Bloggende Lehrer

vom 13.02.2011, 02:31 Uhr

Dort hatte ich aber auch Unterstützung vom Direktor. Schüler, die zu krass waren und die nicht zum Zähmen waren, wurden mehr oder weniger rausgeschmissen. Zwar nicht gleich und man hat auch vieles versucht, dass sie bleiben, aber wenn es nicht anders ging, mussten sie gehen. Alleine die Tatsache, dass der Direktor im Endeffekt tatsächlich soweit gehen würde, hat viele schon gezähmt und so musste kaum einer die Schule wirklich verlassen, weil die Androhung vom Direktor oft schon gereicht hat.

Dem stehen zum Teil die deutschen Schulgesetze im Wege und generell halt die deutschen Rechte. Leider wissen genau solche Ausnahmeschüler halt genau wie weit sie an sich gehen können. Wobei sie halt auch das Maß gerne überschreiten. Scheinbar sind ihnen die Konsequenzen dann egal.

@ Anemone
Den Eindruck den du schilderst, vermitteln mir die beiden Blogs auch. Allerdings agieren Frau Krise und Frau Freitag ja scheinbar in anderen Städten an anderen Schulen. Was es mir dann doch eher zu einem allgemeinen Problem zu werden scheint. Das Problem, dass die Sprache in der Klasse hauptsächlich Türkisch ist und die deutsch sprechenden Lehrer eher hilflos daneben stehen ( wird ja in beiden Blogs erwähnt) kenne ich auch aus Erzählungen einer Chatbekanntschaft, die eine Zeit lang an einer Hauptschule unterrichtet hat.

Zu meiner Schulzeit war der Ausländeranteil sehr gering. So hatten wir aber zwei Mitschülerinnen aus dem ehemaligem Jugoslawien. Die haben sich schon in ihrer Muttersprache unterhalten. Aber eher halt unter sich. Die hätten das nicht zum Vorsagen oder ähnlichem benutzt. Ich denke da mangelt es den heutigen Schülern auch einfach ein wenig an Respekt, oder kommt mir das nur so vor? Und in den Blogs steht ja auch, dass die Mütter der entsprechenden Schüler zum Teil wirklich eher westlich orientiert sind. Also fließend deutsch sprechen, westliche Kleidung tragen und so weiter.

Ich meinte an sich weniger die Dinge die man hören oder riechen kann. Auch nicht die Dinge die man durch die sogenannten Buschtrommeln hört. Ich meinte eher andere Sachen. In einem der Blogs beschreibt die Lehrerin ja auch die Kleidung eines Schülers. Eines Schülers, der der Meinung ist, er kann in halbwegs gammligen Jogginghosen zum Vorstellungsgespräch gehen und so Sachen. Oder das die Schülerinnen zum Teil sehr stark und übertrieben geschminkt sind. Wird dir so was auch bewusst oder eher nur durch das Hören- Sagen? Ich meine klar, du kannst das nicht sehen. Aber nimmst du bewusst wahr, welche Vor- oder auch Nachteile so was deinen Mitschülern bringen kann?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Natürlich ist es eher ein allgemeines Problem, das die beiden Lehrerinnen hier schildern. Diese Art von Schulen mit einer vergleichsweise schwierigen Klientel gibt es vermutlich in jeder etwas größeren Stadt, in der es große Siedlungen mit Sozialwohnungen, hohe Arbeitslosigkeit oder einen hohen Ausländeranteil gibt. Versteht mich nicht falsch, ich habe mit Menschen in Sozialwohnen, Arbeitslosen oder ausländischen Mitbürgern absolut keine Probleme, ich denke nur, dass in solchen Gebieten der Perspektivlosigkeit, der Armut und der mangelhaften Sprachkenntnisse derartige Schüler häufiger sind. Und diejenigen Schüler, die mit solchen Problemen nicht zu kämpfen haben, lassen sich in der Regel schnell von ihren Mitschülern anstecken. Was Frau Freitag und Fräulein Krise betrifft, so schreiben sie zwar über unterschiedliche Schulen, ich bin mir aber relativ sicher, dass diese Schulen zumindest in der gleichen Stadt liegen, was aber natürlich nichts daran ändert, dass diese Probleme überall zu finden sind.

Inwieweit ich optische Verfehlungen meiner Mitschüler mitbekomme, variiert sehr stark. Es gibt da natürlich die Mädchen, die man schon von Weitem in die Schule stöckeln hört und die eine Parfumwolke mit sich tragen, die im gesamten Klassenraum zu riechen ist. Dementsprechend ist dann auch das restliche Aussehen, zumindest diese Damen sind in der Regel auch sehr stark geschminkt und tragen freizügige Klamotten, das alles geht weitgehend Hand in Hand. Mit der Jogginghose oder sonstigen Outfits ist das oft schon schwieriger. Das geht oft nur übers Hören-Sagen. Die andere Möglichkeit ist, dass sich jemand sehr nach seinen Interessen kleidet, also zum Beispiel Punk hört und sich entsprechend eher schwarz und in dunklen Farben kleidet. Ich bin da aber in der Regel sehr vorsichtig, bevor ich mir ein solches Urteil bilde, weil ja nicht jeder den gängigen Vorurteilen entspricht. Deswegen frage ich in der Regel lieber noch einmal bei Mitschülerinnen nach, wie jemand aussieht, um mich abzusichern, auch wenn ich mir schon längst mein eigenes Bild gemacht habe.

Was die Vor- oder Nachteile einer bestimmten Stilrichtung oder auch eines schlampigen Aussehens anbelangt, ist es sehr schwierig, hier eine konkrete Antwort zu geben. Klar ist, dass auch bei uns die Schüler ihre Rechte sehr genau kennen, das heißt, wenn sie auch nur den Verdacht haben, dass ein Lehrer sie aufgrund ihres Äußeren schlechter bewertet haben könnte, steht ein Gang zum Vertrauenslehrer oder auch Schulleiter an. Die meisten Lehrer hüten sich demnach davor, irgendwelche Äußerungen darüber einzuwerfen, weil sie befürchten müssen, sich dadurch ordentlich in die Nesseln zu setzen. Egal wie freizügig ein Mädchen herumläuft oder wie schmuddelig ein Jogginganzug ist, unsere Lehrer würden sich wohl lieber die Zunge abbeißen, als etwas zu sagen. Dass manch ein Lehrer im Verdacht steht, Mädchen mit einem tiefen Ausschnitt bei einem Referat besser zu bewerten, ist natürlich ein anderes Kapitel, das bei uns an der Schule zwar schon als ungeschriebenes Gesetz gilt, aber anders als Äußerungen über bestimmte Kleidungsstile natürlich schlecht nachgewiesen werden kann.

In der Berufswelt ist diese Benachteiligung durch das Aussehen hingegen eindeutig, wobei auch hier viele Chefs schon gar nicht mehr den Mund aufmachen. Erst neulich erzählten zwei Mitschüler über eine abgelehnte Praktikumsstelle: Der erste wollte mit langen Dreadlocks in die Kundenberatung einer Computerabteilung, die Zweite absolut aufgetakelt und überschminkt in einen Kindergarten. Beide wundern sich über die Ablehnung, die anderen Bewerber seien doch nicht besser qualifiziert gewesen, daran, dass es an ihrem Aussehen liegen könnte, denken sie gar nicht. Warum auch? Weder Lehrer noch Chefs sagen etwas, das Thema ist zu heikel. Und nein, die Schüler in meiner Schule sehen wohl nicht besser aus als in den Schulen der bloggenden Lehrerinnen; aber haben die schon einmal etwas gesagt? Ich könnte mich jetzt an keinen konkreten Text erinnern, aber vielleicht täusche ich mich auch.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also, als Lehrerin sag ich mal: Übertreibung macht anschaulich. Wobei mir die ein oder andere Situation, die da so geschildert wird, doch in ihren Grundzügen recht bekannt vorkommt. Unsere Ausländerquote ist zwar denkbar niedrig (sagenhafte 5 Türken und eine Hand voll Russen an der gesamten Schule), das heißt aber nicht, dass wir weniger unmotivierte, untalentierte, schlecht bis gar nicht erzogene Schüler haben. Da wird schon mal der ein oder andere dumme Spruch abgesondert. So mancher entschuldigt sich, manch anderer sieht das aber gar nicht ein und das beste: Seine Eltern auch nicht! Man muss ja nicht jede Frechheit von Teenagern so persönlich nehmen und außerdem hat man das ja auch irgendwie provoziert, als man verlangt hat, dass der Arbeitsauftrag erledigt wurde und das auch noch leise. Und Hausaufgaben? Entschuldigung, mein Kind hat auch noch anderes zu tun! Unfassbar, was die Lehrkraft sich da wieder erlaubt hat!

Und ich weiß: Meine Rabauken sind im Vergleich zu manch anderer Schule lieb, nett und harmlos und eigentlich ist es ein Glücksfall, dass die Eltern sich für ihre Sprösslinge einsetzen. Sie sind zwar nicht unbedingt im Recht, aber wenigstens ist ihnen nicht alles egal, was aus ihren Kindern wird. Trotzdem kommt da manchmal Frust auf und ich kann mir denken, dass so ein Blog eine gute Methode ist, sich den von der Seele zu schreiben. Zumal da ja auch die kleinen Freuden des Lehreralltags auftauchen. Alles in allem macht man sich Luft, im Guten wie im Schlechten und geht befreiter in den nächsten Tag oder die nächste Woche. Und da ja Namen und Ort verfremdet wurden, sehe ich da auch kein Problem, was die Privatsphäre angeht.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es nichts Neues, das es Schulen mit sehr hohem Ausländeranteil gibt. Das dieser sogar bei mehr als 50% liegt, gibt es an manchen Schulen auch. Und entsprechend sind dann auch die Verhältnisse. Eltern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und dadurch nichtmal alleine ein Formular ausfüllen können. Kinder die dadurch an diversen schulischen Aktivitäten nicht teilnehmen können, weil die Eltern einfach nicht verstehen um was es überhaupt geht und einfach verbieten.

Das ein Lehrer dort mehr ist als ein Mensch der Kinder und Jugendliche unterrichtet, ist auch bekannt. Da setzen sich die Lehrer dann hin und füllen Anträge aus, so das die Eltern nur noch ihre Unterschrift drunter setzen müssen. Dabei muss man noch bedenken, das die Lehrer dann sowas in ihre Freizeit tun und sie wirklich alles daran setzen, das eben die Kinder wenigsten eine Chance haben der sozialen Unterschicht zu entkommen.

Das es solche Schulen nicht überall gibt, dürfte auch klar sein. In Plauen haben wir einen sehr geringen Ausländeranteil in der Stadt. Entsprechend anders geht es halt auch an den Schulen zu. An unserer Grundschule gibt es ein Kind, wo beide Eltern aus einem anderen Land stammen und ein Kind, wo der Vater ein Afrikaner ist. Nur bin ich auch noch auf keinen Ausländer getroffen, welcher kein Deutsch konnte. Sie haben sich allein sprachlich alle integriert und das merkt man dann eben auch bei den Kindern, da sie einfach auch die Unterstützung von zu Hause haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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