Muss sich Deutschland anpassen?
Der Threadtitel ist vielleicht nicht ganz glücklich gewählt, mir ist aber nichts passenderes eingefallen, wie ich es ausdrücken könnte. Bei dem Thema Wie soll ich mich und was anziehen? ist man teilweise der Meinung, dass wir Deutschen bei der Farbwahl für die Kleidung bei einer Beerdigung nicht offen genug seien. Es wurde dabei auch erwähnt, dass wir uns doch mehr an anderen Kulturen orientieren sollten.
Dieser Ansatz ärgert mich einerseits etwas, andererseits bringt er mich aber auch zum Nachdenken. Auf der einen Seite frage ich mich, ob wir Deutschen uns denn immer ein Beispiel an anderen Kulturen oder Ländern nehmen müssen? Das wird so oft erwähnt, ob es nun bei diesem Thema ist, oder auch bei anderen Themen wie Ernährung, politischen Themen oder ähnlichem. Immer öfter höre ich den Satz: "Das Land XY macht das doch auch so und so, warum bekommen wir das in Deutschland nicht hin?". Ich frage mich dann immer, ob wir es denn so machen müssen wie andere. Kann nicht jedes Land seinen eigenen Weg finden, sich vielleicht teilweise anpassen, aber dennoch eigene Werte und Kultur haben?
Wie seht ihr das? Ist Deutschland wirklich so verschlossen, gar nicht offen und konservativ, wie es viele sehen? Müssen wir uns stärker an anderen Ländern orientieren, weil es dort besser gemacht wird?
Diese Meinung, dass Deutschland sich anpassen und an anderen Ländern orientieren sollte, kommt hauptsächlich von Leuten, die vermutlich nur mal Urlaub im Ausland gemacht haben und dort die guten Seiten sehen. Wer mal längere Zeit im Ausland gelebt habt, merkt schnell, dass in Deutschland nicht alles so schlecht ist, wie immer behauptet wird.
Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns in allen Belangen am Ausland orientieren sollten. Sicherlich, wenn sich irgendetwas in einem anderen Land bewährt hat und auch ein Fortschritt für Deutschland wäre, warum nicht? Aber trotzdem ist Deutschland nun mal ein eigenes Land mit eigener Geschichte, Politik und Traditionen. Und das sollte es auch bleiben.
Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns in allem anpassen müssen. Wir haben - wie andere Länder auch - unsere eigene Kultur. Du schriebst von Kleidung für eine Beerdigung. Hier in Deutschland ist es nun mal Sitte, schwarze oder dunkle Kleidung zur Beerdigung zu tragen, die die Trauer ausdrücken soll. Würden wir uns an anderen Kulturen orientieren und es wäre nicht gerade eine europäische Kultur, müßten wir zur Beerdigung statt schwarz vielleicht weiß tragen. Das würde nicht so traurig wirken, aber für uns total unpassend.
Orientieren könnten wir uns anderweitig, aber wir müssen uns nicht nach anderen richten. Jedes Land hat etwas, was anders ist als in anderen Ländern. Das ist bei uns genauso der Fall. Nein, wir müssen uns nicht nach anderen richten, es sei denn, andere Länder hätten etwas ganz Besonderes, das für Deutschland eine tolle Errungenschaft wäre. Aber wir haben unsere Kultur wie andere die ihr haben.
Findest du, dass Deutsche überhaupt eine Kultur haben? Das einzige was ich so mitbekomme von der deutschen Kultur, ist das sich Betrinken und Liebhaben während der Fußball-WM und das Betrinken während des Oktoberfests, ach und das Betrinken im Karneval, sowie Kartoffelsalat und Würstchen zu Weihnachten (!) Also wenn du mich fragst ist das eine ganz seltsame Kultur, wo der Nationalstolz nur dann ausgepackt wird, wenn es darum geht, dass 11 Männer einen Ball ins Eckige schießen. Zu allen anderen Zeiten finden Deutsche nicht ein Gutes Wort an Deutschland. Ständige Unzufriedenheit und Schlechtmacherei stehen an der Tagesordnung. Das ist in der Tat eine seltsame Kultur, die ganz dieses Fröhliche und Zuversichtliche (außer während der WM) vermissen lässt.
Deutschland sollte sich nicht am Ausland orientieren, sondern im Gegenteil versuchen die eigene Kultur zu erhalten und möglichst aufzubauen. Ich denke es ist sehr viel Kultur verloren gegangen. Woran merkt man bitte denn heute noch, dass Deutschland das Land der Dichter und Denker ist, bzw. war? Genau das fehlt mir.
JeanSmith, Wenn du die Deutsche Kultur gleichsetzt mit betrinken zu allen Gelegenheiten und mit Kartoffelsalat und Würtschen, finde ich das sehr traurig. Das ist für mich keine Kultur. Wie meinst du könnte es aussehen, und wie versucht werden die eigene Kultur zu erhalten? Was könntest du dazu beitragen, dass die Kultur in Deutschland erhalten bleibt, beziehungsweise du und wir uns wieder unserer Kultur verstärkt zuwenden?
In dem Land, das dir fehlt, das der Dichter und Denker, waren es überwiegend Deutsche, die die Kultur erhalten haben. Mittlerweile sind wir ein Land von vielen Kulturen, die der Völker, die sich in Deutschland niedergelassen haben. Die Welt, in der wir leben, hat sich sehr verändert. Wie es aussieht, gibt es immer weniger Menschen deutschen Ursprungs, dafür aber eine bunte Gesellschaft. Eine positive Perspektive sehen die Menschen nicht. Sie haben Angst. Das Zusammenleben verschiedener Menschen anderer Kulturen sollte jedoch positiv gesehen werden.
Schon vor Jahren wurde der langsame Niedergang unserer Kultur beklagt. Multikulti hat scheinbar unsere Kultur versinken lassen. Wir leben in einer schwierigen Zeit, aber es gibt eine positive Entwicklung. Die Nationalsozialisten haben dafür gesorgt, dass unsere Kultur den Bach runterging. Unser Künstler wurden vertrieben und umgebracht. Ihre Werke - Bücher und Bilder -verbrannt. Dann später tobte die Jugend sich aus. Sie sah nur Amerika und übernahm Vieles. Die Älteren wollten nur Frieden haben.
Vor, während und nach dem Krieg war die Deutsche Kultur nicht sonderlich gefragt im Ausland. Die Kultur hat sich weiterentwickelt. Sie übernahm die Kultur der anderen Länder (Siegermächte). Erst jetzt - Jahre später - besinnt man sich wieder auf die eigene, ehemalige Kultur. Die werden wir so wie wir sie kannten nicht zurückbekommen, aber dafür eine gemischte Kultur mit vielen fremden, interessanten Einflüssen anderer Völker.
Ich erkenne kein Besinnen auf die eigene Kultur und natürlich ist Betrinken und Kartoffelsalat keine Kultur. Genau das habe ich doch kritisiert! Dir ist schon klar, dass in Deutschland die Ausländer eine Minderheit darstellen und von den 80 Millionen Einwohnern Deutschlands auch an die 70 Millionen Deutsche sind? Wie also soll die Minderheit dazu führen, dass die Deutschen ihre Kultur aufgeben. Vor allem kenne ich auch keinen einzigen Deutschen der auf einmal Ramadan feiert oder sonst was. Die Ausländer verfälschen die deutsche Kultur nicht, denn sie halten an ihrer eigenen fest.
Ich denke das unser Land sich nirgendswo anpassen sollte, damit bleibt Deutschland unser Deutschland. Jedes Land hat seine eigenen Vorteile und Nachteile und somit bleibt Deutschland individuell, wie jedes andere Land auch. Unser Land sollte, wie oben beschrieben, seinen eigenen Weg finden. Denn ich persönlich habe keine Lust einem anderen Land nachzueifern, weil es zum Beispiel einen Vorteil mehr hat. Bezüglich der Beerdigung, wäre es unpassend ,etwas zum Beispiel farbenfrohes anzuziehen. Keiner freut sich wenn einer von uns geht, deshalb sollte die Kleidung dies auch nicht ausdrücken. Sondern Trauer und keine Sommernachtsparty.
@JeanSmith, natürlich haben auch die Deutschen Werte und Kulturen. Vielleicht erkennt man sie als Einheimischer nicht auf den ersten Blick, weil man sie selbst als selbstverständlich hinnimmt und vielleicht auch gar nicht genau genug hinschaut, um da wirklich etwas zu erkennen. Daher sollte jeder selbst auf bestimmte Werte und Traditionen hinweisen. Mir fallen da einige Dinge aus meiner Heimat ein, dass Fußball auch dazu gehört ist wohl eine Frage des Geschmacks. Und gerade Nationalstolz ist ja wohl in Deutschland ein sehr heikles Thema, was nur ungern genauer ausgewalzt wird, weil man dann ganz schnell in einer Ecke stehen könnte, in der man nicht wirklich stehen möchte.
@topic: Natürlich sollte sich Deutschland nicht anpassen, das sollte keine Nation. Allerdings ist es sicher nicht falsch, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und nicht nur in eigenen Traditionen zu versumpfen. Denn so manch Tradition ist sicher sehr schön. Mit ein paar wenigen neuen Zutaten kann man dann aber richtig tolle neue Traditionen schaffen und damit auch die nachwachsende Generation für Tradtionen begeistern. Da sich Traditionen aber nicht im Hauruck-Verfahren ändern lassen, muss man den Menschen natürlich auch Zeit geben und sie zusätzlich in diese Änderungen einbinden. So finde ich die Idee einer eher fröhlichen Zeremonie bei Beerdigungen und dazu auch hellerer Kleidung schon als ganz gut, aber unabhängig von der Kleidung trauert doch jeder auf seine eigene Art und Weise. Und da sollte sich Deutschland nicht gleich anpassen, die bestehenden Traditionen werden sicher ohnehin immer mehr gelockert und der förmliche „Zwang“ zur schwarzen Kleidung wird sicher nicht mehr ewig existieren.
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