Guttenberg - Blankes Entsetzen

vom 22.02.2011, 08:39 Uhr

Noch zur Ergänzung zu dem, was derpunkt geschrieben hat: Warum wird jemand Wirtschaftsminister? Wegen seiner Fachkompetenz?

So sprach Guttenberg als Qualifikation von der Leitung eines Familienbetriebes in München und Berlin. Heraus kam, dass es maximal ein Drei-Mann-Unternehmen mit sehr geringen Umsätzen war und sich lediglich mit der Verwaltung des eigenen Familienvermögens beschäftigte. Für 2000 lag die Umsatzschätzung bei 25000 Euro. Wenn man mal nur 3% Zinsen hochrechnet, war das ein Vermögen von ca. 800.000 €. Wenn man aber die Zahlen über das tatsächliche Familienvermögen liest, dann kann man das nur als schlechten Witz betrachten. Es dürfte sich der Summe nach um ein paar Aktienein- oder verkäufe oder Sparverträge gehandelt haben.

Stört es eigentlich keinen, dass er sich Freitag noch hinstellt und alles für haltlos und absurd hält und jetzt, wo es sowieso jeder weiß und es nichts mehr zu vertuschen gibt, versucht, sich zu entschuldigen. Stört es keinen, dass ihm seine ehrenwörtliche Erklärung scheinbar nichts wert ist? Was soll ich von so einem Politiker halten?

Was hat er denn zum Beispiel in diesem Fall bewegt? Gar nichts hat er bewegt - er hat geleugnet. Wäre er noch letzte Woche mutig vorangeprescht, hätte man ihm noch einen Rest Respekt dafür zollen können. Jetzt aber hat er lediglich auf die normative Kraft des Faktischen reagiert. Wenn die Hosen erstmal unten sind, dann kann man sie nicht nochmal runterlassen. Dafür bekommt man normalerweise nicht mal Szenenapplaus.

» rabe_01 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 11,66 »



Das er seine Doktorarbeit zu einem großen Teil offensichtlich nicht aus eigener Leistung erbracht hat, daraus muss man dann wohl die Konsequenzen ziehen. Eine Doktorarbeit ist sicher so ziemlich die unnötigste und nervtötendste Arbeit die ich mir vorstellen könnte - aber es gibt ja auch keinen Zwang sie zu schreiben. Daher sollte er die volle Gewalt für seine Fehltritte zu spüren bekommen. Auch, dass er ohne Anhörung die Absetzung des Goch Fock - Kapitäns beschlossen hat, ist ein Fehler für dessen Konsequenzen (Gerichtsprozesse usw.) er aufkommen sollte.

Ich glaube aber auch, dass er nicht mehr Leichen im Keller hat als Jeder andere Politiker der sich in solchen Höhen bewegt. Er jedoch macht Merkel und Seehofer Angst, denn er war ja bekanntlich als neuer Ministerpräsident von Bayern oder neuer Bundeskanzler im Gespräch und seine Rolle hat natürlich auch andere Parteien überstrahlt, da er lange Zeit über einfach überragende Umfrageergebnisse hatte.

Der Rufmord ist das, womit in der Politik die Machtverhältnisse geklärt werden. Und Guttenberg ist offensichtlich nicht stark genug dagegen zu anzukämpfen. Finde ich nicht besonders schlimm, ich vertraue unserer Politik generell nicht, aber es ist schon ein anderes Bild als das was ich von ihm erwartet hätte.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo, ich verstehe nicht ganz, warum auf einmal alle so auf Herrn zu Guttenberg draufgehen. Die ganzen Jahre über hat er seine Arbeit gemacht und jetzt auf einmal, will ihm jemand etwas damit anhängen. Vieleicht will der oder die Jenige Herrn zu Guttenberg aus dem Amt werfen, nur weil er bei seiner Doktorarbeit abgeguckt hat. Ich glaube das ist alles Unnötig, weil er den Doktortitel ohnehin nicht benötigt.

» Chrisitoph » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,12 »



Das ist doch alles nur noch ein unwürdiges Schauspiel. Was Täuschung ist, bezeichnet er als „gravierenden handwerklichen Fehler“. Was er "sich der Öffentlichkeit stellen" nennt, ist eine Wahlveranstaltung. Vor der Presse in Berlin hat er sich verdrückt. Er tut, als wäre er voller Demut, aber eigentlich ist er völlig anmaßend, denn den Doktortitel kann er wohl kaum zurückgeben, er bekommt ihn aberkannt. Und dann benutzt er noch die getöteten Soldaten als Ausrede, um nicht öffentlich reden zu müssen. Wie sehr muss man denn da wegschauen, wenn man das nicht sehen will?

» rabe_01 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 11,66 »



Ein Bekannter meinte heute, das man wohl auch seine Schüleraufsätze aus der Grundschulzeit durchleuchten würde, wenn man in der Doktorarbeit nichts gefunden hätte. Und da stellt sich mir die Frage, warum es jetzt erst auffällt. Warum hat man bei der Prüfung im Jahr 2007 nicht schon gemerkt, das da etwas nicht stimmt?

Also ist doch unser Minister nicht allein Schuld, sondern auch die Personen, welche damals die Fehler nicht gesehen haben oder nicht sehen wollten, sollten hier zur Rechenschaft gezogen werden. Denn man schreibt doch nicht seine Doktorarbeit und niemand schaut sie an, bevor man den Titel verliehen bekommt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Ein Bekannter meinte heute, das man wohl auch seine Schüleraufsätze aus der Grundschulzeit durchleuchten würde, wenn man in der Doktorarbeit nichts gefunden hätte. Und da stellt sich mir die Frage, warum es jetzt erst auffällt. Warum hat man bei der Prüfung im Jahr 2007 nicht schon gemerkt, das da etwas nicht stimmt?

Also ist doch unser Minister nicht allein Schuld, sondern auch die Personen, welche damals die Fehler nicht gesehen haben oder nicht sehen wollten, sollten hier zur Rechenschaft gezogen werden. Denn man schreibt doch nicht seine Doktorarbeit und niemand schaut sie an, bevor man den Titel verliehen bekommt.

Genau das meine ich auch. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum erst nach 4 Jahren sowas abstruses rauskommt, um die Worte von Guttenberg zu verwenden. Denn ich finde das alles abstrus und ich denke, dass eine Doktorarbeit, die den Stempel "summa cum lauda" bekommen hat nach 4 Jahren nicht mehr durchleuchtet werden sollte. Denn die Note hat er bekommen und den Doktortitel. Das habe ich hier auch schon gefragt Doktorarbeiten: Geprüft und benotet

Ich sehe das auch so, dass, wenn da nichts gefunden worden wäre erst mal die Abi-Arbeiten durchleuchtet worden wären (Vielleicht findet man unter seiner alten Schulbank ja noch einen Spickzettel ;) ) und dann wäre man immer weiter zurückgegangen. Was einmal geprüft und benotet ist, sollte doch ruhen. Oder die Verantwortlichen, die ihm die Bestnote gegeben haben, sollten auch zur Rechenschaft gezogen werden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Denn ich finde das alles abstrus und ich denke, dass eine Doktorarbeit, die den Stempel "summa cum lauda" bekommen hat nach 4 Jahren nicht mehr durchleuchtet werden sollte.

Wenn eine Arbeit vor vier Jahren gut genug war, mit "Summa cum laude" bewertet zu werden, dann ist sie eben auch nach vier Jahren noch gut. Abstrus ist es doch, die vielen wissenschaftlichen Arbeiten eben nicht mehr zur Hand zu nehmen.

Was hier aber klar sein sollte: solche Leute (vereinfacht: Karrieristen) wie z.B. zu Guttenberg oder auch z.B. Fr. Kristina Schröder usw. promovieren nicht, um der Wissenschaft einen Dienst zu tun. Es ist allen Beteiligten klar, dass es nur um die Titelerlangung geht (dazu sollte man sich schlicht die Themenwahl betrachten) und nicht um einen wissenschaftlich wertvollen Erkenntnisgewinn. Das ist nicht skandalös, wenn es auch die ernsthaft arbeitenden Doktoranden sicher vor den Kopf stößt. Unfair ist es vielleicht nebenbei auch noch, weil idR. ein besonderer Draht zum Doktorvater bestehen muss, da ich behaupte, andere Studenten ohne Verbindung hätten nie die Unterstützt für das gleiche Thema bekommen. Aber letztlich geht es auch nicht darum.

Was Du aber nun forderst, ist das für solche Verfehlungen, in welche auch die Gremien involviert sind, nie mehr aufgedeckt werden sollen. Und das ist doch "abstrus". Niemand kann ja wissen, wohin sich bestimmte Personen entwickeln und daher ist es legitim, wenn Menschen in solche (verantwortungsvolle) Positionen kommen, auch geprüft wird, ob die angegebene Vita einigermaßen stimmt.

Personaler prüfen doch u.U. auch nach, ob die angegebene Uni besucht wurde bzw. ob die Zeugnisse und Diplome echt sind. Was hältst Du z.B. von falschen Chefärzten, welche über Jahre nicht auffliegen. Soll dann auch dem Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet werden, weil viel Zeit ins Land gegangen ist?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Denn ich finde das alles abstrus und ich denke, dass eine Doktorarbeit, die den Stempel "summa cum lauda" bekommen hat nach 4 Jahren nicht mehr durchleuchtet werden sollte.

Mit anderen Worten, du findest, dass ein Betrüger nicht zu Verantwortung gezogen werden sollte, weil er mit seinem Betrug vier Jahre lang durch gekommen ist? Ist ein Betrug denn kein Betrug, wenn er nicht sofort aufgedeckt wird? Würdest du es also in Ordnung finden, wenn ich dir irgendwelchen Mist andrehe und du erst nach einer gewissen Zeit merkst, dass das Zeug wertlos ist?

"Abstrus" finde ich es auch, dass hier immer wieder versucht wird die Schuld auf andere abzuschieben und die Verantwortung bei der Universität zu suchen. Natürlich ist es möglich, dass Guttenberg durch gute Kontakte eine Sonderbehandlung bekommen hat und, dass nicht so genau hin geschaut wurde. Aber wer eine Dissertation abgibt unterschreibt eine Versicherung, dass es sich hierbei um seine eigene Arbeit handelt. Sollte man denn dann deiner Meinung nach jedem Doktoranden von vorne herein unterstellen, dass er beim Abgeben dieser Versicherung gelogen hat?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:
Diamante hat geschrieben:Denn ich finde das alles abstrus und ich denke, dass eine Doktorarbeit, die den Stempel "summa cum lauda" bekommen hat nach 4 Jahren nicht mehr durchleuchtet werden sollte.

Mit anderen Worten, du findest, dass ein Betrüger nicht zu Verantwortung gezogen werden sollte, weil er mit seinem Betrug vier Jahre lang durch gekommen ist? Ist ein Betrug denn kein Betrug, wenn er nicht sofort aufgedeckt wird? Würdest du es also in Ordnung finden, wenn ich dir irgendwelchen Mist andrehe und du erst nach einer gewissen Zeit merkst, dass das Zeug wertlos ist?

Wenn ich nach 4 Jahren merke, dass das zeug, was du mir angedreht hast wertlos ist, dann ist es mein Pech. Ich persönlich denke, dass etwas, was benotet wurde auch geprüft sein muss und wenn es geprüft wurde, dann ist es wie eine bestandene Prüfung. Man kann auch nicht nach mehreren Jahren hingehen und dir das Abi aberkennen, weil irgendjemand einen Spickzettel findet, den du geschrieben hast und der zufällig genau zu deiner Abiarbeit passt.

Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie denke ich bei dieser Sache an Komplott und sicher ist Guttenberg nicht ganz unschuldig. Aber für mich persönlich dadurch nicht weniger glaubwürdig als vorher. Ich muss sagen, dass ich es schlimm finde, dass man nicht nur durch die Medien ständig versucht wird zu beeinflussen, sondern, dass man hier auch noch ständig versucht die Meinung einen aufzudrängen. Meine persönliche Meinung ist eben dass, was ich geschrieben habe und was andere denken, können sie hier schreiben, aber man muss nicht ständig versuchen die Meinung aufzudrängen.

Guttenberg wurde meiner Meinung nach einfach für einige zu gefährlich. Deswegen muss er irgendwie verschwinden und deswegen ist es ein einfaches Mittel, wenn man irgendwelche "Leichen" ausgräbt. In meinen Augen schade. Denn Guttenberg als Kanzler hätte vielleicht mal was bewegt.

Und nochmal, wenn eine Doktorarbeit geprüft wurde, dann sollte diese in Ordnung sein. Ist diese nicht in Ordnung, dann wurde vor 4 Jahren schon was falsch gemacht und nicht nur von Guttenberg. Das ist meine Meinung und mir persönlich tut Guttenberg Leid.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Und nochmal, wenn eine Doktorarbeit geprüft wurde, dann sollte diese in Ordnung sein. Ist diese nicht in Ordnung, dann wurde vor 4 Jahren schon was falsch gemacht und nicht nur von Guttenberg. Das ist meine Meinung und mir persönlich tut Guttenberg Leid.

Eine eigene Meinung zu haben steht Dir natürlich frei. Auch wenn sie wenigstens naiv, wenn nicht sogar falsch ist! Wie kommst Du dazu zu behaupten, dass vor vier Jahren der Fehler hätte auffallen müssen und dann damals die Schuld ausschließlich jenseits von Guttenberg zu finden wäre?

1) Wenn er abgeschrieben hat, dann obliegt es allein seiner Verantwortung!
2) Wenn es den Prüfern nicht aufgefallen ist, hätte es dennoch keine mildernde Wirkung. Denn nur weil ein Betrug nicht auffällt, ist dieser nicht gut. Und nur die Verjährungsfristen (die dazu da sind, auch im Nachhinein handeln zu können), können hier helfen.
3) Wenn es den Prüfern aufgefallen ist, hätten die aber z.B. auf Grund von Guttenbergs Familie ein (wissenschaftliches) Auge (oder beide) zudrücken können. Auch solche Seilschaften müssen doch auch nach vier Jahren auszuhebeln sein.

Das Verfahren ist so üblich und in dem Fall nur deshalb in den Medien so präsent, weil Guttenberg eben ein sog. "Spitzenpolitiker" ist. Bei anderen geht man genau so vor - nur eben ohne medialen Rummel. Und an dem Rummel ist Guttenberg zu großen Teilen auch selbst schuld, weil er hier so ein Hickhack gemacht hat - der erste (Krisen)Fall, bei dem nicht ein Dritter von ihm zum Schuldigen gemacht werden konnte.

Diamante hat geschrieben:Denn Guttenberg als Kanzler hätte vielleicht mal was bewegt.

Nebenbei: welcher Fall, welche Amtshandlung oder welche Vision Guttenbergs lässt Dich zu so einem Schluss kommen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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