Gibt es eine innere Verbindung zu nahen Angehörigen?

vom 19.03.2011, 23:34 Uhr

Ich habe neben einem Bruder auch eine Schwester. Vor allem zu meiner Schwester hatte ich schon immer ein sehr gutes Verhältnis. Ich hätte aber eigentlich nie gesagt, dass ich eine besondere Verbindung oder so zu ihr hätte. Nun war es vor etwa einem guten Jahr so, dass ich geträumt habe, dass meine Schwester schwanger sei und dass ich dann irgendwie total beleidigt auf sie war, weil sie das der Familie total spät gesagt hat und irgendwie war der Traum recht wirr.

Witziger Weise hat mich meine Schwester in der Früh nach diesem Traum angerufen. Wir haben zwar einen sehr guten Draht, aber wir telefonieren bei weitem nicht täglich miteinander. Eigentlich haben wir eine Weile nur so getratscht und irgendwie habe ich dann am Schluss nur nebenbei meinen Traum erwähnt. Sie verstummte plötzlich und dann habe ich natürlich nachgehakt. Im Endeffekt war es so, dass sie zwei Tage davor erfahren hat, dass sie schwanger ist. Ich soll aber noch nichts sagen, weil es noch sehr früh war und der Embryo verdächtig klein war.

Im Endeffekt hätte es indirekt zu meinem Traum gepasst. Normalerweise würde meine Schwester der Familie sofort von der Schwangerschaft berichten, aber hier hätte sie erst gewartet. Was ich dann damit verbinde, dass ich im Traum ja regelrecht beleidigt war, dass sie es der Familie so spät gesagt hat. Im Endeffekt endete diese Schwangerschaft dann auch sehr rasch mit einer Fehlgeburt.

Kurz nach Weihnachten hat meine Schwester eine erneute Schwangerschaft verkündet. Ich weiß, dass das ein großer Herzenswunsch von meiner Schwester war und demnach hätte ich mich riesig freuen müssen. Als sie mir vor eben etwa einem Jahr von der Schwangerschaft berichtet hat, habe ich mich ja auch riesig über den Familienzuwachs gefreut.

Diesmal war es aber komischer Weise anders. Vom Verstand her, habe ich mich natürlich auch gefreut, aber ich habe nächtelang darüber nachgedacht, warum ich mich vom Herzen her nicht freue. Meiner Schwester habe ich natürlich nichts gesagt, aber ich habe sogar zu meiner Mama gesagt, dass ich mich über dieses Kind irgendwie nicht freuen kann und dass ich einfach Angst habe, dass dieses Kind meine Schwester kaputt machen wird, womit ich nun die Psyche meiner Schwester meine. Das klingt nun sehr hart und das ist mir bewusst, aber ich hatte die ganzen drei Monate diese Gedanken und ich konnte sie mir nicht erklären, weil eigentlich alle Untersuchungen sehr positiv waren.

Gestern kam dann die Schreckennachricht von meiner Schwester, dass das Baby schwer behindert ist. So schwer, dass sie sich sogar ernsthaft überlegen, einen Schwangerschaftsabbruch zu machen, obwohl es mehr als nur ein Wunschkind ist. Aber die Chance ist durchaus auch gegeben, dass das Kind auch wegen einem Herzfehler die Schwangerschaft gar nicht bis zum Ende überleben würde.

War das alles nun eher nur ein Zufall? Kann man als Angehörige spüren, dass mit dem Baby der Schwester etwas nicht stimmt und dass es dem Baby nicht gut geht? Für jede Frau ist ein Schwangerschaftsabbruch dramatisch, aber meine Schwester wird diesen Abbruch glaube ich nicht gut verkraften. Ist wieder nur so ein Gefühl von mir. Meistens kann ich mich aber auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich bin generell ein Mensch der sich sehr auf seine eigenen Instinkte verlässt und damit bin ich bis jetzt auch oft richtig gelegen.

Beim eigenen Kind kann ich diese Verbindung noch eher nachvollziehen, da bin ich auch sehr davon überzeugt, dass es so etwas wie eine innere Verbindung zwischen Mutter und Kind gibt. Aber auch wenn ich meine Schwester wirklich sehr gerne habe, frage ich mich, ob man solche Instinkte auch bei nahen Angehörigen haben kann. Wie geht es euch damit? Kennt ihr auch solche Situationen? Glaubt ihr, dass es da so innere Verbindungen gibt? Ich habe wie gesagt auch einen Bruder, den ich auch sehr gerne habe, aber bei ihm hätte ich ehrlich gesagt noch nicht instinktiv gespürt, dass etwas nicht passt oder so.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne viele Menschen, die gleich von irgendwelchen mysteriösen, inneren Bindungen sprechen, wenn sie solche ''Vorahnungen'' haben, dabei gibt es dafür eigentlich so gut wie immer ganz rationale und vernünftige Erklärungen. In einem anderen Thread hast du berichtet, dass deine Schwester vorher schon Fehlgeburten hatte. Das hast du in diesem Thread vergessen, obwohl es eigentlich sehr gut hinein passen würde. Du konntest dich nämlich meiner Meinung nach nicht darüber freuen, weil du bereits geahnt hast, dass auch diesmal etwas nicht stimmen könnte. Die letzteren Fehlgeburten haben deine Schwester sehr mitgenommen und daher hattest du die Vorahnung, dass dieses Kind deine Schwester nun psychisch sehr mitnehmen könnte und konntest dich nicht großartig darüber freuen. Das deine Schwester schwanger sein könnte, hast du vermutet, weil sie sich eben ein Kind wünscht oder aber auch, weil du eben auch eine Frau bist und körperliche Anzeichen erkennst, so wie eben eine Schwangerschaft, die du dann unbewusst wahrgenommen und dann im Traum verarbeitet hast.

Das ist nichts unerklärliches, sondern an sich erstaunlich simple und nüchtern unmagisches. Ich glaube an keinerlei zwischenmenschliche Bindungen, das einziges was uns dazu bringt, Vorahnungen zu haben und Dinge im Voraus zu erkennen, ist unsere Menschenkenntnis, die Art und Weise wie wir Wahrnehmen, analysieren und erkennen und natürlich, wie gut wir diesen Menschen kennen. Und wenn man dann mal einen solchen Traum hat, dann erinnert man sich natürlich sofort daran und ist dann erstaunt und interpretiert alles mögliche hinein, aber wenn man beispielsweise von einem Auto- oder Flugzeugunfall träumt und nichts passiert, dann vergisst man den Traum wieder und erinnert sich nicht mehr daran. Daher bin ich meinerseits überzeugt davon, dass es weder Mutter - Kind noch sonstige Bindungen gibt, das ist nur unsere Erklärung für Dinge, die wir nicht sofort verstehen wollen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Bei der ersten Schwangerschaft konnte ich nicht ahnen, dass meine Schwester schwanger ist, weil ich nicht einmal wusste, dass sie plant schwanger zu werden! Ganz im Gegenteil, ihr erstes Kind war zu der Zeit derart stressig, dass ich mir nie gedacht hätte, dass sie schwanger werden möchte. Ansehen konnte ich ihr auch nicht direkt etwas, weil wir über 500 Kilometer auseinander wohnen und uns so nicht so häufig sehen.

Die aktuelle Schwangerschaft hat mich von der Nachricht her überhaupt nicht gewundert. Ich wusste ja, dass sie sich ein Kind wünschen und daran aktiv basteln. Dass ich mich am Anfang darüber noch nicht großartig gefreut habe, war aufgrund der vorigen Fehlgeburten auch klar. Allerdings war der kritische Punkt immer eben die Phase des Einnistens und der Zeitpunkt wo das Herz eben zum Schlagen anfängt. Bei beiden Fehlgeburten war das der Zeitpunkt des Endes der Schwangerschaft.

Bis dahin war es also klar, dass es Bangen heißt und dass man sich da noch nicht großartig über eine Schwangerschaft freuen kann. Als dieser Punkt dann aber offensichtlich überstanden war, waren die Chancen dass diese Schwangerschaft gut geht, genauso groß wie jede andere Schwangerschaft auch, weil die problematische Phase ja wie gesagt geschafft war. Jeder in der Familie hat aufgeatmet und sich gefreut, aber bei mir blieb immer ein Restzweifel und sogar einiges mehr.

Ich halte mich nicht für irgendeine Gurutante. Ich habe mit Garantie keine übersinnlichen Fähigkeiten oder so. Aber einen Zusammenhang sehe ich schon zumindest ein wenig. Ich glaube sogar, dass das jeder spüren kann und ich glaube auch daran, dass das viele Leute in der hektischen Welt einfach nur verlernt haben. Ich würde es vielleicht eher als Instinkt bezeichnen.

Dass es eine starke innere und unerklärliche Verbindung zwischen Mutter und Kind gibt, bezweifle ich in keinster Weise. Das kennt hoffentlich jede Mutter, die ein wenig in sich hineinhört. So kann ich mir schon vorstellen, dass es so ein Band vielleicht auch bei Geschwistern gibt, wenn auch bei weitem nicht so stark ausgeprägt.

Bei Zwillingen gibt es ja sogar immer wieder Studien die das glaube ich belegen. Da ist so ein Band wohl sicher auch noch enger und intensiver, weil es ja vor allem bei eineiigen Zwillingen eine größere Nähe gibt. Warum soll das dann zumindest in abgeschwächter Form nicht auch bei Geschwistern möglich sein?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die von Dir genannten Studien, welche ein "inneres Band" oder so was wie eine "innere Verbindung", sind mir nicht bekannt bzw. habe ich noch nie gehört, dass es solche Studien gibt, die ernst genommen werden und entsprechendes behaupten. Ein jeder Mensch ist ein Individuum und hat eigentlich nur die Kontrolle über sich (im besten Fall) oder eben eine "innere" Bindung zu sich selbst.

Wenn man von solchen Geschichten hört, wie Du sich erzählt hast, dann muss man sich eben auch bereit erklären, die offensichtlichste Sache hinzunehmen. Und das ist neben dem Zufall auch die Verklärung der Geschichte im Nachhinein. Auch unter Geschwistern kann es zig Gründe dafür geben, dass man sich auch über eine Schwangerschaft nicht freut - selbst wenn die Geschwister praktisch darauf hingelebt haben. Das kann schlichte unbewusste Eifersüchtelei sein aber ebenso daran liegen, dass man selbst eine schwere oder stressige Zeit durchmacht, so dass man sich einfach nicht innerlich für andere freuen kann. Eine Ahnung oder ähnliches im Bezug auf das Ereignis selbst (also die Schwangerschaft) ist dann nur konstruiert.

Ich jedenfalls behaupte, dass es solche Bindungen nicht gibt bzw. nur dann geben kann, wenn man sich auch auf andere, esoterische Erklärungen der Welt und des Weltgeschehens einlassen kann und will.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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