Suizide, die andere Menschen einschränken...

vom 18.03.2011, 19:19 Uhr

Solche Unfälle sind überflüssig. Da ist eine Person, die keinen Bock mehr auf das Leben hat und die etwas tut, worunter unter Umständen hunderte von Leuten leiden müssen, weil sie zu spät zu (wichtigen) Terminen kommen. Ich finde das total egoistisch. Wenn man sich umbringt, sollte man einen Weg wählen, der auch sozialverträglich ist und nicht diejenigen belastet, die weiterhin ihr Leben leben möchten und Verpflichtungen nachkommen müssen.

Kannst du mir eine sozialverträgliche Suizidvariante nennen? Und die Möglichkeit es zu lassen, scheidet dabei aus. Ich bin gespannt auf deine Antworten.

Ich persönlich finde es nicht gut, sich durch die Methode sich vor einen Zug zu schmeißen, aus dem dem Leben zu scheiden. Was ich aber viel schlimmer finde, ist die Einstellung zu Selbstmördern oder Menschen mit suizidalen Neigungen, durch manche Poster hier. Keinem wünsche ich solche Gedanken und die auf Dauer.

Abgesehen davon kann nur sprechenden Menschen geholfen werden. Wenn das Leben so schlecht ist, dann sollen sie etwas daran ändern. Die meisten Suizide sind sicher nicht notwendig. Wenn dies der einzige Ausweg ist - schön. Ich kenne auch Leute, die schon mehrfach sterben wollten (mal mehr und mal weniger ernsthaft) und in der Regel ließen sich die Probleme irgendwie lösen. Es gibt natürlich immer welche, die keine Hilfe annehmen wollen, können oder grundsätzlich nicht wissen, was sie tun sollen.

Die Möglichkeiten sprechenden Menschen in Deutschland zu helfen ist sehr begrenzt. Mal aus dem Erfahrungsumfeld aus meinem Umkreis. Gute Bekannte, der die Aufnahme in einer Klinik verweigert wird. Die Gründe sind mir bekannt. Ich verstehe sie trotzdem nicht. Problem an der Sache, im Bereich Psychiatrie gibt es Einzugsgebiete und wenn sie in eine Klinik muss/will, dann in diese. Zumindest was eine Akutklinik betrifft. Mir sind zwar noch Möglichkeiten eingefallen, wie sie trotzdem in der Klinik zu einer stationären Aufnahme kommen könnte. Sie sagt, mit Recht, sie will in keine Klinik die sie nicht will.

Andere Bekannte versucht längere Zeit verzweifelt bei der Telefonseelsorge anzurufen. Stundenlang besetzt. Klar kann das mal passieren und so weiter. Aber damit ist dem Mensch nicht geholfen. Und wer von euch, der hier laut tönt, würde ehrenamtlich und oftmals auch kostenlos an solch einem Telefon arbeiten wollen? Die Chancen weitere Todesfälle zu vermeiden sind gegeben.

Weitere Bekannte, die während eines Klinikaufenthaltes mehrfach sagt, dass es ihr nicht gut geht. Suizidversuch noch während des Klinikaufenthalts. Sie wird zwar dann länger in der Klinik behalten, aber wirkliche Hilfe findet sie keine. Endstation Rente und das mit gerade mal 30 Jahren.

Sexuelle Belästigung durch die Pflege psychiatrischen Einrichtungen. Ähnliches auch unter den Patienten. Die Frauen haben zu Recht Angst was zu sagen. Wenn sie was sagen, werden sie abgeschoben oder man nimmt sie nicht ernst.

Selbst bei chronische Suizidalität gibt es, je nach Therapieform maximal 80 Therapiestunden. Mit einem Termin pro Woche, sind das keine zwei Jahre. Krisensituationen sind aber mit 1 Stunde pro Woche nicht abgedeckt. Ärztliche Anbindung, wenn man Glück hat, zwei bis drei Termine pro Quartal. Auch hier sind Krisensituationen nicht abgedeckt. Ich selbst bin schon weg geschickt worden.

Ich selbst bin nun knappe 6 Jahre in dauerhafter Behandlung. Ergebnis? An sich gleich Null. Grund unter anderem das die Leistungen immer weiter gekürzt werden. Da können noch nicht mal die Behandler was dafür, die sind an gesetzliche Vorgaben gebunden.

Man könnte nun eine dauerhafte Unterbringung vorschlagen. Auch hier geht das auf Kosten der Allgemeinheit. Aber auch im heutigen Gesundheitssystem ist eine 1: 1 Betreuung, wie sie nicht nur in solchen Fällen nötig wäre, einfach nicht möglich. Wer soll das denn bezahlen?

Und wer Selbstmord feige findet. Die Diskussion hatten wir schon mal irgendwo. Wer nun sagt, ach die armen Verwandten, Freunde etc. Sorry wenn ich hier einzelne lese- würdet ihr euch dauerhaft um jemand mit massiven Suizidgedanken kümmern wollen? So wie ihr es darstellt sicherlich nicht.

Und jeder der raucht, trinkt etc. sollte man darüber nachdenken, ob das nicht auch ein Suizid auf Raten ist. Und ob die Form nicht auch andere und die Allgemeinheit schädigt. Und statt rauchen oder trinken lassen sich sicherlich andere Punkte finden. Wer ohne Laster ist, werfe gerne den ersten Stein.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:
Solche Unfälle sind überflüssig. Da ist eine Person, die keinen Bock mehr auf das Leben hat und die etwas tut, worunter unter Umständen hunderte von Leuten leiden müssen, weil sie zu spät zu (wichtigen) Terminen kommen. Ich finde das total egoistisch. Wenn man sich umbringt, sollte man einen Weg wählen, der auch sozialverträglich ist und nicht diejenigen belastet, die weiterhin ihr Leben leben möchten und Verpflichtungen nachkommen müssen.

Kannst du mir eine sozialverträgliche Suizidvariante nennen? Und die Möglichkeit es zu lassen, scheidet dabei aus. Ich bin gespannt auf deine Antworten.


Ganz einfach, Tabletten schlucken! Es ist wesentlich unangenehmer und schlimmer, jemanden dabei zuzuschauen, wie er sich vom Hochhaus stürzt oder jemanden erhängt auf dem Dachboden zu finden. Oder einem Familienvater mitzuteilen, dass seine Frau und die zwei kleinen Kinder nicht mehr nach Hause kommen werden, weil ein Geisterfahrer frontal in das Auto gekracht ist. Oder als Lokführer mit dem Gedanken zu leben, dass sich eine Person vor den Zug gestürzt hat und jede Nacht beim Einschlafen die Bilder vor Augen zu haben.

Ich halte es für schlimm, dass es Leute gibt, die psychisch so krank sind, dass sie keinen anderen Ausweg mehr wissen und sich umbringen, aber können sie das nicht bitte machen ohne andere Leute da mit rein zu ziehen? Dass Familie und Freunde immer betroffen, ist klar, egal wie sich die Person nun umbringt. Als gesunder Mensch ist mir einfach nicht klar, wie man so etwas machen kann.

Noch schlimmer sind die Mütter, die ihre Kinder mit in den Tod nehmen, also erst die Kinder umbringen und dann sich selbst. Zurück bleibt der Vater, der wahrscheinlich als Nächster eine Therapie braucht.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


LittleSister hat geschrieben:Kannst du mir eine sozialverträgliche Suizidvariante nennen? Und die Möglichkeit es zu lassen, scheidet dabei aus. Ich bin gespannt auf deine Antworten.


Ich kann mir auch grad nicht wirklich eine Variante des Suizids vorstellen, dei sozialverträglich sein könnte. Aber ich denke, wenn man sich vor einem Zug wirft, sind einfach mehr Unschuldige betroffen, als wenn man sich z.B. in der eigenen Garage erhängt.

Ein Mensch der sich bereit erklärt, sich das Leben zu nehmen, sollte eigentlich leid tun, denn er hat bestimmt vorher schon versteckte Signale von sich gegeben und wenn wir alle mehr auf unsere Mitmenschen und vor allem auf unsere eigenen Angehörigen achten, könnte sicherlich der eine oder e andere Suizid verhindert werden. Wenn diese Menschen dennoch keine Hilfe annehmen wollen, kann man ja noch überlegen, ob man ihnen diese evtl. zwangsweise zukommen lässt.

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LittleSister hat geschrieben:Und wer von euch, der hier laut tönt, würde ehrenamtlich und oftmals auch kostenlos an solch einem Telefon arbeiten wollen? Die Chancen weitere Todesfälle zu vermeiden sind gegeben.


Ich denke mal, das man für so eine Beratungsstelle schon ein gewisses Feingefühl und Wissen haben muss, denn es handelt sich hierbei ja um sehr labile Menschen und die brauchen keine weiteren Vorwürfe, sondern Hilfe. Ich selber wüsste, das ich für so eine Tätigkeit einfach nicht das gewisse Feingefühl, bzw. Wissen hätte, um den Betroffenen helfen zu können und bevor ich weiteren Schaden durch eine evtl falsch aufgenomme Aussage mache, lasse ich es lieber sein.

Und diese Therapieformen mit den max. Stunden und das pro Woche ein Termin zur Verfügung steht kann auch nicht wirklich das gelbe vom Ei sein. Denke das man die Probleme in der zeit einfach nicht bewältigen kann, wenn sie wirklich tief sitzen. Meistens sammeln sich solche Probleme ja über Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



weil ein Geisterfahrer frontal in das Auto gekracht ist. Oder als Lokführer mit dem Gedanken zu leben, dass sich eine Person vor den Zug gestürzt hat und jede Nacht beim Einschlafen die Bilder vor Augen zu haben.

Nicht jeder Geisterfahrer ist ein Selbstmörder oder? Klingt bei dir gerade so raus.

Und wie gesagt, ich finde es nicht gut, sich vor den Zug zu schmeißen, eben aus Rücksicht auf das Bahnpersonal. Allerdings ist das ein Risiko mit dem man in dem Beruf nun mal lebt. Auch wenn das hart klingen mag. Und du kannst dir sicher sein, dass die psychologisch besser betreut werden, als Selbstmörder.

aber können sie das nicht bitte machen ohne andere Leute da mit rein zu ziehen

Hast du nur einen Hauch von der Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man Suizidgedanken hat? Wenn man nicht mehr weiter weiß. Auch wenn es keinen mehr interessiert und du auf deine Gedanken nur noch genervt die Antwort bekommst, wer von Suizid spricht tut es nicht. Wo ist da das Interesse?

Und mit rein gezogen werden immer Menschen. Auch Menschen mit denen man nie in seinem Leben was zu tun hatte. Auch bei Tabletten sind nach dem Tod noch anderem Menschen mit einbezogen. Und wenn es nur die Polizei ist, die die Tür aufbricht, die Nachbarn die das mitbekommen, der Vermieter, der nachher seine Wohnung nicht mehr vermietet bekommt und so weiter.

Ganz einfach, Tabletten schlucken! Es ist wesentlich unangenehmer und schlimmer, jemanden dabei zuzuschauen, wie er sich vom Hochhaus stürzt oder jemanden erhängt auf dem Dachboden zu finden.

Die Chancen sich mit Tabletten das Leben zu nehmen, sind zwar gegeben, aber nicht sehr sicher. Und auch wenn du es nicht glaubst, auch Selbstmörder würden das gerne möglichst schmerzlos hinter sich bringen. Und Menschen die von einem Hochhaus fallen ( ich schreibe bewusst fallen) wird es immer geben. Tragische Todesfälle- schalt doch zur Zeit mal das Fernsehen an. Sieht man zur Zeit tagtäglich.

Und der Anblick eines Menschens, der durch Tabletten gestorben ist, ist mit Sicherheit nicht unbedingt angenehmer als einen Menschen zu sehen, der sich erhängt hat.

Es ist so einfach zu sagen, boah warum kann ein Mensch das tun. Ich könnte wetten, die meisten die hier davon sprechen, wie mies das Verhalten von Selbstmördern oder Menschen mit suizidalen Gedanken ist, sind auch die, die ganz laut brüllen, was es den Staat kostet, wenn ein Mensch mit Suizidankündigung von der Feuerwehr vom Hochhaus geholt wird oder ähnliches. Es sind mit Sicherheit auch die Menschen, die sich die Labberei solcher Kandidaten vielleicht ein paar Mal anhören und dann sagen: Wer von Selbstmord spricht tut es nicht. Oder gar sagen: Mensch dann spring doch. Ich finde diese Doppelmoral mal wieder zum Kotzen, so Leid es mir tut.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:Nicht jeder Geisterfahrer ist ein Selbstmörder oder? Klingt bei dir gerade so raus.


Nein, ich rede hier von den Geisterfahrern, die zu Geisterfahrern werden, weil sie sich umbringen wollen, denn darum geht es hier nun mal.

Hast du nur einen Hauch von der Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man Suizidgedanken hat?
Nein, zum Glück nicht! Mir geht es hier auch nicht um den Suizid an sich, sondern um die Art und Weise, wie man sich dann umbringt.

Und auch wenn du es nicht glaubst, auch Selbstmörder würden das gerne möglichst schmerzlos hinter sich bringen.

Auf viele Suizidenten mag das sicherlich zutreffen, aber es gibt auch solche, die sich einfach mal selbst die Kehle durchschneiden oder sich selbst anzünden. Da fallen mir schmerzlosere Varianten ein, die genauso sicher sind.

Und der Anblick eines Menschens, der durch Tabletten gestorben ist, ist mit Sicherheit nicht unbedingt angenehmer als einen Menschen zu sehen, der sich erhängt hat.

Doch, ist es. Natürlich werden immer Menschen mit reingezogen. Die Polizei hast du ja schon angesprochen. Aber glaube mir, der Polizist wird denjenigen vergessen, den er mit Schaum vor dem Mund oder Erbrochenem neben ihm gefunden hat, da gibt es Schlimmeres. Aber ein Erhängter, der erst mal abgeschnitten werden muss, eine Bahnleiche in all ihren Einzelteilen oder das 16jährige Mädchen, das aus Liebeskummer vor den Augen von Polizei, Feuerwehr und sämtlichen Gaffern vom Hochhausdach springt, bleibt länger im Gedächtnis. Nochmal, ich rede hier nicht von tödlichen Unfällen, die es sicherlich auch gibt!

Und Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sind geschult im Umgang mit solchen Erlebnissen, aber was ist mit dem Lokführer, den Angehörigen oder Nachbarn, die das miterleben müssen?

Und nein, ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich darüber beschweren, was für Kosten Leute verursachen, die ihren Suizid ankündigen/androhen. Im Gegenteil, ich bin froh, wenn diesen Menschen geholfen werden kann, bevor etwas passiert.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mandragora hat geschrieben:Wenn ich so lese, was du geschrieben hast, würde ich mich auch sehr gerne vor den Zug werfen - und ich sage dir, ich finde raus, welchen du nimmst. Hast du eigentlich einmal darüber nachgedacht, was du für Aussagen machst? Schlimm genug, dass jemand so in die Enge getrieben worden ist, dass er als letzten Ausweg den Freitod sieht, aber unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die das schlimm finden, weil sie dann so etwas Läppisches und Kleinbürgerliches wie ihren Zeitplan nicht einhalten können.

"Wir schaffen uns ab" - mir scheint, als hättest du das auch getan. Bist du so erkaltet im Laufe der Zeit, in diesem ganzen großen Ding namens "Gesellschaft" oder tust du nur so? Bring ein bisschen mehr Respekt in dein Denken. Ich finde Deine Aussage einfach nur unmöglich.


Das waren auch meine ersten Gedanken, als ich das Ursprungsposting gelesen habe. Niemand leidet darunter, wenn er zum Shoppen nicht in die gewünschte Stadt kommt. Wer ernsthaft der Meinung ist, darunter zu leiden, der ist egoistischer als der angeblich egoistische Selbstmörder. Das mit dem wiederholten Semester ist natürlich ärgerlich. Aber da Zugausfälle immer vorkamen, und auch immer vorkommen werden - aus allen möglichen Gründen - sollte man doch sowieso so fahren, dass man mindestens eine Alternative zur ausgefallenen Bahn hat. Wäre ein Reh unter den Zug gekommen, oder hätte es technische Probleme gegeben, dann wäre die Ursache für den Unmut ja eine andere, aber das Ergebnis wäre unverändert.

Dass Selbstmörder sich nicht mitteilen, ist einfach unsinnig. Die einen versuchen sogar, zu reden. Und andere senden versteckte Signale aus. Das Problem ist nur, das in unserer Gesellschaft zu selten wirklich geholfen wird und dass nur wenige Menschen auch zuhören, wenn ihnen etwas gesagt wird. Viele Menschen wollen einfach nicht wahrnehmen, dass jemand im eigenen Umfeld so starke Probleme hat. Der Schritt, das eigene Leben zu beenden, wird erst dann gemacht, wenn der Selbstmörder keinen anderen Weg mehr sieht. Er hat Hilfe gesucht, aber nicht bekommen. In seiner Vorstellung werden die Probleme dadurch nur größer.

Wenn sich jemand umbringen will, dann ist das rationale Denken abgeschaltet. Das merkt man spätestens dann, wenn man sich mit jemandem unterhält, dessen Suizidversuch gescheitert ist. Das Leben will derjenige nur noch schnell beenden. Tabletten hat nicht jeder zu Hause. Der Weg in die nächste Apotheke, um dort welche zu kaufen, scheint in dem Moment zu langwierig. Außerdem ist der Weg mit Tabletten nie sehr sicher. Eisenbahnstrecken findet man sehr oft. Dazu kommt noch, dass es sehr schnell zu Ende ist, wenn man vor einen Zug springt. Der Gedanke an den Lokführer und die Rettungskräfte kommt dem Selbstmörder da schon längst nicht in den Kopf. Wer mit dem Auto unterwegs ist, nutzt die Möglichkeit der Geisterfahrt. Das alles sind richtige Kurzschlusshandlungen. Die Möglichkeit, sich zu erhängen, scheitert meistens an einer ganz einfachen Sache: Ein kleiner Fehler dabei reicht völlig aus, damit aus einem schnellen Genickbruch ein sehr langwieriges und qualvolles Erdrosseln wird, das sogar viele Stunden dauern kann.

Selbstmörder sehe ich keinesfalls als Egoisten an. Das sind Menschen, mit denen man Mitleid haben sollte. Egoisten sind für mich die Menschen, die Selbstmörder verurteilen und beschimpfen, weil sie selber durch den Selbstmord eines anderen Menschen ihren eigenen Luxus nicht leben können. Diese Menschen, die am meckern sind, würden einem potentiellen Selbstmörder garantiert nie eine helfende Hand reichen, wenn er seine Probleme in den Griff bekommen will.

» Arcon » Beiträge: 311 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Traurig, mit welcher Respektlosigkeit anderen gegenüber manche Menschen durchs Leben gehen. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man einen wichtigen Termin versäumt oder sich verspätet oder die Städtetour, auf die man sich so gefreut hat, micht stattfinden kann. Aber hallo, hier ist ein Mensch gestorben Ein Mensch war so verzweifelt, daß er meinte, seinem Leben ein Ende setzen zu müssen, und er hat in dem Moment bestimmt nicht gedacht: "oh, vielleicht muß ja einer zur Uni, dann erhänge ich mich halt". In dieser Situation denkt man überhaupt nicht mehr. Wer noch klar denken könnte, würde seinen Angehörigen das sicher ersparen. Was würde jemand, der so erbost ist, einen Termin zu versäumen, sagen, wenn er herausfände, daß es ein Freund oder ein Verwandter war, der sich "auf seine Kosten" aus dem Leben verabschiedet hat?

Ein wenig mehr Mitgefühl, etwas weniger Egoismus und ab und zu ein bißchen "warum?", dann wären manche vielleicht nicht so verzweifelt, daß sie keinen Ausweg mehr sehen. Ich jedenfalls hätte in so einem Fall andere Sorgen als die, daß mein Einkaufsbummel verschoben werden muß, wenn gerade über andere Menschen eine solche Katastrophe hereingebrochen ist. Vielleicht bleiben Kinder zurück, Eltern, eine Ehefrau. Mit Sicherheit aber trauernde Freunde.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke auch, das man sich nicht aufregen muss, das man seine Shoppingtour nicht mehr durchführen kann, weil sich jemand vor den Zug geworfen hat. Wenn man so heiss auf shoppen ist, dann sollte man vieleicht lieber von anfang an mit dem eigenen Auto fahren, denn Selbtmörder können sich jederzeit auf vor Zügen werfen und ich glaube kaum, das es da nach Terminen geht.

Ausserdem sollte man da auch bissel mehr Mitgefühl zeigen und ich denke auch, wenn man wegen eines Selbstmörders einen wichtigen Termin verpassen sollte, kann man das den betreffenden erklären und einen neuen Termin ausmachen. Dafür wird mit Sicherheit jeder Verständnis aufbringen können.

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» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe mir den Thread gerade dreimal durchgelesen, weil ich es kaum glauben konnte, was ich da lese! Und zu deiner Frage: Nein, ich habe mich noch niemals über einen Selbstmörder geärgert! Diese Menschen entscheiden sich nicht dazu um andere Leute zu nerven, sondern sie sind in der Regel vollkommen verzweifelt und sehen keinen anderen Weg mehr!

Ich finde es furchtbar traurig, dass sich Leute zu einem Selbstmord entscheiden. Ich sehe darin aber nicht einmal einen minimalen Funken von Egoismus! Niemand wirft sich vor den Zug um irgendwelche Studenten zu ärgern, damit sie nicht zur Vorlesung oder zur Prüfung kommen. Das sollte in so einer Situation doch wirklich der allerletzte Gedanke sein.

Ich hatte zum Glück noch nie Selbstmordgedanken und darüber bin ich unendlich froh. Ich möchte nicht wissen, wie es jemandem geht, der über sein eigenes Leben oder eben seinem Tod nachdenkt! Da geht es dann nicht mehr darum, dass man sich überlegt, welche Vorlesung man im nächsten Semester machen soll oder was man macht, wenn man eine Prüfung nicht schafft oder wie auch immer.

Ärgerst du dich dann vielleicht auch, wenn eine Sendung im Fernsehen ausfällt, weil es irgendeine Spezialsendung über irgendwelche Katastrophen gibt? Ich wünsche dir jedenfalls nicht, dass du jemals in eine Situation kommen wirst, wo es dir so schlecht geht, dass du über dein eigenes Leben nachdenkst! Und auch wenn du glaubst, dass dir das niemals passieren kann, kann es dich trotzdem auch treffen. Und ich vermute stark, dass du dir dann weniger Gedanken machen wirst, wie es den anderen Leuten gehen wird, sondern du wirst dir wohl eher Gedanken machen, welche Art von Selbstmord für dich am "besten" wäre.

Ich war unlängst auch bei meiner Hausärztin. Als ich ankam, war die Ärztin nicht anwesend, obwohl sie Ordination hatte. Grund dafür war, dass sie zu einem Notfall gerufen wurde. Im Nachbardorf hat sich jemand am Dachboden erhängt und sie wurde zu dem Vorfall gerufen.

Die Patienten in der Ordination mussten natürlich dann sehr lange warten, obwohl sie sich doch extra die große Mühe angetan haben, in die Arztpraxis zu kommen. Ist doch auch eine wirklich sehr ärgerliche Situation! Aber siehe da, es hat sich kein einziger Patient darüber geärgert oder so, dass sich nun jemand am Dachboden erhängt hat! Jeder hatte einfach nur Mitgefühl und Verständnis, auch wenn es darunter vielleicht auch ein paar Patienten gab, die einen wichtigen Termin dadurch versäumt haben.

Da hat sich jemand das Leben freiwillig genommen und dann sind meine letzten Gedanken, dass ich mich wegen einem versäumten Termin ärgere. Und in dem Fall könnte man sogar meinen, dass das ein aus deinen Augen ordnungsgemäßer Selbstmörder war, weil er hat sich eben nicht vor einen Zug geworfen und er ist auch nicht vom Dach gesprungen. Er hat sich zu Hause leise still und heimlich erhängt, während andere auf der Uni gesessen sind und sich wahrscheinlich Sorgen gemacht haben, ob sie nun Seite 74 im Skript auch lernen müssen oder nicht.

Dieser Selbstmörder hat sicher keine einzige Sekunde daran den Gedanken verloren, dass es vielleicht blöd wäre wenn er sich nun erhängt, weil dann muss ja eine Ärztin kommen und da warten dann Patienten, die dann eben eine Stunde länger warten müssen. Aber vielleicht sollten solche Selbstmörder dann einfach eine andere Uhrzeit wählen, damit die Hausärztin im Nachbardorf ihre Ordinationszeiten einhalten kann.

Ich habe nun einiges überspitzt geschildert und das soll auf keinen Fall ein persönlicher Angriff auf dich sein! Es ist schon in Ordnung, wenn du solche Gedanken hast. Ich wollte in erster Linie zeigen, dass das Leben eines Menschen vielleicht doch etwas über anderen Sachen steht, auch wenn man diesen Menschen nicht kennt.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nun hackt nicht so auf dem armen Cologneboy2009 herum, er hat vollkommen Recht. Hier geht es um das Prinzip. Sicherlich sind Verspätungen von der Sache her zwar ärgerlich und meistens nicht so dramatisch, aber ich kann durch so eine Aktion durchaus meinen Urlaubsflieger verpassen und dann habe ich echt ein Problem. Das ist mir schon einmal fast passiert und deshalb habe ich auch keinerlei Verständnis dafür.

Genauso gut könnte ja auch jemand auf die Idee kommen sich im Hochhaus mit Gas zu vergiften und wenn dann der erste ahnungslose Paketbote an der Tür klingelt dann fliegt unter Umständen der ganze Laden in die Luft. Meint ihr die betroffenen Nachbarn finden das dann noch lustig? Auch kann ich mich noch an meine Kindheit erinnern wo wir immer sehr viel im Wald gespielt haben. Dort hing auch einmal ein Selbstmörder zwischen den Bäumen, für Kinder die noch nicht einmal acht Jahre alt sind ist das kein toller Anblick. Hier kam ja schon kurz das Beispiel mit den mutwilligen Geisterfahrern auf. Kann man das wirklich gut heißen wenn diese Leute noch eine ganze Familie auslöschen weil sie keine Lust mehr auf das Leben haben? Fragt mal die Familien der Hinterbliebenen ob sie Mitleid mit diesem Autofahrer haben weil ja ein Mensch gestorben ist.

Wer schon soweit ist sich umzubringen der hat auch seine Gründe. Wenn es sich um unheilbare Krankheiten handelt habe ich sogar Verständnis dafür, alles andere ist in meinen Augen kein richtiger Grund. Wer meint sich freiwillig vom Leben verabschieden zu müssen der soll es auch tun, die Freiheit hat man. Es heißt ja nicht umsonst Freitod. Wo andere unbeteiligte Personen in diese persönliche Entscheidung mit hineingezogen werden hört für mich die Selbstbestimmung auf. Im Extremfall befindet sich so ein Mensch nach meiner Ansicht ganz in der Nähe von Selbstmordattentätern.

Ihr könnt mich jetzt wegen meines Standpunktes gerne in der Luft zerreißen und mir Kaltherzigkeit oder noch schlimmere Sachen vorwerfen, aber das,wird nichts an meiner Ansicht ändern.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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