DsdS - warum nun ohne Band?

Deutschland sucht den Superstar wird als Talent- und Musikshow bezeichnet, in der die Kandidaten live präsentieren sollen, wie sie singen können oder ob sie musikalisches Talent haben. Bereits im Recall treten die meisten Kandidaten ohne musikalische Begleitung an, manche begleiten sich selbst mit einem Instrument oder sogar mit einem mp3-Player.

Im Recall gab es eine musikalische Begleitung, aber nun in den Liveshows scheint die Band um Lillo Scrimalli nicht mehr dabei zu sein. Mir ist es schon bei der ersten Livesendung vergangene Woche aufgefallen, dass die Band erst gar nicht gezeigt wurde. Entsprechend habe ich mir nun gedacht, dass es erst gar nicht mehr eine Band gibt. Aber ist es denn möglich, ohne Band zu zeigen, dass man singen kann? Neben einer guten Stimme gehört für mich schon auch eine musikalische Live-Begleitung dazu, gerade in einer Sendung wie dieser.

Ich habe von einigen Interessierten, die sich selbst musikalisch engagieren, schon des öfteren gehört, dass die Band mal zu laut spielt und die Kandidaten quasi übertönt. Aber mir persönlich ist es so nie aufgefallen und ich habe mich auch nicht weiter daran gestört. Für mich gehörte die Band einfach zum Inventar der "DsdS"-Show und ich finde es schade, dass die Begeleitmusik nun vom Band kommt. Denn die Interaktion zwischen Sänger und Band war schon immer interessant zu beobachten und wenn die Chemie stimmt, war ein Auftritt gleich um einiges besser. So hat "DsdS" wohl eher etwas von einer Karaoke-Show, denn von einem Talentwettbewerb.

Wie findet Ihr es, dass es nun keine Liveband gibt? Welche Gründe könnte es geben, dass keine echten Musiker mehr dabei sind? Ist es nicht auch wichtig, gerade in Interaktion mit einer Band zu zeigen, was man drauf hat? Welche Pros und Contras sprechen für eine Liveband in solch einer Show?

Die Liveband wurde erst in den letzten Staffeln eingeführt. Anfangs war die auch nicht dabei. Bei einem Motto kam eine Big-Band. Ansonsten kam die Musik vom Band. Wenn die einzelnen Mottos so gestaltet sind, dass alles mal dran kommt, dann werden wir eventuell eine Band noch sehen und die Kandidaten singen ja auch noch "unplugged", also mit einem akustischen Instrument.

Die Band hat gerade im letzten Jahr oftmals daneben gespielt und die Kandidaten haben dann ihre Texthänger der Band zugeschrieben. Damit dies verhindert wird, haben sie wohl die Band in den Hintergrund gestellt und lieber Musik vom Band genommen.

Man sollte vielleicht auch bedenken, dass eine Band von der Größe, wie es sie bei DsdS in den letzten Jahren gab, auch nicht unbedingt billig ist, zumal die Musiker ja nicht nur für die zweistündige Live-Sendung bezahlt werden müssen, sondern auch für die Proben im Vorhinein. Damit die Kandidaten und die Band einigermaßen miteinander harmonieren, muss die Band jedes Lied mindestens dreimal spielen, damit sich die Sänger auf die Geschwindigkeit, die Begleitung, mögliche vorspiele und auch die Lautstärke der musikalischen Untermalung einstellen können. Wenn mit je zehn Kandidaten jeweils eine halbe Stunde geprobt werden muss, ist die Rechnung für die Band bestimmt nicht ganz ohne. Damit will ich nicht sagen, dass RTL am Hungertuch nagt, aber man kann sich ja durchaus mal überlegen, an welchen Ecken man sparen könnte, um mehr an der Sendung zu verdienen, zumal der durchschnittliche Zuschauer sich wohl nicht an der fehlenden Band stören dürfte. Ein Playback scheint hier vollkommen auszureichen.

Durch meine Erfahrung als Hobby-Sängerin kann ich sagen, dass es deutlich einfacher ist, mit einem Playback zu singen, als sich auf eine Live-Begleitung verlassen zu müssen. Der erste Vorteil ist, dass ich das Playback beliebig oft anhören und verinnerlichen kann. Wenn es dann beim eigentlichen Auftritt abgespielt wird, ist es genau dieselbe Begleitung, die ich auch schon beim wochenlangen Üben verwendet habe. Dementsprechend gut kenne ich natürlich auch die Begleitung, weiß zum Beispiel genau, an welchen Stellen die Pausen sind, wo ich Zeit zum Luftholen habe, wo ich lauter singen muss, weil die Instrumente kräftiger werden. All das fehlt, wenn ich meine neue Begleitung vor dem Auftritt nur zweimal gehört habe und die Aufregung macht es auch nicht einfacher.

Dazu kommt, dass weder die Sänger, noch die Band kleine Roboter sind, das heißt, alle machen Fehler. Wenn die Band eine Nuance schneller wird, gerät der Sänger aus dem Rhythmus; und umgekehrt. Und wenn der Sänger ein paar Töne etwas zu tief singt, ist es nur logisch, dass die Band umzudisponieren versucht, was aber in der Regel zu einem noch größeren Chaos führt. Auch kann es natürlich sein, dass die Band den Sänger aufgrund fehlerhafter Einstellungen übertönt, was nun einmal ungünstig ist, wenn die gesangliche Leistung bewertet werden soll. Natürlich müsste man eigentlich erwarten können, dass ein Sänger sich auf die Band einstimmen kann, aber die Kandidaten sind erstens keine Profis, sondern lernen gerade dieses Business kennen, zweitens ist da noch die Aufregung, die eine Harmonie mit der Band deutlich schwieriger macht, und drittens kennen sich die Sänger und die Band viel zu wenig, um wirklich harmonieren zu können. Wenn ich eine Band will, die passend auf meine Fehler reagieren kann und auf deren Fehler ich zu reagieren habe, müsste ich ständig mit dieser Band proben und auch das ist keine Garantie. Trotzdem glaube ich nicht, dass RTL die Band aus Rücksicht auf die Kandidaten abgeschafft hat, wahrscheinlicher sind andere Beweggründe, vermutlich finanzieller Art.

Danke Anemone, ich finde sehr interessant, was Du zum Hintergrund und zum Zusammenspiel zwischen Sänger und Band geschrieben hast. Sicherlich geht es RTL wirklich eher darum, Geld einzusparen. Man hat die Band auch schleichend aus der Show entfernt, ich meine, dass es in der letzten Staffel auch nicht mit einer Band geprobt wurde und diese auch nicht gezeigt wurde. Ich denke, die Stimmung zwischen Band und Sänger muss stimmen und man muss sich auch blind verstehen können. So etwas kann man wohl bei "DsdS" nicht wirklich erwarten, da die Kandidaten scheinbar einen straffen Zeitplan zwischen den Shows haben, der mit Musik nicht so viel zu tun hat.

Dass aber Textpatzer nun nicht der Band zuzuschreiben sind, hat man gestern gesehen. Sicherlich kann es irritierend wirken, wenn die Band anders spielt, als geprobt. Wie man damit als Sänger umzugehen hat, lernt man sicherlich nicht bei "DsdS". Aber ist es nicht dennoch besser, vielleicht doch die Möglichkeit dazu zu bekommen? Das Ziel der Kandidaten ist es letztendlich doch, professionell Musik zu machen. Bei Konzerten gibt es dann auch eine Band, die mit dem Sänger zusammenspielt. Doch die ersten Konzerte mit neuer Besetzung sind wohl immer relativ holprig, weil man sich noch nicht so kennt.

Ich bin also zwiegespalten, ob es so gut ist, dass man nun eher auf Tonaufnahmen zurückgreift. Sicherlich ist es so einfacher, weil Du ja auch geschrieben hast, dass man in der Regel das Playback fehlerfrei kennt, im Gegensatz zu einer Band oder einem Sänger, der eben Fehler machen kann. Und gerade in einer Livesendung ist sicherlich das Lampenfieber besonders gross. Aber schade finde ich es schon irgendwie.

Was die Texthänger betrifft: Natürlich können die auch ohne die Band entstehen; gerade bei Nervosität vergisst man seinen Text unheimlich gerne, vor allem, wenn er noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Es stimmt aber natürlich, dass man durch Unsicherheiten der Band oder Disharmonien schneller aus dem Konzept gebracht werden kann, als durch ein Playback. Wenn ich merke, dass ich aus irgendeinem Grund etwas Anderes singe, als die Band spielt, werde ich unheimlich nervös und versuche, wieder in die Begleitung zu finden, wobei ich dann auch gerne mal kurzzeitig meinen Text vergesse. Oftmals bin ich aber auch nur einen kurzen Augenblick still, um zu hören, an welcher Stelle sich die Band befindet, um dann richtig einzusetzen, dieses Zögern zur Orientierung wird aber von vielen Zuhörern gerne auch als das klassische Vergessen des Texts interpretiert, auch wenn das gar nicht der Fall war.

Den genauen Tagesablauf der Kandidaten kenne ich nicht und kann daher auch nicht sagen, wie viel Zeit für musikalische Übungen jeglicher Art wäre, aber natürlich wäre es sinnvoll, wenn die Kandidaten auch eine gewisse Ausbildung in diesem Bereich bekommen würden. Viele von ihnen müssten ganz grundsätzliche Dinge lernen: Bei Einigen habe ich zum Beispiel das Gefühl, dass sie kein Gespür für den Rhythmus haben, sondern ihre Einsätze auswendig lernen, was durch das Playback natürlich noch deutlich besser möglich ist. es wäre indes auch sinnvoll, wenn die Kandidaten Noten und verschiedene Tonarten lernen würden, es ist nämlich keine Seltenheit, dass die Band auf einmal in einer anderen Tonart zu spielen beginnt, als abgesprochen war; auch hier wäre es sinnvoll, wenn die angehenden Stars angemessen reagieren könnten. Auch wäre es angemessen, wenn sie lernen würden, mit einer Live-Band zusammenzuarbeiten; schließlich benötigen sie diese Erfahrung, wie du ja schon richtig sagtest, auch für ein eventuelles Konzert.

Trotzdem wäre es wohl für RTL nicht rentabel, wenn alle zehn Kandidaten diese intensive Betreuung bekämen. Kurse zum Lernen von Noten wären ja noch vorstellbar, aber wenn jedem Kandidaten mehrere Stunden zur Übung mit einer Band zugesprochen werden würden, dann kann man sich ja leicht vorstellen, wie viele Stunden die Band bräuchte, um alle Kandidaten intensiv zu betreuen und einzuarbeiten. Ganz abgesehen davon ist es nur die halbe Miete, wenn alle Kandidaten lernen würden, wie das Zusammenspiel mit einer Band funktioniert, denn trotzdem bräuchten sie noch einmal Zeit, um sich auf eine andere Band einzustimmen, mit der sie zukünftige Konzerte spielen wollen; das wäre dann also doppelte Arbeit.

Aus Sicht des Senders ist es wohl erst dann sinnvoll, einen Kandidaten so intensiv zu betreuen, wenn er auf dem Siegertreppchen steht, so muss man immerhin nicht allen Teilnehmern das Zusammenspiel mit einer Band vermitteln und hat möglicherweise auch schon das Glück, dem Sieger seine zukünftige Konzert-Band präsentieren zu können, sodass er sich nur auf eine neue Band einstimmen muss. Natürlich ist es schade, dass die Kandidaten somit den Umgang mit einer Band überhaupt nicht mehr lernen, aber das ist wohl die kostengünstigere und praktischere Alternative. Trotzdem fehlt mir persönlich die Band, denn es klingt einfach deutlich voller und schöner, wenn ein Stück live und nicht vom Tonband begleitet wird.

Durch die Abkehr von der Live-Band hat die Show ein ganz wichtiges Grundelement verloren. Sie gleicht nun in der Tat eher einer Karaoke- bzw. Mini-Playback-Veranstaltung, ohne jeden Bezug zur Bühnenrealität.

Gerade die Fähigkeit, mit einer Band zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren, macht eine wirkliche Bühnenpersönlichkeit aus. Sie setzt eine Souveränität voraus, die das "Lala-Machen" zum Playback bei Weitem übersteigt. Erst dann zeigt sich, wer "steht" und "besteht". Und es zeigt sich, wer nur ein von sich selbst besoffenes Windei ist. Darüber hinaus sind in der Vergangenheit teilweise phantastische Eigeninterpretationen bekannter Songs entstanden (Thomas Godoj), die nur mit einer Live-Band möglich sind. Kreativität und Phantasie gibt's nicht aus der Konserve.

Aber andere Dinge sind inzwischen wichtiger: z.B. eine Hundertschaft (incl. Crew) zum Casting auf die Malediven zu karren, und die Casting-Phase durch Dschungelcamp-Elemente zu "bereichern". Die bislang etablierten Klassiker (Bloßstellung und Spott) reichen längst nicht mehr aus, um das immer "anspruchsvollere" Publikum bei Laune zu halten. Wen interessieren da noch wirkliche Talente?

Ich denke mal, das dieses Mal bei Dsds auf eine Live-Band verzichtet wurde, da es erstens ja auch sicherlich nicht grade eine billige Sache ist und zweitens, weil in den vergangenen Shows ja schon oft bemängelt wurde, das die Band auch mal Fehler machten und somit die Sänger sich nicht so auf die Musik einlassen konnten, ohne unter den Fehlern zu leiden. Band und Sänger müssen ja auch miteinander harmonieren und ich denke, das es viel einfacher ist, wenn man da die Musik vom Band laufen lässt, auch für die Übungen vorher wird es einfacher sein, da die Musik vom Band ja immer gleich ist und die Musik von der Live Band doch schon mal in der Geschwindigkeit variieren kann. Bei einer Live-Begleitung muss man halt mehr üben und das dauert auch wieder seine Zeit, die man durch die Musik vom Band einsparen kann.

Bei der Musik vom Band, weiß der Sänger halt immer genau, wie die Musik ist und auch immer bleiben wird, im Gegensatz zu einer Band. Die Sänger können sich einfach besser auf die Musik vom Band einspielen und das ist dann auch hinterher, beim Live Auftritt für den Zuschauer ja viel besser, denn wenn dann Fehler auffallen, dann liegt es lediglich am Sänger selber. Es hört sich dann ja viel harmonischer an, als wenn unverhofft Fehler auftreten, wofür die Sänger evtl. gar nichts können und daher denke ich, das dies auch der Hauptgrund dafür ist, das RTL sich gegen eine Live-Begleitung entschieden hat, denn Geldsorgen wird der Sender wohl nicht haben.

Ich denke nicht, dass man nur mit Band seine gesangliche Leistung wirklich zeigen kann. Oftmals ist es einfach so, dass viel von der Stimme durch die Band oder allgemein die Hintergrundmusik überspielt wird und man deswegen nicht so viel von dem Gesang an sich mitbekommt. Das finde ich sehr schade. Aber mit richtiger Band kommt das in meinen Augen viel öfter vor, als wenn man einfach ein Tonband abspielt und dort die Musik vorher ein singt und abstimmt.