China: Verbot für ausländische Animations- und Horrorfilme

vom 22.02.2008, 10:48 Uhr

Chinas staatliche Verwaltung für Film und Radio (SARFT), hat das Verbot für ausländische Animations-, Horror- und Mysteryfilme ausgeweitert. Ab dem ersten Mai dürfen von 17:00 bis 21:00 Uhr nur noch in China produzierte Trickfilme laufen. Laut SARFT soll das die Industrie für heimische Produktionen schützen. Das Verbot wurde erstmals 2006 verhängt, allerdings nur bis 20:00 Uhr. Die betroffenen Sendungen im chinesischen Fernsehn sind Pokemon, Mickey Mouse und Sponge Bob. Also genau die erfolgreichen und beliebten Serien.

Ausserdem wurden Medien verboten, die Aliencharaktere und Geschichten enthalten, welche "nur den Zweck von Terror" erfüllen. :think:. Die Regierung will damit die psychologische Entwicklung der Jugendlichen schützen. Der Death Note Manga wurde komplett verboten, Harry Potter, Shrek und E.T werden nur noch zensiert vertrieben. :lol:

Also wird das jetzt das Ende für die CAT III Filme in China sein? Sowas kommt dabei raus, wenn ein Land von kommunistischen Greisen geführt wird. Ich finde das ist einfach eine Sauerei, die wollen lediglich Konkurenz im eigenen Land verbieten.

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» ghettoyouth » Beiträge: 388 » Talkpoints: 0,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube kaum, dass das die Folge des Kommunismus ist. Ich meine, schau dir doch einmal an, wie die Politiker hierzulande schreien. Ist da nicht auch immer mehr von Zensur die Rede? Davon, bestimmte Medien wegen ihrer "Schädlichkeit für Kinder und Jugendliche" komplett zu verbieten? Darüber war in letzter Zeit doch sehr viel in den Medien publik. Zumindest in dieser Hinsicht sehe ich da ganz ehrlich kaum mehr Unterschiede zur chinesischen Politik. Es hat also nichts mit dem Kommunismus zutun, sondern mit der Staatsführung als solche.

Ob man mit solchen Verboten Konkurrenz verhindern möchte? Es kann sein. Aber ganz sicher bin ich mir ehrlich gesagt auch nicht. Ich meine, ich habe ja schon angesprochen, wie das mittlerweile hier in Deutschland aussieht mit all den Zensur- und Verbotbestrebungen, beispielsweise auch gegenüber gewalthaltigen Computerspielen. Was für Gründe hat man hier? Will man sich wirklich bloß die Konkurrenz vom Hals schaffen? Klar, ein paar deutsche Spieleentwickler gibt es auch, aber deren Spiele, sofern gewalthaltig, wären dann ja auch verboten.

Übrigens gibt es nicht nur ein Land, China, welches Beschränkungen hat, die dafür sorgen, dass verstärkt Medien aus dem eigenen Land ausgestrahlt konsumiert werden. In Frankreich beispielsweise gibt es eine Quote, die besagt, zu welchem Prozentsatz im Radio französischsprachige Musik laufen muss. Wer sich an diese Regelung nicht hält und zu wenig Musik mit französischem Text spielt, riskiert Strafen. Das soll dem Erhalt der französischen Sprache dienen. Irgendwie ist es aber doch auch eine Zensur der Art, wie du sie hier über China beschreibst. In Deutschland kommt das französische Prinzip übrigens auch gut bei vielen Menschen an. Wer weiß, vielleicht kommt das alles auch bald bei uns?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde es nicht so gut, dass der Staat so stark in die Medien und die Presse eingreifen kann. Jedoch sehe ich auch einen kleinen Vorteil darin. Ich denke nicht, dass das Verbot wirklich viel mit Meinungsfreiheit zu tun hat. Die Volksrepublik China will eher die unkontrollierte Amerikinasirierung verhindern, die in Europa und vor allem in Deutschland schon längst fortgeschritten ist. Bestimmt soll damit auch bezweckt werden, dass sich die Kinder auch mehr mit ihrem eigenen Land beschäftigen und dadurch vielleicht Patriotismus entsteht.

Das Gesetz hat weniger mit dem Kommunismus als dem Wunsch, dass die eigene Kultur erhalten bleibt und sich entfaltet zu tun. Es mag zwar auch ein Einschnitt in die Freiheit sein, nach dem Motto "man darf nicht schauen was man will", jedoch finde ich dieses Gesetz gar nicht so sinnlos, wenn ich auf Deutschland schaue und sehe was hier mit Sprache und Kultur passiert.

» Russ4k » Beiträge: 23 » Talkpoints: 0,10 »



Also von einer Aktion "gegen die Amerikanisierung", wie du schreibst, kann man ja wohl nicht unbedingt reden, wenn zwar auch einige US-amerikanische Filme und Serien verboten oder zensiert worden sind, aber auch andere asiatische Filme und Serien.

ghettoyouth hat ja auch angesprochen, dass beispielsweise auch der Anime und Manga Death Note verboten worden ist, oder aber auch Pokemon. Beides japanische Produktionen, was doch irgendwie sehr gut dazu passt, dass zumindest die älteren Menschen in Japan und China doch noch einen ziemlichen Hass gegen einander hegen, in manchen Fällen jedenfalls. Zwischen den Ländern gab es schließlich mehrfach Kriege, und bei einigen Leuten sitzt so etwas tief. Bei den jüngeren zum Glück nicht mehr so, die sind einfach offener, aber die älteren scheinen auch heute noch immer wieder zu versuchen, sich gegenseitig zu schaden, wie kleine rachsüchtige Kinder. Sprich, China verbietet japanische Medien, Japan stänkert manchmal gegen China. Und diesem Gesichtspunkt könnte man dieses Verbot auch japanischer Produktionen im chinesischen Fernsehn natürlich auch betrachten.

Wenn es gegen die "Amerikanisierung" ginge, meinst du dann nicht, dass man das in China dann auch öffentlich sagen würde? Anti-USA kommt doch meist bei der Bevölkerung gut an (außer innerhalb der USA selbst), und gerade in einem kommunistischen Land könnte man da doch offen Stimmung gegen machen. Stattdessen wird hier als Argument für die Zensur genannt, dass bestimmte Arten von Filmen nur "Terror verursachen" und damit Kinder und Jugendliche gefährden würden. Das ist doch seltsam, oder nicht?

Allgemein fiele mir auch noch ein, dass es möglicherweise ganz einfach um die Zensur von moralischen Inhalten geht, in ausländischen Filmen und Serien, die der chinesischen Regierung heute nicht so lieb sind. SpongeBob beispielsweise betont oftmals die Wichtigkeit von Individualität und ruft zur Toleranz auf, und einige Szenen werden auch homosexuellenfreundlich interpretiert. Ob das in einem totalitären kommunistischen Staat wie China so gut ankommt, wo doch alle Menschen möglichst gleichartig und gehorsam sein sollten? Und wenn man an japanische Filme denkt, dann spielt oft die Sagenwelt eine Rolle, Mythen, Naturreligionen, und so weiter. Also, wenn man bedenkt, dass im Kommunismus Religiösität strikt abgelehnt wird, dann passt es natürlich auch gut, solche Filme und Serien dann verbieten zu wollen, weil sie die Seher ja darauf aufmerksam machen könnten, dass es möglicherweise eben nicht ganz so selbstverständlich ist, Religion im Allgemeinen zu verdammen.

Und wieso man ausgerechnet Trickfilme mit solchen Inhalten verbieten möchte, ist wohl auch relativ klar. Bedenkt man, dass doch Kindern und Jugendlichen besonders zugeschrieben wird, noch in der Meinung beeinflussbar zu sein. Etwas unfreundlicher ausgedrückt: Jugendliche könnten noch zum selbstständigen Denken angeregt werden, indem sie aus den Medien über bestimmte Dinge erfahren, während die meisten Erwachsenen sich gar nicht mehr trauen (oder zu faul sind, um) aus dem Alltagstrott auszubrechen und neue Wege zu gehen. Oder aber, sie sind so abgestumpft, dass es sie gar nicht mehr kümmert oder sie einfach gar nichts mehr merken. Das soll in totalitären Regimes durchaus manchmal vorkommen.

Übrigens erinnert mich das alles auch sehr an Russland, wo man vor einiger Zeit das Tragen bestimmter Kleidungsstile (Punk, Metal, Gothic, Emo) verbieten wollte. Träger solcher Kleidung sollten bestraft werden. Alles mit der Begründung, dass so ein Aussehen bestimmte unerwünschte Werte verkörpere, und damit die anderen Jugendlichen gefährdet seien, solche "unmoralischen Ideen" zu übernehmen. Von "Kommunismusfeindlichkeit" war auch oftmals die Rede. Sprich, man hatte Angst, wenn irgendein russischer Durchschnittsjugendlicher einmal einen Punk sieht, dann wendet er sich von "kommunistischen Idealen" ab und wird auf einmal auch Punk und übernimmt die damit angeblich verknüpften Werte (angeblich, weil die meisten Jugendlichen es sowieso nur noch als Optik sehen, ohne Inhalte), was dem Staat schaden würde. Das erinnert doch ein wenig an die Trickfilm-Debatte in China, oder nicht?

Traurig, dass so etwas von vielen Menschen wohl nicht gesehen wird: Dass es darum geht, Staatsgehorsam zu zeigen und nicht mehr individuell zu sein und zu denken. Dass so etwas noch erwünscht ist, siehe letztes Posting. Dabei sollten wir froh sein, dass wir trotz aller Zensur wenigstens noch nicht ganz so arm dran sind, wie es in einigen anderen Ländern der Fall ist. Aber so, wie die Stimmung hier in Deutschland ist, wird es wohl nicht lange dauern, dann ist es bei uns genauso schlimm. Und mit der fortschreitenden Internet-Zensur kann man dann wohl nicht einmal mehr auf ausländisches Web-TV umsteigen, wenn man mal etwas Unzensiertes sehen möchte.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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