Gegen Gentechnik, ohne zu wissen, was das ist

Diese Woche hatte ich für einige Tage Besuch von meiner Großmutter und habe mich mal wieder sehr über sie ärgern müssen. Es ging mal wieder um das Thema Lebensmittel und diesmal waren es nicht irgendwelche schwachsinnigen Autoren von Diätbüchern, auf die sich meine Großmutter festsetzte, sondern die Gentechnik. So waren wir im Supermarkt einkaufen und meine Großmutter wehrte sich dagegen, dass ich Auberginen und Tomaten kaufen wollte, da es diese nicht in Bio Ausführung gab. Sie berief sich mal wieder auf einen ihrer Diätbuchautoren, der berichtete, dass alle Lebensmittel, die heute nicht Bio seien, sehr gefährlich für unsere Gesundheit wären und uns über kurz oder lang umbringen würden, schuld sei hier die Gentechnik. Von einer Freundin durfte ich mir kürzlich ähnliches anhören, ihrer Meinung nach versteht man unter ''Gentechnik'', dass die DNA von Menschen und anderen Lebewesen in das Gemüse eingebaut wird, damit es länger hält. Ein Bekannter von mir, gab letztlich eine ähnliche These von sich und versicherte mir, das ein solches Gemüse unsere eigene DNA zum mutieren bringen würde, so dass Krebs und andere Krankheiten verursacht werden.

Natürlich spielt Gentechnik heute eine sehr große Rolle im Anbau von Gemüse und Obst, allerdings heißt das nicht, dass das gleich groß gefährlich und gesundheitsschädlich ist. Ich habe heute irgendwie oftmals das Gefühl, dass Menschen unter Gentechnik eine große Bedrohung verstehen und scheinbar der Ansicht sind, gentechnisch verändertes Gemüse könnte nachts auf dem Feld aufwachen und ihre Häuser stürmen oder andere alberne, hervorfantasierte Dinge bewirken, wie am Beispiel meiner Bekannten zu sehen ist. So kommt es mir bei vielen auf jeden Fall vor, Menschen, die gegen Gentechnik demonstrieren und sich beschweren, ohne überhaupt wirklich zu wissen, was das ist.

Tatsache ist aber nun, dass die Gentechnik aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken ist und dass wir ohne Gentechnik noch mit einigen Problemen zu kämpfen hätten. Schauen wir uns mal Gemüse wie etwa Tomaten ein. Gentechnisch veränderte Tomaten halten sich oftmals länger frisch und sind daher auch noch lecker, wenn sie einen langen Transportweg hinter sich habe und bei uns im Supermarkt landen. Viele Menschen schrecken hier vor sofort zurück und denken sich, oh nein, gentechnisch verändert, wie böse. Zwar bin ich kein großer Experte im Bereich Gentechnik, aber auch ich weiß, bei diesen Tomaten geschieht nichts anderes, als das man eine Art ''Genschalter'' betätigt, den die Tomate an sich schon hat, den man nur eben erst aktivieren muss. Es wird keinerlei fremde DNA injiziert, wie sich das scheinbar viele Menschen vorstellen, man arbeitet an sich nur mit dem, was die Tomate eh schon kann, also Genregulation so gesehen. Dabei entstehen keinerlei Giftstoffe oder schädliche Proteine, an sich ist das ganze völlig ungefährlich. Trotzdem wird dies von vielen Menschen verurteilt und das einzige Argument, was meiner Meinung nach dagegen spricht, ist dass es eben gegen die Natur ist, was mich persönlich aber nicht wirklich stört, denn wenn man es genau betrachtet, so ist unsere heutige Lebensweise auch gegen die Natur, also warum auch nicht die Tomaten.

Auch Insulin wird heute durch Gentechnik hergestellt. Früher nahm man das Insulin von Schweinen, dies war allerdings eine sehr aufwendige Prozedur und zudem ist das Insulin des Schweins, nicht identisch mit dem des Menschen, so dass man unter Umständen mit Nebenwirkungen und Abwehrreaktionen zu rechnen hatte. Heute wird weiterhin das Insulin des Schweins verwendet, allerdings wird dieses durch Gentechnik so verändert, dass es mit dem menschlichen Insulin übereinstimmt. Insulin war somit das erste, gentechnisch hergestellte Medikament, dass es vielen insulinkranken Menschen heute erleichtert, mit der Krankheit zu leben. Diese positiven Aspekte der Gentechnik, werden aber oftmals geflissentlich übersehen, ebenso wie beispielsweise Gemüsesorten, die durch gentechnische Veränderungen in der Lage sind, in Gebieten zu wachsen, in denen sie sonst nicht wachsen und zudem auch noch mehr Nährstoffe produzieren, als gewöhnlich, was die ärmeren Gebiete dieser Welt einen gewissen Fortschritt bedeutet.

Letztendlich will ich damit aber nur sagen, dass es mich heutzutage einfach nur sehr nervt, wie viele Menschen gegen Gentechnik sind, ohne überhaupt wirklich zu wissen, was dabei passiert und ob das nun gefährlich ist oder nur so klingt. Das Beispiel meiner Großmutter mag vielleicht nicht gerade das Beste sein, da ältere Menschen bekannterweise eh ihre Probleme damit haben, mit Fortschritten in der Gesellschaft umzugehen, aber auch viele junge Menschen, wie meine Bekannten, sind heute auf diesem Trip, was mich wirklich aufregt und was ich nicht verstehen kann. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass man sich unter einem Begriff wie ''Gentechnik'' gleich alle möglichen Gruselphänomene vorstellt und dies gleich verurteile, ohne davon eine Ahnung zu haben. Das finde ich einfach nur albern und wenn diese Menschen wüssten, wie viel gentechnisch veränderte Lebensmittel sie wohl inzwischen schon zu sich genommen haben, ohne mutiert und gestorben zu sein, würde ihnen vielleicht auch ein Lichtlein aufgehen.

Ich finde es prinzipiell auch immer sehr bedenklich, wenn jemand gegen bestimmte Dinge ist, einfach nur um dagegen zu sein und sich darum gar keine Gedanken macht. Das Beispiel der Gentechnik passt da wirklich sehr gut. Denn hier weiß so manch einer wirklich nicht mal ansatzweise, was das bedeutet. Nach meinem Verständnis ist die gentechnische Veränderung, die gezielte Veränderung, Ausschaltung von Genen oder auch die Einbringung bisher fremder Gene.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich der gentechnischen Veränderung von Organismen auch sehr kritisch gegenüber stehe. Sicherlich ist die Zucht ja auch darauf ausgelegt, bestimmte Gene umzuformen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Im Prinzip ist hier die gentechnische Veränderung ja nur ein künstlicher Eingriff. Allerdings ist die Frage, die ich mir dann stelle: welche Auswirkungen hat diese Veränderung langfristig, wenn sie doch nicht auf natürlichem Wege erzielt werden konnte? Da wünschte ich mir mehr (objektivere) Informationen um mir selbst eine fundierte Meinung bilden zu können.

Trotzdem ist mir auch klar, dass man eine Begegnung und einem Eindringen der Gentechnik in das eigene Leben kaum verhindern kann. Das fängt schon damit an, dass die gentechnisch veränderten Organismen bisher noch nicht so gekennzeichnet sein müssen, wie es sich deren Gegner wünschen. Ebenso ist der heutige Konsument so monetär geprägt, dass er dann eben doch aus lauter Sparsamkeit lieber zu preiswerteren Lebensmitteln greift. Und die Gentechnik hilft nun einmal letzten Ende dabei, dass Lebensmittel preiswerter produziert und an den Verbraucher abgegeben werden können.