Erst aussteigen - dann einsteigen
Ich denke nicht, dass dieses Phänomen nur für Berlin typisch ist. Ich habe so etwas eigentlich in jeder Stadt unabhängig von deren Größe erlebt. Ich fahre zwar nicht häufig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn ich es allerdings tue, erlebe ich so etwas eigentlich fast immer, sofern mehr als eine Handvoll Leute unterwegs sind. Manchmal fahre ich vom Park&Ride-Bahnhof aus mit der Bahn zur Uni. Selbst in den kleinen Städten im Ruhrgebiet ist es üblich, dass dort gedrängelt wird und dass fast jeder krampfhaft bemüht ist, sich einen winzigen Zeitvorteil vor den anderen zu verschaffen. Die U-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Universität ist immer brechend voll, kommt allerdings alle sechs Minuten. Hier wird extrem gedrängelt und ich habe dort häufiger erlebt, dass Leute aussteigen wollten und erst auf sich aufmerksam machen mussten, um nicht wieder in den Waggon geschoben zu werden.
Ich kenne es eigentlich auch so, dass man die Leute zuerst aussteigen lässt, bevor man selbst einsteigt. Das betrifft ja nicht nur Bahnen und Busse, sondern zum Beispiel auch Fahrstühle. Auch dabei scheinen manche Leute Angst zu haben, draußen vergessen zu werden, wenn sie sich nicht schnell vordrängeln.
Ich finde dieses Verhalten auch mindestens ziemlich unhöflich. Manchmal ist es aber auch regelrecht dreist und unverschämt, wenn nämlich Leute nicht einfach nur gedankenlos sind. Manche laufen einfach los, weil sie mit ihren Gedanken woanders sind und weichen dann automatisch zurück, wenn sie sehen, dass noch jemand aussteigen möchte. Das ist auch nicht ideal, aber ich finde es noch weitaus schlimmer, wenn Leute glauben, dass ihnen die Bahn gehört und sich mit ausgefahrenen Ellenbogen und einem regelrechten Bulldozer-Verhalten den Zugang zu dem Fahrzeug verschaffen. Dabei ist es dann pure Absicht, dass sie andere herumschubsen und das finde ich sehr frech.
Bei uns ist es ähnlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn. Sobald sich die Türen öffnen versuchen die Menschen darin herraus zu kommen und die draußen stehenden schieben sie beim Versuch ein zu steigen wieder hinein. Es ist noch nichteinmal so das die Personen z.B von drinnen einfach alle rechts aussteigen und die die hinein wollen einfach auf der anderen Seite einsteigen, funktioniert einfach nicht. Jeder versucht eine Lücke zu finden um hinein oder einfach raus zu kommen. Es wird ein Stress gemacht, der eigentlich nicht sein müsste, finde ich.
Bei uns ist das nicht so krass. Ich habe auch gelernt, dass man die Leute erst aussteigen lässt und dann erst einsteigt. Trotzdem halten sich nicht immer alle an die Regel. Ich finde das auch unhöflich.
Das gibt es nicht nur in Berlin, das ist in jeder Stadt so. Nicht nur S- und U-Bahnen, auch im Fernverkehr oder in Bussen kommt das vor (zum Glück benutze ich so selten diese Verkehrsmittel). Natürlich nur da, wo auch an den Haltestellen mehrere Leute pro Tür rein und wieder raus wollen. Auf einem Dorf, wo an jeder Haltestelle nur eine Person durch die Tür will, da gibt es das Problem nicht. Da denkt jeder, er würde was verpassen, wenn er 10 Sekunden später einsteigt und Platz für die Aussteigenden wird auch nicht gemacht. Verstehen kann ich es aber schon ein bisschen, denn es kommt genauso häufig vor, dass jemand draußen steht und alle aussteigen lassen will und dann die Türen zugehen und derjenige nicht mehr mitkommt, das ist dann genauso bescheuert. Und hier kommt nicht alle 5 Minuten ein neues Fahrzeug.
Ich glaube das liegt nicht an einer bestimmten Stadt, denn ich lebe nicht in Berlin und auch mir ist dieses Verhalten schon aufgefallen. Ich fahre täglich mit der Bahn oder dem Bus, und ich wurde auch so erzogen, dass man erst einmal die Leute aussteigen lässt und dann erst einsteigt, was ja auch recht logisch ist. Aber ich erlebe es auch gelegentlich, dass sich irgendwelche Schulkinder, Jugendliche und auch einige Erwachsene nicht daran halten. Denen ist es dann auch egal ob eine Mutter mit einem Kinderwagen, jemand mit Krücken oder ältere Herrschaften aussteigen wollen, sie drängeln sich dann erst einmal rein um einen Sitzplatz zu haben und nehme überhaupt keine Rücksicht auf andere Menschen.
Es ist sicher nicht abhängig von der Stadt, nicht mal von dem Land. Ich glaube, dieses Verhalten gibt es überall, dass die Leute sich in den Bus oder die Bahn hineindrängeln wollen, obwohl noch nicht alle ausgestiegen sind. Sicher kommt es auch auf die Zeit an. In den Stoßzeiten, wie z.B. im Berufsverkehr ist es bestimmt extremer, weil dann sowieso mehr Betrieb ist. Wenn dann nur einer drängelt, sind die Menschen davor ja auch schon gezwungen zu drängeln, um nicht umgerannt zu werden.
Ich finde so ein Verhalten einfach Rücksichtslos und, vor allem wenn auch Kinder dabei sind, kann es auch gefährlich werden. Die halbe Minute, bis alle ausgestiegen sind, kann man doch nun wirklich auch noch warten.
Das ist etwas, was ich auch kenne. Die Züge, die zur jeweiligen Uni fahren, müssen wohl sehr überfüllt sein, das habe ich schon oft gehört. Das scheint aber in fast allen Städten so zu sein, dass sich Menschentrauben vor den Türen bilden und kaum einer aussteigen kann. Die Menschen sind manchmal total verrückt und rücksichtslos. Da wird die vorher so nette Frau zur Furie und dem hilfsbereiten Herrn schwellen die Zornesadern und er benutzt seinen Ellenbogen. Dabei ginge alles so einfach und ohne Komplikationen.
Diese Erfahrungen mit Zügen habe ich in dem Maße noch nicht gemacht. Aber ich kann ein Lied über die Drängelei in Bussen singen. Da geht es genauso rücksichtslos zur Sache, wie in den Zügen. Ist man nicht ganz standfest, treten die Menschen über einem hinweg. Die schlimmste Erfahrung habe ich da mit älteren Herren gemacht. Die gehen total grob und rücksichtslos vor und wenn man nicht aufpasst, liegt man in der Menge.
Das Phänomen ist wie schon erwähnt nicht nur in Berlin zu beobachten. Hier in Hamburg nervt es mich auch häufig. Besonders schlimm ist es am Hauptbahnhof oder an den Landungsbrücken und an allen Stationen auf dem Kiez, weil dort natürlich sehr viele Auswärtige und Touristen unterwegs sind und diese in solchen Dingen wie es mir scheint noch schlimmer sind als diejenigen Leute, die alltäglich in solchen Situationen sind.
Aber auch hier in Hamburg habe ich bemerkt, dass es tatsächlich dann schlimmer ist, wenn generell mehr los ist. Also zum Beispiel morgens und abends im Berufsverkehr ist es richtig nervenaufreibend, aber sobald man vormittags etwas später unterwegs ist, sieht das schon ganz anders aus. Nicht nur weil es einfach weniger Leute sind, sondern sind die Leute dann irgendwie alle entspannter, wenn nicht solche Menschenmassen um sie herum sind. Ich habe das auch schon an mir selbst beobachtet, dass ich generell immer leicht gestresst bin wenn ich am Hauptbahnhof ein- oder aussteige, weil alle Leute um mich herum dann so viel Hektik verbreiten steckt das irgendwie an und ich werde auch hektischer. Wenn ich es denn bemerke versuche ich natürlich dem entgegen zu wirken und sage mir, dass ich sowieso nicht spät dran bin und es nicht eilig habe, aber häufig passiert die Entwicklung der Hektik ja eher unterbewusst und dadurch eher unbemerkt.
In der Bahn habe ich es auch oft genug erlebt und finde es teilweise sehr lästig. Zumal meist das Prinzip gilt: Wenn einer damit anfängt, dann machen es alle. Neulich in der Uni war das aber auch der Fall. Zwei Kurse haben den Raum getauscht. Doch erstmal sind alle in den einen Raum reingegangen, obwohl der noch voll war und wir standen dumm da und kamen nicht raus. Das fand selbst die Professorin, die mit uns den Raum wechseln wollte, sehr nervig. Sie war auch am meckern, aber das hat keinen der anderen Studenten gestört. Sie strömten trotzdem in einem gemäßigten Tempo in den Raum.
So extrem kenne ich es aus meinem Alltag nicht. Es halten sich auch die meisten Menschen immer an die Regeln, die man in der Kindheit beigebracht bekommen hat. Erst sollen die, die aussteigen wollen hinaus gehen und dann kommen die, die hinein wollen, rein. Es ist doch auch logisch, ansonsten gibt es doch ein riesiges Durcheinander, welches letztendlich noch länger dauert und auch, vor allem morgens, sehr stressig und anstrengend sein kann. Wo wollen die Leute denn sitzen, wenn sie niemanden aufstehen und raus lassen wollen.
Wahrscheinlich ist dies nur in den Großstädten der Fall, dass einige Menschen nicht nachdenken und logisch handeln können oder weil dort vielleicht noch mehr Pendler regelmäßig an die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind. Ich muss auch täglich mit der Bahn fahren und es ist eigentlich auch ganz angenehm, wenn man es so beschreiben kann. Ich habe mir aber auch angewöhnt eine Bahn früher zu nehmen, denn da ist der Berufsverkehr nicht so ausgefallen groß, dass man immer in Ruhe durchfahren kann. Die extremen Pendlerströme sind immer zu bestimmten Zeiten zu beobachten.
Problematisch und auch sehr nervig ist es, wenn mal wieder ein Zug ausfällt und alle dann auf die nächste Bahn angewiesen sind, die dann auch noch etwas kleiner ist. Da ist Chaos vorprogrammiert und es ist dann sehr eng in der Bahn. Jeder hat gerade mal eine gefühlte Fläche von zwanzig mal zwanzig Zentimetern, wenn nicht gar noch weniger. Nicht selten bleiben dann an den nächsten Stationen in solchen Fällen regelmäßig Menschen draußen. Nicht weil sie nicht rein wollen, sondern weil sie überhaupt nicht mehr reinpassen. Auf den nächsten Zug kann man dann selten ausweichen, weil nur zwei Züge pro Stunde Fahren und nicht alle fünf Minuten. Da muss man halt durch. Etwas größere Züge könnten schon hin und wieder helfen.
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