Kinder zur Klassenfahrt zwingen

vom 07.02.2011, 20:38 Uhr

Ich schätze mal, dass das Klima in der Klasse unter den Schülern nicht besonders gut ist, und wahrscheinlich auch ist auch das Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer nicht das beste, weil sonst müssten die Lehrer nicht zu dem Mittel greifen, dass sie die Eltern auffordern, ihre Kinder zu zwingen. Mir kommt die Situation sehr kritisch vor und auf keinen Fall würde ich mein Kind auf die Klassenfahrt zwingen.

Ich würde viel eher den Kontakt zu den anderen betroffenen Eltern suchen und gemeinsam versuchen herauszufinden, was die Kinder für Gründe haben, warum sie nicht mitfahren möchten. Wenn es an einem gestörten Verhältnis zu den Lehrern liegt oder wenn es Probleme innerhalb der Klassengemeinschaft gibt, dann sollte man mit Hilfe des Direktors, eines Mediators oder eines Schulpsychologen versuchen, eine Lösung zu finden. Denn sonst wollen die Kinder bald nicht mehr nur nicht auf die Klassenfahrt mitfahren sondern auch nicht mehr in die Schule gehen.

Das geringe Interesse der Eltern an der Teilnahme an Elternabenden ist ein anderes Problem, dass ist eine Sache, die leider immer mehr um sich greift. Immer weniger Eltern haben die Zeit, sich für den Schulalltag ihrer Kinder aktiv zu engagieren, als Elternvertreter tätig zu sein oder sich anderswie in den Schultag einzubringen. Selbst Aufrufe zu Kuchenspenden für die Schulfeste enden meist damit, dass man irgendeinen gekauften Kuchen bekommt, statt dass die Eltern dies zum Anlass nehmen, gemeinsam mit den Kindern etwas zu backen.

Eine Situation wie die beschriebene empfinde ich persönlich als sehr kritisch und ich würde wirklich alles daran setzen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Gerade, wenn es öfter Probleme mit den Lehrern gibt, sollte man der Sache auf den Grund gehen, mit dem Direktor sprechen oder zum Landesschulrat gehen. Der größte Fehler wäre es jetzt, die Situation so weiter laufen zu lassen.

» wolfsmama » Beiträge: 216 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kann so viele Gründe geben, wieso die Kinder sich mehrheitlich gegen diese Klassenfahrt aussprechen, daß es ganz sicher falsch ist, das Kind zur Teilnahme zu zwingen. Vielmehr gilt es herauszufinden, was die genauen Gründe für diesen Veranstaltungsboykott sind - und das können mehrere sein.

Ich habe während meiner Schulzeit insgesamt drei mehrtägige "Klassenfahrten" bzw "Stufenfahrten" gemacht, und Probleme gab es bei allen, wenn auch immer unterschiedliche. Grundsätzlich hatten wir das Problem, daß die Leute aus unserer Stufe in ihrer Freizeit mit wenigen Ausnahmen froh waren, wenn sie die Pappnasen aus der Schule nicht auch noch sehen mußten - das war nicht mal "Cliquenbildung", sondern fast "Einzelkämpfertraining"; im Endeffekt hatten wir nachher unter 48 Abiturienten 45 Splittergruppen und 3 Pärchen.

Nächster "Knackpunkt" waren der oder die betreuenden Lehrkräfte. In der 8 kam die (eher unbeliebte) Klassenlehrerin mit, die dann auch noch ein "Programm" bot, das den meisten nicht zusagte - wirf noch die eher miserable Verpflegung in der Jugendherberge dazu, und die Tatsache, daß diese eine Burg war, die natürlich oben auf einem Berg war (also mit Gepäck da hoch, weil der Bus nicht konnte, und nach "Wanderungen" auch immer solche Anstiege) - da hattest du schnell keine Lust mehr, schon gar nicht auf wandern, und Tischtennisplatten hatten wir ja auch auf dem Schulhof - wieso also dafür auf so eine Fahrt gehen? Eben.

Die nächste Fahrt war die "Schneefahrt" nach Südtirol mit der 10. Diese war im großen und ganzen weit beliebter, weil man eben Skifahren konnte, aber wir "mußten" einen Lehrer mitnehmen, der wirklich verhaßt war, und jeder vermied es, sich mit ihm abgeben zu müssen. Im Endeffekt sollte er nachher die "Anfänger" betreuen, und wir haben uns alle sehr angestrengt, um eben mit jemand anderem unterwegs zu sein - das endete darin, daß er eine einzelne totale Pflaume durch den Schnee scheuchte. Der Junge tat uns nur noch leid, aber solange der Lehrer eine "Beute" hatte, waren wir ihn wenigstens los. Auch konnte man vor Ort "in den Ort" gehen, da wir in einer Pension und nicht in einer Jugendherberge untergekommen waren, und so haben wir die ein oder andere Pizzeria oder Kneipe unsicher gemacht. Da nachher sogar Betreuer uns geholfen haben, besagtem Lehrer aus dem Weg zu gehen, war es nachher akzeptabel.

Bleibt die Studienfahrt in der 12, nach Schottland, und man erklärte uns, daß eben dieser Lehrer, der ja neben Sport auch noch Englisch unterrichtete, dort mitkommen solle - worauf die komplette Stufe sich mit genau dieser Begründung weigerte, teilzunehmen. Wieso sollten wir für Folter auch noch bezahlen? Eben darum bekamen wir dann doch einen anderen Lehrer als männliche Begleitperson (mit den Damen hatten wir kein Problem, die waren zwar hart, aber trotzdem beliebt)- Insofern sieht man hier, daß ein solcher gezielter Protest auch etwas bewirken kann.

Der Beschreibung nach vermute ich, daß bei dieser Klassenfahrt mehrere Faktoren zusammenkommen - die Klasse ist normalerweise vielleicht froh, wenn die Schule vorbei ist, da sie dann ihre richtigen Freunde treffen können, die begleitenden Lehrer könnten genau die falschen sein, und auch das Ziel (ich sag nur Wandern - das will kein 14jähriger, geht das irgendwann auch mal in den Pädagogenschädel?) kann genau so unbeliebt sein. Da die Schüler ja indirekt ihre "Freizeit" in diese Fahrt mitinvestieren, gibt es also gute Gründe, hier etwas unerwünschtes zu boykottieren.

Insofern sollte das Gespräch mit anderen Eltern und auch den Kindern gesucht werden - sie sollen konkret sagen, wieso sie nicht mit möchten, und dann sollte man gemeinsam zusehen, daß diese Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Wenn alles bleibt, wie es derzeit ist, denke ich, daß die Klassenfahrt mangels Beteiligung ausfallen wird.

Benutzeravatar

» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann mich nicht erinnern, daß man sich auch nur einmal an diese "Sperrstunde" gehalten hätte. Sie wurde halt ausgesprochen, weil das so sein mußte, aber ich glaube nicht, daß es kontrolliert wurde. Hätten wir es übertrieben und uns bis nachts vollaufen lassen, dann schon, aber in einem gewissen Rahmen hat man doch seinen Freiraum. Auf so einer Fahrt drücken doch die meisten Lehrer ein Auge zu.

Wenn diese Lehrer aber recht wenig beliebt sind, das Ziel öde und die Klassengemeinschaft auch nicht der Hit ist, dann kann ich irgendwo nachvollziehen, daß viele keine Lust haben, so wegzufahren. Schade, die Schulzeit ist doch die schönste Zeit des Lebens (das merkt man immer erst hinterher), da müßte man solche Sachen wirklich genießen können.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es echt sehr schlimm, wenn manche Eltern denken, dass ihre lieben kleinen Kinder in dem Alter noch nicht langsam selbst entscheiden können was gut für sie ist und was sie wollen. Wäre das Kind sieben Jahre jünger, dann könnte ich es verstehen,wenn die Eltern noch für sie entscheiden, aber in dem Alter? Echt unmöglich, ich glaube, die haben da bei der Entwicklung des Kindes was verpasst.

Des weiteren kann ich es sehr gut verstehen, wenn das Kind nicht mit auf Klassenfahrt möchte. Du hast ja auch gesagt, dass ihre besten Freundinnen alle nicht mitfahren und dass da dann fast nur Leute sind, mit denen sie sonst nichts zu tun hat, oder Leute, die sie nicht leiden kann. Daher würde ich an ihrer Stelle auch nicht mitfahren. Jedoch hätten meine Eltern genug Verständnis dafür und würden das mich selbst entscheiden lassen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Eine Klassenfahrt zählt als Unterricht und ist somit eine Pflichtveranstaltung und ich kann den Hinweis des Lehrers schon nachvollziehen, das wohl auch die Eltern wenig Interesse zeigen, wenn kaum jemand zur Versammlung erschienen ist. Sowas ist mir vollkommen neu, denn auch die Eltern sind da noch in der Pflicht, wenn der Lehrer ein Zusammenkommen einberuft.

Zudem bedeutet eine Klassenfahrt nicht zwangsläufig nur wandern. Für sowas gab es bei uns in den unteren Klassen früher direkte Wandertage, wo man drei Stück pro Schuljahr hatte. Später wurden diese halt zusammengelegt und eine Klassenfahrt gemacht. Dazu haben wir als Schüler aber auch Vorschläge für das Ziel machen dürfen, so das man immer einen Kompromis mit dem Lehrer fand, wo es hingeht und was wir dort machen werden.

Meine Töchter haben nun als Zweitklässler auch eine Klassenfahrt. Dabei fahren beide Klassen dieser Stufe zusammen und das ganze steht unter dem Thema Märchen. Man kann also auch im Vorfeld schon genug für diese Zeit planen. Einzig das eben alle Kinder teilnehmen müssen, stand Anfangs auf wackligen Füssen, weil manche Kinder eben noch nie ohne die Eltern verreist waren. Aber auch diese waren Feuer und Flamme und so war es kein Thema, das man ein Kind hätte zwingen müssen.

Und auch einem 14jährigen Jugendlichen steht in dem Fall die Entscheidung nicht allein zu. Dazu gibt es halt Gesetze, wo die Eltern die Entscheidungsgewalt haben. Noch dazu, das wir eben in Deutschland auch eine Schulpflicht haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^