Ältere Menschen und ihre eigene Meinung

vom 13.03.2011, 15:19 Uhr

Kennt ihr das auch, ihr versucht einem älteren Familienmitglied was zu erzählen , was zu erklären oder eure Meinung zu äußern und dieses stellt sich stur dagegen. Ich habe öfters das Problem das unter anderem mein Vater immer alles besser weiß. Ich kann ihm deutlich erzählen und erklären was ich machen möchte oder wie etwas funktioniert. Ist alles nicht wichtig, er hat seine Meinung dazu und Punkt aus ende. Es kann die falsche sein, welche sich auch im nachhinein raustellen kann, aber er weicht immer noch nicht von seiner Meinung ab.

Ein weiteres Problem ist auch immer die heutige Zeit. Ältere Menschen leben auch heutzutage, denken aber zum Teil in ihrer Vergangenheit und heißen alles neue mehr oder weniger ab. Irgendwie ist hier immer der Eckpunkt wo wir aneinander krachen. Habt ihr das auch so ? , das ihr mit bestimmte ältere Familiemitgliedern nicht wirklich über was reden könnt, wo die Meinung gefragt ist oder das tun ?

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Das kenne ich nur zu gut, mein Opa ist so ein Mensch der seine Meinung immer anderen aufdrücken will. Das fängt beim Essen an "Im Krieg hatten wir keine Butter, tue dir doch ruhig ganz viel aufs Brot" und endet bei Karriereratschlägen "Geh nicht studieren, dafür musst du warten und dann dauert das Studium nochmal 10 Jahre". Auch bei anderen Dingen ist er sehr eigen: Die Regentonne muss immer auf eine bestimmte Art und Weise stehen, die Tauben im Hof werden dreimal am Tag gefüttert und die uralten ölhaltigen Lösungsmittel stehen in einem verrottetem Holzkorb unter dem Anhänger.

Alte Menschen kriegen nunmal ihre Marotten, weil sie sich zu lange auf eine bestimmte Situation eingespielt haben und so wenig daran ändern wie möglich. Dazu zählt auch ihre Meinung. Etwas eigenartig, aber auch irgendwie nachvollziehbar.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei mir und meiner Oma ist das genauso. Sie lässt sich nichts erklären, weil sie der Meinung ist, dass das was früher gut war heute nicht schlecht sein kann. So meckert sie selbst über meine Frisur, die eigentlich eine relativ normale Männerfrisur ist.

Ich denke das liegt daran, dass die etwas älteren Menschen "nicht mit der Zeit gehen". Senioren sind oftmals konservativ, was ich glaube auch daran liegt, dass es damals nicht einen so enormen Informationsaustausch gab. Zu deren Zeit gab es kein Internet und Handys bestimmt auch nicht. Und selbst heute nutzen die Älteren unter uns kaum Mobiltelefone geschweige denn das World Wide Web, es wird lieber zur Zeitung gegriffen oder Nachrichten im Fernseher geguckt, was ich auch völlig okay finde. Ich habe meiner Oma mal erklären wollen wie das Internet funktioniert, doch wir sind schon bei der Erklärung der Tastatur gescheitert, weshalb ich es gelassen habe. :lol:

Trotzdem finde ich es gut, dass sie so oft am Alten festhalten. Oftmals können wir uns bei unseren älteren Mitmenschen eine Scheibe abschneiden oder auch einen guten Rat einholen, wenn es um was Menschliches geht.

» aris18 » Beiträge: 431 » Talkpoints: 1,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da musste ich aber eben schon ein bisschen schmunzeln. Ich glaube, das Problem liegt nicht an "den älteren Menschen", sondern an "diesen Menschen". Wenn man mal alle Altersklassen durchgeht: Leute, die einem ihre Meinung aufschwatzen wollen, gibt es da überall. Das hat mit dem Alter gar nichts zu tun, find ich. Das ist eine Persönlichkeitsfrage.

Meine Großeltern und meine Mutter haben sich zum Beispiel immer gerne auch mal Ratschläge von uns Kindern und Enkeln angenommen. Wir lebten immer gut in Symbiose miteinander. Aber zum Beispiel bei meinem Vater ist so etwas undenkbar. Er hat seine Meinung und wir haben nichts. Der war schon als junger Mann so und wird auch als 80jähriger noch so sein, da bin ich zuversichtlich. Und meine 4jährige Nichte zeigt auch schon solche Verhaltensweisen. Ich glaube, nur weil viele Ältere wirklich oft besser Bescheid wissen, heißt das nicht, dass alle immer alls besser wissen wollen.

Naja und wenn es um Computer geht, das ist für viele einfach nichts mehr. wobei ich auch Großeltern kenne, die mit den Enkeln zocken. Aber ehrlich mal, es ist so schwer, mit 70, 80 oder gar 90 noch etwas Großes dazuzulernen. Unsere Gehirne sind jung, für uns ist das kein Ding, aber so ein alter Mensch hat oft zu tun, alle Gedanken zusammen zu halten geschweige denn noch etwas wie PC Kram dazu zu lernen, was er womöglich eh nicht braucht.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



alkalie1 hat geschrieben:Kennt ihr das auch, ihr versucht einem älteren Familienmitglied was zu erzählen , was zu erklären oder eure Meinung zu äußern und dieses stellt sich stur dagegen.

Grundsätzlich glaube ich erahnen zu können, was Du meinst. Wie es sich aber real darstellt, ist eine andere Frage. Denn wenn Du mal die Perspektive wechselst und in die Rolle von z.B. Deinem Vater versetzt, dann könnte es passieren, dass die sture Person eben der Sohn bzw. die Tochter ist und diese sich schlicht nichts sagen lässt und eben stur auf der eigenen Meinung verharrt. :lol:

alkalie1 hat geschrieben:Ein weiteres Problem ist auch immer die heutige Zeit. Ältere Menschen leben auch heutzutage, denken aber zum Teil in ihrer Vergangenheit und heißen alles neue mehr oder weniger ab.

Von solchen Verallgemeinerungen würde ich mal Abstand nehmen. Natürlich gibt es Fälle, in welchen allen Beteiligten klar ist, dass an bestimmten Dingen gar kein Interesse mehr besteht. Das ist aber unabhängig vom alter so! Nur mag es Dir auf Grund Deiner Lebensumgebung so vorkommen, als wäre das Phänomen auf ältere Menschen begrenzt.

Lustig ist doch auch die Sache, dass "junge" Menschen heutzutage leben und glauben, die "Weisheit mit Löffeln gefressen" zu haben. Das kommt daher, weil man glaubt, mittels Wikipedia einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung zu haben, welcher einem das Rüstzeug fürs Leben schon in frühester Jugend mitgibt - wohingegen die "Alten" eben ohne Wikipedia, Internet und Handys keine Chance auf eine zivilisierte Sozialisation hatten. Das ist aber so ja nicht richtig.

alkalie1 hat geschrieben:Irgendwie ist hier immer der Eckpunkt wo wir aneinander krachen.

Das dürfte im Grundsatz dieselbe Situation sein, welche vorherrschte, als die jetzigen "Alten" gegen ihre Vorgängergeneration rebelliert haben. Nur war dies aus heutiger Sicht weniger komfortabel als heute. In unserer Zeit sind existenzielle Nöte eher in den Hintergrund gerückt und man hat die bequeme Situation sich in einer sicheren Umgebung auflehnen zu können - ohne das die möglichen Konsequenzen einen wirklich bedrohen.

alkalie1 hat geschrieben:das ihr mit bestimmte ältere Familiemitgliedern nicht wirklich über was reden könnt, wo die Meinung gefragt ist

Das Problem ist doch so, dass Du nach Meinungen fragst. Und wenn diese von Deiner abweicht, dann hast Du das hinzunehmen. Oder aber Du diskutierst bzw. fragst nicht danach. Nebenbei: eine einfache Bestätigung Deiner Sicht wäre ja letztlich auch kaum hilfreich.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


alkalie1 hat geschrieben:Ein weiteres Problem ist auch immer die heutige Zeit. Ältere Menschen leben auch heutzutage, denken aber zum Teil in ihrer Vergangenheit und heißen alles neue mehr oder weniger ab.


Ich denke, das es grad für ältere Menschen echt schwierig ist, sich mit den "neuen" Dingen der heutigen Zeit, wie z.B. Computer, Internet, Handy und Modetrends, anzufreunden. Für sie war es damals auch ohne sowas alles möglich zu überleben und auf einmal kommen sie an sowas praktisch gar nicht mehr vorbei.

Für uns ist das alles viel leichter, denn wir wachsen ja damit auf und lernen damit umzugehen oder es anzuwenden, aber die ältere Generation kennt das gar nicht. Also wenn ich mir vorstellen müsste, das mein Opa im Internet am Chatten oder so ist, muss ich schon etwas schmunzeln, denn er ist 85 Jahre und ich glaub er ist schon froh, das er weiss, wie die Dinger aussehen.

Wir haben ihm vor einigen Jahren ein sogenanntes Seniorenhandy geschenkt und als die erste SMS bei ihm ankam, wusste er gar nicht, was er damit machen muss bzw. was das überhaupt ist.

Aber mein Opa ist auch kein Mensch, der einem unbedingt seine Meinung aufdrängen muss und wenn er merkt, das sein Gegenüber ihm gut erklären kann, das es anders ist, wie er denkt, dann lenkt er da auch ein und ist offen für sowas. Bei uns ist es sowieso alles nicht so gehandhabt, das jeder auf seine Meinung beharrt und stur dabei bleibt.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Oh ja, da könnte ich wirklich stundenlang erzählen. Angefangen von der richtigen Kindererziehung oder Kinderernährung, hauswirtschaftliche Sachen oder zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt nichts was unsere Oma nicht besser weiß. Mag sein dass sie mit ihren 90 Lebensjahren genug Zeit hatte große Erfahrungen zu sammeln, aber neue Erkenntnisse bekommt man einfach nicht in ihren Kopf. Ich denke da so an bestimmte Dinge wie dass nicht an jedes Gericht ein halbes Pfund Butter gehört, dass Schwule nicht abartig sind oder dass es richtig Geld kostet wenn im Haus etwas modernisiert werden muss.

So richtig habe ich eigentlich keine Erklärung dafür. Um mal beim Beispiel unserer Oma zu bleiben, sie ist absolut davon überzeugt geistig völlig rege zu sein und das man sie nicht einfach so über das Ohr hauen kann was einfach nicht stimmt. Sie ist ja schon recht alt, aber bei meinen Eltern sehe ich ähnliche Tendenzen. Man gibt sich zwar weltoffen und tolerant, aber in Wirklichkeit sieht das ganz anders aus. Niemand würde sich etwa von den Kindern oder Enkelkindern sagen lassen wie man mit nervenden Nachbarn richtig umgehen sollte oder mit den lästigen Vertretern. Alle haben die Sachen voll im Griff und können sich auch stundenlang darüber aufregen, aber etwas dagegen zu unternehmen ist dann schon zu viel verlangt. Man nickt vielleicht noch höflich zu den Vorschlägen, aber das ist eigentlich auch schon das höchste Maß an Aufmerksamkeit welche man erwarten kann.

Ich kann mir das nur so erklären dass sie das alles nun schon so lange machen und deshalb auch der Meinung sind dass es alles richtig ist. Auch ist man ja in deren Augen immer noch das Kind oder nur die angeheiratete Schwiegertochter und deshalb zählt die Stimme nicht. Ich habe es inzwischen aufgegeben mich um solche Dinge zu kümmern und schalte dann einfach ab, sollen sie einfach machen, auch wenn alles den Bach runter geht.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass alle älteren Menschen so rechthaberisch und stur sind, genauso wie ich das auch von jüngeren nicht annehme. Es gibt einfach Typen jeden Alters, die sind so eingestellt und bei denen gilt eben nur das, was sie denken und sagen. Vielleicht ist es so, dass sie immer alles gemagement haben und auch nicht wirklichen Widerspruch erlebten, auf den sie sich einstellen mußten. Eine solche Person kann man nicht mehr ändern.

Wenn das bei jüngeren Personen schon vorkommt, wird es nicht minder schwierig werden, das zu ändern. Bei den heutigen Möglichkeiten und Informationen meinen sie, die Weisheit gepachtet zu haben. Man muß eben immer wieder überlegen wie und mit welchen Argumenten man jemand wirklich überzeugen kann. Aber das gelingt eben nur, wenn der Andere bereit ist, zuzuhören und ein vernünftiges Gespräch geführt werden kann, von dem beide profitieren.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kenne das nur zu gut. Mein Vater hat sich immer über seinen Vater aufgeregt, wenn er immer Recht haben musste und keine andere meinung zählte. Das war sehr anstrengend. Als Kind habe ich das ja auch schon miterlebt und fand meine Eltern ganz entspannt. Damals habe ich noch nicht daran gedacht, dass meine Eltern auch mal so werden.

Mittlerweile lebt mein Opa nicht mehr. Zunehmend wird es mit meinen Eltern auch so, wie mit meinem Opa. Regelmäßig ist es anstrengend. Aber da kann man nichts machen. Ältere Menschen haben so viel erlebt und so viel Erfahrung, dass sie öfters Recht haben. Deshalb schlussfolgernd sie, dass sie grundsätzlich Recht haben, weil sie ja viel mehr erlebt haben und Erfahrungen gesammelt haben.

Meine Schwiegereltern waren noch vor 5 Jahren schrecklich kompliziert. Ich dachte immer mit Grauen daran, wie es wohl wird, wenn sie älter werden, denn bekanntlich wird es im Alter immer schlimmer. Zur Zeit sind sie relativ locker. Das liegt aber vermutlich daran, dass meine Schwiegergroßeltern immer komplizierter und sturer werden und meine Schwiegereltern einen Gegenpol darstellen wollen. Wenn meine Schwiegergroßeltern mal nicht mehr leben, dann wird es sich wohl wieder ändern und die jüngere Generation wird wieder deutlich komplizierter werden.

Ich habe mich zuletzt mit meinem Mann darüber unterhalten. Er meinte dann, was soll das werden, wenn wir mal so alt sind und auch so kompliziert sind. Wenn man jung ist, kann man sich das immer nicht vorstellen und ist felsenfest der Meinung, dass man nicht so wird. Doch so wird es werden. Stets wird die ältere Generation als kompliziert eingeschätzt, der eine ist es mehr der andere weniger, aber auf jeden Fall komplizierter als die jüngere Generation.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich finde nicht, dass man jetzt allgemein sagen kann, dass alle älteren Menschen irgendwie altmodisch in ihren Denkweisen wären und jeden Fortschritt verweigern würden. Das wäre oberflächlich, auch wenn man nicht abstreiten kann, dass es durchaus Menschen gibt, die genau diesem Profil entsprechen. Meine eigene Großmutter ist beispielsweise so ein Mensch, ihrer Meinung nach war früher auch wirklich alles besser, selbst wenn sie da mit ihren fünf Geschwistern in einem kleinen Haus wohnen und den ganzen Tag auf dem Bauernhof arbeiten musste, kein warmes Wasser hatte, wenn sie sich nicht selbst darum kümmerte und es vier mal in der Woche Kohlsuppe gab.

Aber den meisten älteren Menschen kann man ihr Verhalten auch gar nicht groß verübeln, denn wenn man erstmal in Rente ist, dann fühlt man sich nutzlos und eben einfach unwichtig, die meisten alten Leute genießen es nicht gerade, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und wenn dann der technische Fortschritt immer mehr bemerkbar wird und sich scheinbar alle anpassen können, außer ihnen, dann führt das nun mal automatisch dazu, dass sie sich irgendwann endgültig dagegen stellen und davon nichts mehr hören wollen.

Aber es sind vermeintlich nur die alten Leute, die uns in dieser Hinsicht extrem auffallen, es gibt aber genauso viele junge Leute, die fast genauso eingeschränkt denken nur das sich dies eben nicht in Sachen Technik oder so äußert. Ich kenne aber auch sehr viele Jugendliche und Erwachsene, die immer auf ihrem Recht beruhen und heutzutage scheint das Selbstbewusstsein einiger Minderjähriger sich auch scheinbar bis ins Unendliche auszuweiten, für viele von denen kommt es doch gar nicht in Frage, dass sie mal was falsches oder so gesagt haben könnten, entweder das Gegenüber ist falsch oder aber der Lehrer bewerte unfair und so weiter. Es ist also kein Phänomen, welches ausschließlich den alten Menschen vorbehalten wäre, ganz sicher nicht. An sich ist das nichts weiter, als ein Selbstschutzmechanismus.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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