Kaufverhalten vor 45 Jahren

vom 05.03.2011, 17:42 Uhr

Das Kaufverhalten der Deutschen vor 45 Jahren erkundeten jetzt Marktforscher. Damals ging fast ausschließlich die Hausfrau selbst zum Bäcker, um Brötchen oder Brot zu holen. Bedingt auch dadurch, dass sie diejenige war, die den Haushalt schmiss und nicht arbeitete. Durchschnittlich zwei Mal in der Woche wurden die Kinder zum Bäcker geschickt. Erst im Rentenalter ging auch der Mann und kaufte Brot und andere Backwaren ein, weil er nun viel Freizeit hatte

Heutzutage, wo beide Partner meistens arbeiten, nimmt sich derjenige, der Zeit hat, oft Brot und Backwaren aus dem Supermarkt mit. Doch hier kann man nicht den Duft vom frischen Brot oder Backwaren erschnuppern. Und das Brot vom Bäcker schmeckt meist viel besser. Wisst ihr noch aus den Erzählungen eurer Eltern, wie das in der damaligen Zeit war?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Meine Eltern hatten einen Brot und Backwarengroßhandel. Daher viel das Brot einkaufen bei uns meistens weg. Aber am Wochenende gab es Brötchen, Stück 10 Pfennig, also 10 Stück für eine Mark. Die Brötchen holten mein Bruder oder ich vom Kaufmann in der Dorfmitte, wir hatten auch einen Bäcker im Dorf, aber das war weiter zum laufen, daher also nur zum Kaufmann.

Ich versuche mich gerade daran zu erinnern, wie es sonst so beim Einkaufen war. Viel wurde wirklich beim Kaufmann gekauft und oder meine Eltern sind am Wochenende zu so einem Großmarkt gefahren, das war für uns ein Highlight, wenn wir da mit durften, weil es dann immer etwas für uns extra gab. Solche Großsupermärkte wie heute gab es damals ja nicht und meine Eltern hatten durch ihre Selbstständigkeit die Möglichkeit in diesem spezial Supermarkt einzukaufen.

Dann war es auch üblich viel selber im Garten an zu pflanzen oder einzumachen, was heute auch kaum noch passiert. Unser Keller war jedenfalls nach dem Sommer immer voll mit eingemachtem Obst und Marmelade. Das hatte meistens meine Mutter fabriziert, nach ihrer Arbeit im Büro unserer Firma. Mein Vater hat dafür dann oft Obst von unterwegs mitgebracht, nicht immer zur Freude meiner Mutter, die es dann noch verarbeiten musste.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bei meinen Eltern und auch bei meinen Großeltern war es so ähnlich, wie du es bereits beschrieben hast. Sowohl mein Opa als auch mein Papa sind arbeiten gegangen und meine Oma und meine Mama sind zu Hause bei den Kinden geblieben. Meine Oma hatte nur ein Kind, aber da mein Opa sehr gut verdient hat, war das kein Problem. Sie ist auch noch sehr viel zu kleineren Einkaufsläden gegangen und das Brot hat sie auch noch beim Bäcker extra gekauft. Da kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Auch das Fleisch hat sie extra in einer Fleischerei gekauft.

Bei meinen Eltern war es schon ein wenig anders. Die Rollenverteilung war zwar auch so, dass meine Mama mit uns Kindern eben einkaufen gegangen ist, aber es gab zumindest schon etwas größere Supermärkte, auch wenn man sie mit heutigen Supermärkten sicher nicht vergleichen kann. Trotzdem kann ich mich daran erinnern, dass sie auch immer wieder in eine Bäckerei ging um Brot und Gebäck zu kaufen. Das war aber nicht regelmäßig.

Generell war es bei uns auch so, dass meine Mama mit uns die alltäglichen Lebensmittel und dergleichen gekauft hat. Dazu zähle ich nun vor allem eben Milch, Brot und auch Obst, Gemüse und dergleichen. Am Samstag war dann auch eher ein größerer Einkaufstag. Da ging dann mein Papa auch mit. Da wurde dann ein Großeinkauf gemacht. Bei einem fünfköpfigen Haushalt kommt da ja doch so einiges zusammen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Damals gab es viel mehr "Tante Emma Läden", die auch schon mal an einem Bäcker angeschlossen waren. Da war im Prinzip der Bäcker gleich die "Tante Emma". Ich kann mich selber erinnern, wie es vor knapp 45 Jahren war. Also eher vor 40 Jahren, was sich aber bestimmt nicht viel unterscheidet. Der Bäcker um die Ecke war nicht teurer als wenn man das Brot bei der "Tante Emma" kaufte. Deswegen ging Mutter eben mehr zum Bäcker. Später bin ich gegangen.

Mein Vater ist niemals einkaufen gegangen. Er war sehr viel unterwegs und er hat niemals auch nur einen Fuß in ein Geschäft gesetzt. Wenn er wirklich mal mitgegangen ist, dann hat der draußen gewartet. Große Supermärkte gab es zwar auch, aber da ist man seltener einkaufen gegangen. Man bekam alles beim Bäcker, Metzger und bei "Tante Emma". Es war auch nicht viel teurer dort.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin 1964 geboren und da gab es nur diese Tante-Emma-Läden und die waren wirklich an jeder Ecke. In der Straße wo ich gewohnt habe, sie war mit ungefähr 700 Metern nicht übermäßig lang, gab es oben an der Ecke, in der Mitte und unten an der Ecke so einen kleinen Laden. Dazu kamen noch zwei Bäcker und auch zwei Milchläden. Milch mussten die Kinder immer in einer Milchkanne holen und da meine Mutter damals auch schon immer recht schusselig war musste ich immer noch die vergessen Kleinigkeiten einkaufen. Hier hatte niemand ein Problem damit die Kinder auch mal nach Ladenschluss oder am Sonntag zum Brot kaufen zu schicken.

Die Läden waren für Kinder ideal weil man dort viel anschauen konnte. Es gab riesige Bonbongläser wo man auch einmal umsonst hinein langen durfte, riesige Gurkenfässer und überhaupt wurde viel lose verkauft. Die ersten größeren Kaufhallen kamen in der DDR erst später auf, ich kann mich aber nicht mehr daran erinnern wann das war.

Ein Auto hatte ja auch kaum jemand, alles musste per Hand oder mit dem Fahrrad transportiert werden. Deshalb gab es bei uns meistens immer Getränke aus Sirup weil niemand die schweren Glasflaschen schleppen wollte. Preisvergleiche brauchte man übrigens nicht durchführen, der Preis war immer gleich- egal wo man kaufte.

Du hast aber vollkommen Recht, das Kaufverhalten hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte völlig revolutioniert.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich weiß, dass meine Oma auch häufiger Dinge wie Brot und Brötchen selbst gebacken hat. Meine eine Oma hat einen Bauernhof und da war das zu diesen Zeiten ja nicht unüblich, dass Brot selbst gebacken wurde und auch andere Lebensmittel selbst hergestellt wurden. Und wenn das Brot dann mal nicht selbst gebacken wurde, dann fuhr der Opa mit seinem Fahrrad zwei Straßen weiter und kaufte ein Brot im ''Tante-Emma-Laden'', in dem dann auch der Rest des Dorfes einkaufte, wobei man unter Rest die an die zwanzig Bewohner zählen darf. Als Kind bin ich sehr häufig mitgefahren auf dem Gepäckträger von Opas Fahrrad und im ''Tante-Emma-Laden'' durfte ich mir dann was aussuchen, ein Tagebuch, Malblöcke oder Süßigkeiten.

Erstaunlicherweise hat sich das aber bis heute nicht geändert. Mein Opa ist nun tot und inzwischen fährt meine Oma oder der Onkel das Brot kaufen, aber sie fahren immer noch zum gleichen Laden wie früher, daran hat sich nichts geändert. Meine Großeltern leben im Übrigen in Polen und meines Eindrucks nach, gibt es in Polen eh noch deutlich mehr dieser kleinen Tante-Emma Läden, als das etwa hier in Deutschland der Fall wäre.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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