Haben wir nun doch den Supergau in Fukushima?

vom 15.03.2011, 11:11 Uhr

Nachdem es gestern aussah, als ob es gar nicht so schlimm kommen werde wie zuerst gefürchtet kam heute Nacht die Horrormeldung. Die Schutzhülle von Fukushima 1 Block 2 soll heute Nacht geborsten sein. Der Ministerpräsident Japans ruft die Bürger auf, sich in Sicherheit zu bringen und die austretende Strahlung übertrifft bei weitem die Grenzwerte.

In Tokyo wurde nun auch eine radioaktive Belastung gemessen worden sein, die 10 Mal höher sein solle als normal. Angeblich hat die Windrichtung nun auch Richtung Tokyo gedreht und die Menschen in Japan zweifeln mehr und mehr daran, ob die Bevölkerung die ganze Wahrheit erfahren hat oder in trügerischer Sicherheit gewiegt wurde.

Doch das ist nicht die einzige Hiobsbotschaft dieser Nacht, auch der Block 4, wo abgebrannte Brennstäbe lagern soll sich zwischenzeitlich in Brand befunden haben. Dieser soll mittlerweile auch wieder gelöscht sein. Unklar bleibt aber, was das für die nächsten Tage bringen kann.

Nach wie vor besteht keine Gefahr für uns hier in Europa und für uns kein Anlass zur Angst. Wenn man aber die Situation in Japan sieht, kann man schon gar nicht mehr von Mitleid sprechen, wenn man die Verzweiflung dieser Leute sieht, die sie immer noch versuchen hinter Haltung und Disziplin zu verstecken. Es ist einfach entsetzlich wie schnell sich im Leben alles zum Gegenteil wenden kann.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe gerade die gleichen Nachrichten gehört und ich glaube auch, dass die Situation ernster ist als man in den Medien sagt. Das wird denke ich in gewisser Weise auch deswegen eher harmlos verkündet, damit es nicht zu einer Massenpanik kommt, weil die würde nur noch mehr Chaos anrichten.

Im Radio wurde auch berichtet, dass bereits ein paar Tausend Japaner in Tokyo flüchten. Es sind schon einige Teile von Tokyo von der Strahlung betroffen und die Bewohner wurden bereits aufgefordert in den Häusern zu bleiben und die Fenster zu schließen. Ich denke einmal, dass in den nächsten Stunden noch wesentlich mehr von Tokyo wegkommen wollen. Und wenn die Masse einmal rollt, dann werden da denke ich einige doch noch unruhiger werden. Das kann schnell zu einer Kettenreaktion führen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Situation in Japan ist und war schon seit Freitag sehr ernst. Dass zwischenzeitliche Meldungen kamen, nach denen es jetzt doch wieder teilweise unter Kontrolle befindet gab es zwar, jedoch war doch auch klar, dass eine kleine Besserung noch lange nicht zu einer sicheren oder weniger ernsten Situation führt.

Dass derzeit radioaktives Material austritt und dass auch die Strahlenwerte vielerorts deutlich erhöht sind, ist natürlich nicht gerade eine gute Nachricht. Jedoch würde ich hier auch nicht so viel hinein interpretieren, wenn man sich mit der Materie nicht wirklich auskennt. Wenn es heißt, dass der Grenzwert um einen Faktor 400 überschritten ist, dann klingt das im ersten Moment natürlich sehr viel, was es aber wohl in Wirklichkeit gar nicht ist. Außerdem ist man diesem Wert ja auch nicht zwingend über das ganze Jahr ausgesetzt, worauf der Grenzwert ja eigentlich aufbaut.

Meiner Meinung nach ist es derzeit einfach reine Spekulation ob die Situation nun doch total eskalieren wird und ob es wirklich wirklich zum GAU kommen wird. Wir haben einfach nicht alle notwendigen Informationen über die Lage in den Reaktoren und auch wissen wir nicht genau welche Schäden genau vorliegen und was bereits unternommen wurde um diesen Schäden eben entgegen zu wirken. Zwar kommen immer wieder Meldungen über weitere Probleme und mit Sicherheit ist dies Lage auch sehr ernst. Aber das Problem liegt einfach darin, dass wir die Situation einfach nicht so einschätzen können, als dass wir jetzt sagen können, dass es wirklich zu einem großen Unfall kommen wird oder eben nicht. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als die nächsten Tag noch abzuwarten und zu hoffen, dass man die Situation noch unter Kontrolle bringen kann und sich die Folgen in Grenzen halten werden.

» BrilleWilli » Beiträge: 1810 » Talkpoints: 14,07 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als ich gehört habe das in Japan, ein Erdbeben, ein Tsunami, und 3 Atomkraftwerke in die Luft gegangen sind hat mich das sehr geschockt. Ich frage mich wie kann es sein das die Atomkraftwerke vor solchen heftigen Weiterungen nicht geschützt sind beziehungsweise nicht standgehalten haben? Ich bin einfach nur sprachlos und verwundert das dort alles so krass und vor allem alles auf einmal passiert ist. Leider kann man den Japanern nicht wirklich viel helfen, da die Strahlen wohl so extrem sind, dass es fast unmöglich ist, diese weg zu bekommen.Ich bin mir ziemlich sicher das noch ein Reaktor in die Luft geht. Wo bei ja schon so gut wie ganz Japan verseucht ist. Ich hoffe mal das die Japaner jetzt konsequente Maßnahmen vornehmen, damit das ganze schreckliche Drama mal überhaupt ein Ende hat. Mir tun die Einwohner sehr leid die jetzt in den Strahlen sitzen und nix mehr machen können. Ich hoffe auch das Deutschland jetzt endlich reagiert und schnell alle Atomkraftwerke ausschaltet. Denn so etwas kann uns auch irgendwann treffen. Deutschland hätte schon lange alle Atomkraftwerke ausschalten müssen und auf alternative Energien umsteigen müssen.

» GI KA » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 62,28 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



GI KA hat geschrieben:Als ich gehört habe das in Japan, ein Erdbeben, ein Tsunami, und 3 Atomkraftwerke in die Luft gegangen sind hat mich das sehr geschockt.


Seit wann ist denn ein Kernkraftwerk in die Luft gegangen? Das wäre ja die erste Meldung, die ich darüber lesen würde. Dort ist kein Kernkraftwerk in die Luft geflogen, sondern Gas-Gemisch, das sich erst durch die Folgen des Erdbebens und des Tsunamis gebildet hat. Diese Gase hätten sich in einem normalen Betrieb so gar nicht gebildet, sind aber eben durch die natürlichen Einwirkungen entstanden. Diese haben ja aber so wie es sich derzeit anhört gar nichts damit zu tun, dass derzeit radioaktives Material austreten kann.

» BrilleWilli » Beiträge: 1810 » Talkpoints: 14,07 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Rede ist immer von einem Supergau. Was aber bitte soll ein Supergau sein? Heißt Gau nicht "größer anzunehmender Unfall"? Was bitte schön ist die Steigerung von "größter"? Ich wusste gar nicht, dass nach dem Superlativ noch was ist.

Aber wie auch immer. Meiner Meinung nach ist eine Katastrophe von dieser Größenordnung immer ein Gau, da es für die Menschen dort eine extreme Belastung ist. Ganz zu schweigen von der Natur. Japan als dicht besiedeltes Land betrifft es hier besonders hart. Sollte sich das ganze weiter ausweiten, können nicht viele Millionen Menschen in eine andere Gegend des Landes umziehen. Dann könnte es dazu kommen, dass viele Menschen ihre Insel verlassen. Hoffen wir auf den besten Verlauf, der in so einer Situation möglich erscheint.

» dhammer » Beiträge: 234 » Talkpoints: 105,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Medien gaukeln uns an dieser Stelle ordentlich was vor. Außerdem sind die Japaner ja dafür bekannt, das Schlimmste zu verharmlosen. Andererseits wäre eine panische Nachrichtenmeldung wohl das Aus für die Bevölkerung - was ich damit meine, wie und wohin will man eine 30-Millionen-Stadt evakuieren?

Ich glaube, dass der Super-GAU längst eingetreten ist und die japanische Regierung eine gewisse Solidarität zeigen möchte, die allerdings absolut fehl am Platze ist.

» dalticous » Beiträge: 172 » Talkpoints: 9,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Inzwischen kann man davon ausgehen, dass es der Super-GAU ist. Laut den neuesten Meldungen tritt nun auch noch Plutonium aus. Die teilweise richtig hilflos wirkenden Rettungsversuche lassen dann auch Vergleiche mit Tschernobyl zu, wobei wohl in Fukushima nicht mal ein schützender Betonsarkophag möglich sein wird.

Was ich mich nun schon seit einigen Tagen frage: Kernkraftwerke bedürfen besonderer Vorsicht, Notfallsituationen werden mit Sicherheit häufig im Kopf des Fachpersonals durchgespielt und es finden regelmäßige Schutzübungen statt. In Fukushima also sehen wir nun den Worst Case überhaupt, insbesondere, weil es in einem Risikogebiet erbaut wurde. Wieso weiß niemand so recht, was zu tun ist? Ich bin natürlich kein Atomphysiker und habe von Kernkraft soviel Ahnung wie ein Dachdecker von Operationen am offenen Herzen. Dennoch bleibt die Frage, wieso dieser absolute Notfall scheinbar nie durchgespielt wurde. Das soll nicht nur den Leuten in Fukushima vorgeworfen werden, sondern es gilt eher weltweit - niemand weiß eine rechte Lösung. Ein Grund mehr, die Dinger endlich vom Netz zu nehmen. Atomkraft ist einfach zu groß für die Menschheit.

» TheBigPink » Beiträge: 93 » Talkpoints: 39,29 »


Das Problem ist wohl, dass mit so einem Unfall nie wirklich einer richtig rechnet. Da die Möglichkeit, das so etwas passiert von vorne herein stets als nicht gegeben bezeichnet wird, muss man als Kraftwerksbetreiber offensichtlich auch keinen vernünftigen Havarieplan in der Schublade liegen haben. Das ist genau das, was mich an diesen Atomkraftwerken stört: Wenn Atomkraft wirklich sicher wäre hätte keiner was gegen einzuwenden. Wenn dann doch mal etwas passiert ist das Geschreie groß, dass das nie hätte passieren dürfen und egal wo es passiert sind alle Fachleute plötzlich sehr ratlos und sehr still.

Mal ganz abgesehen davon, ob eine Betonsarkophag hier in diesem Fall technisch sinnvoll wäre, wer soll denn den anbringen? Es gibt zwar in Japan einige todesmutige Freiwillige, aber selbst die würden vermutlich nicht reichen um so ein Riesenprojekt durchzuziehen. Außerdem war es damals ja nur ein Reaktorblock, der in die Luft ging, heute sind es vermutlich alle vier Blöcke, bei denen man die Strahlung einschließen müsste.

Was ich an diesem Fall wieder so schrecklich finde: Nicht nur dass keiner weiß was man tun muss, sondern dass die Bevölkerung mal wieder ganz lange völlig im Unklaren gelassen wurde. Keiner sagt den Leuten präzise was Sache ist, die Schutzzonen wurden offensichtlich zu eng gezogen und erst im Nachhinein sickert Stück für Stück durch, dass eigentlich alles viel schlimmer war, als man erst zugeben wollte. Was bringt diese Schönrederei? Die Menschen, die nun mit einer tödlichen Dosis verstrahlt sind, werden nun sowieso sterben müssen. Da kann man ihnen auch gleich ankündigen, womit sie zu rechnen haben statt sie so zu belügen. Schönreden macht die Menschen die zu viel Strahlung abbekommen haben auch nicht mehr gesund.

Manchmal kommen mir die Menschen alle wie der kleine Zauberlehrling vor. Erst spielen sie mit den Elementen, dann werden sie die Geister die sie riefen nicht mehr los. Es ist schon ganz schön hirnrissig.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Mal ganz abgesehen davon, ob eine Betonsarkophag hier in diesem Fall technisch sinnvoll wäre, wer soll denn den anbringen? Es gibt zwar in Japan einige todesmutige Freiwillige, aber selbst die würden vermutlich nicht reichen um so ein Riesenprojekt durchzuziehen. Außerdem war es damals ja nur ein Reaktorblock, der in die Luft ging, heute sind es vermutlich alle vier Blöcke, bei denen man die Strahlung einschließen müsste.


Das zum einen, zum anderen sickert das Plutonium auch nach unten in den Boden - daran würde auch ein Sarkophag nichts ändern.

» TheBigPink » Beiträge: 93 » Talkpoints: 39,29 »


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