Als Ghost-Writer Geld verdienen

vom 22.02.2011, 11:05 Uhr

Neulich kam im Zusammenhang mit dem Doktortitel von Guttenberg ein Bericht im Fernsehen von den sogenannten Ghost-Writern, die Doktorarbeiten schreiben und diese dann verkaufen. Oder aber sie schreiben im Auftrag die Doktorarbeiten. Im Fernsehen sprach ein Mann, der in seinem leben schon mehr als 100 Doktorarbeiten geschrieben und verkauft hat. Er konnte sich damit ein gutes Leben finanzieren. Mittlerweile ist er zu alt um zu schreiben. Aber in jungen Jahren saß er nur an der Schreibmaschine oder später am Computer und schrieb.

Als ich den Bericht gesehen habe, schossen mir viele Fragen durch den Kopf. Ist so ein "Beruf" legal? Darf man sich von einem anderen Schreiber die Arbeit erkaufen und sie als die eigene ausgeben? Darf man überhaupt Doktorarbeiten schreiben und diese verkaufen? Wenn es so ist, wie dieser Mann es gemacht hat und er über 100 Doktorarbeiten geschrieben hat, wie wäre es gewesen, wenn er sie alle in seinem Namen abgegeben hätte? Hätte er dann 100 Doktortitel in vielen Bereichen?

Was mich auch wundert ist, dass ein Mensch so viele Doktorarbeiten schreiben kann. sicher braucht man eigentlich dafür einen Doktorvater um die Arbeiten anerkannt zu bekommen. Das haben ja dann wohl diejenigen, die die Arbeit kaufen. Aber wie funktioniert der "Job als Ghost-Writer?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann mir nicht vorstellen, dass solch ein Job illegal ist. Das vergleiche nämlich immer wieder mit einer Art Nachhilfelehrer, dem man seine Hausaufgaben machen lässt und diese im Unterricht als seine vermittelt und seine Note aufpoliert. Ist doch ähnlich, oder?

Wie da genau die Justiz dahinter aussieht, weiss ich nicht, ob man gegen solche Menschen rechtliche Schritte einleiten kann oder nicht. Man kann ihnen aber auch, so gehe ich mal davon aus, schwer nachweisen, dass sie tatsächlich die Arbeit verfasst haben. Denn unterzeichnen tun sie die Arbeit doch letzlich nicht.

Was mich aber erschüttert, ist die Tatsache, dass man sich mit der Thematik einer Doktorarbeit voll und ganz auseinander gesetzt haben muss, damit man sich an das Thema wagen kann. Wie wollen diese Menschen überhaupt eine umfassende, wissenschaftliche Arbeit zu etwas verfassen, bei dem sie selbst mehr oder weniger im Dunkeln tappen? Setzen sie sich wirklich täglich 10-12 Stunden hin, studieren die Themen und schreiben so ihre Werke? Wenn ja, dann tun diese Leute mir Leid, unabhängig vom Geld, das denjenigen am Ende erwartet.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nun ja, ob ein Ghost-Writer so viele Doktorarbeiten schreiben kann, sei ja noch dahingestellt. Man muss nicht immer alles glauben was so in den Medien steht. Ein Ghost-Writer schreibt Texte für andere Leute. Natürlich ist dies vertraglich vereinbart, für wieviel Geld der Ghost-Writer seine Schriften verkauft.

Das funktioniert ungefähr so: Eine Person möchte ein Buch veröffentlichen und sucht dafür einen Ghost-Writer. Der Ghost -Writer bespricht mit der Person die Themen des Buches. Der Ghost-Writer schreibt das Buch und bekommt dafür Geld. Er verkauft seine Rechte. Als Autor steht dann die Person auf dem Buchdeckel.

Ganz viele Prominente haben Ghost-Writer. Die wenigsten haben ihre Biografie tatsächlich selbst geschrieben. Auch die Reden im Bundestag , oder eine " Rede zur Nation" hat äußerst selten der Politiker selbst geschrieben, sondern sein Ghost-Writer.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn man wirklich eine solche Anzahl von Doktorarbeiten geschrieben hat, dann muss sehr viel Arbeit und Wissen dahinter stecken. Denn diese müssen auch anerkannt werden.

Wie schon oben genannt, lassen der Großteil der Politiker ihre Reden von einem Ghost-Writer schreiben. Egal ob es sich um Bundeskanzler, Bundespräsidenten oder sonstige Abgeordnete handelt und die machen das auf legalem Weg.

Aber in einer Hinsicht bin ich mir sicher: Wenn jemand sein Geld mit dem Schreiben von Doktorarbeiten verdient, dann richtig viel. Denn das Geld, das jeder Einzelne im Nachhinein mit dem Doktortitel verdient, deckt mit Leichtigkeit die Tausende von Euros, die sie für den Ghost-Writer bezahlen müssen. Doch um als Ghost-Writer arbeiten zu können, musst du wirklich sehr gut sein und etwas von deinem Handwerk verstehen :wink:

» Roland1993 » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,68 »



Ghostwriter im wissenschaftlichen Bereich sichern sich immer juristisch ab. Da wird dir niemand einfach eine Diplomarbeit schreiben. Er wird dir beratend zur Seite stehen und dir Textvorschläge machen und ausarbeiten. Was du dann daraus machst, ist deine Sache. Damit hat der Ghostwriter dann nichts mehr am Hut.

Da so eine Doktorarbeit recht viel Geld kostet, kann man sich vorstellen, wer vor allem diese Dienste in Anspruch nimmt. Letztendlich nur die Leute, die es sich leisten können. Das ist bestimmt nicht Lieschen Müller.

» rabe_01 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 11,66 »


In vielen Fächern ist eine Doktorarbeit doch reine Fleißarbeit. Dumm darf man natürlich nicht sein, aber in erster Linie muss man doch einfach gut schreiben und recherchieren können. Ich würde es mir jedenfalls schon zutrauen mich in ein rein theoretisches Thema so weit einzulesen, dass ich darüber auch eine vernünftige Arbeit schreiben könnte. Sachbuchautoren machen auch nichts anderes.

Aber natürlich funktioniert das nicht in allen Fächern und deshalb denke ich auch nicht, dass dieser Ghostwriter in vielen verschiedenen Bereichen tätig war. In den Naturwissenschaften bedeutet eine Doktorarbeit zum Beispiel oft, dass man ein Forschungsgebiet zugeteilt bekommt und wenn man keine Erfahrung mit Laborarbeit hat kann man sich die natürlich nicht mal schnell anlesen.

Ich finde es aber schon erstaunlich, dass man davon leben kann. Denn der Aufwand ist ja schon enorm, wenn man in seinem eigenen Fach promoviert und sich ein Thema aussucht, das einem interessiert und mit dem man sich einigermaßen auskennt. Die Bezahlung dafür muss ja dann schon im fünfstelligen Bereich liegen.

Und warum sollte man keine Doktorarbeiten schreiben und verkaufen dürfen? Illegal wird die ganze Sache doch erst in dem Moment, in dem der Käufer seine Unterschrift darunter setzt und bestätigt, dass es sich um seine eigene Arbeit handelt. Aber das liegt ja nicht in der Verantwortung des Verkäufers.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Eigentlich kann sich doch fast jeder, sieben oder acht Jahre nehmen und jeden Tag ein paar Seiten schreiben, aber prinzipiell ist es ein Vertrag, der darauf ausgerichtet ein bestimmtes Schriftstück zu erstellen. An sich ist die Beauftragung doch einwandfrei, meiner Meinung nach jedenfalls. Ob die Nutzung einer solchen Arbeit aber legal ist, wenn sie beauftragt wurde, kann ich eigentlich nur widersprechen.

Denn die Doktorarbeit muss ja eine Eigenleistung sein, welche so ja gar nicht zustande kommt. Dazu kommt, dass es wohl spezielle Prüfungsverordnungen für Doktorarbeiten gibt, die auch entsprechendes Vorschreiben. Aber eigentlich sollte so eine Arbeit doch auffallen, wenn man denjenigen kennt, welcher die Doktorarbeit verfasst, weil es anhand des Schreibstiles auffallen würde.

» Newsjumper » Beiträge: 598 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es kommt doch dabei eher drauf an, was beauftragt wurde. Eine Großtante von mir hat über viele Jahre die Arbeiten der Studenten abgetippt. Da ging es nur um die Umsetzung vom handschriftlichen Werk zu einer Arbeit, welche eben auf Schreibmaschine getippt wurde. Sie hat dabei weder formuliert, noch selbst recherchiert. Einzig Rechtschreibfehler hat sie verbessert.

Und solch eine reine Tipparbeit ist legal. Wenn ich also meinem Schreiber mein gesamtes Wissen auf sortierten Zetteln oder vielleicht auch als Sprachaufzeichnung gebe und er sie nur ordentlich zu Papier bringen soll, dann ist das ehrlich verdientes Geld. Und zwar für beide Seiten. Einmal für den der die Schreibarbeit macht und auch für mich, weil ich mit einer Veröffentlichung halt Geld verdiene. Aber es ist und bleibt eben mein Wissen, was da niedergeschrieben wurde.

Anders sieht es halt aus, wenn ich jemanden beauftrage um die gesamte Arbeit, welche in einem solchen Werk steckt, zu übernehmen. Dann habe ich quasi fremdes geistiges Eigentum gekauft, welches ich in meinem Namen dann ausgeben kann. Und sowas ist halt nicht erlaubt. Aber wo kein Kläger, da auch kein Richter. Und auffliegen kann es eben nur, wenn der eigentliche Schreiber das ankreidet oder wenn eben Fehler drin sind, wo der vermeintliche Verfasser sein Unwissen offenlegen muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Schreiben und deinen Content dann für Geld verkaufen ist vollkommen legal. Nur derjenige, der die Arbeit für sich hat schreiben lassen, darf die Arbeit nicht als Seine wissenschaftliche Arbeit ausgeben, auch wenn er die Rechte daran gekauft hat. Es ist eine wissenschaftliche Arbeit und er kann damit machen was er will, aber es ist nunmal nicht "SEINE" wissenschaftliche Arbeit, weswegen die Universität ihm den Titel sofort aberkennen wird wenn der Verdacht sich erhärtet, schließlich hat die Person dann ja doch niemals selbst eine Arbeit angefertigt.

Da man der Universität versichert, dass man die Arbeit selbst angefertigt hat, können aus dem Bruch dieser Versicherung weitere Konsequenzen hervorgehen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Normalerweise schreibt man auf die letzte Seite einer jeden Bachelorarbeit, Masterarbeit, Diplomarbeit, Dotorarbeit und jeder andern benoteten Arbeit für die Universität, dass man diese Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen ohne fremde Hilfe erstellt hat. Hat man die Arbeit nicht selbst geschrieben, dann darf man diese Selbstständigkeitsversicherung auch nicht unterschreiben. Wenn man ja eine Ghostwriter beauftragt hat, weiß man ja, dass man die Arbeit nicht alleine erstellt hat. Wenn man dann eine Fremde Arbeit abgibt, egal, ob man die von einem Kommilitonen abgekupfert hat, oder jemanden gestohlen hat oder einen Ghostwriter beauftragt hat, dann ist das Betrug.

Im Grunde ist eine Doktorarbeit nur ein wissenschaftlicher Text mit bestimmten Gütekriterien über ein bestimmtes Thema. Wenn man eine Doktorarbeit verfasst, ist das im Grunde ähnlich, als würde man ein Buch schreiben. Je nach Doktorvater ist die Betreuung auch sehr liberal und man kann schreiben, was man für richtig hält, so man sich das zutraut. Also kann man Ghostwritern das Schreiben von Doktorarbeiten nicht verbieten. Sonst müsste man ja auch allen Leuten verbieten, wissenschaftliche Bücher zu schreiben, weil man diesen Text ab einem gewissen Qualitätslevel auch als Doktorarbeit einreichen könnte. Und wie will man so etwas reglementieren. Wenn ich das Geld dazu übrig hätte, könnte ich auch zu einem Professor gehen und den bitten, mir eine Arbeit in einem festgelegten Umfang über ein Thema zu schreiben das mich interessiert. Das könnte jeder machen. So lange man diesen Text nicht für den eigenen ausgibt, ist das auch kein Problem.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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