Eure Meinung zu Therapieabbrüchen

vom 09.03.2011, 22:53 Uhr

Ich war bis vor einer Woche in einer psychiatrischen Klinik, um gewisse Regeln des Lebens zu lernen. Ich hatte ein paar Ziele, die ich für mich innerhalb von drei Wochen erreicht habe. Ich wollte auch nicht länger bleiben, also habe ich mich letzten Mittwoch entlassen lassen und war somit genau drei Wochen dort.

So gesehen ist es ja ein Therapie Abbruch. Was haltet ihr davon? Ich kann nur für mich sagen, dass es mir gut getan hat, dass ich viel gelernt habe, und festigen kann ich das auch zu Hause, weil an sich muss es dort funktionieren und nicht in der Klinik. Ich war ja auch nicht ernsthaft krank, also keine Depressionen oder so. Würdet ihr auch abbrechen, wenn ihr eure Ziele erreicht hättet?

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» Teelicht55 » Beiträge: 688 » Talkpoints: 17,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was haben denn die Ärzte zu deinem Therapie Abbruch gesagt? Ich fürchte du machst dir nämlich etwas vor. Eine Therapie schlägt nicht nach 3 Wochen an und hält für den Rest des Lebens vor. In drei Wochen kann man gerade mal so die Probleme anreisen.

Um das zu verstehen, braucht man kein Therapeut zu sein. Das kannst du gerne mit einem Alkoholiker vergleichen, der nach seiner x-ten Therapie glaubt geheilt zu sein, nur weil er es drei Wochen ohne Alkohol ausgehalten hat. Was ist denn mit den Problemen, die zum Trinken veranlassen? Verschwinden diese in so kurzer Zeit? Und wenn "ja", dann wie? Deswegen ist die Rückfallquote auch so hoch. Gerne darfst du dir auch die Promis ansehen, die im Schnellverfahren glauben ihr Leben verändert zu haben, aber danach doch ihren Lastern nachgehen.

» JeanSmith » Beiträge: 422 » Talkpoints: 4,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es kommt immer auf die Therapie an. Man kann das nicht pauschalisieren und man kann auch nicht sagen, was man von einem Therapieabbruch hält, wenn man nicht weiß, um welche Therapie es sich gehandelt hat. Normalerweise reichen keine 3 Wochen für eine Therapie und man sollte zumindest ambulant weiter zu einer Therapie gehen. Ich halte nicht viel davon, wenn man sich selber als "geheilt" bezeichnet. Dafür haben Ärzte studiert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Naja, grundsätzlich gilt ja, dass man erstmal keine Therapie abbrechen sollte, ehe ihn ein Arzt verordnet hat, also den Abbruch. Von alleine sollte man sowas ohnehin nicht entscheiden, weil im Endeffekt dann keiner dafür haftet als der Patient selbst (falls mal was passieren sollte). Allerdings hängt das auch, wie bereits angesprochen, von der Therapie ab, die angewandt wird.

Abgesehen davon reagiert jeder Mensch unterschiedlich auf verschiedene Therapien, es gibt also keine Regel o.ä., die besagt, dass alle Patienten nach X Wochen vollends behandelt wurden. Wenn der Arzt merkt, dass der Patient in 3 Wochen keineswegs auf die Therapie anspricht, könnte er einen Abbruch vorschlagen, aber der Patient kann das sehr schlecht selbst abschätzen. Da würde ich an deiner Stelle eher noch einen ärztlichen Rat einholen, ob dein Abbruch soweit in Ordnung war oder nicht.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich halte nicht viel von einem Therapieabbruch. Die jeweiligen Ärzte haben dir sicher nicht aus Langeweile eine Therapie und nicht einen Zeitraum genannt. Eigene Zeiele sollte sich jeder setzen und auch versuchen zu erreichen, allerdings ist dadurch das Hauptziel immer noch nicht erreicht. In drei Wochen kann man einfach nicht grundlegende Dinge von Grund auf erlernen und auch noch festigen. Das funktioniert nicht. Ich an deiner Stelle hätte versucht die Therapie zu Ende zu bringen um auch wirklich mit voller Überzeugung sagen zu können, dass das Ganze auch etwas gebracht hat.

» Zalus » Beiträge: 164 » Talkpoints: 1,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass das jeder für dich entscheiden muss. Wenn die Therapie nichts bringt oder die Methoden einem nicht zusagen, dann kann ich einen Abbruch durchaus nachvollziehen. Manchmal geht es dann auch einfach nicht anders. Und wenn du meinst, dass deine Ziele erreicht sind, musst du selbst wissen, ob du die Therapie nun beenden möchtest. Dennoch würde ich auch darauf Wert legen, was die Ärzte sagen. Ob du wirklich schon alles erreicht hast oder ob dies noch gefestigt werden muss.

Du selbst wirst nun bald merken, ob der vorzeitige Abbruch gut für dich war oder ob es doch noch zu früh war. Das wird dir dann nur der Alltag und die Zeit zeigen können.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Was ich noch hätte sagen müssen: Ich war von Anfang an freiwillig da und habe auch keine schwerwiegenden Probleme. Und geheilt wird man in so einer Therapie auch nicht, es geht darum, dem Betroffenen andere Wege zu zeigen, mit den Situationen umzugehen. Und es ging quasie NUR darum, dass meine EIGENEN Ziele erarbeitet werden.

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» Teelicht55 » Beiträge: 688 » Talkpoints: 17,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Im Prinzip denke ich, dass es egal ist, ob du freiwillig dort warst oder ob man dir das von anderen Seiten sehr nahe gelegt hat. Zwingen kann man dich zu einer Therapie in der Regel sowieso nicht wirklich, weil es auch nicht wirklich Sinn machen würde, wenn du selber davon nicht überzeugt bist.

Im Endeffekt bleibt also bei dir die Entscheidung ob du eine Therapie mitmachen möchtest oder nicht und wie lange du die Therapie für sinnvoll hältst. Generell ist es sicher sinnvoll auf ärztliche Ratschläge zu hören. Man kann natürlich nicht pauschal sagen bei welcher Krankheit man welchen Zeitraum von Therapie benötigt, das wird von Fall zu Fall verschieden sein. Die Ärzte werden dir aber generelle Durchschnittswerte sagen können.

In der Regel sehen sie dann eben während der Therapie auch, ob du raschere Fortschritte als erwartet machst und dann wird in der Regel eben auch besprochen ob man die Dauer der Therapie verlängert, verkürzt oder so lässt wie es ausgemacht war. So ein Gespräch wirst du denke ich auch gehabt haben, auch wenn du freiwillig dort warst. Und ich nehme auch einmal an, dass dir Ärzte begründet haben, warum sie es sinnvoll halten würden, wenn du noch dort bleibst.

Auch wenn du freiwillig dort warst, wirst du deine Gründe gehabt haben. Demnach gehe ich einmal davon aus, dass es in irgendeiner Hinsicht irgendwelche Probleme gegeben hat. Sonst entscheidet man sich ja auch nicht für so eine Therapie. Nun ist es natürlich schön, wenn du nach drei Wochen der Meinung bist, dass du für dich selber dazu gelernt hast und dass das nun für dich soweit in Ordnung ist. Wir wissen ja auch nicht aus welchem Grund du dort warst, wobei das auch nur eher nebensächlich ist. Generell würde ich aber schon sagen, dass auch wenn du dich jetzt schon sicherer fühlst, die Chance für einen Rückfall größer ist als wenn du die Therapie zu Ende gemacht hättest.

Vielleicht kann man es ein wenig mit einem Beinbruch vergleichen. Da bekommt man in der Regel ja auch einen Gipsverband den man für einige Wochen durchgehend tragen soll. Das ist eben die Empfehlung der Ärzte die das aus ihren Erfahrungen wissen, wie lange es dauert, bis so ein Bruch geheilt ist. Nun ist es aber nehme ich einmal an so, dass man bereits einige Zeit bevor der Gipsverband runterkommt das Gefühl hat, dass der Bruch wieder augenscheinlich geheilt ist.

Wahrscheinlich sind auch schon die Knochen wieder gut zusammengewachsen und so weiter. Eigentlich würde ja nichts dagegen sprechen, dass man den Gipsverband vorzeitig entfernt. Der Bruch wird aber noch längere Zeit sehr sensibel sein und die Gefahr, dass du dir das Bein an gleicher Stelle wieder brichst ist wesentlich größer als wenn du den Gipsverband noch eine Zeit lang getragen hättest.

So ähnlich würde ich es eben mit einer Therapie sehen. Dein Problem scheint aus deiner Sicht als gelöst und du sagst ja auch, dass du etwas dazu gelernt hast. Das ist schon einmal sehr positiv. Aber wenn man eben zu frühzeitig eine Therapie beendet, ist eben die Gefahr eines Rückfalls größer, wobei es natürlich nicht heißt, dass du auf jeden Fall einen Rückfall haben wirst. Auch mit oben genannten Beinbeispiel musst du ja nicht unbedingt wieder einen Beinbruch haben, wenn du den Gips zu früh runter gibst. Aber es ist eben alles noch nicht gefestigt und stabilisiert. Darum geht es denke ich.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich wollte auch nicht länger bleiben, also habe ich mich letzten Mittwoch entlassen lassen und war somit genau drei Wochen dort.

Ich gehe mal davon aus, dass du dein Behandlern gesagt hast, dein Problem sei ja gelöst und man könnte dich auch entlassen. Also eine reguläre Entlassung statt fand. Oder hast du eine Zettel unterschrieben, auf dem steht, dass du dich hast freiwillig und gegen dem Anraten der Klinik entlassen lässt? Das macht nämlich in meinen Augen einen großen Unterschied.

Ich war ja auch nicht ernsthaft krank, also keine Depressionen oder so.

Keine Ahnung, warum du das explizit erwähnst. Mir ging an dem Punkt nur durch den Kopf, wegen was sonst? Und ich überlegt, wann man noch in eine psychiatrische Klinik geht. Einmal fiel mir Alkoholentzug ein- Dauer maximal eine Woche, also kann es das nicht gewesen sein. Massive Suizidgedanken- dann wäre es ja doch was Richtung Depression, kann also nicht sein. Dann bleiben an sich nur noch Psychosen und ähnliches. Ob da drei Wochen reichen, keine Ahnung.

Wie andere halt auch schon sagten, es kommt auf die Art der Probleme an. Ich war auch schon in psychiatrischen Einrichtung und auch immer relativ freiwillig. Der kürzeste Aufenthalt waren glaube vier Tage und der längste was um die 12 Wochen. Wobei die Erfahrung an sich gezeigt hat, dass es bei mir oder mit mir einfacher ist, wenn man mich die Entlassung selbst festlegen lässt. Wobei ich eher eine Vorlaufzeit brauche. Also eine Entlassung von Heute auf Morgen ist meistens nicht gut. Allerdings bin ich auch schon mit dem oben genannten Zettel gegangen. Da war die Sachlage allerdings ein wenig anders. Ich habe der damals behandelnden Therapeutin etwa ein halbes Jahr später einen Teil der Gründe genannt, warum ich gegangen bin. Beziehungsweise habe ich ihr erzählt wie ich mich fühlte. Antwort war dann nur, dann sei es ja gut das sie mich entlassen haben. Sprich die Klinik dreht sich das auch so wie sie es braucht.

Generell wird hier auch von Entlassungsdaten abgewichen. Zum Beispiel wenn man das Bett braucht. Da kommt es schon mal vor, dass man die Patienten fragt, ob sie nicht doch morgen schon gehen können. Oder in besonderen Situationen entlässt man auch mal früher. Ich habe es mal erlebt, dass es auf einer Station Quarantäne gab, wegen einer Noro- Virus- Erkrankung. Da wurde den Patienten auch frei gestellt, dass sie entlassen werden können und das in den meisten Fällen ohne den genannten Zettel. Da wurde also eine planmäßige Entlassung draus gemacht.

Generell kann man sicherlich gehen, wenn man seine Ziele erreicht hat. Nur denke ich, es kann durchaus wichtig sein, die auch noch im stationären Rahmen zu stabilisieren. So ganz sicher scheinst du dir mit der Entscheidung auch nicht zu sein, sonst würdest du hier wohl nicht fragen. Oder dein Umfeld hat dich deswegen kritisiert? Ich denke es spielen sicherlich noch andere Faktoren mit rein.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Nun ja, ich bin da ein wenig zweigeteilter Meinung. Sicherlich kommt es immer darauf an, weswegen man eine Therapie macht und manchmal mag das vielleicht in Ordnung sein, dass man für sich selbst beschließt, dass es reicht und man nun wieder "gesund" ist.

In anderen Fällen frage ich mich hingegen, ob der Patient überhaupt in der Lage ist, zu beurteilen, dass es ihm wieder gut geht und er geheilt ist. Um mal ein konkretes Beispiel zu nennen: Kann ein Mensch, der wegen Magersucht eine Therapie macht, überhaupt beurteilen, dass er jetzt wieder in der Lage ist, normal zu essen? Eine solche Erkrankung ist doch oftmals davon geprägt, dass derjenige nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass er überhaupt krank ist, sondern sich für vollkommen normal hält. Und kann ein depressiver Mensch beurteilen, dass er nun keine Depressionen mehr hat? Ich bin mir da nicht so sicher.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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