Verehrung von Kühen in Indien
Eine mit bunter Decke und sonstigem Zierrat - wie frischen Blumenkränzen - geschmückte weiße Kuh ist in Madurai ein fester Bestandteil im Tempel bei religiösen Zeremonien. Der Kuh wurden am Kopf rote Farbtupfer aufgemalt. Etwa 10.000 Besucher kommen täglich, um die Kuh zu berühren und sie mit Fladenbrot zu füttern. Die Kühe werden wie lebende Götterstatuen in den Tempeln gehalten. Sie dürfen bei Tisch am Essen teilnehmen. So ist es auch üblich in Uttar Pradesh, einem nördlichen Bundesland Indiens. Hier sitzt die Familie mit den Tieren an einem Tisch. Auch die Tiere erhalten Gemüse und Reis auf einem Teller, ebenso wie Nachtisch.
Kühe werden weder verkauft, noch geschlachtet. In Kerala erklärte ein Gastwirt, dass die alten Kühe an muslimische oder christliche Metzger verkauft werden und man das Fleisch dann zurückkauft, aber eben nur dort. Die Tiere werden nicht getötet, weil Menschen in veränderter Form im nächsten Leben zurückkehren, vielleicht der Mensch als Tier oder umgekehrt. Wenn unterernährte Kühe sterben, wird das Fleisch nicht gegessen, weil man eben keine Mitglieder der Familie ißt.
Den Kühen wird überall Respekt entgegengebracht. Sie nutzen den Schatten auf Bahnhöfen. Auf der Suche nach Essen sind sie in Einkaufszonen und Postämtern zu finden. Der Markt ist nicht vor ihrem Betteln sicher, genau wie eine Bäckerei. In den Müllbergen finden sich ganze Kuhfamilien ein auf der Suche nach Eßbarem. Es gibt viele aufgequollene und verletzte Kühe. Andere sind total mager und voller Kot, wenn sie durch die Straßen irren.
Die Inder sehen das anders. Andächtig strecken sie ihre Hände nach den Tieren aus. Die Kühe werden nie geschlagen, sie werden verehrt und keiner verachtet sie. Alle schwärmen von dem unschuldigen Blick der Kühe, von ihrer Sanftheit. Inder sind der Meinung, dass in Haar und Fell unzählige Götter wohnen. Kein Wahlkampf wird gestartet, bevor der Ministerpräsident seine Verehrung einer lebenden Kuh gezeigt hat.
Das höchste Lob für eine Frau ist "kuhäugig". Selbst Mahatma Gandhi meinte, dass derjenige kein Hindu sei, der als Zeichen des Hinduismus nicht an die Kuh glaubt. Niemand weiß, warum die Kühe heilig sind. Man nimmt an, dass die Ursache die ist, dass der große Gott Shiva einen Bullen reitet und Krishna ein Kuhhirte war.
Selbst in Delhi werden Kühe in vielen Familien gehalten. Sie sehen die Kuh zwar als heilig an, sparen aber das Futter für sie. Tagsüber schicken sie die Rinder auf die Straße und vertrauen dem menschlich religiösen Gefühl, dass die Tiere gefüttert werden. Die Kühe kehren abends zum Melken zurück. Die Bullen jedoch sind angeleint, sonst wären sie weg. Das Streunen ist zwar verboten, aber keiner geht rigoros vor. Wenige Kuhfänger suchen die Tiere und bringen sie in eine Sammelstelle. Dort können die Besitzer sie auslösen, ansonsten kommen sie in Pflegestätten, Altenheime für Kühe und Schutzräume, den Goshalas. Dort bekommen sie Fressen und tierärztliche Betreuung und Pflege.
Wenn eine Kuh nicht an Altersschwäche stirbt und obduziert wird, stellt sich durch eine ekelerregende braune Masse heraus, was den Tod verursachte. Mit den Essensabfällen fressen die Kühe jede Menge Plastiktüten, die unverdaulich sind. So tragen sie 50 Kilo davon mit sich rum. Dazu kommen große Bälle menschlichen Haares, die mit in die Abfalltonnen geschmissen wurden von den Frisören.
Seit einigen Jahren schreitet in Indien auch die Mechanisierung voran. Die Zugtiere, die gute Dienste geleistet haben, werden zur Last. Nun werden die Bullen anders vermarktet. Kuhdung und Kuhurin werden verarbeitet und verkauft. Langsam geht die Heiligkeit der Kuh bergab. Alles, was von der Kuh kommt, ist gut: Milch und deren Produkte, Brennmaterial, Räucherwerk, Seife und Medizin.
An der Grenze zwischen Indien und Bangladesch gibt es nun eine große Vieh-Mafia. Die Kühe sind für Hindus unantastbar, aber nicht für Muslime. 90 Prozent der Tiere, die über die Grenze geschmuggelt werden nach Bangladesch, sind illegal im ganzen Land zusammengetrieben worden. Aus Ehrfurcht vor dem Leben würde das kein Hindu machen. Aber die Muslime essen das Rindfleisch und es ist sehr knapp. Um diesen Trend zu stoppen, bekommen die Kühe seit einigen Jahren Ausweise mit Foto und zusätzlich Namen des Besitzers. So können die Tiere an der Grenze überprüft werden.
Diese Verehrung von Kühen bzw. Rindern ist für die meisten Europäer unfaßbar. Könnt ihr verstehen, dass trotz Hunger und Not der Menschen die Tiere nicht angerührt werden? Warum meint ihr, dass gerade die regierenden Brahmanen ein Gesetz zum Schutz der Kuh erließen? Jeder, der eine Kuh tötete, sollte unberührbar sein. Das ist in Indien gleichzusetzen mit einem Gesellschafts-Ausschluß.
Die Kuh ist in Indien ein heiliges Tier. Das ist so und das wir auch so bleiben. Die Kuh hat einen höheren Wert als ein Menschenleben ! Für eine Kuh würden die Inder eine Gefahrenbremsung machen, für den Menschen nicht.
Hallo,
Ich glaube, dass die Kühe für die Inder sehr ursprüngliche Tiere sind die dem Mensch seit Anbeginn der Zeit ihre Dienste zur Verfügung stellen. Die Kuh ist ja vielseitig einsetzbar und ich glaube das ist auch das was die Inder an ihr so schätzen. Ausserdem glaube ich, dass sie meinen der Kuh etwas schuldig zu sein und glauben sie müssten diese Schuld quasi abarbeiten indem sie die Kuh ehren.
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