Haben Raucher Angst sich zu outen ?
Jetzt musste ich schon ein wenig schmunzeln. Genau das Gleiche ist mir vor drei Jahren wiederfahren. Ich war frisch in meine Weiterbildung eingestiegen. Wir bildeten solche Stuhlkreise - die ich im Übrigen fürchterlich finde - und versuchten uns, auf Wunsch des Dozenten, besser kennenzulernen. Es gab die ganze Woche über Spiele. Wer wohnt am dichtesten dran, wer kennt den besten Witz etc. Am ersten Tag kam dann auch die Frage auf, wer denn nun rauchen würde, da unser Dozent den Rauchern die Hofregel und Thema rauchen erklären musste. (Also wo, wann, wie ).
Ich meldete mich als einzige. Ich zögerte auch nicht mich zu melden, da ich seit Jahren Raucher bin und dazu stehe. Mir kam es auch nicht in den Sinn, dass andere rauchen als peinlich empfinden könnten. Es gehört für mich einfach dazu. Auch im Restaurant etc. Aber anderesseits finde ich es wirklich besser, wenn, vor allem im Restaurant, die Raucher eigene Bereiche haben. Es gibt einfach Raucher, die rauchen zwei Schachteln am Tag. Und das muss ich nun auch nicht haben. Dann ist die Luft so extrem belastet und dann bringt das Essen auch nur halb soviel Spaß. In diesem Punkt muss ich Nichtrauchern recht geben. Aber sich schämen fürs rauchen?
Zurück zu meiner Eingangs erwähnten Erzählung: Ich meldete mich nun. Es war eine totenstille im Raum. Alle Augen auf mich. Auch mein Dozent musterte mich. Ich war die Einzige, die sich meldete. Kurzweilige wurde mir etwas komisch zumute. Aber ich stand meine Frau voll und ganz. Als es sich nun der Pause neigte, hatte ich schon bedenken, dass ich nun alleine rauchen müsste. Ich finde alleine rauchen nämlich langweilig. Ich glaube, man würde mich auch als einen Gesellschaftsraucher bezeichnen. Klar, rauche ich ab und an auch mal alleine eine, aber ich mag die Gesellschaft dabei. Ich machte mir also schon einen Plan, was ich in der Pause machen würde, wenn alle drinnen bleiben und keiner mit mir mitkommen würde. Ich holte mich schon mal mein Buch raus und wollte auch mit diesem loslaufen, als ich feststellen konnte, dass nach dem klinkeln drei weitere Personenen aufstanden und zu mir eilten. Es waren Raucher.
Diese Situation fand ich so skurill, dass ich die Anderen auch erstmal volle breitseite auslachen musste. Woher die Scharm? Später berichteten sie mir, dass es ihnen unangenehm sei, zuzugeben, dass sie rauchen würden.
Ich kann diese Scham nicht nachvollziehen. Entweder man raucht oder man raucht nicht. Ich persönlich rauche gerne. Ich mag Zigaretten einfach gerne. Warum sollte ich mich verstecken? Ich übertreibe es mit dem rauchen ja auch nicht?! Wie dem auch sei, solche Situation gibt es anscheinden öfter. Ich hingegen habe noch nie das Problem gehabt mich zu "outen". Warum auch?
nadpat hat geschrieben:Also in der Situation mit dem Theaterstück ist es eher wohl Selbstschutz. Heutzutage sind auch Theaterstücke interaktiv und wenn man sich dann zu irgendeiner Frage meldet findet man sich ganz schnell auf der Bühne oder zumindest als Zielperson für Witze wieder.
Genau das habe ich mir auch gedacht und ich bin wie nadpat der Meinung, dass das überhaupt nichts damit zu tun hat, dass die jeweiligen Raucher sich nicht getraut haben, sich zu "outen".
Ich kann Deine Beobachtung aber auch sonst nicht teilen. Hier in meiner Gegend kann ich nicht feststellen, dass es wesentlich weniger Raucher gäbe, mir scheint es sogar eher so, als ob es mittlerweile noch mehr Raucher geben würde, was möglicherweise einfach daran liegt, dass diese sich jetzt vor jeder Gaststätte versammeln, um zu rauchen. So fallen sie mir praktisch immer in Gruppen auf, wo ich vorher nur einzelne Raucher wahrgenommen habe.
Was das outen angeht: Ich bin selbst Raucher und habe kein Problem damit, das auch zu sagen, wenn ich gefragt werde. Als Outing verstehe ich das allerdings nicht, weil ich nicht wüsste, wofür ich mich schämen soll oder warum mir das irgendein schlechtes Gewissen machen sollte, jedenfalls in Bezug auf andere: Ich halte mich an die geltenden Regeln, finde das Nichtraucherschutzgesetz auch durchaus gut und würde es, wenn ich könnte, selbst noch verschärfen.
Aber ob ich nun rauchen will oder nicht, das darf ich mir wohl noch selbst aussuchen. Und da das Rauchen nicht generell verboten ist und ich mich auch nicht minderwertig fühle, weil ich rauche, sehe ich überhaupt keinen Grund, die Frage, ob ich rauche, mit "Nein" oder gar nicht zu beantworten, weil ich mich für irgendwas schäme.
Allgemein ist mir das jetzt noch nicht aufgefallen, zu mindestens in letzter Zeit nicht. Als ich früher einmal geraucht habe und noch jünger war, da war es mir auch peinlich. Vor allem vor meiner Familie wollte ich das nie zugeben und habe es immer so gut es eben ging verheimlicht. Es war mir einfach irgendwo peinlich, da ich schon so früh ein Laster hatte und das fand ich blöd und wollte es auch niemandem sagen. Den anderen aus meiner Klasse ging es immer ähnlich und viele haben es auch immer verleugnet.
In so einer Aufführung würde ich mich auch unter keinen Umständen melden, wer weiß was dann noch mit mir passiert. Generell finde ich es auch immer ziemlich ätzend, wenn man mit Rauchern unterwegs ist, die dann ständig beispielsweise aus der Gaststätte gehen, um sich eine Kippe anzuzünden. Das wird bei uns auch nicht gerne gesehen und daher kann ich es schon verstehen, wenn der Trend eher zum Nichtraucher geht.
Ich schätze, das kommt auf die jeweiligen Personen und ihr Umfeld an, denn es ist ja nun leider noch nicht überall soweit, dass Menschen das Rauchen als ekelig ansehen. Auch heute gibt es noch Gesellschaftskreise, in denen das Rauchen als cool angesehen wird und in denen man seine Zigaretten gerne vorzeigt. Aber auch meiner Erfahrung nach, scheinen solche Menschen inzwischen eher zu der Minderheit zu gehören, heute geben die meisten Menschen nicht mehr so gerne zu, dass sie Raucher sind.
Das sich das so entwickelt hat, kann viele Gründe haben, zum einen kann ich mir sicherlich vorstellen, dass mehr und mehr Menschen heute der Ansicht sind, dass rauchen ekelig ist, weil man davon gelbe Zähne und Haut bekommt und einfach nur abartig schmeckt und riecht. Allerdings werden sicher auch andere Faktoren eine Rolle spielen, man gilt als leichtsinnig, weil man seine Gesundheit aufs Spiel setzt und auch als schwächlich, weil man seine Nerven nicht alleine in den Griff bekommt, sondern dazu unbedingt eine Zigarette braucht.
Als Außenseiter kann man diese Menschen aber nicht bezeichnen, denn schließlich ist ein ''Raucher'' keine Menschengattung der Religion oder was weiß ich, das Leben wird nicht davon dominiert, als das man Menschen deswegen ausschließen könnte, allerdings ist es einfach nicht mehr wirklich angesehen und cool, Raucher werden verscheucht und dazu gezwungen, sich von der Gesellschaft zu trennen, wenn sie ihrer Sucht nachgehen wollen und das ist sicherlich ein wichtiger Aspekt, der dazu geführt hat, dass Rauchen nicht mehr besonders gern gesehen wird.
Es rauchen tatsächlich immer weniger Leute, aber ich hab es noch nie erlebt, dass Leute sich dafür schämen und deswegen das verheimlichen. Natürlich gibt es Freunde die das nicht so gerne mögen, aber auf die kann man Rücksicht nehmen.
Ich bin auch Raucher und habe auch noch nie ein Problem damit gehabt, mich zu outen. Wenn ich irgendwo bin, wo das Rauchen erlaubt ist, dann stecke ich mir auch eine an, wenn ich das Verlangen danach habe. Ich denke nicht, das man sich dafür schämen muss. Klar halte ich mich daran, wenn es z.B. in Restaurants verboten ist zu rauchen, aber das hatte ich vorher auch schon vermieden, an solchen Stellen zu rauchen, denn ich finde es viel angenehmer, in einem nikotinfreien Restaurant zu essen.
Wenn ich bei Freunden zu Besuch bin, die nicht rauchen, dann habe ich auch kein Problem damit, mal auf die ein oder andere Zigarette zu verzichten, denn ich würde nicht wegen der Lust auf eine Zigarette, ein grade begonnenes Gespräch zu unterbrechen oder so. Es liegt einfach immer daran, wo und mit welchen Leuten man unterwegs ist, denn ich bin ein Mensch, der sich da zwar unbewusst schon etwas anpasst, aber dennoch würde ich nicht behaupten, das ich ein Problem damit habe, mich als Raucher zu outen.
Warum sollten Raucher inzwischen Angst haben, sich zu outen? Derartige Beobachtungen kann ich so gar nicht bestätigen. Du darfst nicht vergessen, dass viele Raucher ja auch körperlich abhängig vom Rauchen sind und Süchtigen ist es meiner Ansicht und meiner Beobachtung nach total egal, was andere Menschen über sie denken, ob sie sich outen müssen oder nicht. Wichtig ist für sie nur, dass sie ein geeignetes Plätzchen finden, wo wie ihre Sucht eben ausleben können. Dann muss man eben zum Rauchen vor die Tür gehen, das ist doch auch nicht schlimm.
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