Bloggende Lehrer

vom 13.02.2011, 02:31 Uhr

Ich stieß gestern auf folgende Seite Frau Krise bloggt. Ich finde die Seite sehr amüsant aber sie regt mich auch zum Nachdenken an und ich würde gerne eure Ansichten und Sichtweisen dazu lesen.

Ganz generell finde ich Blogs total spannend. Ok so lange mich die Thematik interessiert. Wobei ich wenige Blogs regelmäßig verfolge. Also zumindest keine öffentlichen Blogs. Ab und an stoße ich dann mal auf interessante Blogs und bin dann damit auch eine Zeit lang beschäftigt. Wobei ich an sich am liebsten Blogs von Menschen lese, die ich halt kenne. Und so verlinkte eine Bekannte den genannten Blog.

Frau Krise ist Lehrerin an einer deutschen Schule. Wenn man den Blog weiter verfolgt, sprich auch ältere Beiträge liest, wird schnell klar, dass Frau Krise nur ihr Pseudonym ist. Ihre wahre Identität bleibt verborgen, genauso ihr Wohnort. Auch die Schule wird nicht genannt. Zumindest konnte ich sie nicht finden und ich dürfte fast alle Einträge gelesen haben. Auch die Namen der Schüler sind nicht echt. Sprich sie nennt die Schüler und auch andere Personen in ihrem Blog anders.

Frau Krise schreibt aus ihrem Lehreralltag und das sehr spaßig, aber auch ernst. Und auch wenn ich die Geschichten teilweise echt sehr lustig finde, bin ich doch ein wenig schockiert. Wenn man ihr Glauben schenken mag, ist der Ausländeranteil in ihrer Klasse sehr hoch. Etwas was mich nicht wirklich schockiert. Allerdings kommt es auch dadurch immer wieder zu "Problemen". Die Verständigung scheint eine Sache für sich zu sein. Sie selbst schreibt teilweise in einem Deutsch, welches mir meine Deutschlehrerin um die Ohren gehauen hätte. Sie ist froh, wenn der Großteil der Schüler überhaupt zum Unterricht erscheint oder sich die Eltern zu Elternabenden und Elternsprechtagen überhaupt blicken lassen. Oftmals mit Dolmetscher ausgerüstet.

Zu meiner Schande muss ich allerdings auch gestehen, dass ich auch noch auf den Blog von Frau Freitag aufmerksam gemacht wurde. Frau Freitag kommentiert regelmäßig den Blog ihrer Kollegin Frau Krise. Die aber scheinbar nicht an der selben Schule unterrichten. Die Verhältnisse an den Schulen sind aber wohl ähnlich und in meiner Erinnerung werden sich nun sicherlich einige Sachen vermischen. Sprich in beiden Schulen sind die Zustände zum Teil katastrophal. Und ich bin wie gesagt zum Teil schockiert.

Ich bin nun über 20 Jahre aus dem Schülerleben raus. Und das sind auch Momente in denen ich froh bin, dass ich doch kein Lehramtsstudium gemacht habe. Aber hat sich das Schülerleben echt so verändert oder lebe ich einfach in meinen Erinnerungen?

Mich würde interessieren, wie ihr die Seiten seht? Also sowohl aus Sicht von euch Usern, als einfache Leser. Allerdings würde mich auch die Meinung der Schüler hier interessieren. Ist das Schulleben heute wirklich so? Und wie steht ihr, also auch hier ebenfalls alle User, solch einem Blog gegenüber? Realität oder reine Fiktion?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich lese die Blogs von Frau Freitag und ihrer Freundin Fräulein Krise auch schon eine ganze Weile, wobei ich mit dem Blog von Frau Freitag angefangen habe, da dieser schon etwas länger existiert. Durch sie stieß ich dann natürlich auch unweigerlich auf die Seite von Fräulein Krise. Die Geschichten der beiden verfolge ich mehr oder weniger regelmäßig; zumindest an den Wochenenden wird gelesen, was die beiden während der Woche so erlebt haben. Die Geschichten über Turgut, Ömür, Samira, ihre Bemühungen um den Realschulabschluss, ihre herben Rückschläge und die diversen Entschuldigungen und Besserungsgelübde sind teilweise einfach nur witzig und unterhaltsam, aber auch mich regen sie ein Stück weit zum Nachdenken an.

Zuerst einmal denke ich, dass diese Blogs vollkommen legitim sind. Da die beiden ihre Namen und die Namen der Schüler verändert haben, ist die Gefahr sehr gering, dass man Rückschlüsse auf ihre Identität ziehen kann. Davon abgesehen halte ich die Blogs auch für eine gute Idee, weil sie den Schulfremden auf sehr bildliche Weise die Realität einer Lehrkraft in einer Brennpunktschule zeigen. Wenn die Noten durchschnittlich schlechter werden, die PISA-Tests miserabel ausfallen oder das eigene Kind schlechte Noten hat, dann ist normalerweise erst einmal der Lehrer Schuld. Diese Blogs zeigen jedenfalls einmal eine andere Seite der Medaille.

Ich denke auch, dass diese Blogs den beiden Lehrerinnen eine gute Möglichkeit bieten, ihren Frust abzubauen: Etwas niederzuschreiben kann wahnsinnig befreiend sein und die anschließenden Kommentare zu lesen, kann neue Anregungen geben oder einfach nur tröstend sein, wenn sie von Lehrern geschrieben wurden, denen es ähnlich geht. Die beiden Frauen haben meinen Respekt alleine dafür, dass sie jeden Morgen aufstehen und in die Schule gehen, obwohl sie schon wissen, dass es wahrscheinlich keine großen Fortschritte gibt. Und wenn ihnen der Blog dabei hilft, diese optimistische Einstellung beizubehalten, dann ist doch dessen Sinn und Zweck erfüllt.

Dass die Geschichten rein fiktional sind, kann ich mir im Übrigen nicht vorstellen, denn mir kommt so vieles bekannt vor, wenn ich an meine eigene Schule denke. Einer meiner Mitschüler hat ein gutes Jahr vor dem Abitur letzte Woche die Schule geschmissen, um eine Ausbildung zu beginnen. Dass er mitten im Ausbildungsjahr keine bekommt, ist natürlich vollkommen überraschend, deswegen sitzt er jetzt untätig zu Hause. Eine andere Mitschülerin kommt jeden Tag zehn Minuten zu spät. Das brachte ihr schon mehrmaliges Nachsitzen ein und auch die Anfänge einiger Prüfungen verpasste sie. Egal, sie kommt weiterhin zu spät; wenigstens darauf kann man sich verlassen.

Ein zweiter Mitschüler ist alleine in der Oberstufe schon zweimal durchgefallen. Statt jetzt zu lernen, macht er sich einen schönen Tag in der Schule. Spätestens zum Zeugnis wird es ein böses Erwachen geben, denn er wird die Schule verlassen müssen, weil er erneut unterpunktet hat. Zwei weitere Mitschüler stehen zwei Monate vor dem Abitur, konnten es aber nicht lassen, den jeweils Anderen wegen einer Auseinandersetzung im Klassenraum blutig zu prügeln. Dass es jetzt ein Disziplinarverfahren gibt und ihr Schulbesuch auf dem Spiel steht, scheint sie nicht zu interessieren. Natürlich sind das jetzt nur die Extrembeispiele der letzten zwei Wochen, die mir einfallen, daneben gibt es natürlich auch noch den ganz normalen Alltag, aber auch hier gehören vergessenes Lernmaterial und nicht gemachte Hausaufgaben, Verspätungen und Essen im Unterricht zum Standard.

Jetzt besuche ich aber noch ein Gymnasium und gehe in die Oberstufe, das heißt, alle wären eigentlich freiwillig hier und wollen ihrer Aussage nach auch unbedingt das Abitur machen. Dazu liegt die Schule in einer relativ guten Gegend mit großzügigen Stadtwohnungen. Die Eltern meiner Mitschüler arbeiten größtenteils; die Geschwister arbeiten auch schon, studieren oder besuchen ebenfalls ein Gymnasium. Auf den ersten Blick scheinen die Schüler gut erzogen zu sein. Wenn es aber trotzdem bei uns an der Schule teilweise wild zugeht, will ich nicht wissen, wie es sich in einer Schule abspielt, in der Perspektivlosigkeit, schlechtes Deutsch, Arbeitslosigkeit der ganzen Familie und Pflichtschulzeit vorherrschen. Da ich aber davon ausgehe, dass all diese Faktoren das Verhalten der Schüler noch deutlich verschlechtern und meine Schule im Vergleich noch eher vorbildlich ist, kann ich den Erzählungen der beiden Lehrerinnen schon Glauben schenken; ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass sie völlig aus der Luft gegriffen sind, denn die Realität an einer Schule scheint sich wohl einfach verändert zu haben; auch meiner Erfahrung nach.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Da hast du vollkommen recht, Sprache und Formatierung des Blogs würden hier bei Talkteria sicherlich zu einer Kaskade von Richtlinienverstößen führen, die das System vermutlich außer Kraft setzen dürften :lol: 'Froilein Krise' hätte das Schreiben hier im Forum sicher längst aufgegeben.

Die Geschichten finde ich ganz witzig, aber nach der 10. Geschichte wirds mir ehrlich gesagt fad. Für Kollegen dürfte das als Zeitvertreib, zur Alltagsbewältigung und als Frustabladestation hilfreich sein. Für mich selber ist das inhaltlich auch alles nicht gerade neu, insofern ist es mehr der Schreibstil 'der Dame', der eine zeitlang für mich interessant ist. Ich finde es aber auch schwer zu lesen, der Satz flattert halt, das mir bald schwindelig vom Lesen wird. Und nur Text und nur Tagebuchstil der im Grunde immer gleichen Geschichten, das reizt mich auf Dauer nicht. Ja, das Lehrerleben scheint frustrierend, wenn man nicht eine Menge Gleichmut mitbringt.

» ToniGard » Beiträge: 201 » Talkpoints: -2,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe gerade die eine oder andere Zeile in dem Blog gelesen und fand das ehrlich gesagt auch recht amüsant. So extrem sind die Zustände an der Schule, die ich zurzeit besuche definitiv nicht, auch wenn man die eine oder andere Sache auch bei uns wiederfindet. Das mag aber wohl auch daran liegen, dass ich mich momentan in der Oberstufe befinde und dort mag es wohl auch etwas lockerer zugehen, als das bei den Unterstufen der Fall ist. Ich habe bemerkt, dass der Großteil der Kinder in der Klasse, die diese Lehrerin scheinbar unterrichtet, ausländische Namen hat.

Ob diese Namen nun geändert worden sind oder nicht, spielt hier keine Rolle, scheinbar ist ein Großteil der Kinder aber wirklich ausländisch. Daher liegt auch die Vermutung nahe, dass es sich um eine Hauptschule handelt, da man dort einen wesentlich größeren Anteil ausländischer Kinder antrifft, als auf anderen Schulen. Und wenn es sich also um eine Unterstufe an der Hauptschule handelt, dann ist der Zustand, der in dieser Klasse herrscht, schon durchaus als normal zu bezeichnen, denn genau so geht es an den Hauptschulen zu.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe mir den Block auch ein wenig durchgelesen. Ich finde die Beiträge nicht sehr übertrieben. Oft ist es wirklich so. Zumindest habe ich selber schon Erfahrungen als Lehrerin in diversen Schulen sammeln können. Einige Szenen kommen mir durchaus bekannt vor oder ich kenne sie zumindest von Erzählungen aus dem Lehrerzimmer.

Der Ausländeranteil ist vor allem in Großstädten extrem hoch. Ich kenne da durchaus auch Fälle, wo sich nur zwei bis drei Österreicher in einer Klasse befinden. Der Rest hat eine andere Nationalität. Das ist teilweise wirklich sehr extrem. Viele geben ihre Kinder deswegen schon in private Schulen, wo dieses Problem nicht so schlimm ist, aber im Endeffekt verschärft es die Situation in den öffentlichen Schulen noch mehr.

Ich kann mir also schon durchaus vorstellen, dass die beschriebenen Situationen durchaus kein Einzelfall sind. Traurig, aber wahr. Ich kenne wie gesagt auch viele solcher Geschichten, dass die Lehrer überhaupt froh sind, wenn die Schüler wenigstens anwesend sind und dass sie sich mehr als Animateur als als Lehrer sehen. Ich kenne sogar einen Lehrer, der am Anfang der Stunde einen Handstand im Klassenraum macht um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Das mögen nun vielleicht auch einige lustig finden. Ich selber habe darüber im ersten Moment zwar auch ein wenig schmunzeln müssen, aber ehrlich gesagt finde ich solche Aktionen eher traurig. Ich gebe da aber nicht nur den Schülern die schuld. Ich habe ehrlich gesagt noch keinen Handstand in der Klasse machen müssen um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Das Verhalten der Schüler hat sich im Vergleich zu früher sicher sehr zum Negativen geändert. Ich weiß auch, dass damit viele Lehrer nicht zurecht kommen und dann kommt es zu solchen Situationen. In einer Schule war es sogar so, dass im Lehrerzimmer Campingbetten aufgestellt waren, wo dann die total gestressten Lehrer sich kurz hinlegen konnten um sich von den bösen Schülern zu erholen. Traurig finde ich das.

Ich selber habe von meinen Erfahrungen her sehr stark das Gefühl, dass Schüler heutzutage mehr denn je nach Grenzen suchen und sie sogar regelrecht verlangen. Wer dann in seiner Lehrertätigkeit ausschließlich seinen Aufgabe darin sieht, den Schülern Lehrinhalte zu vermitteln, hat wohl bald ausgedient. Ich kenne auch viele Lehrer die sich mit den Schülern gut stellen wollen und ihnen so vor allem am Anfang sehr viel durchgehen lassen.

Bei mir ist es ehrlich gesagt genau umgekehrt. Ich zeige vor allem am Anfang sehr deutlich meine Grenzen, damit die Schüler gleich wissen, was bei mir in Ordnung ist und was nicht. Das mag nun sehr streng klingen und das bin ich in gewisser Weise auch. Strenge hat aber nichts damit zu tun, dass es nicht auch einmal lustig zugehen kann, aber eben alles mit Grenzen. Ich würde sogar sagen, dass ich sogar eher einen lockeren Unterrichtsstil habe, aber dennoch kam es in meinen Klassen nicht wirklich oft zu solchen beschriebenen Situationen.

Versucht haben sie es natürlich auch. Das nehme ich den Schülern auch nicht übel, das ist schon klar, dass sie zunächst einmal geschaut haben, wie weit sie bei mir gehen können. Vor allem während meiner Unterrichtstätigkeit mit Schulabgängern habe ich diesbezüglich wirklich viel gelernt. Ich bin da auch öfters an meine Grenzen gestoßen, aber wenn man selber klar strukturierte Regeln und Grenzen hat und diesbezüglich bei den Schülern auch konsequent bleibt, wird das von den Schülern nach einiger Zeit durchaus akzeptiert und dann entstehen solche chaotischen Situationen eigentlich kaum noch.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kannte die Blogs bisher nicht und habe jetzt nur mal ein paar Einträge gelesen. Ich habe mir die dann sofort als Favoriten abgespeichert, weil ich die Blogs wirklich lustig und interessant finde. Ich habe jetzt aber auch noch nicht so viel gelesen, steht zum Beispiel irgendwo, um was für Schulen es sich handelt?

Ich denke nicht, dass die Beiträge übertrieben sind, es kommt aber auch ein wenig auf die Schule und den Ort an. Man stelle sich mal ein kleines Gymnasium in einer Kleinstadt irgendwo in Deutschland vor und eine Hauptschule in Hamburg oder Berlin. Da wird es mit Sicherheit große Unterschiede geben.

Eine Bekannte, die als Lehrerin an einer Hauptschule unterrichtet, berichtet öfter mal von ähnlichen Zuständen. Der Ausländeranteil in ihrer Klasse liegt bei 80 %, viele sprechen kaum oder nur schlechtes Deutsch, die wenigsten Schüler interressieren sich für die Schule und wollen etwas lernen. Solche Zustände sind glaube ich keine Seltenheit mehr.

Generell finde ich solche Blogs interessant, wenn sie gut geschrieben sind. Ich kenne zum Beispiel noch den Blog von einem Taxifahrer, der über Fahrten mit seinen Gästen berichtet und den Blog von einem Polizisten, der Notrufe annimmt. Diese lese ich regelmäßig, weil es einfach sehr amüsant ist. Es ist kaum zu glauben, mit was für Leuten sich ein Taxifahrer manchmal abgeben muss und aus was für Gründen Leute den Notruf wählen.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


@ Anemone
Ob es Brennpunktschulen sind, ist mir unklar. Auch weil unklar ist, wie man Brennpunktschule wirklich definieren sollte. Und ich denke, wenn sich wirklich jemand die Mühe machen würde, wäre bei Frau Freitag in Erfahrung zu bringen sein, an welcher Schule sie unterrichtet. Ich gebe zu, mit einiger Mühe.

Du schreibst, dass es auch bei euch zum Teil wild zu geht. Darf ich frage wie du das als blinde Schülerin erlebst? Vieles läuft ja durchaus auch visuell ab in solchen Abläufen.

@ToniGard
Von der Rechtschreibung und Formatierung her, finde ich die Blogs recht gut. Sie sind flüssig zu lesen. Und die Lehrerinnen geben ja nur die Worte ihrer Schüler wieder. Keine Ahnung warum heutige Schüler sagen: gehe Karstadt und nicht ich gehe zu Karstadt.

@ Crispin
Zumindest Frau Freitag scheint an einer Gesamtschule zu unterrichten. Denn sie schreibt durchaus auch so Sachen wie, dass sie, als sie die Klasse übernahm, siegessicher war, dass sie alle zum Abitur bringt. Daraus wurde gedanklich der Realschulabschluss und dann der Hauptschulabschluss. Und zum Schluss ist sie wohl froh, wenn alle ihre Schullaufbahn irgendwie überleben.

Und in beiden Blogs geht es durchaus auch um Schüler die kurz vorm Abschluss stehen. Fraglich ist nur welcher. :lol:. Zumindest setzt sich Frau Freitag gerade mit der Berufswahl auseinander.

@ tournesol
Scheint also kein rein deutsches Problem zu sein, was mich doch irgendwie erleichtert. Und ich denke auch, dass es Frau Krise und auch Frau Freitag ähnlich wie dir geht. Sie nehmen ihren Schülern das nicht wirklich übel. Aber sie Zweifeln einfach teilweise an sich selbst.

@ SuperGrobi
Nein es geht nicht daraus hervor, um welche Schule oder Städte es sich handelt. Was ich an sich auch besser finde. Das würde wohl auch zu weit gehen. Vor allem wäre der Aufschrei bei den Schülern wohl recht groß. Die scheinen ihre Rechte genau zu kennen. Das geht zumindest aus einigen Beiträgen klar heraus.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



@LittleSister: Ich meinte auch nicht die konkrete Schule in der und der Stadt, sondern eigentlich habe ich mich nur gefragt, ob es sich hier um Gymnasium (würde ich ausschließen), Realschule, Hauptschule oder Gesamtschule handelt und/oder ob sich diese in einer deutschen Großstadt mit hohem Ausländeranteil wie zum Beispiel Berlin oder Hamburg befinden oder ob es eher eine Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern ist. Da ich noch nicht viel gelesen habe, konnte ich bisher nichts dazu finden.

Bei Frau Freitag hast du ja jetzt geschrieben, dass es vermutlich eine Gesamtschule sein wird. Da kann ich mir solche Zustände durchaus vorstellen. Ebenfalls kann ich mir vorstellen, dass diese Schulen eher in Großstädten mit hohem Ausländeranteil zu finden sind. Dort ist so etwas keine Seltenheit mehr.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nein, das ist mit Sicherheit kein Problem welches sich nur auf Deutschland beschränkt! Ich sehe es wenn überhaupt als eher regionales Problem beziehungsweise auch der Schulart. Ich kenne wie gesagt Eltern die ihre Kinde bewusst in eine private Schule geben. Dort kommen solche Szenen auch, aber wesentlich weniger vor.

Vor allem der Ausländeranteil ist dort wesentlich geringer. Das klingt jetzt ziemlich ausländerfeindlich. Sehe ich aber gar nicht so. Wenn in einer Klasse jedoch plötzlich von 30 Kindern nur noch zwei Österreicher sind, dann spreche ich schon von einem Ausländerproblem an Schulen! Nicht, weil sie so böse sind, sondern weil davon eben auch sehr viele nur wenig Deutsch können und das macht sich dann natürlich in der Qualität des Unterrichts auch bemerkbar.

Solche Schulen gibt es meiner Erfahrung nach hauptsächlich eben in Großstädten und da auch vor allem in einigen Bezirken. Während meinem Studium musste ich ja auch verschiedene Schulen besuchen und so habe ich auch in solche Schulen ein wenig Einblick bekommen, wenn oft auch nur für ein paar Wochen.

Ich muss aber auch zugeben, dass es auch ein wenig um die Einstellung des Lehrers geht. Ich selber habe immer an einem Gymnasium oder an einer berufsbildenden Schule unterrichtet. Wobei ich nun von den öffentlichen Schulen spreche. Ich habe danach auch mehrere Jahre an einem privaten Bildungsinstitut gearbeitet. Vor allem am Anfang habe ich meine Tätigkeit auch eher als Lehrvermittlerin gesehen und weniger in erzieherischer Tätigkeit.

Es war da sehr unterschiedlich. Ich habe zum Glück nie länger in oben besprochenen öffentlichen Schulen in einer Großstadt noch dazu in speziellen Bezirken gearbeitet. Dort habe ich immer nur ein paar Praktikumsstunden gemacht und das Unterrichten dort ist sicher sehr schwer. Dort konnten die Schüler auch mehr oder weniger machen was sie wollten, weil es eben auch von Seiten der Schule her kaum Konsequenzen gegeben hat.

Nach meinem Studium war ich ein Jahr in einem Gymnasium, welches sich in einer eher nobleren Gegend in unmittelbarer Nähe einer Großstadt befunden hat. Das Unterrichten dort war ganz anders. Die Schüler viel gesitteter und "pflegeleichter". Dort hat das Unterrichten richtig Spaß gemacht und die erzieherische Tätigkeit hielt sich auch in Grenzen.

Dort hatte ich aber auch Unterstützung vom Direktor. Schüler, die zu krass waren und die nicht zum Zähmen waren, wurden mehr oder weniger rausgeschmissen. Zwar nicht gleich und man hat auch vieles versucht, dass sie bleiben, aber wenn es nicht anders ging, mussten sie gehen. Alleine die Tatsache, dass der Direktor im Endeffekt tatsächlich soweit gehen würde, hat viele schon gezähmt und so musste kaum einer die Schule wirklich verlassen, weil die Androhung vom Direktor oft schon gereicht hat.

Nach dem Jahr habe ich leider keine Stelle gefunden und ich bin dann auch aufs Land gezogen. Hier habe ich zum Glück rasch eine Stelle gefunden, allerdings eben in einem privaten Bildungsinstitut mit problematischen Jugendlichen. Das war dann mehr oder weniger eine Ansammlung jener Schüler, die aus den Schulen rausgeflogen sind oder freiwillig gegangen sind.

Dort habe ich von Anfang an gewusst, dass es sich hierbei mehr um eine erzieherische Tätigkeit geht. Meine Einstellung war also auch gleich eine andere. Ich bin auch immer wieder an meine Grenzen gestoßen, aber ich habe diese Tätigkeit im Endeffekt großartig empfunden, weil es mir viel Spaß gemacht hat zu lernen, wie man mit solchen Schülern umgehen kann oder soll.

Es war aber auch insofern ein anderes Unterrichten, als dass ich mehr oder weniger ihre Trainerin war. Ich hatte die Schüler zum Teil 30 Stunden in der Woche und da entsteht natürlich auch ein ganz anderes Verhältnis, als wenn ich sie nur vier bis fünf Wochenstunden habe. Im Endeffekt waren diese Schüler oft sogar "braver" als Schüler in bestimmten Schulen in einer Großstadt. Am Anfang zwar noch nicht, weil gerade diese Schüler ihre Grenzen eben extrem ausgetestet haben. Aber wenn sie gemerkt haben, dass sie da mehr oder weniger auf freundliche aber konsequente Fronten stoßen, dann war der Umgang mit ihnen total angenehm!

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich gebe zu, mit dem Begriff „Brennpunktschule“ war ich vielleicht etwas leichtfertig, weil dieser nur schwammig definiert ist, aber im Allgemeinen verstehe ich darunter eine Schule in einer Gegend mit sozialen und finanziell benachteiligten Menschen, mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl an Schulabbrechern und Schülern mit schlechten bis sehr schlechten Noten und hohen Fehlzeiten durch das Schwänzen vieler Schüler. Auch Gewalt und viele Auseinandersetzungen zwischen den Schülern können hier auf dem Programm stehen. Den Eindruck einer solchen Schule vermitteln zumindest mir diese Blogs, wobei es natürlich auch im Bereich des Möglichen liegt, dass die Realität dort von den geschriebenen Inhalten abweicht und die beiden sich nur die „Highlights“ aussuchen. Aber wie ich in meinem vorigen Beitrag schon sagte, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es wirklich so abläuft.

Ja, es wäre wohl tatsächlich irgendwie in Erfahrung zu bringen, von welchen Schulen die beiden erzählen, aber einfach wäre es bestimmt nicht. anhand der Ferienzeiten könnte sich natürlich das Bundesland eingrenzen lassen und dadurch, dass sie auch von Sprechtagen bloggen, könnte man natürlich auch hier fündig werden, wobei Letzteres schon wieder nur funktioniert, wenn sie wirklich am Tag des Elternsprechtages darüber bloggen. Dass jemand Fremdes diese Schulen findet, halte ich schon eher für unwahrscheinlich. Da könnte ich es mir eher vorstellen, dass sich Schüler oder Kollegen in manchen Erzählungen wiederfinden, wobei auch das oft nicht eindeutig sein dürfte, da viele Schüler und Kollegen einfach Stereotypen sind; so jemanden findet man an jeder Schule und ich habe mir bei vielen Figuren des Öfteren gedacht, dass sie auch in meiner Klasse sitzen. Wenn sich jemand wiederfindet, dann wohl eher anhand von speziellen Erlebnissen, wenn sie an einem bestimmten Tag passiert sind. Ich erinnere mich auch, dass Frau Freitag mal eine etwa zehntägige Pause einlegte, wofür wohl unerwünschte Mitleser der Grund waren, wie sich das allerdings weiterentwickelte, wurde nicht thematisiert und somit denke ich, die Sache ist aus der Welt.

Ich glaube gar nicht, dass ich das Chaos als blinde Schülerin wirklich anders wahrnehme. Einiges erfährt man ganz einfach durch die Gerüchteküche in der Schule, die Schlägerei, von der ich in meinem ersten Beitrag erzählte, war schließlich am nächsten Tag das Gesprächsthema Nummer eins. Auch bei Gesprächen, die Lehrer zu Beginn der Stunde mit manchen Schülern führen müssen, erfährt man sehr gut, welche Verfehlungen sie sich zu Schulden kommen ließen. Hin und wieder wird dann natürlich im Unterricht gefragt, wo dieser oder jener abgeblieben ist, dann wird in der Regel auch kurz erzählt, warum dieser Schüler von der Schule geflogen oder auch gegangen ist. Wie gesagt, so selten ist das bei uns gar nicht.

Diese kleinen Verfehlungen im Alltag nehme ich hauptsächlich durch Geräusche wahr. Zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn geht leise die Tür auf und die erwartete Mitschülerin betritt den Unterrichtsraum. Ich muss nicht fragen, wer gekommen ist, ich erkenne ihren stöckelnden, aber leicht schlurfenden Schritt. Hinter mir liegt ein Schüler mit dem Kopf auf dem Tisch. Das sehe ich nicht, aber ich höre seine dumpfe Stimme, wenn der Lehrer ihn aufruft, und denke mir meinen Teil. Anderswo raschelt es und ich weiß genau, dass es eine Tüte vom Bäcker ist und somit wohl mal wieder jemand mitten in der Unterrichtsstunde Hunger bekommen hat. Auch das Zischen beim Öffnen von Getränken mit Kohlensäure ist charakteristisch. Ständiges Raunen gehört zu meinem üblichen Begleiter durch den Tag. Egal welche Stunde, egal welcher Lehrer, leise Gespräche zwischen meinen Mitschülern sind immer zu hören. Je nach Lehrer werden sie lauter und leiser, aber sie verebben nie.

Wie gesagt, ich finde gar nicht unbedingt, dass sich die Schulen so sehr unterscheiden. Ja, meine Mitschüler drücken sich gepflegter aus, die Noten sind oft nicht ganz so schlecht und die Respektlosigkeiten sind oft ein wenig subtiler, aber sonst? Beiden Schularten scheint die Null-Bock-Einstellung vieler Schüler gemeinsam zu sein, nur mit dem Unterschied, dass die Schüler von Frau Freitag und Fräulein Krise das deutlich offener ausleben.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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