Neue EU-Richtlinie für Onlineshops
In Brüssel steht eine neue EU-Richtlinie kurz vor der Verabschiedung die alle Online-Shops verpflichten will ihre Waren an alle Länder der Europäischen Gemeinschaft zu schicken. Was sich erst einmal sehr verbraucherfreundlich anhört entpuppt sich aber meines Erachtens schnell zum Rohrkrepierer. Der Versand ist ja nur die eine Sache, wer weiter denkt der wird sich auch mit dem erforderlichen Service und seiner Informationspflicht beschäftigen müssen.
Mit anderen Worten, jeder der Online einen Shop betreibt, ist zukünftig verpflichtet seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen in allen Sprachen der EU vorzuhalten und auch einen entsprechenden Service anzubieten. Darunter verstehe ich auch die Kommunikation in der jeweiligen Landessprache bei Beschwerden oder Kaufanfragen. Das dürfte wohl das Aus für die viele kleinen Online-Shops bedeuten, darunter zähle ich auch die gesamten Shops die sich bei Ebay so tummeln. Die Konkurrenz wie Amazon wird es dagegen sicherlich freuen, mit ihren großen Vertriebsstrukturen dürften sie nicht solche großen Probleme bekommen.
Gibt es hier zufällig jemanden der einen Online-Shop betreibt und von der neuen EU-Richtlinie betroffen sein wird? Wenn ja würde mich einmal interessieren wie man diese Vorschrift gesetzestreu umsetzen kann. An alle anderen Verbraucher, was denkt ihr über diese neue Vorschrift?
Für die kleinen Shops ist es sicherlich nicht gerade schön, dass es solche Richtlinien geben soll. Aber ich als Verbraucher finde es schon schön, dass es wo weit kommen soll. Ich habe Verwandtschaft in Griechenland und wenn ich meiner Cousine und er Familie eine Freude machen will, kann ich dann bei Amazon bestellen und die schicken es dann sofort zu ihr. Sonst müsste man ja immer zu sich selber schicken lassen und dann abschicken. Das ist Porto mehr und auch Zeit. Denn die Post auf die griechischen Inseln geht manchmal 3 Wochen.
Schlecht wird es wahrscheinlich auch für viele mittelständische Shops sein. Denn der Aufwand ist ja schon groß für jedes europäische Land auch einen Dolmetscher einzustellen. Das wird dann wohl auch teuer werden und das wird sich dann auf die Preise in dem Shop auswirken.
Das würde aber auch bedeuten, dass viele Shops, die man bisher kannte, schließen müssen, weil sie diesen Aufwand nicht tätigen können oder wollen. Dabei denke ich an Online Apotheken, an kleine Shops mit speziellen Waren und dergleichen.
Aus dem Grund bin ich von dieser Regelung nicht begeistert. Ich bestelle gerne und viel im Netz, auch bei vielen kleinen und unbekannten Online Shops. Wenn diese aufgrund dieser Regelung schließen müssten, wäre ich sehr traurig.
Ich finde es völlig unnötig, dass man den Shops vorschreibt, in welche Gebiete sie ihre Ware verschicken und wo sie dann Service anzubieten haben. Es gibt Dinge, die können nicht von kleinen Unternehmen oder sogar Ein-Mann-Betrieben durchgeführt werden. Um die täte es mir außerordentlich leid.
Weiß man denn, wie weit diese Regelung schon ist? Gibt es da schon eine Entscheidung, oder weiß man, wann diese Entscheidung kommen soll?
hooker hat geschrieben:Mit anderen Worten, jeder der Online einen Shop betreibt, ist zukünftig verpflichtet seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen in allen Sprachen der EU vorzuhalten und auch einen entsprechenden Service anzubieten.
Ist dies denn auch Teil der Richtlinie oder ist dies schon der etwas weiter gedachte Schritt? Hat denn ein Versand in ein Land auch gleich zur Folge, dass man den Service auch in den entsprechenden Sprachen zur Verfügung stellen muss? Wenn dem wirklich so wäre, dann würde ich wieder einmal sagen, dass man hier einfach wieder nicht richtig mit gedacht und sich einfach nicht den Konsequenzen auseinander gesetzt hat. Wenn dem wirklich so wäre, dann wird es ein regelrechtes Sterben der Online-Shops gehen. Die wenigsten Shops werden wirklich in der Lage sein einen solchen Service anzubieten und die Kosten für die Umgestaltung tragen können. Das heißt dann wiederum, dass hier viele Arbeitsplätze verloren gehen und auch wieder, dass es weniger neue Shops geben würde, was auch wieder heißt, dass sich die Software zum Betreiben von solchen Shops nicht mehr so gut weiter verkaufen lässt. Ebenfalls werden den Softwareentwicklern die Einnahmen für die Wartung von Systemen fehlen, da es diese dann einfach nicht mehr geben wird.
Ich frage aber ob es denn wirklich einfach so möglich ist, dass die EU einem Betreiber vorschreiben kann wohin er seine Waren verkaufen kann und muss. Kann denn hier wirklich einfach die Anweisung kommen und mir jemand vorschreiben, dass meine Waren nun auch in anderen Ländern anbieten oder diese dorthin versenden muss? Da die Richtlinie aber nur für EU gilt, kann ich mir auch wieder vorstellen, dass sich viele Shops einfach in das Ausland verabschieden und von dort aus ihren Shop weiter betreiben, da die Richtlinie ja dann dort eben nicht gelten wird.
Es wäre schön gewesen und eigentlich auch selbstverständlich, dass du die Richtlinie, bzw. den Entwurf, hier mal verlinkst. So können wir uns doch kaum ein Bild machen. Wenn ich das mal im Vorbeigehen richtig verstanden habe, dürfte es hierum gehen. Und zwar speziell den Artikel 22 a auf Seite 22.
Wie ich den entsprechenden Artikel verstehe, steht da nichts von Lieferzwang oder Lieferverpflichtung. Es geht nur um das Recht der Verbraucher innerhalb der Union, eine Lieferung von Waren verlangen zu können. Das heißt aber nicht, dass der Händler von vornherein die Lieferung in alle EU-Länder anbieten muss. Zudem muss der Käufer sich auch bereit erklären, alle Lieferkosten zu übernehmen und da kann man es einem Käufer schon schwierig machen. Es bliebe natürlich für den Händler ein enormes Risiko, wenn er diese Kosten zunächst vorstrecken müsste.
Die Ministerien in den betreffenden Ländern sind doch nicht doof. Sie werden hoffentlich das Problem für alle erkennen. Da gehe ich schwer davon aus, dass dieser Richtlinienentwurf noch überarbeitet wird. Das dauert noch lange, bis die Nummer verabschiedet wird. Und dann muss das noch in nationales Recht umgesetzt weden und das dauert dann nochmal. Also erst mal die Ruhe bewahren.
Richtlinie2 hat geschrieben:Es wäre schön gewesen und eigentlich auch selbstverständlich, dass du die Richtlinie, bzw. den Entwurf, hier mal verlinkst. .
Tut mir Leid, es gibt auch noch Leute die ihre Informationen aus den Nachrichten im Radio und der gedruckten Tagespresse beziehen. Ich hatte zwar versucht noch etwas im Internet zu finden weil ich auch noch mehr darüber erfahren wollte aber dort fand ich nichts zu diesem Thema beziehungsweise nur englischsprachige Texte. Mag sein dass du erfolgreicher warst, aber ich würde nie freiwillig versuchen eine EU-Richtlinie mit fast 80 Textseiten in die Deutsche Sprache zu übersetzen.
So wie ich die Nachrichten verstanden habe wurde diese neue Richtlinie ziemlich unbemerkt vorbereitet und sie soll in diesen Tagen verabschiedet werden. Sicherlich dauert es immer eine Weile bis so etwas umgesetzt wird, aber wenn das so kommt wie angekündigt dann wird es hart für die kleinen Anbieter. Die Kosten für das Porto sind ja noch das kleinste Übel, kompliziert wird es nur bei dem Rattenschwanz an rechtlichen Dingen die das alles nach sich zieht. Wenn ich bei Ebay etwas bei einem Online-Shop kaufe, und wenn es sich nur um ein paar Batterien handelt, bekomme ich doch grundsätzlich zuerst die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zugeschickt. Daran wird sich wahrscheinlich auch nichts ändern, nur dass eben der französische Shop das auch in deutscher Sprache machen müsste. Ich sehe nur schon wieder eine neue Welle von Abmahnungen findiger Rechtsanwälte vor meinem geistigen Auge laufen die damit die Shop-Besitzer in die Knie zwingen. Dass die EU für verbraucherfreundliches und praktisches Denken bekannt ist würden sicherlich auch nur die wenigsten Bürger mit gutem Gewissen behaupten. Ich denke schon dass es so kommt wie angekündigt.
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