Speisen aus Anstand essen?

vom 10.03.2011, 07:12 Uhr

In diesem Thread wurde darüber diskutiert, ob der eine oder andere auch Sachen kochen würde, die er oder sie selbst überhaupt nicht mag. Abgesehen von dieser Thematik äußerte in dem Thread ein User auch, dass er zum Beispiel keinen Käsekuchen mögen würde, diesen aber durchaus mal mitessen würde, wenn der Anstand es verlangen würde. Diese Aussage fand ich schon etwas befremdlich.

Wie sieht das bei euch aus? Würdet ihr etwas essen, nur weil der Gastgeber hofft oder auch erwartet, dass ihr die entsprechende Speise esst? Ich würde ehrlich gesagt nichts essen, was ich nicht mag. Zum Beispiel finde ich, um mal beim Kuchen-Thema zu bleiben, Pflaumenkuchen und Zwiebel-Kuchen (schlimmstenfalls mit Speck) ganz schrecklich. Diese beiden Kuchen würde ich nicht essen, selbst wenn keine anderen Kuchen oder Torten angeboten werden. In dem Fall würde ich mich mit Cola und Wasser begnügen. Wie handhabt ihr solche Situationen? Wie seht ihr die Situation als Gastgeber? Erwartet ihr, dass eure Gäste die Sachen essen, die angeboten werden, selbst wenn es nur aus Anstand geschieht und ihnen nichts von dem, was angeboten wird, wirklich schmeckt?

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich esse ja kein Fleisch und würde dies auch aus Anstand nicht tun. Das wissen aber die meisten Leute aus meinem Umfeld und sind dann auch nicht verletzt. Ich versuche immer dem Gastgeber dann das Gefühl zu geben, dass ich auch mit dem, was kein Fleisch enthält, vollkommen zufrieden bin.

Bei allem anderen würde ich aber schonmal darüber hinweg sehen. Ich bin kein großer Fan von Auberginen und Weißkohl, würde ein Gericht, welches eines dieser beiden Gemüse enthält, jedoch trotzdem essen. Falls ich das Gericht nicht mag, dann esse ich eben nicht viel davon, aber zumindest ein bisschen was würde ich essen. Wenn ich schon kein Fleisch esse, dann habe ich das Gefühl, dass ich den Rest auf jeden Fall essen muss.

Auch als Gastgeber würde ich erwarten, dass mein Gast das Gericht zumindest probiert. Wenn jemand auf eine Speiser allergisch reagiert ist das natürlich etwas anderes, aber so generell würde ich es schon erwarten.

» Monella » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Von früher kenne ich noch besonders aufmerksame und gastliche Gastgeber, die ihren Gästen gar nicht die Qual der (Aus)Wahl gelassen haben und die Teller mit - nach dem Geschmack des Gastgebers - wirklichen Köstlichkeiten beladen vor einen hingestellt hatten! Dabei wurde nicht nur nicht auf den Geschmack des Gastes geachtet. Auch so was wie Vegetarier oder Laktoseunverträglichkeit usw. war eher weniger bekannt bzw. wäre so nicht akzeptiert worden. Hier erinnere ich mich eben auch daran, aus dem sog. Anstand auch Speisen verzehrt zu haben, die ich sonst nicht mal unter die Kategorie Lebensmittel eingeordnet hätte (z.B. die sog, Innereinen).

Allerdings entwickelt man sich weiter und diese Art der Gastgeber ist auch praktisch ausgestorben. Heute würde ich jedenfalls keine Skrupel kennen, auch einen mir vorgestellten, vollgeladenen Teller zurück gehen zu lassen. Gerne auch mit der Begründung, dass der Hunger nicht so groß sein kann, dass man Essen zu sich nimmt, das man definitiv nicht mag.

Nur aus Anstand etwas zu essen, hat mit dem Anstand eben nichts zu tun und läuft eher unter Heuchelei. Denn Anstand hat eher was mit Aufrichtigkeit zu tun und auch die Bereitschaft, Wahrheiten auf den Tisch zu bringen. Zwar muss man dabei nicht versuchen, den Gastgeber zu beleidigen. Aber man kann durchaus seine Anerkennung für die Mühe äußern, Gleichzeitig aber ablehnen, weil man die angetragene Mahlzeit eben nicht mag.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke mal es würde drauf ankommen was es ist, und wer es Zubereitet hat. Neuen bin ich eigentlich immer aufgeschlossen, aber wenn es um Pilze öder ähnliches geht, esse ich es definitiv nicht. Ich denke aber mal, das bei unseren Verwandten und Bekannten meine Vorlieben und absolute No gos schon durch gedrungen sind.

Bei meiner Oma sah dies natürlich ganz anders aus, da wurde gegessen was auf den Tisch kam. Dort wurde auch keinerlei Rücksicht genommen, wer was essen tut und wer nicht. Dort habe ich gezwungener Weise eigentlich alles gegessen. Schon alleine aus dem Grund, da ich keinerlei Lust hatte mir wieder Stundenlang an zu hören das ich mäkelich bin, das man damals froh sein konnte so was überhaupt auf dem Tisch zu haben und so weiter. Dort war es angebracht über seinen Schatten zu springen, da sonst eine Stundenlange Diskusion droht.

Benutzeravatar

» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn ich etwas gar nicht mag, dann würde ich es auch aus Anstand nicht essen. Ich mag auch keinen Käsekuchen, aber ihn würde ich zur Not noch essen. Aber ein Steak oder Pferdefleisch würde ich auch nicht aus Höflichkeit anrühren. Ich würde dann nur die Beilagen essen oder mich mit den Getränken zufrieden geben.

Als Gastgeber sehe ich es auch nicht so eng, wenn ich mal einen Kuchen habe, den nicht alle mögen. Bei mir ist es meistens so, dass ich zwei oder mehrere Kuchen habe, damit auch jeder etwas bekommt, was er mag und genug für alle vorhanden ist. Manchmal kann man es eben nicht jedem Gast recht macht und ich würde niemanden böse angucken, weil der meinen Kuchen nicht essen mag.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wenn ich nun ein ethisches Problem mit dem Essen hätte, zum Beispiel was Fleisch anbelangt, dann würde ich das auch nicht essen. Aber dann wüsste der Gastgeber das über mich und würde das auch nicht als einzige Variante anbieten, schätze ich einfach mal.

Wenn es aber um Kuchen geht, da bin ich schon etwas großzügiger. Wenn es nur eine Sorte Kuchen gibt und ich mag diese eben nicht, lasse ich mir trotzdem ein kleines Stück davon geben. Ich finde schon, dass das der Anstand verlangt. Ich bin dort eingeladen und ich empfinde es als unhöflich, wenn ich dann das angebotene Essen ablehne.

Für mich käme es nur in Frage ein angebotenes Essen abzulehnen, wenn ich es ethisch nicht vertreten könnte oder aber wenn ich allergisch dagegen wäre. Bei allem anderen mache ich eine Ausnahme und esse es mit. Das meiste ist ja durchaus essbar und ekelt mich nicht dermaßen, dass es so schlimm wäre, es trotzdem zu essen.

Benutzeravatar

» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich esse nichts aus Anstand. Da ich aber eh wählerisch bin, sind die Leute es schon von mir gewohnt, dass ich vieles nicht mag und stehen lasse. In manchen Situationen lehne ich das Essen auch komplett ab. Bspw wenn ich bei jemanden zu besuch bin, der nicht ganz so sauber arbeitet wie ich. Ich muss dann nicht mal gesehen haben wie die Person in der Küche rumwerkelt. Der Zustand der Wohnung sagt da schon vieles aus. So könnte ich niemals bei jemanden essen, der in einem Saustall lebt.

Ich wurde mal von Freunden im Urlaub mit zu einer neuen Bekanntschaft geschleppt. Als ich mich hingesetzt und etwas umgesehen habe, habe ich mich so sehr geekelt, dass ich nicht mal ein Glas benutzen konnte. Es war Hochsommer, knappe 40°, keine Klimaanlage in der Nähe und ich hatte auch sonst nichts zu trinken dabei. Mir war das dann auch nicht peinlich als alle anderen etwas gegessen haben und ich da völlig fehl am Platz gesessen habe. Für mich war es eine Fremde, die ich nie wieder gesehen hätte.

Bei Leuten, die mir am Herzen liegen, kommt so etwas eh nicht vor und die haben dann auch an Geburtstagen verschiedene Kuchen. Man kann auch nicht erwarten, dass alle Gästen den einen Kuchen mögen. Wenn ich für andere koche oder backe, dann biete ich auch verschiedene Sachen an. Würde ich sehen, dass jemand nur halbherzig trinkt oder isst, würde ich der Person schon entgegenkommen und sagen, dass sie sich ruhig etwas anderes nehmen kann. Aus Anstand aufessen finde ich blöd. Ich möchte mit der Runde Spaß haben und es soll ein positives Erlebnis sein - da soll keiner etwas runterwürgen. Bisher ist es mir aber nicht passiert, dass jemand rumgestochert hat oder etwas stehen gelassen wurde. Dafür biete ich genügend Auswahl an.

Benutzeravatar

» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei vielen Sachen könnte ich das gar nicht einfach so aus Anstand essen. Ich bin bei einigen Sachen sehr mäkelig und wenn mit etwas nicht schmeckt gerade wenn Fleisch etwas zäh ist fange ich an zu würgen und kann das nicht kontrollieren und das wäre schlimmer als dem Gastgeber zu sagen ich esse es nicht.

Aus Höflichkeit würde ich z.B. bei Kuchen mir vielleicht ein halbes Stück geben lassen oder erst mal bei jemand anderen probieren. manchmal entdeckt man das bestimmte Sachen doch gar nicht so schlecht sind. Man hat sie vielleicht vor Jahren probiert und fand es nicht lecker, weil es falsch zureitet war oder so. Ansonsten gibt es immer die Ausrede ich bin so satt und würde vielleicht später was essen und dann wird es hoffentlich vergessen.

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vampirin hat geschrieben:Ich finde schon, dass das der Anstand verlangt. Ich bin dort eingeladen und ich empfinde es als unhöflich, wenn ich dann das angebotene Essen ablehne.


Aber warum? Warum gebietet es der Anstand, die angebotenen Speisen zu essen? Wäre es nicht auch anständig, als Gastgeber nicht von einem Gast zu verlangen, dass er etwas isst, das ihm einfach nicht schmeckt? Ich wäre als Gastgeber zum Beispiel nicht beleidigt, wenn jemand meinen Kuchen nicht mögen würde. Es gibt ja einige Gründe, aus denen man berechtigterweise ein Essen nicht annehmen möchte - zum Beispiel aus ethischen Gründen (wie du bereits erwähnt hast), weil es einem generell nicht schmeckt oder weil man einfach satt ist. Warum ist nur die Ablehnung aus ethischen Gründen für dich vertretbar. Würdest du etwas essen, wenn du eigentlich pappsatt bist, einfach weil der Anstand es so diktiert?

Insgesamt finde ich die Betrachtungsweise von derpunkt sehr treffend. Indem man etwas isst, das einem eigentlich schon auf den ersten Blick nicht zusagte, heuchelt man dem Gastgeber doch etwas vor, womöglich noch, dass es einem gut schmeckt (selbst wenn das nicht der Fall ist). Oder würdest du etwas, das dir nicht schmeckt, probieren und dann hinterher sagen, dass du es nicht mochtest und das auch vorher schon wusstest? Das fände ich viel schlimmer als wenn man direkt sagt, dass man etwas nicht essen will.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Cologneboy2009 hat geschrieben:Aber warum? Warum gebietet es der Anstand, die angebotenen Speisen zu essen? Wäre es nicht auch anständig, als Gastgeber nicht von einem Gast zu verlangen, dass er etwas isst, das ihm einfach nicht schmeckt? Ich wäre als Gastgeber zum Beispiel nicht beleidigt, wenn jemand meinen Kuchen nicht mögen würde. Es gibt ja einige Gründe, aus denen man berechtigterweise ein Essen nicht annehmen möchte - zum Beispiel aus ethischen Gründen (wie du bereits erwähnt hast), weil es einem generell nicht schmeckt oder weil man einfach satt ist. Warum ist nur die Ablehnung aus ethischen Gründen für dich vertretbar. Würdest du etwas essen, wenn du eigentlich pappsatt bist, einfach weil der Anstand es so diktiert?


Also hier unterscheide ich ein wenig bei deinen Beispielen. Wenn ich irgendwo eingeladen bin und weiß, dass es dort etwas zu essen gibt, dann bin ich normalerweise nicht schon satt wenn ich hin gehe. Wenn ich dann dort etwas esse und satt bin, dann höre ich auch auf. Also ich esse nicht alles mögliche, was angeboten wird, nur aus Anstand. Ich esse ein paar Dinge und wenn es reicht, dann höre ich auch auf.

Wenn ich aber eingeladen bin und es gibt beispielsweise zwei Kuchen und ich mag beide nicht, würde ich trotzdem ein kleines Stück probieren. Ich weiß schon im Vorfeld, dass ich zum Kaffee eingeladen bin und ich würde es für mich persönlich als unhöflich empfinden, wenn ich dann gar keinen der Kuchen probieren würde. Schließlich hat sich der Gastgeber Mühe gegeben, hat diese vielleicht selbst gebacken. Ich würde mich fühlen, als ob ich ihn vor den Kopf stoße, wenn ich gar nichts davon probiere.

Ethische Gründe sind für mich deshalb vertretbar, weil sie vielleicht etwas mit meiner Religion, Sichtweise oder Einstellung zutun haben. Wenn ich kein Fleisch esse, weil ich vegetarisch lebe oder weil ich es einfach nicht vertreten kann, dann ist das für mich ein ethischer Grund es nicht zu tun, auch dann nicht, wenn ich eingeladen bin. So etwas ginge gegen meine Grundsätze, das ist ein Grund, es abzulehnen. Wenn ich aber etwas nur nicht gerne esse, dann ist das für mich kein Grund es abzulehnen, es sei denn es handelt sich dabei um Dinge, die mich ekeln. Wenn es aber nur deshalb ist, weil es mir einfach nicht schmeckt, dann springe ich eben über meinen Schatten.

Es gibt Kulturen, da ist es eine Beleidigung, wenn man gar nichts von den angebotenen Speisen isst. Würdest du da auch nichts essen, obwohl du weißt, dass sich der Gastgeber dadurch in seinem Ehrgefühl angegriffen fühlt?

Benutzeravatar

» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^