallem weil ich mich selbst damit belaste. Ich bin mit meinem Leben sehr unzufrieden und auf jedenfall gewillt etwas zu ändern. Momentan kann ich leider nicht aktiv daran arbeiten, ich bin mitten in der Prüfungsphase und meine Therapeutin gab mir zu verstehen, das so etwas eine Sondersituation darstellt, in der man schnell alte Pfade betritt (was aber in dem Fall ok sei) und wir gerne darüber reden könnten. Allerdings soll ich mich jetzt erstmal voll auf die Prüfung konzentrieren und wenn das alles geschafft ist, gehen wir wieder intensiv an die Therapie. Alles andere wäre zuviel momentan.

Seit einer Woche gehe ich jetzt regelmäßig Joggen - es tut mir gut, es fördert eine Gewichtsabnahme (was auch ein Faktor ist: Ich bin mit meinem Körper extrem unzufrieden wobei ich nichtmal übermäßig dick bin. 68 Kilo bei 1,65. Zuviel aber nicht fett) und gibt mir eine Beschäftigung. Das tut auf jedenfall gut und macht mich auch irgendwie zufriedener. Am Wochenende kam mein Freund dann zu Besuch und es viel auf: Ich war zufrieden und ausgelichen und wir haben eine wunderschöne Zeit verbracht. Ich versuche loszulassen, habe ihm jetzt auch mal einen Wochenendtermin "abgesagt"(weil er meinte er hätte was anderes vor) und seltsamerweise kann ich mich damit jetzt sogar anfreunden. Es ist schwer aber momentan habe ich die Hoffnung, das es irgendwie bergauf geht. Hoffen wir, das es wirklich so ist.

Benutzeravatar

» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^