Hare Krishna - harmlos oder gefährlich?

vom 26.02.2011, 15:53 Uhr

Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare.

Assoziationen, die in den Köpfen vieler erscheinen, sind die von singenden und tanzenden, das Hare Krishna-Mantra chantenden Menschen in grellorange leuchtenden Roben, die in der Fußgängerzone um Spenden bitten und sich alle wahnsinnig lieb haben. Religiöse Fanatiker von Liebe erfüllt. Dieses Bild, das viele Menschen von Anhängern der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein, kurz ISKCON, haben, scheint sehr karikiert. Doch ist es deshalb gleich falsch? Oder ist es vielleicht gerade deshalb gleich richtig?

In Deutschland gibt es fünfzehn ISKCON-Zentren, davon eines in Hamburg, meiner derzeitigen Wohnstätte. Die Gemeinschaft ist also auch in Deutschland relativ gut vertreten. Über die genauen Mitgliederzahlen in unserem Land gibt es keine offiziellen Angaben, weltweit sollen sich die Anhänger allerdings auf die vage Zahl von „mehreren Millionen Menschen“ beziffern.

In der heutigen Zeit ist es leicht, den Überblick zu verlieren zwischen all den verschiedenen religiösen Gemeinschaften, Sekten, Kulten und Psychogruppen. Die Medien lieben es, zu dramatisieren, sie bauschen auf und verbreiten Hysterie, berichten über Gehirnwäsche, Ausbeutung, Steuerhinterziehung und Missbrauch bei neuen, religiösen Bewegungen. Die Unterscheidung zwischen harmlos und gefährlich fällt oft schwer, da seriöse (und vor allem aktuelle und zeitgemäße!) Informationsquellen fehlen und insbesondere Eltern, deren Kinder sich religiösen Gruppierungen angeschlossen haben, fragen sich besorgt: Was ist noch unbedenklich und wo sollte man sich schnellstens einschalten?

Wie sind eure Meinungen zum Thema dieser scheinbar religiösen Gruppe? Wer sind die wahren Hare Krishna-Anhänger? Wo lässt sich die ISKCON einordnen? Ist sie lediglich eine harmlose Randgruppe des Hinduismus oder wirklich eine ernstzunehmende, gefährliche Sekte, wie sie in den Medien gerne dargestellt wird?

Viele Grüße,
koeniglich

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Diese östliche Sekte hat mehrere Untergruppen gebildet. In einigen Gruppen werden Mitglieder dazu angehalten, dem Guru für seine Aufgaben finanzielle Spenden zu leisten. Eine Gruppe der Sekte wurde berüchtigt, durch eine Form der Kindesmisshandlung "Baby-Meditationen". Kleinen Kindern wurden die Augen verbunden und die Ohren zugestöpselt. Dann wurden sie gezwungen, zu meditieren.

Einem Guru wurde ferner sexueller Missbrauch vorgeworfen. Er soll seine Anhängerinnen missbraucht haben. Vorgekommen sind Selbstverbrennungen und Bombenattentate. Soweit mir bekannt, hatte sich bereits das Bundesgericht mit dieser Sekte befaßt. Was nun speziell deine Frage über eine der Sekten-Untergruppe betrifft, kann ich nicht beurteilen, wie diese Gruppe sich verhält.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Welche spezielle Frage von mir zu einer Untergruppe meinst du? Ich habe keine gestellt, sondern beziehe mich eigentlich nur auf die Hare Krishna-Bewegung (offizieller Name ISKCON=International Society for Krishna Consciousness). Mir war nicht bewusst, dass es in der ISKCON selbst, die ja schon eine Sekte des Hinduismus ist, noch weitere Sekten und Abspaltungen gibt.

Innerhalb der ISKCON selbst sind mir aber auch einige der von dir angesprochenen Fälle bekannt. In den Achtziger Jahren begann das dunkle Kapitel der Hare-Krishna-Bewegung. Es gab reihenweise Aufdeckungen von Fehlentwicklungen innerhalb der Gemeinschaft, wie etwa Unterdrückung und Kindesmissbrauch an ISKCON-eigenen Schulen. Auch die Medien fanden großes Interesse daran, die Gruppe in negatives Licht zu rücken, schließlich habe man ja schon immer gewusst, dass dort etwas faul sei (wie wir heute wissen gibt es Vorfälle wie Kindesmissbrauch leider auch in den höchsten katholischen Kreisen).

Nachdem diese Dinge ans Licht kamen, folgte eine große, flächendeckende Umorientierung der ISKCON. Mehrere Gurus mussten aus ihren Ämtern ausscheiden, die Tempelgemeinschaften wurden kleiner, die Stellung der Frau angehoben, die familienfreundliche Lebensart der Familienväter (brahmacaris) hervorgehoben und weiteres.

In den USA genießt die ISKCON übrigens einen weitaus besseren Ruf als in Deutschland, vielleicht unter anderem weil sie dort weitaus verbreiteter ist als hierzulande. Trotz der schnellen Reformationen in der Gemeinschaftsstruktur und der Verabschiedung schuldiger Gurus herrscht noch immer ein negatives Gesamtbild auf Grund vorschnell geschlossener Urteile.

Die deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychologie nennt sechs Sekten, die gezielt unter Jugendlichen missionieren und ihnen damit besonders gefährlich werden können: Die Mun-Sekte, Familie der Liebe, Transzendentale Meditation, Divine Light Mission, Scientology und schließlich – ISKCON.

Die Hare-Krishna-Bewegung wird somit in einer Reihe unter anderem zusammen mit Sekten genannt, in denen Prostitution der Mitglieder an der Tagesordnung ist (vgl. Flirty Fishing bei der Familie der Liebe/Kinder Gottes) oder wirtschaftliche Ausbeutung (vgl. Scientology) betrieben wird. Das Bild der ISKCON in Deutschland ist also alles andere als positiv.

Auch im Evangelischen Presseverlag für Bayern werden die Gefahren dargestellt, die die ISKCON darstellen würde: Man wäre, einmal eingetreten, nicht mehr in der Lage, so einfach wieder auszutreten, da man intern unter Druck gesetzt würde und sogar Drohungen erhalte. Die Anhänger würden den ganzen Tag nichts anderes tun, als zu singen und zu betteln. Die vegetarische bis vegane Ernährungsweise sei ein ernsthaft gesundheitsgefährdendes Problem und die Anhänger würden nicht darüber aufgeklärt.

Man braucht kein Insiderwissen, um zu merken, dass die ISKCON (und auch andere religiöse Gemeinschaften) im Evangelischen Presseverlag für Bayern sehr gefärbt und einseitig dargestellt wird und teilweise regelrecht Humbug verbreitet wird (zum Beispiel leben nach verschiedenen Studien Vegetarier meist sogar gesünder als Fleischesser).

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Was ich über die Hare Krishna Sekte in Erinnerung habe ist, dass sie mit der Hippie-Bewegung in Verbindung gebracht wurde. Vor einigen Jahren habe ich auch nachteilige Sachen darüber gelesen, aber Genaues kann ich dir nicht sagen. Aber wie ich lese, bis du sehr gut informiert. Ich nehme deshalb an, dass du dich so stark dafür einsetzt, weil du überlegst, eventuell dieser Sekte beizutreten oder ihr schon angehörst.

Als ich gestern deinen Thread las, mußte ich mich erst informieren, weil ich über diese Sekte kaum etwas wußte, nur Negatives gehört hatte. Aus der Seite, die ich dann fand habe ich entnommen, dass es eine östliche Sekte gibt, mit einigen Untergruppen. Hierzu gehörte die von die genannte ISKCON und TM, die du auch erwähnst. Die anderen weiß ich nicht mehr. Ich habe also ISKCON als Untergruppe angesehen und dir entsprechend geantwortet.

Wie ich das sehe, verlangt diese Sekte Ergebenheit und Liebe, sowie hingebungsvolle Dienste von Seele und Körper. Ferner sollen die Manta-Meditationen bewußtseinsverändernde Wirkungen haben. Und das finde ich sehr gefährlich.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Nein, ich bin absolut unreligiös und würde mich zum jetzigen Zeitpunkt niemals freiwillig einer Sekte oder traditionellen Religion anschließen. Einzig das Thema (Religion als ganzes) interessiert und beschäftigt mich sehr und ist Hauptbestandteil meines Studiums und selbstverständlich auch mein Hobby.

Meinst du mit "östliche Sekte" vielleicht den Hinduismus an sich? Denn soweit ich weiß sind die ISKCON und die TM doch Abspaltungen des Hinduismus. Oder meinst du noch etwas anderes?

Wie ich das sehe, verlangt diese Sekte Ergebenheit und Liebe, sowie hingebungsvolle Dienste von Seele und Körper. Ferner sollen die Manta-Meditationen bewußtseinsverändernde Wirkungen haben. Und das finde ich sehr gefährlich.


Die Ergebenheit und Liebe, die du ansprichst, bezieht sich aber nicht auf die Mitanhänger, sondern ausschließlich auf den angebeteten Gott Krishna. Der hinduistische Begriff dafür ist Bhakti. A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada kam in den Westen, um die Erlösungsbotschaft der Bhakti auf der ganzen Welt zu verbreiten. Als Bhakti wird im Hinduismus die Hingabe an einen persönlichen Gott bezeichnet, im Verständnis der ISKCON bedeutet dies, bei religiösen Pflichten, wie zum Beispiel dem Tempeldienst, die Konzentration auf den einzelnen, persönlichen Gott Krishna sowie das hundertfache Rezitieren des Gottesnamen und eine asketische Lebensweise. Bhakti bezeichnet also die emotionale Verbundenheit, die reine Liebe zu einem einzelnen Gott, hier Krishna als Inkarnation Vishnus.

Mit der Hippie-Zeit gebe ich dir recht. Die Sechziger und Siebziger Jahre, in denen Prabhupada die Lehre erstmals in den USA verbreitete, waren geprägt von Revolutionen, politischem Engagement, religiösen Neugründungen, der so genannten sexuellen Befreiung und anderem. Von dieser Offenheit der jungen Menschen der damaligen Zeit konnte die ISKCON in den USA sowie in Westeuropa profitieren (auch wenn oder gerade weil sie sich als eine Art Gegenentwurf zur herrschenden Einstellung präsentierte), etablierte sich allmählich und wurde innerhalb von zwölf Jahren über den gesamten Erdball verbreitet. Nach seinem Tod führten die Schüler Prabhupadas seine Lehren fort.

Ich finde es ehrlich gesagt ganz schön schade, dass die ISKCON bei uns einen so schlechten Ruf genießt. In den USA zum Beispiel genießen sie ein sehr viel höheres Ansehen. Außerdem wundert es mich, da sich beim näheren Hinsehen sehr viele Parallelen zwischen ISKCON und christlichem Glauben finden lassen.

Woher kommt diese Feindseligkeit oder dieses Misstrauen?

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich war als Junger mal eine Weile bei denen. Kann jeden nur warnen. Es wird mit religiösen Doktrinen emotionaler Druck aufgebaut, so das labile Menschen sich nicht mehr lossagen können. Alles ist den "Autoritäten" unterstellt. Ich wollte Hatha Yoga Übungen machen. Wurde verboten. Wir wollten eigene Lieder komponieren. "Ihr müsst zuerst die Autoritäten fragen. Einen kleinkarierteren Club hab ich noch selten angetroffen. Sie erzeugen dermassen emotional gestörte Individuen, dass es sogar zu Mord und Totschlag kommt. In einem der größten ihrer Tempel wurden unter der Begrenzungsmauer Leichen gefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass Mitglieder der Sekte andere Mitglieder um die Ecke gebracht haben. Ein widerlicher Haufen, bleibt denen fern!

» Atalantia » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,46 »


Danke für deinen Beitrag, Atalantia!

Es tut mir wirklich leid, dass du so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Einerseits klingt das sehr kleinkariert, ja, andererseits: Wenn du deinen Pastor in der Kirche fragst, ob du gen Mekka beten darfst, wird der dir auch einen Vogel zeigen. ;) Wenn man sich einer religiösen Gruppierung anschließt, egal welcher Richtung, dann sollte man sich vorher über deren Gepflogenheiten informieren und auch dahinter stehen - oder es eben lassen.

Leichen unter den Begrenzungsmauern der Tempel?! Das klingt jetzt aber schon sehr nach Horrormovie....hast du da eine Quelle für mich, wo ich das nachlesen kann?

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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