Klage gegen Nutella
Wegen der irreführenden Werbung des allseits bekannten Brotaufstrichs Nutella zog eine kalifornische Mutter vor Gericht. angeblich war sie "geschockt" als sie erfuhr, dass Nutella ebend nicht "gesund und nahrhaft" ist. Stattdessen einen "gefährlich hohen Anteil gesättigten Fettes" und maßlos viel Zucker enthält. So jedenfalls hieß es in der Klageschrift von Athena Hohenberg, welche die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag der Öffentlichkeit vorlas.
Sie forderte von dem bekannten Lebensmittelkonzern "Ferrero" Entschädigungen für alle US-Bürger, die seit dem inzwischen weit zurückliegenden Jahr 2000 einmal oder auch mehrfach Produkte der Marke Nutella gekauft haben.
Hohenberg ist die Mutter eines Kindes im Alter von etwa vier Jahren. Sie begründetete ihre Klage damit, dass Nutella angeblich damit werbe, zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung beizutragen. Angeblich werden damit haufenweise Verbraucher in die Irre geführt. Ebenfalls forderte sie in ihrer Klage, dass Nutella seine Werbung ändern müsse.
Ich finde das ganze leicht albern. Ich meine okay, die Werbung von Nutella deutet teilweise darauf hin, wer kennt sie nicht? Aber es ist doch klar, dass das ungesund ist. Ich meine, es ist ja eine SCHOKOcreme. Schokolade hat ja auch massenhaft Zucker, Fette und so weiter. Wieso glaubt sie dann, dass das in Nutella anders wäre? Manche Leute haben echt zu viel Zeit. Vor allem für alle US-Bürger die seit dem Jahr 2000 dieses Produkt gekauft haben Ersatz fordern. Das finde ich echt heftig.[/b]
Ich habe das auch schon gehört beziehungsweise gelesen und finde diese Klage ebenfalls lächerlich. Da freuen sich gerade einmal ein paar Anwälte über einen zusätzlichen Verdienst. Mehr sehe ich da nicht dahinter. Wirklich ernst gemeint kann diese Klage ja doch nicht sein.
Aber man will gar nicht glauben, was Leute so von der Werbung alles glauben. Ich habe einmal eine Zeit lang als Ernährungsberaterin für Übergewichtige gearbeitet. Mir viel dann eines Tages auf, dass einige Klienten von mir davon berichtet haben, dass sie nur noch fettfreies Öl verwenden! Ich habe dafür zunächst einmal keine Erklärung gehabt was sie damit meinen, aber da das eben schon vier oder fünf mal von verschiedenen Personen gesagt wurde, ging ich dem auf die Spur.
Ich habe dann konkreter nachgefragt um welches Öl es sich dabei handelt und so kam ich drauf, dass zu dieser Zeit eine Ölmarke damit Werbung gemacht hat, dass es cholesterinfrei sei. Daraus haben dann einige eben geschlossen, dass es automatisch fettfrei sei. Unglaublich, aber wahr!
So kann es bei der Nutella Werbung auch sein, dass da dann einige Menschen wirklich daran glauben, dass Nutella zu einer ausgewogenen Ernährung beiträgt und demnach gesund sei. Ich konnte mich während der Zeit wo ich als Ernährungsberaterin gearbeitet habe von einigen solcher lustigen Anekdoten überzeugen. Werbung beeinflusst manche eben doch mehr als man meinen mag. Eine wirkliche Chance wird sie mit dieser Klage jedoch nicht haben.
Diese Klage setzt die Reihe absurder Gerichtsverfahren in den Vereinigten Staaten fort. Beispielsweise verklagte eine Frau vor einigen Jahren die Hersteller des Potenzmittels "Viagra", weil ihr Mann ihr angeblich wegen der Wirkung der Pille mit einer jüngeren Frau fremdgegangen sei. So lächerlich das klingen mag hat man in Amerika scheinbar durchaus eine Chance ein solches Verfahren zu gewinnen, schließlich sitzen in der Jury ja bekanntlich keine Juristen, sondern unbeteiligte Laien, die bestimmt auch für Bestechungen empfänglich sind.
Vielleicht hat die Klage sogar Erfolg, obwohl ihr Inhalt natürlich albern ist. Man kann ja als Hersteller eines Nahrungsmittels in der Regel davon ausgehen, dass Kunden die Produktinformationen über die Inhaltsstoffe auf der Verpackung lesen können und kein derartiges Maß an Dummheit an den Tag legen, dass sie jeden Schwachsinn glauben, den ihnen die Werbung präsentiert.
Ich habe noch nichts von dieser Klage gehört, finde sie allerdings mal wieder typisch für Amerikaner, so dass mich eine solche Klage eigentlich gar nicht verwundert. Die Amerikaner sind ja bekannt dafür, dass sie Gott und die Welt an- und verklagen und teilweise dann auch noch Recht bekommen, egal wie skuril das Ganze ist.
In diesem Fall denke ich nun einmal wieder, dass die Mutter vielleicht das Geld nötig hat oder wirklich extrem dumm ist. Letzteres würde ich aber eher ausschließen, denn dann hätte sie bestimmt nicht die Idee gehabt, die Herstellerfirma zu verklagen. Somit würde ich sagen, dass sie eben versucht, Geld auf diese Weise einzutreiben so nach dem Motto "Mal schauen, ob es klappt".
Ich finde diese Klage wie die meisten hier ebenfalls ziemlich lächerlich. In Deutschland würde es auch niemals zu einer Veruteilung kommen. In Amerika kann das jedoch schon wieder ganz anders aussehen. Dort gab es doch schon öfters solche Verfahren, die sogar durchgegangen sind.
Ich erinnere mich auch noch an die Klage einer Person, die an Diabetes erkrankt ist und dies auf den Konsum von Schokoriegeln wie Mars und Snickers sowie Coca Cola zurückführen wollte. Gegen diese Hersteller wurde geklagt, weil sie nicht vor dem schädlichen Zucker gewarnt hatten. Soweit ich mich erinnere, war diese Klage aber in Deutschland und wurde natürlich abgewiesen. Genauso dürfte es in diesem Fall doch jetzt auch gelagert sein.
Ich kenne mich mit dem amerikanischen Rechtssystem nicht aus, aber in Deutschland würde der Klage niemals stattgegeben. Es gibt noch mehr solche Werbungen, zum Beispiel die von Bref. Eine Frau sprüht einen Schwamm mit Bref ein und entfernt Schmutz, bei dem selbst meine Flex Probleme hätte. Solche Werbungen finde ich irreführend, weil ich eben nicht mehr weiß, was ich kaufen soll. Heutzutage muss ich ja damit rechnen, angelogen zu werden.
Aber zurück zum Thema: Niemand kann mir erzählen, dass er denkt, Nutella sei gesund. Ebenso wie Kinderriegel: "Viel frische Milch". Der Kinderriegel besteht wahrscheinlich nur aus Milchpulver, also nichts mit frischer Kuhmilch. Des weiteren wäre die Klage insoweit unmöglich, als dass Nutella niemals Schadenersatz für Millionen von Kunden zahlen könnte. Würde der Klage stattgegeben, was ich sogar in den Vereinigten Staaten bezweifle, erreicht die Klägerin höchstens das Verbot der Werbung - nicht mehr.
Na so eine Klage passt doch wunderbar zum Thread Das McDonalds Kaffee Urteil - oder: US Sensationsurteile? und genau so wird es dann auch enden; wenn man mal die ganze Sache von hinten aufrollt. Sollte es zu einem Prozess kommen, dann wird wohl kaum viel bei der Klägerin hängen bleiben.
Davon abgesehen ist ja auch vom Anwalt der Dame geplant, diese Klage zu einer Sammelklage zu machen und so dann gegen Ferrero vorzugehen. Und da auch in Deutschland Verbraucherschützer erst vor kurzem erreicht haben, dass ein Hersteller nicht mehr irreführend werben darf, kann es ja gut sein, dass zumindest diesem Anliegen Rechnung getragen wird. Ansonsten - erst mal abwarten, was aus dieser Sensationsmeldung letzten Endes wird.
Wenn ich solche Dinge lese, wünsche ich mir einen "Einkaufsführerschein", den jeder ablegen müsste, bevor er einen Supermarkt, Wochenmarkt oder sonstige Einkaufsmöglichkeiten betritt. Ich kann manchmal nicht glauben, mit welchen merkwürdigen Ideen manche Leute die Gerichte bemühen wollen. Wenn jemand so blöd ist, seinen Verstand (sofern vorhanden) vor dem Supermarkt abzugeben, ist ihm wirklich nicht mehr zu helfen. Bestimmte Lebensmittelhersteller oder Anbieter dann dafür verantwortlich zu machen, dass man selbst nicht geradeaus denken und lesen kann, finde ich wirklich ziemlich erbärmlich.
Dass Nutella sich nicht hinter Äpfeln und Salatblättern einreihen kann, sollte auch dem dümmsten Verbraucher klar sein. Dass zu viel Fett und Zucker nicht nur dick machen, sondern auch zu gesundheitlichen Problemen (Arteriosklerose, Diabetes, etc.) führen können, ist der breiten Masse wohl auch nicht erst seit gestern bekannt. Daher habe ich auch kein Verständnis dafür, wenn sich jemand hinstellt und so tut, als hätte er von nichts gewusst, weil die Werbung ja etwas anderes gesagt hat. Die Werbung suggeriert auch, dass man von jeder Frau sofort begehrt wird, wenn man sich mit einem bestimmten billigen Deospray einsprüht. Vielleicht sollte man Axe auch verklagen, weil bei dem Gestank die Leute wohl eher laufen gehen als einem hinterher zu rennen. Dass Werbung ein bestimmtes Image transportiert, um damit gezielt Käufer anzusprechen, ist ja sicher ebenfalls hinlänglich bekannt.
Hier hat einfach eine Frau ihre Chance gesehen und will sich schnell ein paar Dollar verdienen. Ich kann nicht glauben, dass sie selbst nicht weiß, dass Werbung und Produkt meistens zwei Paar Schuhe sind. Dass sie im Namen aller anderen Nutella-Konsumenten klagen will, zeigt nur, dass sie die maximale Aufmerksamkeit haben will. Sie hofft vermutlich, ein paar Unterstützer für ihren schwachsinnigen Kampf um Geld zu finden. Um nichts anderes geht es hier. Der Frau ist sicher nicht daran gelegen, dass Nutella künftig anders beworben wird, sondern nur daran, für sich selbst schnell etwas Geld aus dem Hersteller Ferrero zu pressen. Hoffentlich fällt sie damit schön auf die Nase - wie sicher viele andere lustige Gesellen vor ihr.
Ihr geht sehr selbstverständlich von aufgeklärten, intelligenten, gebildeten Verbrauchern aus. Dass das auch bei uns nicht der Fall ist, zeigt doch das Beispiel von tournesol mit dem cholesterinfreien Öl. Dass das nicht der Fall ist, zeigen mir z. B. auch viele Fragen und Antworten, die ich hier vorhin zum Thema Ernährung und Diät gelesen habe. Dass das nicht der Fall ist, zeigen die Verkaufszahlen im Bereich der absolut überflüssigen Nahrungsergänzungsmittel oder die Verkaufszahlen im Bereich des Functional Food.
Daaldi91 schreibt, dass man davon ausgehen kann, dass die Produktinformationen gelesen werden. Wer aber versteht, was da abgedruckt wird? Wer kennt die Feinheiten der Lebensmittelverordung und kann einordnen, was abgedruckt werden muss und was abgedruckt werden kann? Nehmt nur das Theater um Hefeextrakt und Glutamat. Dazu kommt, dass man diese Informationen z. T. gar nicht lesen kann, weil es einfach zu klein ist. Jeder ab 45 wird verstehen, was ich meine.
Gerade Werbeversprechen im Bereich Gesundheit und Nahrung sind doch immer wieder in der Diskussion. Mir erzählen auch heute noch immer wieder Leute, wie gesund diese Activia Joghurts doch wären, obwohl jeder weiß, dass da nichts dran ist. Hier weiß keiner genau, was wahr oder falsch ist. Und die Firmen versprechen auf sehr findige Weise eben das, was gesetzlich gerade noch so erlaubt ist.
Ich erwähne auch noch eine Befragung zum Thema, ob man wisse, was man in der Werbung glauben könne und was nicht? (Outfit 6 Erhebung, veröffentlicht im Spiegel, April 2007) Hier haben fast ein Drittel der über 10000 Befragten geantwortet, sie wüssten es eher nicht oder überhaupt nicht. Auch das zeigt, dass das lange nicht so selbstverständlich ist, wie ihr es darstellt.
Dass man nun hingeht und wegen so etwas klagt, das ist dann wieder eine andere Sache. Ich finde aber, dass man nicht selbstveständlich davon ausgehen kann, dass Verbraucher in jeder Hinsicht Bescheid wissen und wie ich gezeigt habe, sieht die Realität da auch ganz anders aus. Wenn ein Nahrungsmittelhersteller eine Art Gesundheitsversprechen macht, dann muss er grundsätzlich dafür einstehen. Unser Rechtssystem ist da eben nicht ganz so rigoros, dafür wird bei uns geklagt, weil beim Nachbarn der Obstbaum zu laut raschelt.
Spätestens seitdem ich gehört habe, dass tausende Amerikaner mit Absicht ihre Neuwagen gegen die Wand gesetzt haben, weil in der Bedienungsanleitung nicht stand, dass die Wagen bei nicht getretener Kupplung "von alleine" fahren, um anschließend einen neuen Wagen und Schadensersatz zu bekommen, traue ich den Amerikanern so ziemlich Alles zu. Im Gegensatz zu Deutshland wird Verbraucherschutz da nämlich nicht nur groß geschrieben
Ich persönlich halte die Klage natürlich für ungerechtfertigt, aber in den USA ist schon so Einiges möglich. Trotzdem denke ich, dass diese Klage kaum eine Chance haben wird, gerade aufgrund des pauschalen Charakters, da einmaliger Verzehr von Nutella wohl keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Zudem könnte Ferrero damit argumentieren, dass Nutella im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung nicht ungesund sein muss.
Was Verbrauchertäuschung im Allgemeinen angeht bin ich auch sehr schockiert, wie Produkte mit Hefeextrakt oder Soja (mit natürlichem Glutamat) als frei von Geschmacksverstärkern verkauft werden dürfen. Stattdessen wurde es vom Gesundheitsministerium als "charakteristischer Lebensmittelzusatzstoff" und damit als nicht Sonderkennzeichnungspflichtig eingestuft.
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