Wieso Latinum für Anglistik-Studium?
Ich bin jetzt in der 10. Klasse eines Gymnasiums und mein Ziel war, nach dem Abitur Englisch zu studieren, also Anglistik. Nun haben wir aber vor einigen Wochen eine Berufsvorbereitung gemacht, und dort habe ich erfahren, dass man dafür ein kleines Latinum braucht. Ich konnte es erst gar nicht glauben, weil Englisch und Latein für mich nicht allzu viel miteinander zu tun haben. Warum ist das so? Und kann man diese Regelung vielleicht umgehen?
Ansonsten bliebe mir nur die Möglichkeit, das Latinum nachzuholen. Hat einer Erfahrung mit diesen sogenannten Crash-Kursen, in denen man das Latinum nachholen kann?
Latein hat die englische Sprache zumindest etwas geprägt - das dürfte die gängigste "Ausrede" sein, die die Universitäten zu diesem Thema regelmäßig zu erklären haben. Vor allem beim Studium von europäischen Sprachen wird gerne das Latinum benutzt. Ob es wirklich sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen.
Meistens ist das Latinum an Universitäten sowieso nur ein erweitertes Auswahlverfahren, vor allem in beliebten Studiengängen, um die Teilnehmerzahl zu senken, denn das Latinum macht man nicht in drei Wochen. Ehrlich gesagt bleibt dir dann keine andere Wahl, als das Latinum als Nachmittagskurs an deiner Uni oder in der Umgebung nachzuholen - jedoch ist das Tempo da höllisch. Eine andere Möglichkeit wäre es, eine andere Uni in einem anderen Bundesland zu besuchen - meist ist es bei den kleineren Unis so, dass sie kein Latinum verlangen.
Zunächst möchte ich Malcolm, hinsichtlich des Betrachtens der Voraussetzung des Latinums als Zugangsbeschränkung, völlig zustimmen. Dadurch wird die Teilnehmerzahl enorm beschränkt und es kommen auch nur wirklich Die in das Studium, die eventuell ein Sprachfabel haben, welches alles andere als unnütz ist für so ein Studium.
Speziell bei der lateinischen Sprache würde ich das verbesserte Sprach und Grammatikverständnis jedoch nicht unterschätzen. Viele Sprachen unserer Region (Breitengrade) lassen sich nahezu vollkommen aus dem Lateinischen herleiten.
Mal abgesehen von der Grammatik, welche bei Kenntnissen in Latein im wesentlichen viel besser verstanden wird, ist es also auch sonst eine enorme Stütze beim Studium. Es wird also selektiert, um die Abschlüsse gut genug zu halten, was ein steigendes Ansehen der Universität zur Folge hat. Ein Student mit Latein Wissen ( je mehr, desto besser) hat also, bedingt durch besseres Verständnis, viel bessere Chancen eine gute Arbeit abzuliefern, oder ganz generell gesehen, das Studium zu schaffen. Er ist jeder Universität genau deswegen auch viel lieber .
Weiterhin sind Leute, die Latein können das so ziemlich Schlimmste beziehungsweise Schwerste in der Umgebung bereits gewohnt, weswegen sie sich sicherlich nicht mehr von Englisch schocken lassen . Noch ein Grund einen Latein-Könner einem nicht Könner vorzuziehen.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand und wenn man möchte, dann lässt sich ein kleines Latinum auch noch in der Oberstufe absolvieren. Allerdings musst du dann schon begonnen haben, da das normale 11. Schuljahr nun schon abiturrelevant ist
Latein können um Englisch zu studieren? Sowas ist doch total daneben. Vor allem haben Latein und Englisch nicht viel gemeinsam, bis gar nichts. Latein wird einem doch nicht dabei helfen besser Englisch zu können. Ob jemand Englisch kann sieht man an den Noten für dieses Fach und nicht an Latein. Es kann mir keiner erzählen, dass jemand der in Latein gut ist, auch gleichzeitig in Englisch gut sein muss. Dafür sind sich diese Sprachen nicht ähnlich genug. Für mich scheint es auch nur ein Mittel der Selektion zu sein.
Willst du Englisch einfach so studieren oder auf Lehramt? Auf Lehramt brauchst du nämlich kein Latein können. Du brauchst gute Noten in dem Fach, musst eine Eignungsprüfung bestehen und während des Studiums musst du ein Semester im englischsprachigem Ausland verbringen. Es gibt also einen hohen Anspruch, aber kein Latein als solchen Anspruch.
JeanSmith hat geschrieben:Vor allem haben Latein und Englisch nicht viel gemeinsam, bis gar nichts.
Das ist völlig falsch. Mehr als die Hälfte des englischen Wortschatzes stammt aus dem Lateinischen und anderen romanischen Sprachen, vor allem natürlich aus dem Französischen. Wenn man des Lateinischen mächtig ist, kann man sich also sehr viele Worte ohne Probleme herleiten; meist auch die, die aus dem Französischen stammen. Der germanische Teil des Wortschatzes ist zwar im Alltagsenglisch präsenter, aber auch dort hatte Latein einen starken Einfluss. Je gehobener die Ausdrucksweise, desto mehr Worte romanischen Ursprungs wird man finden. Latein hat die englische Sprache also maßgeblich beeinflusst. Daher wird Englisch manchmal als "Sieftochter" des Lateinischen bezeichnet. Mich wundert es sehr, dass manche Leute den Unterschied zwischen germanischen und romanischen Wörtern überhaupt nicht bemerken. Sie unterscheiden sich ja schon im Klang und im Schriftbild. Lateinische Wörter sind zum Beispiel meistens länger als germanische.
Latein wird einem doch nicht dabei helfen besser Englisch zu können.
Im Bereich der Grammatik ist Englisch sehr viel einfacher als Latein. Daher ist die Grammatik für Lateiner viel leichter zu lernen. Aber ich muss dir Recht geben - gute Noten in Latein helfen einem noch lange nicht dabei, ein gutes Englisch zu sprechen. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass die, die Latein gelernt haben und generell ein großes Interesse an Sprachen hatten, auch in Englisch besser waren als die Nicht-Lateiner. Ich finde, dass Latein einem ein gutes Verständnis für die Funktionsweise von Sprachen vermittelt. Natürlich kann man das aber nicht verallgemeinern. Es gibt genauso Leute, die nur in einem der beiden Fächer gut sind oder die zum Beispiel gar kein Latein gelernt haben.
Für mich scheint es auch nur ein Mittel der Selektion zu sein.
Ja, das ist es wahrscheinlich. Aber was spricht eigentlich dagegen?
Im Allgemeinen denke ich, dass man zwar nicht unbedingt Latein können muss, um in Englisch gut zu sein, dass einen Lateinkenntnisse aber enorm weiterbringen können. Nicht nur im sprachlichen, sondern auch im kulturellen Bereich. Denn im Lateinunterricht lernt man ja auch so einiges, was mit der Geschichte Englands zu tun hat. Trotzdem ist es immer noch auschlaggebend, wie gut das Verständnis für die englische Sprache selbst ist. Am meisten lernt man immer noch, wenn man sich für einige Zeit im englischsprachigen Ausland aufhält, aber darum geht es ja hier nicht.
Dass die Unis ein Latinum verlangen, ist nun mal eine Tatsache, an der du nichts ändern kannst. Aber das Ganze ist gar nicht so schlimm, denn es gibt an den Unis Kurse, in denen du das Latinum nachholen kannst. Auch meine Geschichtslehrer mussten größtenteils diese Kurse belegen. Sie haben alle erzählt, dass es eigentlich recht einfach war, Latein nachzulernen. Von daher empfehle ich dir, dich mal genau zu informieren, wie es an deiner Wunsch-Uni mit diesen Kursen aussieht. Aber wie gesagt - es dürfte eigentlich kein großes Problem sein.
Wirklich zwingend braucht man Lateinkentnisse nicht zu haben, um Englisch studieren zu können, würde ich jetzt mal sagen, aber Latein zu beherrschen würde enorme Vorteile bringen und jene Unis setzen wohl auch hier an. Ein Großteil des englischen Wortschatzes stammt tatsächlich aus dem Lateinischen ab, das habe ich zur Schulzeit selbst feststellen können, als mir irgendwann das Englisch viel leichter fiel und ich wesentlich besser mit der Sprache auseinandersetzen konnte.
Warum einige Unis sowas voraussetzen, kann ich nicht genau sagen, das kann vielerlei Gründe haben. Ich glaube auch nicht, dass der Erwerb des Latinums auch irgendwas mit Motivation o.ä. bzgl. des Studienganges zu tun hat, man kann auch unabhängig vom Besitz des Latinums gewillt sein z.B. Englisch zu studieren.
Latein kann nie schaden, erst recht nicht im Zusammenhang mit Englisch. Ich kenne zwar keine Uni, an der man für das Anglistik Studium kein Latinum braucht, aber ich glaube meinen Vorredner das jetzt erst einmal.
Wenn man sagt, dass Latein und Englisch nicht viel gemeinsam haben, dann hat man entweder keine Ahnung von Latein, oder noch nie in ein Englisch Wörterbuch geguckt ! Klar ist die Ähnlichkeit beispielsweise von Latein und Spanisch offensichtlicher, aber in der Wortherkunft sieht man die Verwandtschaft ganz deutlich.
Es ist natürlich nicht so, dass man zwingend Latein können muss, um Englisch zu können. Aber da ein Studium - im Gegensatz zum Schulunterricht - sich viel tiefer auch mit den Wortursprüngen, der Sprachentwicklung und der Phonetik beschäftigt, bringt es viele Vorteile, wenn man sich mit Latein auskennt. So verstehe ich ja auch nicht, warum man für ein Biologie Studium kein Latinum braucht ! Da wird das halbe Skelett auf Latein beschriftet, und diejenigen, die in der Schule kein Latein gelernt haben, hängen hinterher, weil für die anderen die Bedeutung der Bezeichnung und damit meist auch die Funktion des anatomischen Merkmals klar ist.
Bei uns an der Uni wird ein Latein Crash-Kurs angeboten, der über eine Woche geht. Der ist ganztägig und ist eine ziemliche Belastung. Wenn du jetzt schon ganz sicher bist, Englisch studieren zu wollen, dann solltest du besser einen Volkshochschulkurs belegen und in Ruhe dein Latinum machen. Falls du nach dem Bachelor noch einen Master machen willst und gar kein latinum hast, kann es auch Probleme bei der Bewerbung für den Masterstudiengang geben und dann ärgerst du dich erst recht .
Ich finde "Latein zu können" als Forderung für ein Englischstudium doch sehr weit geholt. Da spricht wirklich vieles dagegen. Latein ist doch mittlerweile "out" als Studienfach.Mittlerweile unterrichten Gymnasium mehr Spanisch und Französisch und stellen die Option Latein zu lernen erst gar nicht. So lief es zumindest in meiner Bildungskarriere ab. Latein stand bei mir nie auf dem Lehrplan.
Ich hatte Französisch und später Spanisch und zwischen diesen Sprachen gibt es meiner Meinung nach auch sehr viele Ähnlichkeiten. Das war aber nicht immer vorteilhaft. Ich erinnere mich nämlich an eine Klausur in der ich mich nur an die französischen Vokabeln erinnerte, mir aber die spanischen einfach nicht in den Schädel wollten. Es kann auch zu einem großen Nachteil werden, wenn zwischen zwei Sprachen so viele Ähnlichkeiten sind. Das verwirrt.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-156603.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Calla Pflanze 2145mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Schlafendes Wiesel · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Calla Pflanze
- Tipps zur Geranien Pflege 2386mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: C97 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Tipps zur Geranien Pflege
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1298mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1767mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank