Studiengebühren abschaffen?

vom 11.02.2011, 18:58 Uhr

Warum gibt es eigentlich die Studiengebühren? Wieso kann man nicht studieren ohne, dass man Gebühren zahlt? Ich finde man sollte die Gebühren abschaffen oder die Gebühren etwas herunterschrauben. Dass man pro Semester 500€ zahlen muss ist doch eigentlich völliger Quatsch. Das ist doch viel zu viel Geld, stellt euch vor, es wollen mehrere aus einer Familie studieren, aber können nicht, weil es finanziell nicht möglich ist. So was finde ich echt traurig, darum bin ich gegen die Studiengebühren. Schließt ihr euch mir an oder seht ihr das nicht so?

» uA_Musti » Beiträge: 542 » Talkpoints: 25,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Studiengebühren wurden erst 2006 eingeführt. Wenn man bedenkt, dann hat das System vorher auch funktioniert. Ich glaube einer der Hauptgründe der CDU (wir haben es dieser Partei zu verdanken), war so die Langzeitstudenten endlich dazu zu bringen fertig zu werden. Es gab wohl Fälle in denen das Studieren beim Studieren an letzter Stelle kam. Dafür all jene zu bestrafen, die nichts dafür können, ist einfach nur ungerecht!

500€ der Studiengebühren gehen direkt an den Staat, der Rest geht an die Hochschule. Da verlangen inzwischen manche Unis bis zu 400€. Das was der Student an Studiengebühren einzahlt, kriegt er in etwa an Bafög wieder. Und falls der Student keinen Anspruch an Bafög hat, dann muss er sich mit Studentenkrediten verschulden. Die meisten müssen nebenher arbeiten und brauchen die Unterstützung der Eltern. Wer diese Unterstützung nicht hat, sich nicht verschulden will und neben dem Studium nicht arbeiten kann (die meisten Studiengänge sind Vollzeit), dem wird praktisch jede Möglichkeit genommen zu studieren.

Ich bin deswegen auch fast nicht studieren gegangen. Ich habe es mir einfach nicht leisten können. Nur weil ich ein Stipedium meines Arbeitgebers bekommen habe, ist es mir doch noch möglich den Traum eines Hochschulabschluss zu erreichen.

Übrigens unterliegt es der Politik eines jeden Bundeslandes ob die Studiengebühren eingeführt werden sollen oder abgeschafft werden. Deswegen haben einige Bundesländer keine Studiengebühren erhoben und einige sie auch wieder abgeschafft.

» JeanSmith » Beiträge: 422 » Talkpoints: 4,88 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Studiumgebühren gibt es um die Universitäten zu finanzieren, was ja im Grunde genommen auch sehr sinnvoll ist, denn gute Bildungsmöglichkeiten benötigen Geld für Materialien und andere Lernangebote. Dass die Kosten hierfür jedoch in einem solchen Maße am Studierenden hängen bleiben ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung. Wie du schon angesprochen hast können es sich viele ärmere Familien nicht einmal leisten eines ihrer Kinder studieren zu lassen, welche dementsprechend der Armut auch nicht entfliehen könne. So entsteht ein ewig währender Teufelskreis. Auch Bafög ist zwar eine gute Sache, jedoch muss die Hälfte des erhaltenen Geldes später zurück gezahlt werden und nicht jeder möchte sich in dem Alter schon Schulden auferlegen. Die einzige Möglichkeit wäre ein Stipendium zu ergattern, die Begabtenstipendien beginnen allerdings erst bei einem Durchschnitt von 1,2 was für viele unerreichbar ist.

Soweit ich weiß sollen die Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen zum Wintersemester 2011/2012 abgeschafft werden. Geklärt ist jedoch noch nicht wer die Kosten, die ja zwangsläufig anfallen wenn jemand studiert, trägt. So lästig die Studiengebühren für den Studierenden also sind, so sinnvoll sind die eigentlich für die Universitäten. Ich kann also nicht direkt sagen, dass ich gegen Studiengebühren bin, auch wenn ich in einem Jahr selbst studieren gehen möchte und natürlich nichts dagegen hätte 1000€ im Jahr mehr zur Verfügung zu haben, ich möchte allerdings auch eine gut ausgestattete Uni, in der es Spaß macht zu lernen und die die Möglichkeit bietet neuste Lehrmethoden anzuwenden.

» Monella » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Nunja, ich kann zu den deutschen Unversitäten nichts sagen, weil ich damit überhaupt keine Erfahrung habe und ich selbst eine österreichische Uni besucht habe. In Österreich hat dies jedenfalls eine lange Geschichte, im Jahr 2001 wurden diese wieder eingeführt und es gibt erstmals seit den 1970er Jahren wieder Studiengebühren.

Als ich mir den Beitrag von JeanSmith durchgelesen habe, musste ich seit langer Zeit wieder mal an den Gebühren zweifeln, denn eigentlich bin ich da ganz anderer Meinung. Wie man die Erhebung und Verteilung der Studiengebühren aber auch sinnvoller durchführen kann, zeigt jedenfalls das Beispiel Österreich. Seit der (Wieder-)Einführung im Jahr 2001 betragen diese Gebühren 363,63 Euro pro Semester und seit 2004 fließt dieses Geld auch zu 100% in die Universitätsbudgets ein. Laut wikipedia waren das mitte der 2000er Jahre zwischen 130 und 150 Millionen Euro pro Jahr, was für unser kleines Land ein richtiger Batzen Geld ist.

Zwar liest sich der letzte Absatz sehr positiv, in der Praxis sieht es aber leider anders aus. Tatsächlich erhalten die staatlichen Unversitäten zwar etwas Geld von den Studenten, als Ausgleich wird ihnen das aber vom Staat wieder genommen, beziehungsweise wurden die Förderungen gekürzt.


Weil ich selbst eine staatliche Universität besucht habe und die letzten 3 Semester in die Zeit der Umstellung zu den neuen Studiengebühren fiel, kann ich beide Seiten dieser Diskussion bestens verstehen. Einerseits hat man im Laufe der Semester einige Freunde gewonnen, die während ihres Studienganges gerade so am Rande der Armut schweben. Das Resultat der Einführung neuer Studiengebühren war für einige dieser Personen, dass sie sich eine Fortsetzung ihres Studiums nicht mehr leisten konnten und (natürlicherweise) auch keinen Kredit gegen zukünftige Einnahmen aufnehmen konnten. Auf der anderen Seite aber ist das Bild in jeder staatlichen Universität Österreichs dasselbe: den Unis fehlt das Geld, was man nicht zuletzt in überfüllten Vorlesungssälen merkt.

Trotz meiner persönlichen Erfahrungen muss ich für die Studiengebühren eine Lanze brechen, denn so schlimm wie das von vielen dargestellt wird, ist es dann auch wieder nicht. Das Diplomstudium der Rechtswissenschafen kostet an Studiengebühren nicht mal 3000 Euro, wenn man von einer Regeldauer von 8 Semestern ausgeht und das ist im Vergleich zu privaten Universitäten unverschämt billig. Ich kann mich jedenfalls noch an ein paar Anfragen an private Universitäten erinnern - meine Eltern waren zwar bereit mein Studium finanziell zu unterstützen, jedoch wollten sie nicht jede Summe finanzieren und ich musste das quasi zinsfrei geliehene Geld auch wieder zurückbezahlen. Weil ich bei privaten Unis von 1500 bis 5000 Euro pro Semester ausgehen musste und mir das neben den sowieso schon anfallenden Lebenskosten zu teuer wurde, habe ich schließlich die staatliche Uni gewählt.

Ich kann nur sagen, dass es trotz der Studiengebühren, welche (zumindest theoretisch) nicht so böse sind wie sie klingen, noch ausreichend alternative Möglichkeiten gibt. Als Bürger der Europäischen Union kann man im Prinzip an jeder Uni jedes Mitgliedslandes studieren und da gibt es sogar noch Austauschprogramme und Stipendien. Dazu kommen noch einzelne Länder in denen gar keine Studiengebühren anfallen, wie dies beispielsweise in Schweden und Polen der Fall ist.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde ebenso, dass Studiengebühren einfach nicht in der Höhe erhoben werden sollten. Ich sehr darin nicht so den Sinn. Ich sehr vielmehr die Menschen, die dadurch abgehalten werden, auf einem direkten Weg zu studieren. Für ein Studium sollte man genug Zeit haben, um dieses zu absolvieren. Es sollte an öffentlichen Universitäten keine Unterscheidung stattfinden zwischen Arm und Reich, zumindest bezogen auf die Voraussetzungen für ein Studium. Das ist meiner Meinung nach ein Unding.

Dass man damit die Kosten einer Universität decken wollte, ist ja ganz nett angedacht, aber passiert das denn auch wirklich? Im heutigen Zeitalter sollte man eher mal darüber nachdenken, was man tun könnte, um Kosten dort einzusparen, wo sie absolut nicht notwendig sind.

An privaten Hochschulen ist es oft ja auch so, dass man sich halt Software zulegen darf, um dort überhaupt mit den Mitteln zu arbeiten, die dort von den Lehrkräften eingesetzt werden. Meistens sind diese Programme dann nur zu schulischen Zwecken verwendbar und werden daher auch "günstiger" angeboten, aber auch das muss ja bezahlt werden. Das ist meiner Meinung nach auch nicht richtig.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


ygil, ich glaube nicht, dass es die Absicht der Politiker war Menschen davon abzuhalten zu Studieren und die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter aufklappen zu lassen, es ist nur daraus resultiert, dass beschlossen wurde, dass die Studenten selbst einen Teil der Kosten, die bei so einem Studium entstehen tragen müssen. Dass die CDU mit den Studiengebühren bezwecken will, dass Langzeitstudierende ihr Studium abschließen, das kann ich nur schwer glauben. Immerhin zahlt man von ersten Semester an die Beiträge und wer es sich vor den Studiengebühren leisten könnte 15 Semester zu studieren (und dabei ja immerhin kein Geld zu verdienen), der kann es sich auch mit den Studiengebühren leisten.

Ich bin auch dagegen an den Universitäten Kosten einzusparen. Ab einem gewissen Punkt entstehen eben Kosten, die dann auch nicht eingespart werden dürfen. Es muss neues und immer aktuelles Lehrmaterial beschafft werden, du möchtest doch nichts lernen was vor 20 Jahren aktuell war, nur weil die Universität es sich nicht leisten kann neue Bücher anzuschaffen. Auch sehe ich technische "Neuerungen" wie PCs, Beamer und Whiteboards als sehr lehrförderlich an. Der Mensch braucht Abwechslung in seinem Lernen, sonst macht das Gehirn zu. Durch Filme und interaktive Unterrichtsgestaltung wird das Gehirn in viel mehr Aspekten gefordert und gefördert. Ansonsten würde mir noch einfallen am Personal zu sparen, aber das kann es ja auch nicht sein, immerhin sind die Vorlesungen in manchen sehr beliebten Studiengängen so voll, dass die Studierenden auf den Treppen sitzen oder gar stehen müssen. Es müssten eigentlich mehr Professoren eingestellt und mehr Vorlesungen angeboten werden.

» Monella » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bezahle selber auch 500 Euro Studiengebühren pro Semester und ärger mich auch jedes Mal wenn ich sie überweisen muss. Vor allem wenn ich bedanke, dass an anderen Universitäten nichts bezahlt werden muss. So muss eine Bekannte, die in Mainz studiert keine Gebühren bezahlen, weil sie in Rheinland-Pfalz Abitur gemacht hat. Ich studiere in NRW und muss Gebühren bezahlen. Ich finde die Auslegung sehr ungerecht.

Aber mit 500 Euro im Semester kommen wir noch ganz gut weg. Ein Bekannter, den ich im Tutorium kennen gelernt habe, hat vorher Zahnmedizin studiert und ist auch schon Mitte 30. Er hat Familie und Kinder zu Hause und seine Frau geht arbeiten. Er sagte mir, dass er dein Zahnmedizinstudium abbrechen musste weil er die Studiengebühren einfach nicht mehr bezahlen konnte. Er musste 2000 Euro im Semester bezahlen, was natürlich nicht finanzierbar ist wenn man außerdem noch seine Familie ernähren muss.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



War dein Bekannter denn auf einer Privatuniverstität? Bei einer staatlichen kann ich mir solche Unsummen garnicht vorstellen. Man kann doch nicht für einige Studiengänge mehr Geld verlangen als für andere. Das wäre dann wirklich keine Gerechtigkeit mehr und würde die ärmeren Gesellschaftsschichten ja gänzlich davon abhalten einen Beruf zu erlernen, in dem es möglich ist so viel Geld zu verdienen um aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können.

» Monella » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


ich glaube nicht, dass es die Absicht der Politiker war Menschen davon abzuhalten zu Studieren und die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter aufklappen zu lassen, es ist nur daraus resultiert, dass beschlossen wurde, dass die Studenten selbst einen Teil der Kosten, die bei so einem Studium entstehen tragen müssen


Aber das wusste man doch auch schon vorher, bzw. ist es für jeden, der einigermaßen weiter denken kann, doch absehbar gewesen. Allerdings weiß ich jetzt auch nicht, wie viele Leute davon aktuell überhaupt betroffen sind, sodass ich dies mal so stehen lasse.

Ich bin auch dagegen an den Universitäten Kosten einzusparen. Ab einem gewissen Punkt entstehen eben Kosten, die ..


Darum geht es mir ja. Kosten einsparen, die nicht notwendig sind. Menschen befragen, die direkt an der Quelle sitzen und etwas dazu beitragen könnten. Ich habe hier schon mal davon gelesen, dass ein Professor oder ähnliches damit Probleme hatte, wenn ein Student ein Papier beidseitig bedrucken wollte. Ich meine heute kann man doch viel eher sich selbst schon das meiste Papier sparen, wenn man die Materialien auch als Datei vorliegen hat. Ob das nun wirtschaftlich gesehen Sinn macht, müsste man halt mal ausrechnen. Es ist doch nicht so, dass es keine Leute gibt, die sich mit so etwas beschäftigen, oder? Zumal die Lehrkörper und Studenten ja auch ein paar Ideen dazu beitragen können sollten. Mit Verlagen von Büchern könnte man versuchen eine Art Pauschalbetrag zu vereinbaren, dann könnte der Lehrer auch da die Seiten einscannen und entsprechend weiterleiten. Bibliotheken gibt es dann ja auch noch. Stühle und Tische und ähnliches halten ja nun wirklich sehr lange. Ich weiß nicht, warum man nicht mal, wie bei so vielen anderen Dingen auch, da nicht mal ein wenig kreativer ist und darüber nachdenkt, wie man etwas ändern könnte. Es gibt doch so viele Optionen, die man auf Alltagstauglichkeit/Wirtschaftlichkeit, etc. überprüfen kann.

"Apps" kommen doch auch ständig neue auf den Markt. Da sollte "man" sich doch auch einfach mal etwas Nützliches für die Studenten ausdenken können - meiner Meinung nach.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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