Hartz IV Empfänger dürfen in NRW kein Lotto mehr spielen

vom 10.03.2011, 11:41 Uhr

Das Landgericht in Köln hat wohl beschlossen, den Lottoanbietern in NRW zu verbieten, Hartz IV Empfängern Lottoscheine auszustellen. Dazu zählen Spielscheine, Wettscheine und auch Rubbellose. Wie man allerdings feststellen soll, ob der Kunde ein Hartz IV Empfänger ist, das ist noch nicht ganz klar.

Was haltet ihr von dieser Entscheidung? Sicherlich macht es Sinn, dass man Hartz IV Empfängern verbietet, das wenige Geld, dass ihnen zur Verfügung steht, für so etwas hinaus zu werfen. Zudem will man damit wohl auch die Spielsucht etwas eindämmen oder generell ganz verhindern. Aber ist das nicht ein Eingriff, der zu tief in die persönlichen Belange der Leute geht?

Desweiteren frage ich mich gerade, wie man es hin bekommen will, dass man auch weiß, dass der Kunde Hartz IV empfängt. Ich glaube nicht, dass jeder Kunde seinen Bescheid mitbringt oder ihn freiwillig vorzeigen wird.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Cool, da muss ich neuerdings nicht nur meinen Personalausweis vorlegen, weil ich so jung aussehe, sondern auch noch mein Arbeitsvertrag. Eigentlich finde ich es in gewisser Weise richtig, ich denke mal das kein Hartz 4 Empfänger sein 10 Euro Lottogewinn beim Amt meldet. Auf der anderen Seite, haben wir doch schon öfters gehört das mittellose Menschen den Jackpot geknackt haben, diese würden dem Amt dann ja nicht mehr zur Last fallen. Ich sehe schon das Schild an der Spielhalle, nicht nur Rauchfrei, sondern Harz 4 Empfänger und Jugendliche unter 18 Jahren haben hier kein Zutritt. Da fragt man sich ob Deutschland keine anderen Probleme hat.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich finde solche Lotto- und andere Glücksspiele dieser Art ziemlich überflüssig und verstehe grundsätzlich nicht, dass Menschen dafür Geld ausgeben. Gerade wenn das Geld knapp ist, ist es ziemlich unsinnig, das wenige Geld dann auch noch für so etwas zum Fenster hinaus zu werfen. Allerdings ist Lotto spielen ja nicht die einzige Möglichkeit, um Geld für Unsinn auszugeben. Es gibt ja auch reichlich Hartz-IV-Empfänger, die ihr Geld in Zigaretten, Alkohol oder sonstige überflüssige Dinge investieren. Wenn man den Gedanken mit dem Verbot des Lottospiels weiter spinnt, müsste man Hartz-IV-Empfängern im Grunde genommen jede überflüssige Geldausgabe verbieten oder zumindest die Ausgaben, durch die eine Sucht gefördert wird (Spielsucht, Alkoholsucht, Nikotinsucht). Das wird kaum möglich sein. Selbst wenn man die Bezüge kürzen würde, würde man nicht erreichen, dass auch auf diese Dinge verzichtet wird.

Hier in der Nähe befindet sich ein Spielcasino. In diesem wird man gefragt, was man beruflich macht. Arbeitslose haben dort wohl keinen Zutritt, wir kamen damals problemlos rein, obwohl meine Bekannte und ich beide gerade erst das Abitur gemacht hatten und bis zum Beginn der weiteren Ausbildung eigentlich auch frei von Tätigkeiten waren. Ich weiß nicht, ob das Casino nun eine Ausnahme darstellt, oder ob Arbeitslosen der Zugang zum Glücksspiel grundsätzlich erschwert oder gar verwehrt wird.

Ich frage mich bei dieser Meldung, wie überhaupt überprüft werden soll, ob es sich um einen Arbeitslosen beziehungsweise Hartz-IV-Empfänger handelt, der den Schein abgibt. Ich bringe ab und zu den Schein für eine ältere Verwandte weg, da der Lottoladen direkt neben dem Supermarkt liegt, in dem ich meistens einkaufe. Auf dem Schein steht ja auch kein Name drauf. Theoretisch könnte ein Hartz-IV-Empfänger die Scheine doch dann auch einfach jemandem mitgeben, der einen Job hat und dies nachweisen kann. Dann stellt sich mir wiederum die Frage, ob die Leute im Lottoladen überhaupt das Recht haben, solche Daten von einem Kunden zu erfahren. Was geht es die Frau in der Lottobude an, was ich arbeite? Was ist eigentlich mit Studenten? Viele leben von deutlich weniger Geld im Monat als Hartz-IV-Empfänger. Dürften diese theoretisch weiterhin Lotto spielen?

Diese Geschichte wirft sehr viele Fragen auf und mir kommt dabei der Verdacht, dass es sich um eine Zeitungsente handelt. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wie man eine solche Regelung begründen will und wie die Überprüfung stattfinden soll. Man kann von den Leuten ja schlecht verlangen, dass sie ihren Hartz-IV-Bescheid jedes Mal mit in die Lotto-Annahmestelle mitbringen und dort vorzeigen.

Ich frage mich, warum das Problem gerade die Hartz-IV-Empfänger betrifft. Wenn jemand mit wenig Geld nicht vernünftig damit haushaltet und sich lieber teure Lottoscheine kauft anstatt Lebensmittel, muss er eben sehen, wovon er die letzten ein bis zwei Wochen am Monatsende lebt. Letztendlich ist es doch egal, wofür die Leute ihr Geld ausgeben, auch wenn manche Ausgaben noch so unsinnig erscheinen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also wenn ich das richtig verstanden habe geht es ja darum, dass Lotto eine staatliche Einrichtung ist. Und der Staat hat Verantwortung für seine Bürger. Deshalb möchte er nicht, dass Leute Lotto spielen für die er findet, dass es ihnen nicht gut tut. Darunter fallen Spielsüchtige und einkommensschwache Schichten. Deshalb auch die Hartz IV-Empfänger.

Aber ich bin der Meinung, dass das Schwachsinn ist. Ich finde das ist ein zu großer Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Ob ich mein Hartz IV für Zigaretten oder Lotto ausgebe soll doch bitte mir überlassen werden.

» Isella » Beiträge: 190 » Talkpoints: 74,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist - sollte dass tatsächlich durchkommen - einer der schwerwiegensden Eingriffe in die Privatssphäre und das Selbstbestimmungsrecht in den letzten Jahren.Soll ich demnächst dann vielleicht auch noch einen negativen Schwangerschaftstest vorlegen, wenn ich mir die Pille in der Apotheke hole? Finde das komplett unmöglich.

Ja, möglicherweise ist es vielleicht nicht ganz so toll, wenn ein Hartz IV Empfänger das knapp bemessene Geld in Lotto investiert. Mag sein. Aber knapp bemessen hin oder her, es ist sein Geld. Dass ihm zusteht. Deswegen bekommt er es ja. Und damit darf dann ja wohl jeder machen, was er will.

Die oben beschriebene Praxis vom Casino finde ich auch unter aller Sau. Bin der Meinung, dass alle Dienstleistungen frei zugänglich sein müssen, für den, der sie bezahlen kann. Und wenn ein Arbeitsloser das kann, wieso zum Teufel darf er dann nicht da rein? Das ist schlichtweg Diskriminierung in reinster Form.

Man sollte eigentlich meinen, wir würden in einem freien Land leben, in dem die Bevormundung noch nicht so weit geht. Na ja, offensichtlich ein Trugschluss.

» Neveltje » Beiträge: 90 » Talkpoints: 52,84 »


Ich halte generell nichts vom Lotto Spielen und da ich auch eher auf mein Geld achten muss spiele ich eben auch nicht Lotto oder andere Glücksspiele. Das habe ich aber im übrigen auch nicht gemacht, als ich recht gut verdient habe. So mache ich es dann wenn das Geld knapper ist natürlich erst recht nicht.

Trotzdem meine ich, dass jeder selber entscheiden sollte, wie er sein Geld ausgeben möchte und ob er an solchen Glücksspielen teilnehmen möchte. Ich würde es auch als zu großen Eingriff in das private Leben sehen und ich kann mir auch gut vorstellen, dass es dann einen ordentlichen Aufstand geben wird. Zurecht im übrigen. Ich bin immer wieder erstaunt, auf was für Ideen manche Leute überhaupt kommen.

Im übrigen frage ich mich auch, wie man das kontrollieren möchte. Muss man dann beim Aufgeben des Lottoscheins eine Arbeitsbestätigung vorlegen oder würde man dann im Fall eines Gewinns das Geld nicht ausbezahlt bekommen, weil man eben arbeitslos ist? Geht ja alles irgendwie nicht. Dürfen Hartz IV Empfänger nur noch still in der Wohnung sitzen und vor sich hinschmoren?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es geht einzig und alleine darum, dass auch Gewinne erzielt werden können, wenn man Lotto spielt. Und genau da kann der Staat nicht kontrollieren. Denn wenn ich den Schein habe, dann steht da kein Name drauf und nirgendwo steht, dass ich gewonnen habe. Ich kann, wenn ich es will, es verheimlichen. Kann mir eine Millionen Euro unter das Kopfkissen stopfen und wenn ich Hartz 4 Empfänger wäre, könnte ich weiter auf Staatskosten leben.

Ich kann nur nicht verstehen, wie sie es wirklich nachvollziehen wollen. Selbst, wenn man nur noch Lotto spielen darf, wenn man eine Gehaltsabrechnung vorzeigt, was aus datenschutzrechtlichen Gründen gar nicht machbar ist, kann dann keine Hausfrau mehr Lotto spielen, die keine Zuschüsse vom Amt bekommt? Bei uns ist es beispielsweise so, dass ich als Hausfrau den Lottoschein wegbringe. Bezahlt wird es von der gemeinsamen Kasse und ich könnte keinen Nachweis geben, dass ich einen Job habe.

Wenn ich das hier lese klick kann ich nur lachen. Den Lottoscheinverkäufer wird gedroht, dass sie eine Strafe von 250 000 Euro oder 6 Monate Haft aufgebrummt bekommen, wenn sie einem Hartz 4 Empfänger einen Lottoschein verkaufen. Das geht meines Erachtens zu weit. Ich denke auch, dass man das einfach gar nicht kontrollieren kann. Oder will man nun Hartz 4 Empfängern auf die Stirn tätowieren, dass man vom Staat unterstützt wird?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Es geht einzig und alleine darum, dass auch Gewinne erzielt werden können, wenn man Lotto spielt. Und genau da kann der Staat nicht kontrollieren. Denn wenn ich den Schein habe, dann steht da kein Name drauf und nirgendwo steht, dass ich gewonnen habe. Ich kann, wenn ich es will, es verheimlichen. Kann mir eine Millionen Euro unter das Kopfkissen stopfen und wenn ich Hartz 4 Empfänger wäre, könnte ich weiter auf Staatskosten leben.


Das Problem gibt es ja nicht nur in Bezug auf das Lottospielen. Es gibt ja auch Leute, die auf Staatskosten leben, nebenher schwarz arbeiten und das System doppelt schädigen - indem sie einem regulär und legal beschäftigtem Arbeitnehmer einen Platz wegnehmen und obendrein noch Geld vom Staat kassieren, das ihnen nicht zusteht.

Wenn das wirklich das einzige Problem ist, sollte man vielleicht einfach den Namen auf den Lottoschein drucken und die Daten im Falle eines Gewinns dann auch auswerten und einem Hartz-IV-Empfänger dann eben die Bezüge streichen oder kürzen, sofern der Betrag ein Level erreicht, ab dem er angerechnet werden muss. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr gering, denn die Gewinnchancen beim Lotto sind nun unbestritten minimal. Der eine Hartz-IV-Empfänger, der vielleicht überhaupt mal ordentlich beim Lotto abräumt, ist wohl das geringste Problem.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@ Cologneboy: Die Namen auf den Lottoscheinen wurden vor einigen Jahren abgeschafft. aus datenrechtlichen Gründen durften keine Namen mehr auf Glückspielscheinen gedruckt bzw. geschrieben werden. Das müsste so ca. 20 Jahre her sein. Und ich denke nicht, dass sie das wieder einführen werden. Man will dem Lottogewinner so ermöglichen seinen Gewinn geheim zu halten, was früher nicht möglich war.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wenn schon mit Strafen gedroht wird, dann sollte man denke ich eher den Hartz IV Empfängern eine Strafe androhen, dass sie eben eine empfindliche Strafe zahlen müssen, wenn sie etwas gewinnen sollten und das dann nicht angeben und dann auch noch erwischt werden.

Aber wie soll der Lottoscheinverkäufer kontrollieren, ob jemand ein Hartz IV Empfänger ist? Wenn der all seine Kunden nach einer Arbeitsbescheinigung fragt, dann verliert der sicher sehr viele Kunden, weil so etwas würde ich mir definitiv nicht gefallen lassen. Das geht einfach zu weit. Aber wie will er es sonst machen? Ich sehe da nicht wirklich eine Lösung wie man das menschenwürdig machen könnte.

Da würde ich es noch eher verstehen, dass man eben wieder den Namen darauf schreiben muss. Aber ich betone, dass ich es nur eher verstehen würde. Ich glaube auch, dass das nicht so leicht sein wird, dass man wieder seinen Namen angeben muss und das kann ich auch verstehen. Viele Lottogewinner hatten wirklich Probleme, weil sie den Gewinn eben nicht mehr anonym annehmen konnten und danach wurden sie regelrecht durch Spenden- und Bettelaufrufe belästigt. Das kann es auch nicht sein und so sollte es weiterhin anonym sein.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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