Gebundene Bücher in zunehmend schlechter Qualität

vom 22.02.2011, 01:28 Uhr

Ich hatte heute zufällig mal wieder ein altes Buch in den Händen, das ich letztes Jahr aus der Wohnung meiner verstorbenen Omi mitgenommen habe. Das Buch (Dostojewskis "Schuld und Sühne") stammt aus den 1950er Jahren. Es ist in Leinen gebunden, hat eingeprägte Buchstaben in gold und rot und einen ordentlichen Schutzumschlag aus festerem, strapazierfähigem Papier. Der Buchschnitt ist ordentlich und stimmig. Die Stellen, an denen die Seiten zusammengeheftet wurden, findet man - es wurde Faden verwendet, um die Seiten zu befestigen. Es ist nicht das einzige Buch, das insgesamt recht hochwertig wirkt, obwohl es sich um eine normale Ausgabe und nicht um etwas Besonderes handelt.

Bei neueren Büchern hingegen stört mich die oft lieblos erscheinende Aufmachung der Bücher. Bei Taschenbüchern ist es normal, dass das Buch möglichst einfach und damit oft nicht besonders schön sind. Bei gebundenen Büchern erwarte ich eigentlich eine schönere Optik. Leider scheint dieser Aspekt immer weiter in den Hintergrund zu rücken.

Besonders negativ aufgefallen sind mir dabei die Bücher von Cody McFadyen, die im neuen Outfit erscheinen. Die ersten beiden Bücher der Reihe rund um Smoky Barrett (Die Blutlinie, Der Todeskünstler) waren noch akzeptabel, unter anderem auch durch den ansprechenden Schutzumschlag. Die neuen, weiß gehaltenen Bücher, wirken hingegen ziemlich billig. Die Bücher haben Buchdeckel aus grobem Pappkarton, was mittlerweile wohl üblich ist. Der Schutzumschlag besteht aus einem recht anfälligen Stück Pergamentpapier. Wahrscheinlich wollte man hier etwas Außergewöhnliches auf den Markt bringen, allerdings hätte man das sicher auch schöner umsetzen können. Das Lesebändchen, das es bei den ersten Büchern noch gab, fiel dann auch weg.

Die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson hat mich ebenfalls rein von der Aufmachung her nicht überzeugt. Der Buchschnitt aller drei Bücher war nicht sauber, sondern teilweise uneben. Wenn man mit dem Finger über den Buchschnitt fährt, spürt man deutliche Rillen und man sieht diese auch auf den ersten Blick.

Das alles sind sicher nur Feinheiten und letztendlich zählt in erster Linie ja auch, was zwischen den Buchdeckeln steht. Dennoch mag ich auch gerne schöne Bücher und finde es schade, dass man mittlerweile fast ausschließlich bei teuren Sonderausgaben Bücher findet, die schön aufgemacht sind. Bei den normalen gebundenen Büchern gibt es immer seltener schöne Bücher. Manchmal habe ich den Eindruck, dass selbst die gebundenen Ausgaben nicht mehr in klassischer Weise gebunden werden, sondern manchmal aussehen, als wären sie - wie Taschenbücher - ausschließlich geklebt worden. Hierbei bin ich mir allerdings nicht sicher, da das nur mein subjektiver Eindruck ist.

Geht es euch ebenso wie mir, oder seid ihr von der Qualität der neuen Bücher überzeugt? Spielt es für euch ein Rolle, ob ein Buch schön und etwas hochwertiger aussieht? Hier geht es nur um die Unterschiede zwischen gebundenen Ausgaben, also nicht um die Unterschiede zwischen Taschenbüchern und gebundenen Ausgaben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Heute wird ein Buch sicherlich so günstig wie möglich hergestellt, um eben daran zu verdienen. Leder ist ein teures Material und wird daher sicher nicht mehr aus Einband verwendet.

Bei manchen Büchern finde ich es auch schade, wenn sie so lieblos hergestellt aussehen. Bei den Büchern, die ich behalten möchte, ist es mir auch wichtig, dass die Qualität wenigstens einigermaßen stimmt. Wenn man heute noch sehr hochwertige Bücher haben möchte, dann muss eben, wie du schon sagst, tiefer in die Tasche greifen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Meine Mutter hat viele Bücher von ihrer Schwiegermutter geerbt und alle gut gepflegt im riesigen Bücherregal verwahrt - getrennt von der neuzeitlichen Literatur, die sie sich in den letzten Jahrzehnten zugelegt und gelesen hat.
Denn sie ließt leidenschaftlich gern und achtet Bücher als kleine Kunstschätze der Bildung. Alle Bücher werden von ihr mit großer Sorgfalt behandelt und geachtet. Diese Einstellung besitzt sie auch gegenüber neuen Büchern, jedoch nicht mit diesem Respekt, den sie den guten alten Büchern im Regal entgegenbringt. Ihre Achtung beschränkt sich nun vielmehr nur noch auf den Inhalt allein, als auf das "Gesamterscheinungs-Paket".

Warum das so ist, lässt sich ganz einfach erkennen, wenn man ein 10 Jahre altes Buch neben ein 100 Jahre altes Buch legt und prüfend beide Bücher einem Vergleich unterzieht. Es lässt sich ganz schnell feststellen, dass den Büchern noch bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts nicht nur intellektueller und künstlerischer Wert zugeschrieben wurde, sondern dass dies auch äußerlich demonstriert wurde, indem der geistige Inhalt entsprechend respekt- und würdevoll verpackt wurde. Es ist schade, dass mittlerweile selbst Geist und die Kunst als Massenproduktion, ohne jeglichen Respekt zum Detail, verhökert werden.

» kallido » Beiträge: 22 » Talkpoints: 12,10 »



Das ist traurig. Ich muss das leider auch bei Taschenbüchern konstatieren. Auch da wird zunehmend an der Papierqualität und vor allem an der Verleimung gespart. Bei den gebundenen Büchern wird ja schon bei dem Binden und der Qualität gespart obwohl die gebundenen Ausgaben der schon angesprochenen Milleniuzm-Trilogie nicht gerade billig sind. Ganz anders die Bücher, die ich schon von meinen Eltern bekommen und meinen Großeltern geerbt habe. Die alten Karl-May-Ausgaben in Frakturschrift von meinem Opa sind zwar schon etwas angestaubt und vergilbt. Von den meisten ist das Papier noch ok und die Bindung hält, obwohl die aus den frühen 20er Jahren des 20 Jahrhunderts stammen. Kaum Alterungserscheinungen haben gebundene Bücher aus den 60er Jahren. Ich habe eine Ausgabe über Wirtschaftsgeschichte, Stavenhagen heißt der Autor. Das Ding wurde im Jahr 1969 gedruckt stand nur im Schrank meiner Eltern in zweiter Reihe herum und sieht fast aus wie neu.

» Hohlbrummer » Beiträge: 13 » Talkpoints: 5,20 »



An sich ist mir der Inhalt eines Buches wichtig und nicht das Material des Einbandes oder des Schutzumschlags. Der Schutzumschlag ist bei mir eh reine Dekoration im Regal, denn wenn ich das Buch lese entferne ich diesen Umschlag vorher immer.

Allerdings kaufe ich gebundene Bücher in der Regel ja deshalb, weil sie gebunden sind und weil ich mir von dieser Tatsache eine hohe Qualität und lange Lebensdauer erwarte. Und aus diesem Grund habe ich letztes Jahr ein Buch sogar zurück geschickt, weil ich die Verarbeitung einfach absolut mangelhaft fand. Die Seiten waren genau wie bei einem Taschenbuch geschnitten und verleimt und an einer Stelle hatte sich die Leimung schon ein bisschen gelöst. Für ein Buch, das wie ein Taschenbuch nach mehrmaligem Lesen aus dem Leim geht bin ich aber nicht bereit mehr zu bezahlen.

Ich habe auch eine ganze Reihe alter Bücher in meiner Sammlung und bei den Exemplaren, die keinen Schutzumschlag mehr haben, wird der Unterschied zu neueren Büchern erst richtig deutlich. Die Leineneinbände haben so gut wie keine Gebrauchsspuren an den Ecken und Kanten und die Titel sind nicht nur aufgedruckt sondern richtig eingeprägt. Bücher sind damals wohl noch für den häufigen und jahrelangen Gebrauch gemacht worden und nicht um aktuelle Trends zu befriedigen. Das Papier scheint früher auch ein anderes gewesen zu sein, denn ich habe Bücher, die nach 100 Jahren immer noch weiße Seiten haben, während viele neue Exemplare schon nach wenigen Jahren einen Gelbstich bekommen. Und das, obwohl sie in meinen Regalen relativ lichtgeschützt stehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


An einigen Büchern ist mir der Mangel an Qualität des Einbandes auch schon aufgefallen. Leider geht es heutzutage nur noch darum, billig zu produzieren und teuer zu verkaufen, um einen bestimmten Gewinn zu erzielen. Leider müssen die Bücher unter diesen Konsumwahn leiden.

Vor allem Taschenbücher werden billig produziert und man merkt es ihnen auch an. Bei mir ist es schon vorgekommen, dass einzelne Seiten beim Aufschlagen des Buches raus gefallen sind oder das der Buchrücken extrem knittert. Oft ist es auch nicht nur die Qualität der Verarbeitung, sondern auch das Seitenlayout eines Buches. Entweder sind die Seiten extrem dick mit großer Schrift oder extrem dünn, so dass schon die nächste Seite durchscheint.

Wenn wir mal einen Blick nach Amerika wagen, muss man feststellten, dass diese Bücher wesentlich billiger produziert werden als in Deutschland. Dort sind selbst Hardcover wellig und die Seiten extrem scharf abgeschnitten. Von den Taschenbüchern braucht man erst gar nicht reden. Oft sehen sie so aus, als wären sie einst nass gewesen und wieder getrocknet worden, so wellig wie sie aussehen.

» ninchen812 » Beiträge: 41 » Talkpoints: 0,22 »


Im Großen und Ganzen erscheint mir die Qualität von gebundenen Büchern dem Preis schon angemessen. Ich lesen allerdings meistens englischsprachige Bücher. Da Kosten die Hardcover Ausgaben in der Regel zwischen 10 und 20€. Für den Preis kann man natürlich keine in Leder eingebundenen Bücher erwarten.

Ich denke für die Massenproduktion von höherwertigen Ausgaben ist der Markt einfach nicht groß genug. Die meisten wollen wohl nicht 40€ oder so für ein Buch ausgeben. Ich zuindest nicht. Bei der Menge an Büchern, die ich mir im Monat kaufe, könnte ich mir das wohl auch kaum leisten. Und auf gebundene Bücher möchte ich dabei auch nicht unbedingt verzichten. Bei Taschenbüchern stört mich, dass die meisten selbst bei verhältnismäßig vorsichtigem Lesen schnell so hässliche Knicke am Buchrücken bekommen. Material und Aussehen das Schutzumschlages sind mir übrigens relativ egal. Bei lesen mach ich die Dinger ohnehin immer ab, weil sie mich einfach stören und im Regal sieht sie kein Mensch. Für Leser mit gehobenem Anspruch gibt es ja immernoch Sonderausgaben.

Mit höherwertigen Büchern meine ich übrigens so Dinge wie einen besonderen Einband, spezielle optische Aufmachung, dickeres Papier und Ähnliches. Schlampige Verarbeitung, sodass einem die Seiten nach dem ersten Lesen um die Ohren fliegen oder unsauber geschnittene Seiten finde auch ich nicht akzeptabel. Die meisten der gebunden Bücher, die ich mir in letzter Zeit gekauft habe, waren allerdings qualitativ in Ordnung. Zwei der Bücher verfügten allerdings lediglich über eine einfache Klebebindung. Darüber hab ich mich schon ziemlich aufgeregt. So etwas ist für mich kein gebundenes Buch.

Viel schlechtere Erfahrungen habe ich zuletzt mit Taschenbüchern gemacht. Die Drucke waren zum Teil unter aller Sau (dicke schwarze Flecken auf mehreren Seiten) und Ähnliches. Da habe ich mich teilweise schon gefragt, ob ich ein Mängelexemplar bekommen hab oder ob die alle so aussehen.

» satyr1349 » Beiträge: 103 » Talkpoints: -1,95 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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